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Ausgabe Rhein, Südwest

IMlEtHEIl IS PFENNIG / HU N C H E N« •■JANUAR 1943 / 11. JAHRGANG f FOLGE 1

Gefolgsmänner des Führers!

Das neue Jahr

dr. h. w. München, 9. Januar 1943

Die Zukunft, die vor uns allen liegt, ist immer
ungewiß und unbekannt! Niemahd vermag einen
gültigen Blick in sie hineinzuwerfen. Nie-
mand vermag ihr Dunkel zu enthüllen und zu
enträtseln. Die Schicksalslose, die sie in sich
birgt, die Taten, die in ihr schlummern, die
Leiden, die in ihr verborgen liegen, die Freu-
den, die in ihr unser harren, sie bleiben uns
unbekannt und unklar.

Aber welcher Mensch und vornehmlich wel-
cher junge Mensch hat nicht einmal im Leben'
das Bedürfnis gehabt, in die Zukunft hinein-
schauen zu dürfen? Manche Menschen haben
diese Sehnsucht zu einer Sucht ausgebildet. Es
sind die, die es zu allen Zeiten gegeben hat, die
im Grunde aus Angst vor der Zukunft zu
mancherlei Aberglauben ihre Zuflucht nehmen.
Die einen laufen zur Kartenlegerin, die an-
deren enträtseln des Schicksals Lose aus dem
Kaffeesatz, und wieder andere versuchen aus
den Handlinien das Schicksal abzulesen. Diese
letzteren sind arme Toren. Das Leben er-
hält nämlich gerade seinen Wert
dadurch, daß uns die Zukunft ver-
schlossen bleibt, daß wir uns die
Zukunft durch unsere ^aten in der
Gegenwart selbst gestalten kön-
nen und dürfen. Das ist das hJ~hste Ge-
, Jv " «ton rlv.rch''c""'.'-i'.'i'9,'lUUij 1"°>lls?.u^" Irll" .
ruüs.i) /,' 's nur richtig ergreifen unif^Xf.^^'^len.

Kurzer Rückblick zum Jahresanfang

Es ist also deshalb gut, daß der Mensch
nicht in die Zukunft blicken kann. Es ist gut,
daß ihm die Zukunft ein verschlossenes Siegel
bleibt. Zum Beginn eines neuen Jahres wollen
wir darum nicht auf die Zukunft starren, ge-
rade jetzt, wo wir uns im größten Schicksals-
kampf unserer Nation befinden, sondern, wir
wollen nur einen kurzen Überblick ansetzen,
der uns für die Gestaltung der Zukunft Kraft
geben soll.

Unser Jahresrückblick wendet sich zunächst
unserer kämpfeijden Front zu. Es gibt wohl
keine Familie und keine Gemeinschaft, auch
keine studentische Gemeinschaft in Deutsch-
land, die nicht an diesem Jahresbeginn mit
ihren Gedanken weitab von der Heimat irgend-
wo draußen in der Welt ist. Da gehen unsere
Gedanken zu den studentischen Kameraden, die
im weiten Osten, im Kaukasus oder am Don
und an der Wolga oder im hohen Norden an
Finnlands Grenze oder an der Atlantikküste
oder an der Mittelmeerküste oder in Afrika
oder auf dem weiten Ozean stehen, fahren,
kämpfen .und Wacht halten. Die deutsche Ge-
meinschaft, auch die studentische Gemein-
schaft, ist an diesem Jahreswechsel so weit ge-
spannt wie noch nie. Sie überbrückt Räume,
die einen ganzen Kontinent, ja eine ganze Weit
ausmachen. Sie überbrückt diese Räume mit
den Gedanken der Liebe, der Treue und der
Kameradschaft.

Insonderheit aber gelten unsere Gedanken
bei einem Rückblick den gefallenen Helden.
Sie haben in diesem Schicksalskampf ihr Leben
für uns dahingegeben. Sie haben sich mit
ihrem Opier für die Nation und das Volk
erfüllt. Sie haben v ein Anrecht -darauf, von
uns nicht vergessen zu werden. Sie habten
aber den weiteren Anspruch an uns, daß
wir unermüdlich' weiterkämpfen, um ihr Ver-
mächtnis zu erfüllen. Das deutsche Studenten-
tum muß leider auf viele Gefallene aus seinen
Reihen in diesen Tagen blicken.. Das studenti-
sche Führerkorps hat in selbstverständlicher
Einsatzbereitschaft seinen Blutzoll gegeben.
Die Gestalten all der vielen studentischen
Führer, die jetzt nicht mehr bei uns sind, mar-
schieren aber weiter mit uns in die deutsche
Zukunft.

Das Jahr 1942 selbst in seinen äußeren Er-
eignissen hat uns unseren Glauben an den Sieg
nur noch verstärken können und uns eigentlich
die endgültige Gewißheit gegeben, daß dieser
deutsche Sieg errungen wird. Zu Beginn des
Jahres 1942 tobten die schwersten Kämpfe an
der weiten Ostfront. Der Führer hatte gerade
selbst das Oberkommando des Heefes übernom-
men. Die Bolschewisten warfen, unterstützt
durch die mörderische Kälte, die seit 140 Jah-
ren selbst in Rußland in dieser Form nicht mehr
getobt hatte, Reserven auf Reserven in den
Kampf und starteten eine große Offensive. Sie
wollten die deutsche Front durchstoßen und

Deutsche Studenten, Deutsche Studentinnen!

Wir treten nun in das vierte Kriegsjahr ein. Wir sind uns dabei bewußt,
daß es in diesem entscheidenden Ringen um Sein oder Nichtsein der ganzen
Nation geht. Wir haben in diesem Kriege alles zu verlieren, aber auch alles
zu gewinnen. Niemals hat uns das Schicksal eine größere Chance geboten
als gerade jetzt. Es ist unsere Sache, sie voll zu nützen.

Das deutsche Studententum steht seit Beginn des Krieges zu seinem größ-
ten Teil an der Front und tut dort mit der Waffe in der Hand für den Führer
und unsere Zukunft seine Pflicht. Viele unserer besten Kameraden haben
ihre Treue und ihre Pflichterfüllung mit dem Tode besiegelt. An der Quelle
des neuen Kriegsjahres gedenken wir dieser Kameraden in stolzer Trauer.

Kameraden und Kameradinnen! Eine große Anzahl von Euch studiert im
Kriege in der Heimat an den Hoch- und Fachschulen. Seid Euch bewußt, daß
dies eine große Anerkennung nicht für Euch, sondern gerade für den Ein-
satz des deutschen Studententums im Kriege ist. Ihr habt ja auch im Kriegs-
einsatz des Jahres 1942 in der Rüstung geschlossen Eure Pflicht erfüllt und
die höchste Anerkennung aller beteiligten Stellen erhalten. Nützt die Zeit
der Ausbildung und seid dessen eingedenk, daß wir bei unseren großen Auf-
gaben gerade auf die akademischen Berufe nicht verzichten können. In die-
sem Sinne ist das Studium Kriegsdienst.

Mein besonderer Gruß in dieser Stunde gilt den an den Hoch- und Fach-
schulen studierenden Soldaten. Ihr seid von den Fronten für einige Monate
zum Studium beurlaubt. I<^h weiß, daß Ihr dieses Studium als wirklichen
^rfegj^^atsl, y? j*?**.-***i1m.-!IAltf**äL... ■«< <•""? ^ — . -

V^ein Gruß gilt aber auch den deutschen Stadentinnen, die in dieser Zeit
mit ihrem Studium der Nation dienen und ein besonderes Verantwortungs-
bewußtsein zeigen müssen. Sie sollen immer daran denken, daß nur der die
Früchte dieser Zeit ernten kann, der sich selbst unermüdlichen der gleichen
Zeit eingesetzt und dafür gearbeitet hat.

Ebenso gilt mein Gruß den Männern des Langemarckstudiums, die als
Angehörige dieses großen sozialistischen Werkes der nationalsozialistischen
Bewegung durch den Einsatz ihrer ganzen Persönlichkeit auch der ihnen zu-
teil gewordenen Anerkennung stets dankbar bewußt sein müssen.

In gleicher Weise grüße ich die in diesem Semester in Deutschland studie-
renden Ausländer, die als Angehörige der jungen Generation der mit uns
verbündeten und befreundeten Nationen auch im Kriege die Vorzüge einer
gründlichen wissenschaftlichen Ausbildung in Deutschland genießen dürfen.

Wir wollen alle als Studenten an der Front oder in der Heimat oder als Stu-
dentinnen und auch als Alte Herren noch mehr zusammenrücken in unserer
großen Kampfgemeinschaft und auch im kommenden Jahr den Beweis dafür
erbringen, daß das deutsche Studenten- und Altherrentum in dieser schick-
salsschweren Zeit in eiserner Geiolgschaftstreue zu unserem Führer sich
bewährt und bis zum letzten einsetzt. Vom deutschen Studententum soll man
dereinst sagen: Es gehörte zu den treuesten Gefolgs-
männern unseres Führers Adolf Hitler!

1. Januar 1943.

Heil Hitler!

/

Reichsstudentenführer
Gauleiter und Reichstatthalter

zerbrechen. Sie wollten die Gebiete, die für sie
lebensnotwendig waren, wieder erobern. Sie
wollten die Widerstandskraft des deutschen
Soldaten, der diese Unbilden der Natur bis
jetzt noch nicht erlebt hatte, lähmen. Der Ab-
wehrkampf, den unsere deutsche Front führte,
war schwer und hart. Er wurde aber am Ende
ein voller Erfolg. Nirgends erreichten die Bol-
schewisten das gesteckte Ziel. Ja, es war viel-
mehr so, daß mit dem Frühjahr das Gesetz des
Handelns wieder an die deutsche Führung über-
ging. Die Halbinsel Kertsch wurde genommen,
Sewastopol wurde erobert, der große Vorstoß
im Süden wurde angesetzt, der uns bei Stalin-
grad bis an die Wolga und im Süden tief in
den Kaukasus hinein brachte. Die Bolschewisten
erlitten 'damit Lebensraumverluste, die nicht
wieder aufzuholen sind. Wenn unsere Feinde
meinen, dfr deutsche Feldzug des Jahres 1942
sei eben doch weitaus weniger mächtig als die
früheren deutschen Feldzüge zu werten, so
muß dem entgegengehalten werden, daß .die
deutsche Führung sich von vornherein nur be-
stimmte begrenzte Ziele gesteckt hatte, die sie
. alle erreicht hat. Die Offensive ging darauf
hinaus, die gewonnenen Räume endgültig zu
festigen und sie uns nutzbar, zu machen. Das
ist in vollejn Umfang gelungen.

Japan aber hat in anderen Teilen der Welt
in der gleichen Zeit einen unvorstellbaren Sie-
geszug angetreten. Es hat den US.-Amerikanern
und den Engländern schwerste Schläge ausge-
teilt, die in der Vernichtung'der amerikanischen
Flotte bei Pearl Harbour und in der Eroberung
der englischen Zwingburgen Hongkong und

Singapur ihre Höhepunkte haben. Auch Japan
ist, genau wie das nationalsozialistische Groß-
deutschland und mit ihm der europäische Kon-
tinent, aus "einem Habenichts zu einem Besit-
zenden geworden. Und der Besitz, der erobert

. worden ist, wird für den weiteren Verlauf des
Krieges entscheidend in die Waagschale gewor-
fen werdeni

Wechselvoll waren die Kampfgeschehnisse

' an der Nordafrikafront. Aber auch hier sind die
weitgesteckten Ziele US.-Amerikas und Eng-
lands nicht erreicht worden. Die Deutschen
und Italiener sind nicht aus Nordafrika ver-
trieben worden, das Vakuum in Europa, das
durch französische Verräter gebildet wurde, ist
ausgefüllt worden.

So hat das Jahr 1942 die Lage der Achse und
die Lage der verbündeten drei Großmächte nur
verbessert1 und ihre Positionen überall, ver-
stärkt. Diese Positionen sind bereits in uner-
müdlicher Arbeit ausgebaut worden, sie bilden
einen entscheidenden Faktor für die Weiter-
führung des Kampfes. Sie bilden Bürgen und
Faustpfänder des Sieges. Gewiß werden auch
noch schwere Stunden und schwere Ereignisse
kommen, aber der Nationalsozialismus weiß
das Schwere zu überwinden und hat das
Schwerste bereits überwunden. Er lebt und mit
ihm das gesamte deutsche Studententum, nach
dem Wort, daß uns Schicksalsschläge nur noch
härter und entschlossener machen können.
Wir alle stehen zu dem Wort Friedrich Nietz-
sches: „Gelobt sei, was hart mächt." In ihm
liegt die Gewißheit des kommenden Sieges
begründet.

Was uns furchtlos macht

Von Dr. Ernst Meunier

Der Jahreswechsel ist in der ganzen Welt ein
Anlaß für die der Öffentlichkeit dienenden Ein-
richtungen, in breiter Fülle Übersichten über
das vergangene Jahr und Ausblicke in das kom-
mende Jahr zu geben. In ungezählten Artikeln,
Kommentaren und Aufrufen wird Bilanz gezo-
gen, werden die politisch-militärischen Ereig-
nisse und Aussichten, die wirtschaftlichen und
kulturellen Vorgänge und Planungen erörtert.
Es wird bei diesen öffentlichen Erinnerungen
und Vorsätzen nur zu oft das Subjekt der Ereig-
nisse und Vorkommnisse, der Mensch, ver-
gessen. Man wendet sich zwar an seine Stimme
und erforscht seine Stimmung, aber ihn selbst
ins Zentrum der Dinge zu stellen, ist beinahe
ein ungewöhnlicher Fall. Stellen wir uns den
Träger der Politik und des Krieges, den Men-
schen, deshalb einmal an dieser Jahreswende
so vor, wie er jenseits aller Erwägungen und
Entwicklungen als das Lebendige der Erschei-
nungen zu bewerten ist.

,Als Lessing seine Betrachtungen über die
Stellung der Kunst im Leben niederschrieb,
machte er abschließend die schöne Bemerkung:
„Die Künste sind das, wozu wir sie machen wol-
len; es liegt nur an uns, wenn sie uns schäd-
lich sind." bannt setzte er ein Faktum an seinen
n'rhtioen Platz ,rt"s wesentlicher und arfifte
cns iUe zürnst selosi Jsrc, iiamlicn ihren S.jhöpif
den Menschen. Ist es in der Politik, im Kriege
anders? Sind nicht die Politik und der Krieg das,
wozu wir sie machen wollen? Und liegt es
nicht allein bei uns, wenn sie uns schädlich
werden?

Von diesen Gedanken aus entrollt sich uns
der Rang und die Bedeutung des Menschen für
die Kriegführung und für den Sieg. Wir wollen,
an das Lessingsche Beispiel anknüpfend, den
Anspruch überlegen, den wir als Menschen an
uns stellen müssen, um im Kriege zu bestehen
und den Sieg zu verdienen. Ging Lessing von
der Kunst aus, so ist das wohl ohne weiteres
auf die Praxis des Lebens zu übertragen, die
Praxis unseres Verhaltens auch gegenüber dem
Krieg. Wir müssen, um es in einem einpräg-
samen Ausdruck zu sagen, im Kriege kunst-
voller leben als sonst, uns als echte Könner
auf dem Gebiet und in dem Beruf, in dem wir
dem Kriege dienen, bewähren. Und das heißt
weiter, daß jeder über das, was er tut, eine
strengere Kontrolle ausüben muß, daß er mit
mehr Klugheit und Bedachtsamkeit an die
Arbeit herangeben soll, als er es vor dem Krieg
und auch vielleicht in den ersten drei Jahren
des Krieges zu tun gewohnt war. Das heißt
ferner, daß er sich bemühen muß und bestrebt
sein soll, in seinem Fach, zumal wenn es un-
mittelbar dem Krieg dient, im höchsten Grade
kundig zu werden, daß er sich löse von allen
lauen Vorstellungen, die in seinem Beruf im
Frieden einmal am Platz sein mögen, die aber
vom Krieg -her gesehen als überholt, als krampf-
haft, zum mindesten als zu kümmerlich be-
trachtet werden müssen. Es gilt einen Kurs in
das Innere der Arbeit zu steuern und sich selbst
jeden Tag wieder ein Vorbild zu werden.

Der einzig gangbare Weg

Auf diesem Weg befindet sich heute der
deutsche Mensch. Es ist ihm bewußt geworden,
daß es einen Marsch in den Sieg oder in den
Untergang gibt. Da er den zweiten Weg nicht
wählen kann, muß er sich zum ersten bekennen
und aufschwingen. Er muß also tatsächlich den
Krieg vom innersten Wesen aus erfassen, mit
allen Nerven erleben, mit allen Kräften bewäl-
tigen. Das allein heißt in diesem Stadium der
Weltauseinandersetzung kunstvoll leben,
als Könner dem Reiche dienen, als vollkomme-
ner Arbeiter in der Heimat vor dem Kämpfer
der Front in Ehren zu bestehen.

Daneben gibt es eine zweite Forderurig an
uns, die wir erfüllen müssen und vor der es
kein Ausweichen gibt, die Forderung, g e f ä h r-
1 ich zu leben. Wenn man seit 3 und 4
Jahrtausenden ganze Philosophiesysteme auf
der Basis des Nützlichkeitsstandpunktes und
der Erleichterungen des Lebens begründet hat,
so 'scheint es mir dem Wert des Menschen weit
angemessener zu sein, unter Verwerfung dieser
plutokratisch-bolschewistischen Wunschträume
einer Philosophie nachzugehen, die der mensch-
lichen Natur wesentlich gerechter würde und
die unter dem Motto stünde: Alles, was leicht
ist, das ist gefährlich. Worum der Mensch nicht
kämpft, das hat er auch niemals gewonnen.
 
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