Pflanzen. CLXX1X. Bd. XL No. 92.
M E R K W Ü R D I G E PF LAN Z E N,
Die doppelte Cocmsnufs oder die Co-
cusnufs der Seschellen.
( Lodoicea sechellarum. )
,' Ehe der einzige Ort in der Welt, wo diese Nüs-
se wachsen, im Jahr. 1743 entdeckt wurde, war über
sie nichts bekannt, als dafs man sie bei den Maldivi-
schen Inseln im Meere schwimmend finde, daher sie
von den Franzosen auch Coco de mer oder des Mal-
dives genannt werden. Lange (selbst noch zu des
Holländischen Naturforschers Rumpf Zeit) galt diese
Nufs für das merkwürdigste aller Naturwunder, das
im Meere gefunden werde. Rumpf hielt sie für eine
Frucht, welche in der See selbst wachse, an einer
bis dahin noch nicht entdeckten Pflanze. Die Malayi-
schen und Chinesischen Matrosen behaupteten, dafs sie
die Frucht einer tief unter dem Wasser stehenden
Palme sey, die man an der Küste von Sumatra in
stillen Buchten sehen könne, welche aber, wenn man
nach ihr untertauchen wolle, sogleich verschwinde.
Die Priester der Neger versicherten, dafs diese Palme
bei der Insel Java wachse und in ihren Blättern, die
über das Wasser hervorragten, ein furchtbar grofser
Vogel niste, der des Nachts hervorkomme und selbst
Tiger, Elephanten und Rhinozerosse niederreifse und
fortschleppe. Man hielt daher diese Nüsse, von de-
nen diese und noch viel mehr wunderbare Dinge er-
zählt wurden, für etwas aufserordentlich Werthvol-
les, und auf den Maldivischen Inseln mufsten sie
bei Todesstrafe an den König abgeliefert werden, der
sie zu sehr hohen Preisen, das Stück zu 60 — 150 Kro-
nen, verkaufte, oder als das höchste Zeichen seiner
Gnade verschenkte. Man schrieb ihnen zugleich grofse
medicinische Eigenschaften zu, daher sich vornehme
Leute a,us ihrer Schaäle kostbare Gefäfse machen lie-
fsen, in welche sie ihren Tabak und Betel thaten,
..wodurch sie alle schädlichen Einflüsse von sich abzu-
halten glaubten. Durch die Entdeckung der Sechel-
les-lnseln, welche nordöstlich von Madagaskar lie-
gen, wurde es jedoch bekannt, dafs diese Nüsse gleich
allen andern Cocosnüssen auf Palmen wachsen und
ihr Werth wurde dadurch bald so sehr herabgesetzt,
dafs man sie jetzt nur noch als eine Curiosität
betrachtet. Man hat indefs diese Palmenart bis jetzt
nur auf jenen Inseln gefunden, welche zu ihrer
vollkommenen Entwickelung 130 Jahre bedarf, und
von den Einwohnern zu mannichfaltigem häusli-
chen Gebrauch benutzt wird. Das junge Laub,
welches am gröfsten und schönsten ist, wird zu
Hüten und Mützen verarbeitet, die in der Mitte des-
selben sitzende grofse Blattknospe, der sogenannte
Kohlkopf, wird gegessen und der Schaft zu Wasser-
trögen und Pfosten, so wie das ältere Laub zum
Decken der Hütten verbraucht ; die an den jungen
Blättern sitzende Wolle aber zum Ausstopfen von
Matratzen und Kissen, so wie die Nüsse selbst zii
Wasserflaschen, Näpfen, Tellern und andern Gefä-
fsen, welche ihrer Dauerhaftigkeit wegen sehr
geschätzt sind. Der Schaft wird zuweilen bis an
100 Fufs grofs und hat bis zur Krone, die aus 12—
20 hellgrünen Blättern, 8—10 Fufs lang und 5—6
Fufs breit, bestehen, etwa 1 Fufs im Durchmesser.
Die männlichen und weiblichen Blüthen werden
auf verschiedenen Stämmen erzeugt, bilden aber
beide einen Kolben, an dessen Basis sich, kleine
Blumenscheiden befinden. Der Kolben (Fig. 3.)
der männlichen Pflanze ( Fig. 1. ) gleicht dem Kätz-
chen einer Weide und wird an 4 Fufs lang. Der
Kolben (Fig. 5.) der weiblichen Pflanze (Fig. 2.) ent-
springt, wie jener, aus der Achsel der Blätter und
ist an 4 Fufs lang, dick und wollig, an welchem die
weiblichen Blumen sitzen. Während die Frucht der
einen schon vollkommen reif ist, findet sich der
Fruchtknoten einer andern noch nicht befruchtet.
Dieser Fruchtknoten ( Fig. 6. ) ist von 6 dicken Blät-
tern eingeschlossen , und von der Form und Grofse
eines starken Apfels. In jeder Fruchthülle findet
man 1 — 3, selten 4 Nüsse ( s. Fig. 7.). Diese sind
1 Fufs lang, breit, elliptisch, von schwarzbrauner
Farbe, sehr harter holziger Textur und in der Mitte
durch eine dicke Scheidewand getrennt, in der sich
aber eine Oeffnung befindet, aus welcher der Keim
der jungen Pflanze hervorkommt. Die Höhle ist
von der sehr harten, nur schwer zu durchschneiden-
den Mandel ausgefüllt. Diese Frucht bedarf zu
ihrer Reife ein volles Jahr und manchmal fällt sie
erst nach 3 Jahren von der Palme ab, da dann der
Keim, ehe er sich von der Nufs ganz ablös't, erst
eine bedeutende Strecke fortkriecht, durch eine Wur-
-zel an ihr festgehalten, bis er selbst in die Erda
dringt.
M E R K W Ü R D I G E PF LAN Z E N,
Die doppelte Cocmsnufs oder die Co-
cusnufs der Seschellen.
( Lodoicea sechellarum. )
,' Ehe der einzige Ort in der Welt, wo diese Nüs-
se wachsen, im Jahr. 1743 entdeckt wurde, war über
sie nichts bekannt, als dafs man sie bei den Maldivi-
schen Inseln im Meere schwimmend finde, daher sie
von den Franzosen auch Coco de mer oder des Mal-
dives genannt werden. Lange (selbst noch zu des
Holländischen Naturforschers Rumpf Zeit) galt diese
Nufs für das merkwürdigste aller Naturwunder, das
im Meere gefunden werde. Rumpf hielt sie für eine
Frucht, welche in der See selbst wachse, an einer
bis dahin noch nicht entdeckten Pflanze. Die Malayi-
schen und Chinesischen Matrosen behaupteten, dafs sie
die Frucht einer tief unter dem Wasser stehenden
Palme sey, die man an der Küste von Sumatra in
stillen Buchten sehen könne, welche aber, wenn man
nach ihr untertauchen wolle, sogleich verschwinde.
Die Priester der Neger versicherten, dafs diese Palme
bei der Insel Java wachse und in ihren Blättern, die
über das Wasser hervorragten, ein furchtbar grofser
Vogel niste, der des Nachts hervorkomme und selbst
Tiger, Elephanten und Rhinozerosse niederreifse und
fortschleppe. Man hielt daher diese Nüsse, von de-
nen diese und noch viel mehr wunderbare Dinge er-
zählt wurden, für etwas aufserordentlich Werthvol-
les, und auf den Maldivischen Inseln mufsten sie
bei Todesstrafe an den König abgeliefert werden, der
sie zu sehr hohen Preisen, das Stück zu 60 — 150 Kro-
nen, verkaufte, oder als das höchste Zeichen seiner
Gnade verschenkte. Man schrieb ihnen zugleich grofse
medicinische Eigenschaften zu, daher sich vornehme
Leute a,us ihrer Schaäle kostbare Gefäfse machen lie-
fsen, in welche sie ihren Tabak und Betel thaten,
..wodurch sie alle schädlichen Einflüsse von sich abzu-
halten glaubten. Durch die Entdeckung der Sechel-
les-lnseln, welche nordöstlich von Madagaskar lie-
gen, wurde es jedoch bekannt, dafs diese Nüsse gleich
allen andern Cocosnüssen auf Palmen wachsen und
ihr Werth wurde dadurch bald so sehr herabgesetzt,
dafs man sie jetzt nur noch als eine Curiosität
betrachtet. Man hat indefs diese Palmenart bis jetzt
nur auf jenen Inseln gefunden, welche zu ihrer
vollkommenen Entwickelung 130 Jahre bedarf, und
von den Einwohnern zu mannichfaltigem häusli-
chen Gebrauch benutzt wird. Das junge Laub,
welches am gröfsten und schönsten ist, wird zu
Hüten und Mützen verarbeitet, die in der Mitte des-
selben sitzende grofse Blattknospe, der sogenannte
Kohlkopf, wird gegessen und der Schaft zu Wasser-
trögen und Pfosten, so wie das ältere Laub zum
Decken der Hütten verbraucht ; die an den jungen
Blättern sitzende Wolle aber zum Ausstopfen von
Matratzen und Kissen, so wie die Nüsse selbst zii
Wasserflaschen, Näpfen, Tellern und andern Gefä-
fsen, welche ihrer Dauerhaftigkeit wegen sehr
geschätzt sind. Der Schaft wird zuweilen bis an
100 Fufs grofs und hat bis zur Krone, die aus 12—
20 hellgrünen Blättern, 8—10 Fufs lang und 5—6
Fufs breit, bestehen, etwa 1 Fufs im Durchmesser.
Die männlichen und weiblichen Blüthen werden
auf verschiedenen Stämmen erzeugt, bilden aber
beide einen Kolben, an dessen Basis sich, kleine
Blumenscheiden befinden. Der Kolben (Fig. 3.)
der männlichen Pflanze ( Fig. 1. ) gleicht dem Kätz-
chen einer Weide und wird an 4 Fufs lang. Der
Kolben (Fig. 5.) der weiblichen Pflanze (Fig. 2.) ent-
springt, wie jener, aus der Achsel der Blätter und
ist an 4 Fufs lang, dick und wollig, an welchem die
weiblichen Blumen sitzen. Während die Frucht der
einen schon vollkommen reif ist, findet sich der
Fruchtknoten einer andern noch nicht befruchtet.
Dieser Fruchtknoten ( Fig. 6. ) ist von 6 dicken Blät-
tern eingeschlossen , und von der Form und Grofse
eines starken Apfels. In jeder Fruchthülle findet
man 1 — 3, selten 4 Nüsse ( s. Fig. 7.). Diese sind
1 Fufs lang, breit, elliptisch, von schwarzbrauner
Farbe, sehr harter holziger Textur und in der Mitte
durch eine dicke Scheidewand getrennt, in der sich
aber eine Oeffnung befindet, aus welcher der Keim
der jungen Pflanze hervorkommt. Die Höhle ist
von der sehr harten, nur schwer zu durchschneiden-
den Mandel ausgefüllt. Diese Frucht bedarf zu
ihrer Reife ein volles Jahr und manchmal fällt sie
erst nach 3 Jahren von der Palme ab, da dann der
Keim, ehe er sich von der Nufs ganz ablös't, erst
eine bedeutende Strecke fortkriecht, durch eine Wur-
-zel an ihr festgehalten, bis er selbst in die Erda
dringt.