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Rhein, Südwest

EINZELPREIS 11 PFENNIG / MÜNCHEN, 17. OKTOBER 1942 / 10. JAHRGANG / FOLGE 21

Wie denken Italien und Japan ?

Was heißt politischer Student?

MUnchen, 17. Oktober

Diese Folge der „B e w e g u n g" veröffent-
licht in einigen Aufsätzen von italienischen
und japanischen Kameraden Arbeitsergebnisse
der gemeinsamen Tagung der Reichsstu-
dentenführung, der Gruppe Univer-
sitär iFaschisti und der japanischen
Akademiker in Europa, die vor kurzem in
Venedig stattfand. Wenn man die Aufsätze
unserer italienischen und japanischen Freunde
und Kampfgefährten liest, dann muß man natür-
lich zunächst in Rechnung stellen, daß die ver-
tretenen Anschauungen in der eigenen Sprache
viel klarer herauskommen würden, als wenn
man sich an Übersetzungen- halten muß. An-
dererseits aber ist es für uns von großem Inter-
esse, in genauen bis ins einzelne gehenden
Darstellungen, deren Formulierungen wort-
getreu aus dem Italienischen und Japanischen
übersetzt sind, den Standpunkt der italienischen
und japanischen studentischen Jugend kennen-
zulernen. Man kommt durch diese Darstellungen
viel näher an die eigentlichen Ziele, die Italiens
und Japans Studenten bewegen, heran und fin-
det ein besseres und engeres Verhältnis' zu
ihrem Wollen.

Wie die drei italienischen Aufsätze erweisen,
setzt sich das italienische Studententum in-
sonderheit mit der faschistischen Staatsidee

auöeji.a'ilüfci. 3s rtitilL £tin« Litjsul utit Aufkäufe

darin, innerhalb dieses Staatssystems seinen
Platz und seine Stellung zu finden und über
die praktische Arbeit hinaus an der ideellen
Gestaltung der Gegenwart und der Zukunft mit-
zuarbeiten und leitende Ideen oder Ideologien
herauszustellen. In der Arbeit sind italienische
und deutsche Studenten gerade in diesem Kriege
gleichgerichtet. Die Italiener sehen wie wir den
ungeheuren Wert der soldatischen Bewährung
und des soldatischen Kampfes für die Bildung
der einzelnen Persönlichkeit, erkennen den
Wert der körperlichen Erziehung und steuern
darauf hin, das gesamte Arbeitsleben des Stu-
denten politisch zu unterbauen.

Ist der japanische Student politisch ?

Auf den ersten Blick mutet der Standpunkt
der japanischen Kameraden anders an. Es ist
nämlich ausdrücklich davon die Rede, daß sich
der Student in Japan von den politischen Er-
eignissen und der politischen Betätigung fern-
halten soll, um nur den Erfordernissen seines
Studiums zu leben. Lesen wir aber etwas
genauer die japanischen Thesen nach, dann
spüren wir, daß der japanische Student im letz-
ten Sinne auch ein eminent politischer Student
s'ein soll. Wir hören davon, wie der japanische
Student unmittelbar in die Aufgaben des jetzi-
gen Geschehens mit voller Bewußtheit einge-
schaltet wird, wie er im Kampf um Groß-Ost-
asien teilnehmen soll, wie er diesem Kampf
seine geistige Grundlegung geben soll, wie er
in die unmittelbar politische. Arbeit durch die
Betätigung innerhalb der nationalen Partei zur
Unterstützung des Thrones verantwortlich ein-

Aus dem Inhalt:

Dr. Heinz Wolff:

Was heißt politischer Student?

Dr. Enrico Fulehignonii

Kulturpolitische Wege der faschisti-
schen akademischen Jugend

Dr. Mario Nigroi

Die Studenten im faschistischen
Italien

Dr. Saburoj Sehimjzui

Die sozialpolitische Erziehung
der japanischen Universitätsjugend

Dr. Giuseppe Lo n g o:

Sozialpolitischer Kampf der faschi-
stischen Studenten

Ingvelde Karwehli »

Biennale 1942 in Venedig

Das Zusammentreffen in Venedig war die erste gemeinsame Arbeitstagung der dem
Dreierpakt angeschlossenen Nationen und diente der Vertiefung der Zukunftsarbeit der
studentischen Jugend. Der Führer der deutschen Delegation, Amtsleiter der RSF., Dr. Hanns
Streit, spricht, links Dr. Erich Heyaann, der Außenamtsleiter der Reichsstudenten-
führung, rechts der Präsident der Tagung, der italienische Unterstaatssekretär Pol-

verein. Aufn.: g.u.p.

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geschaltet werden soll. Dies ist echtes und
wirkliches Verwurzeltsein in der Nation. Von
da aus gesehen ist der japanische Student nach
unserer Auffassung auch ein politischer Student.

Angesichts dieser italienischen und japani-
sehen Auffassungen ist es notwendig, kurz noch
einmal unsere Anschauung vom politischen Stu-
denten und der Notwendigkeit der politischen
Arbeit und des politischen Denkens des deut-
schen Studenten herauszustellen. Wenn-wir da-
von sprechen, daß der deutsche Student poli-
tisch sein soll, so meinen wir damit, daß er
mitten in der Zeit stehen muß. Wir meinen da-
mit, daß die Zeit ihm die tragenden Leitideen
für seine Arbeit, sein Denken und sein Han-
deln geben soll. Wir weisen ihn darauf hin,
daß er lebendigen Anteil an den großen Er-
eignissen und Geschehnissen dieser unserer Zeit
nehmen muß und daß er die hohe und ver-
pflichtende Aufgabe hat, diese Zeit kämpfend
mitzugestalten und an der neuen Zukunft un-
mittelbar aufbauend mitzuarbeiten.

Die Reichsstudentenführung geht alle Wege,
um dieses Ziel zu erreichen und um den deut-
schen Studenten wirklich im echten Sinne
politisch zu machen. Dazu sind auch äußere
Bewährungsproben notwendig, weil es. nach
unserer Auffassung nicht unsere Aufgabe ist,
sich nur um die innere Problematik der Dinge
zu kümmern und über diese zu reden und zu
schreiben. Eine solche äußere Bewährung ist
der Kampf des deutschen Studenten innerhalb
der deutschen Fronten, der in diesen Blättern
schon oft genug seine Würdigung erfahren hat
und der in den vielen Soldaten-Studenten, die
vom" Führer hohe und höchste Kriegsauszeich-
nungen erhalten haben, sein schönstes Symbol
findet. Hierzu gehört auch der Kriegseinsatz
der deutschen Studenten in der Heimat, der der
ganzen Nation unter Beweis stellen soll, daß

der Student wohl dazu da ist, seine studen-
tische . Pflicht an der Hochschule zu erfüllen,
daß er, aber darüber hinaus in Notzeiten auch
praktisch Hand anlegen muß in der Rüstungs-
industrie und bei anderen kriegswichtigen Ar-
beiten. Dieser Kriegseinsatz ist für uns ein
besonders politisches Erziehungsmittel, das die
geistige und theoretische Arbeit mit der Praxis
des Lebens verbindet.

Zu dem Aufgabenbereich der Reichsstudenten-
führung auf dem Wege der politischen Er-
ziehung des deutschen Studenten gehören dann
aber auch die vielen Förderungsmaßnahmen,
die das Studium im Krieg überhaupt eist er-
möglichen und ihm seinen tieferen Sinn geben.
Hierzu gehört der Einsatz der Reichsstudenten-
führung, um den Fronturlaubern . das Studium
zu ermöglichen. Hierzu müssen gezählt werden
die weitreichenden Maßnahmen des national-
sozialistischen Staates auf dem Gebiet einer
Sonderförderung für Kriegsteilnehmer, die dank
des Einsatzes der Reichsstudentenführung mög-
lich gewesen sind.

Alle diese Mäßnahmen aber würden das
politische Bild des deutschen Studententums
noch nicht vollständig • machen, wenn nicht
auch mitten im Krieg weiter an der Ziel-
setzung gearbeitet würde, der gesamten wissen-
schaftlichen Arbeit an der Hochschule eine
politische Grundlage zu geben.

Diesen echt politischen Studenten will die
Reichsstudentenführung erziehen. Er wird im
nationalsozialistischen Reich in der Zukunft
die ihm gebührende Stellung einnehmen und
dem Reich für seine Aufbauarbeit Nachwuchs-
kräfte zur Verfügung stellen, die die Riesen-
aüfgaben im Osten und in den zum deutschen
Lebensraum gehörenden Gebieten in Angriff
nehmen werden. Dr. Heinz Wolff.

Kulturpolitische Wege
der faschistischen Jungakademiker

Von Dr. Enrico Fulchignoni

Es genügt, sich mit den Grundsätzen unserer
Doktrin zu befassen, um sich zu überzeugen,
daß der Faschismus, weit davon entfernt, nur
politische Theorie zu sein, eine praktische
Führung für das physische Sein des einzelnen
bedeutet, und daher von jedem . einzelnen
gleichsam als Gegenthese den Verzicht jeg-
licher egoistischen Weltanschauung fordert.

Im ersten Entwicklungsstadium des Faschis-
mus nahm _ die Kunst und die Dichtung — aus
dem Kriege entstanden oder vom Kriege be-
festigt — einen typisch revolutionären Charak-
ter an. Das ist die Epoche, in der sich der Fu-
turismus und der Faschismus begegneten, die
Epoche der zahlreichen Versuche, auf dem Ge-
biete der Dichtung und des Theaters, der Musik
und der Malerei in unsere Kunstwelt oft un-
mäßige, in ihrem Streben nach Erneuerung aber
immer aufrichtige Lösungen hineinzubringen.
Wer den Orientierungen Müssolims in jener
Zeit folgt, sieht deutlich die Ahnungen seines
; Scharfblickes von ihm 'nach und nach auf die
: Künstler übergehen.'

tn^'it'mmmt Ub«-l.o- """'y\f" ~4 »"

Geschichte der künstlerischen und kulturel-
len Tendenzen von heute zu machen, heißt die
Geschichte der ,,L i 11 o r i a 1 i" zu verfolgen.

Durch die Schaffung dieser Tagungen für die
Studentengemeinschaft der italienischen Hoch-
schulen im Jahre 1934-wollte man in jenen Be-
zirken der Kultur und Kunst, denen die Ge-
setze einer betrügerischen Ästhetik jegliche
Programm-Möglichkeit weggenommen hatten,
immer gültige Ziele stecken und
die daraus folgenden Endergeb-
nisse festlegen.

Man kann sagen, daß bei jeder Zusammen-
kunft anläßlich der „Littoriäli", angefangen von
jener in Florenz bis zu denen in Rom, Venedig,
Neapel, Palermo, Triest und Bologna, durch die
Mitwirkung der Jugend die Lösung vieler Pro-
bleme, die heute zum allgemeinen
Besitz der italienischen Kultur ge-
hören, gelungen ist, welche ohne die Dis-
kussion solcher Tagungen vielleicht für lange
Zeit im Widerstreit der individuellen Dialek-
tik geblieben wären.

Ein Rückblick auf die „Littoriäli de Ha
Cultura" beleuchtet in genügendem Aus-
maße die einzelnen Phasen dieses Prozesses.

Nachdem in den ersten Jahren historische
Voraussetzungen erlangt wurden, ohne welche
" es unmöglich gewesen wäre, ästhetische Be-
trachtungen zu folgern, wurden vor allem die
Direktiven festgesetzt, nach welchen die For-
schungen geführt werden sollten.

Dieser Entwicklungsprozeß hat auf seinem
Wege seit 1934 die Erfahrung dreier Kriege ge-
sammelt: des abessinischen Feldzuges, des
spanischen und des heutigen europäischen
Krieges. Viele unserer lieben Kameraden sind
in diesen Kriegsjahren verschollen, ihr irdisches
Leben hat sich in dem fremden Boden, auf dem
sie den Namen ihres Vaterlandes hochgehalten
haben, aufgelöst, sie leben aber in unserer
Mitte, trösten und ermuntern uns, feuern uns
an, vorwärtszugehen immer weiter gegen das
Licht, gegen welches ihr Verzicht sie ge-
bracht hat.

Vor diesen jungen Menschen, vor
den Toten und Lebenden, hat sich
das kulturelle Klima des Faschis-
mus gebildet, das wir heute be-
schreiben können.

*

Wir wollen mit der Literatur und
hauptsächlich mit der Dichtung beginnen.
Von der allgemeinen bürgerlichen Wirklich-
keit eines Carducci, Pascoli und DAnnunzio
war man nach und nach gegen jene Ver-
lockungen des Ichs geschritten, die gezwun-
generweise zu einer ichliebenden Welt-
anschauung führen mußten. Von Pascoli hatten
die Futuristen jene einfache, vollkommene
Art, sich zur Wirklichkeit zu stellen, entlehnt,
um seine tiefsten Erscheinungen zu entnehmen.

Die neuen italienischen Dichter haben diese
Gefühle einem breiteren Chor übergeben, in-
dem sie die Psychologie ganz beiseite ließen.
Der Mensch verschwindet, seine Gefühle ver-
schwinden, und nackter und rauher erscheint
 
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