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Verhaltungsregeln wurde aufgestellt tmd ge-*

lehrt. Die Tugendlehre des Konfuzius trug
nicht wenig zur Formulierung der Bushido-
regeln bei.

Der Buddhismus wurde im Jahre 552
n. d. Zw. in Japan eingeführt. Jedoch fand er
zuerst hauptsächlich in den oberen Schichten

des Volkes seine Anhänger und trug daher
zunächst den Charakter einer Adelsreligion.
Aber nach und nach drang er in die breiten
Volksmassen ein, und seit der Kamakurazeit,
d. h. vom Ende des 12. bis zum Anfang des
14. Jahrhunderts, wurde er auch unter den
Kriegern verbreitet. Der Buddhismus, hat viel
zur Klärung der Anschauung von Leben und
Tod beigetragen. Der Sinn des Todes, d. h. des
größten Opfers, für den Tennö wurde durch
den Buddhismus den Japanern klarer und
dieser Tod selbst infolgedessen leichter ge-
macht. Dies spielte eine große Rolle für den
Ausbau des Bushido.

.Diese mit dem Aufkommen des Buddhismus
einsetzende Entwicklung der Kultur erreichte
ihren Höhepunkt in der N a r a - Z e i t, im 8.
Jahrhundert n. d. Zw. Aber das Charakteri-
stische der Narazeit besteht nicht nur in der
hohen Entwicklung der schönen Künste, son-

dert «ncK vor allem In der klaren HerausMI-

dung des, Bushidogeistes, also der Treue des
Ritters, der Treue zum. Tennö.

Die Heian-Zeit, also das 9. bis 11. Jahr-
hundert n. d. Zw., war das Zeitalter der ver-
feinerten Zivilisation, deren Charakter man
noch heute sehr gut an dem Romjan „Genzi-
Monogatari" sehen kanni dies ist der be-
rühmteste klassische Roman Japans, verfaßt
am Anfang des 11. Jahrhunderts von der Hof-
dame und Dichterin Murasaki S i k i b n , und
ist überhaupt einer der größten und bedeutend-
sten klassischen Romane der Weltliteratur.
Nach und nach machte sich nun aber auch
eine Tendenz der Verweichlichung
durch Uberzivilisation geltend. Dies
war besonders in den obersten Schichten des
Volkes, einschließlich der Kriegersippen wie
Ötomo usw., der Fall, während dagegen die in-
zwischen nach und nach entstandenen Be-
rufskriegerkasten, deren Mitglieder
hauptsächlich in den Provinzen lebten, dort
verhältnismäßig niedrigere Ämter-bekleideten
und keinen sehr hohen Rang besaßen, von
dieser Uberzivilisation nicht beeinflußt wurden
und so allmächlich zur politischen Macht ge-
langten.

Herausbildung des Berufssoldatenlums

Man kann den Keim der Herausbildung des
Berufssoldatentums oder, vielleicht richtiger ge-
sagt, von Berufskriegerkasten, in der Ära des
Könin Tennö bemerken. Unter_ diesem
Tennö wurde nämlich im Jahre 780 n. d. Zw.
ein System eingeführt, nach welchem, be-
stimmte wichtige Gebiete ausgenommen, in den
einzelnen Provinzen eine je nach der Größe
derselben bestimmte Zahl der wohlhabenderen
Bauern und solcher, die im Bogenschießen und
im Reiten gewandt waren, ausgewählt wurde;
diese hatten sich Waffenkünste anzueignen.
Im Kriegsfalle wurden sie eingezogen und zum
Kampf eingesetzt. Der übrige, weniger zum
Waffendienst geeignete Teil des Volkes sollte
bei der Landwirtschaft bleiben. Diese Neuerung
bedeutete einen Bruch mit dem uralten, her-
gebrachten System der allgemeinen Wehr-
pflicht und war der erste Schritt auf dem Wege
zur Unterscheidung des eigentlichen Soldaten
von dem übrigen Teil der Bevölkerung.

Die damalige Hauptstadt Kyoto und die Um-
gebung derselben hatte lange das Glück eines
. ungestörten Friedens genossen; infolgedessen
hatte sich daselbst die Kultur (die sogenannte
Kultur der Heian-Zeit) hoch entwickelt. Gleich-
zeitig aber verfiel der Hofadel, einschließlich
der Kriegersippen, dem die Regierungsgeschäfte
oblagen, verwöhnt durch den andauernden
Frieden, nach und nach durch Uberzivilisation
der Verweichlichung. So geschah es, daß die
Macht der Provinzialgouverneure, welche ent-
weder der kaiserlichen Familie oder dem
hohen Adel entstammten, aber in der Provinz
niedrigere Ämter bekleideten und dort keinen
sehr hohen Rang besaßen, immer größer wurde.
Diese Gouvenneure wurden nach und nach die
Dairoyo, die Feudalfürsten; sie. sind
-!s. diu .Schöpfer und die .Führer der so. ent-
?$iajtdenen. K'iegerka.sten...anzusehen. .Die" be-
"".rühmtesfen von ihnen waren die Genzi und
die Heike, welche beide gleichfalls aus der
kaiserlichen Familie stammten. Diese beiden
Familien hatten sich große Verdienste um die
Niederwerfung des Aufstandes von Taira-no-
Masakado und von Fuziwara-no-Sumitomo
(Tenkei-no-Ran), etwa in der Mitte des 10.
Jahrhunderts, erworben.

Nach dem Hogen-no-Ran (Bürgerkrieg in der
Ära Hogen) und dem Heizi-no-Ran (Aufstand
in der Ära Heizi), etwa in der Mitte des 12.
Jahrhunderts, ging die Macht über das Militär
ausschließlich auf die Führer dieser Berufs-
kriegerkasten über, und in der Unruhe der Zeit
fiel auch die große Regierungsmacht in ihre
Hände. So kam es, daß das Syögunat, d. h. die
Regierung der Kriegerkaste, zu Ka-
makura im Jahre 1184 gegründet wurde.

Das Syögunat war im Grunde eine straffe
Militärregierung, und es ist unter die-
ser Regierungsform, daß der Bushido seine glän-
zende Blütezeit gehabt hat.

Das Syögunat hat mit einigen Abänderungen
bis zur Meizi-Restauration im Jahre 1867 fort-
bestanden, in welchem Jahre der letzte Syögun
deB Tokugawa-Svögunats die Regierungsmacht
in die'Hände des Meizi-Tennd zurück-
legte, und bald war die einheitliche,
direkte Herrschaft des Tennö über
das ganzeReichwiederhergestellt.
Übrigens: obwohl der Syögun eine gewaltige
Macht besaß, mußte er in aller Form vom
Tennö ernannt werden, und er regierte das
Reich im Auftrage des Tennö. Daher hatte er
eine einem mit außerordentlich großer Macht-
befugnis ausgestatteten Ministerpräsidenten
oder Statthalter ähnliche Stellung und war
keineswegs ein souveräner Herrscher. Man
darf auch das nicht vergessen, daß die Insti-
tution des Syögunats mit dem Feudalsystem
verknüpft war.

Ein ungeschriebenes Gesetz

Der Bushido ist ein ungeschriebenes V e r -
h a 11 u n g s g e s e t z für den Samurai;
daher ist es ziemlich schwierig, den Inhalt
genau und erschöpfend anzugeben. Immerhin
kann man als seinen Inhalt folgendes auf-
zählen:

Absolute Treue zum Tennö; Götterkult und
Ahnenkult: Treue zu den eigenen, unmittel-
baren Herren; Kindespietät; Kameradschaft;
die Tugend des Anstands; die Tugend der
•Dankbarkeit; Heldenmut, Tapferkeit, Kalt-
blütigkeit, Entschlossenheit und Selbstbeherr-
schung, Aufrichtigkeit und Zuverlässigkeit,
Rechtlichkeit und Gerechtigkeit, Barmherzig-
keit, Hochherzigkeit, Ehrgefühl, Schlichtheit,
Ausbildung in Kriegskünsten und Wissenschaf-
ten, mit anderen Worten: strengstes Training
von Geist und Körper; ferner Gewissenhaftig-
keit als die Basis aller Verhaltungsregeln, usw.
Es wird dazu stark betont, daß der Ritter weder
vor dem Opfer des eigenen Lebens zurück-
scheuen, noch sich durch Ruhm und Reichtum
verführen lassen darf. Er muß jede Not, jedes
Elend, jedes Leiden, jede Mühe, jedeSchwie-

Selte 2 / Die Bewegung / Folge 2

rigkeit und Jede Strapaze ertragen können.
Er muß ferner sein gegebenes Wort halten,
koste es, was es wolle. Stets muß er bereit
sein, das Recht der Schwachen im Kampfe
gegen das Unrecht dies Starken zu verteidigen.

Alle diese Forderungen gelten nicht nur für
den Ritter, sondern überhaupt für jedermann.
Der Unterschied liegt nur darin, daß ein Sa-
murai diesen Verhaltungsregeln in voller
Strenge und unter Bereitschaft zu jedem Opfer,
also unter Umständen sogar um den Preis sei-
nes Lebens, nachkommen muß.

Wenn ein Samurai sich diese Verhaltungs-
regeln vollständig angeeignet und ihren tiefen,
philosophischen Sinn im ganzen Umfange er-
faßt hat, kann er dennoch den Ruhm, ein
musterhafter Ritter zu sein, nicht gewinnen,
falls er diese Regeln nicht peinlich gewissen-
haft und nicht vollauf befolgt hat. Wenn er
nun aber jederzeit entschlossen und bereit ist,
nötigenfalls sein Leben zu opfern, um der
höchsten Forderung des Bushido zu genügen,
so wird er meist den Bushido vollauf befolgen
können, ohne sein Leben zu verlieren, und
doch gleichzeitig als ein musterhafter Samurai
anzusehen sein. Wenn er übrigens sein Leben
verlieren sollte, so hat er bis zum letzten den
Bushido befolgt und sein letzter, stärkster Wille,
den Bushido auf das strengste zu erfüllen,
wird in Ewigkeit fortbestehen, da dieser Wille
nicht mehr geändert werden kann; er bleibt also
der musterhafte Samurai.

Welche Rolle spielt nun der Bushido, der
Weg des Ritters, in der neueren Zeit, in der es
keine abgeschlossene Ritterkaste mehr gibt?
Nun, die neue Zeit beginnt bei uns mit der
großen Restauration vom Jahre 1867. Das alte
Regime der einheitlichen direkten .Herrschaft
«let T«..u,ö ü'.t-- ftia ijoii/.t T -i ..! v.t r "fid • '.-•>
gestellt. Die privilegierte Ritterkaste wurde ab-
geschafft. Ein auf der allgemeinen Wehrpflicht
beruhendes Wehrgesetz wurde im Jahre 1872
verkündet; und daß die Einführung dieses
Wehrgesetzes schließlich nichts anderes als
eine Rückkehr zu dem uralten japanischen Mi-

Iitarsfstem rst, bedarf kerne* weiteren Erklä-
rung als der vorhin aufgeführten. Aber der
Bushido selbst war durch die Abschaffung der
Ritterkaste in seinem Fortwirken keineswegs
beeinträchtigt, sondern lebt bis auf den heuti-
gen Tag fort, da er nicht eine speziell für die
Kriegerkaste geschaffene und mit dieser un-
trennbar verbundene Ethik darstellt, sondern
eine strengere Auswirkung des
u r e i g e n 11 i c h e n japanischen Gei-
s t e s ist. Dabei ist noch zu beachten, daß das
Treueverhältnis, welches den Ritter an den
Tennö, aber auch an den Syögun, an die Feu-
dalfürsten, und überhaupt an seinen direkten
Vorgesetzten band, nunmehr, nach Aufhebung
des Syögunats und der Abschaffung der Ritter-
kaste, einzig und allein dem Tennö gilt, und
daß dieses Treuegefühl für den Tennö daher in
der neueren Zeit eine wesentliche Verstärkung,
eine ungemeine Vertiefung erfahren hat.

Unsere Soldaten halten am Bushidogeist genau
so fest wie die Samurai der alten Zeiten. Dies
ist ganz natürlich, da ja doch die S o 1 -
datenin gewissem S i n n e als die Er-
ben des alten Rittertums angesehen
^werden können. Und ich denke, daß die unter
dem 4. Januar 1882 von dem Großen Meizi
Tennö den Soldaten der Kaiserlichen Armee
und Marine gegebene „Kaiserliche Be-
lehrung" der Extrakt des alten Bushido ist.
Die Hauptpunkte dieser Kaiserlichen Belehrung
s'nd die folgenden fünf Artikel, und der Meizi
Tennö erklärte selbst in der Belehrung, daß
diese fünf Artikel derGeist derKaiser-
lichen Soldaten sind:

„1. Die Soldaten sollen es sich zur Haupt-
pflicht machen, die Treue zu Herrscher und Va-
terland einzuhalten.

Wer. der überhaupt in unserem Reich sein
Leben erhält, hätte nicht das Gefühl, dem Reich
Dank erwidern zu müssen? Wenn besonders
die Soldaten nicht von diesem Ge'fühl fest be-
seelt sind, dann ist nicht anzunehmen, daß sie
für ihre Aufgabe brauchbar sind. Wenn die
Soldaten von dem Gefühl, dem Reich Dank er-
widern zu müssen, nicht fest beseelt sind, dann
werden sie leblosen Figuren gleichen, wie reif
auch ihre Technik und wie hoch auch ihre
wissenschaftliche Bildung sei. Eine Wehrmacht,
welche die Treue zu Herrscher und Vaterland
nicht besitzt, wird im Ernstfall einem zügel-
losen Menschenhaufen gleichen, wie gut ge-
ordnet sie auch in Reih' und Glied, und wie
korrekt auch ihre Disziplin sei.

2. Die Soldaten sollen die Anstandstugend
strikt beachten.

Jeder Soldat, vom Generalfeldmarschall und
Großadmiral abwärts bis zum Gemeinen, hat
nicht nur die entsprechende Stufe seines Ran-
ges und seiner Dienststellung sowie die be-
stimmte Zuordnung, sondern auch innerhalb
derselben Reihe und Stufe gibt es neu und alt
hinsichtlich des Ernennungsdatums; daher soll
es so sein, daß der Dienstjüngere dem Dienst-
älteren gehorcht. Versteht es so, daß der Unter-
geordnete den Befehl eines direkten Vorge-
setzten so entgegennehmen soll, als ob er den
Befehl tatsächlich direkt von Uns erhielte!
Gegenüber dem Höherstehenden selbstver-

" ■v,rt- c»<— b-T • d"" TVon?*-

ältererv,ai«^..ueze-igt vollen Anstand derber-

ehrung, auch wenn Ihr ihnen nicht direkt
untergeordnet seid! Wenn Ihr, Soldaten, gegen
die Anstandstugend verstößt, die Höherstehen-
den nicht verehrt, die Unterstehenden nicht
mit Güte behandelt, und die Harmonie der

Einigkeit verMert, dann »etd Ihr nicht nur ein
zernagender Schädling für die Wehrmacht, son-
dern werdet unverzeihliche. Verbrecher auch
am Reich!

3. Die Soldaten sollen den Heldenmut
hochachten.

Der Heldenmut ist ja in unserem Reich seit
alten Zeiten außerordentlich hochgeachtet wor-
den. Daher wird niemand, der Untertan Unse-
res Reiches ist, ohne' Heldenmut sein können.
Da nun besonders die Soldaten die Aufgabe
haben, im Kampf dem Feinde entgegenzutreten,
dürften sie da auch nur einen Augenblick den
Heldenmut vergessen? Immerhin, es gibt
innerhalb der Kategorie des Heldenmuts die
Große Tapferkeit und die Kleine Tapferkeit,
welche beide sich nicht gleichen. Wenn man
vom Feuer der Leidenschaft getrieben sich
etwa wild benimmt, so kann das nicht Helden-
mut genannt werden. Die Soldaten sollen stets
den Grundsatz der Rechtlichkeit gut verstehen,
die Herzhaftigkeit gut ausbilden, und nach
voller Überlegung ihre Pläne entwerfen. Den
Feind, wie klein er auch sein möge, nicht unter-
«chätzen, den Feind, wie groß er auch sein
möge, nicht fürchten, und den eigenen Solda-
tendienst ausführen: das ist gerade die wahre
Große Tapferkeit. Ihr, die Ihr den Heldenmut
hochachtet, macht daher bei dem Umgang mit
anderen Menschen stets die warme Sanftheit
zur Hauptsache, und strebt danach, die Liebe
und Verehrung anderer zu gewinnen!

4. Die Soldaten sollen die Aufrichtigkeit und
die Rechtlichkeit hochschätzen.

Es ist ein allgemeiner Weg, die Aufrichtung
und die Rechtlichkeit einzuhalten. Besonders
werden die Soldaten ohne Aufrichtigkeit .und
Rechtlichkeit schwerlich auch nur einen ein-
zigen Tag in Reih' und Glied zusammenbleiben
können. Die Aufrichtigkeit bedeutet, daß man
seine eigenen Worte in die Tat umsetzt, und
die Rechtlichkeit bedeutet, daß man seine
eigene Aufgabe erfüllt. Wenn Ihr daher die
Aufrichtigkeit und die Rechtlichkeit vollauf
einhalten wollt, so überlegt von Anfang an ein-
gehend, ob die Sache ausführbar ist oder nicht.

5. Die Soldaten sollen die Schlichtheit als
Hauptpflicht einhalten.

Wenn man überhaupt die Schlichtheit als
Hauptpflicht nicht einhält, dann wird man
durch Uberzivilisation verweichlicht werden,
in Leichtsinn verfallen, eine luxuriöse und
prunkvolle Lebensweise lieben, und schließlich
in schmutzige Habsucht verfallen-, die Denk-
weise wird dann auf ein übermäßig niedriges
Niveau sinken, die Tugend der Treue und der
Heldenmut werden dann keinen Nutzen brin-
gen, und es wird schließlich soweit kommen,
daß man von der Welt verrufen wird. Aber da
Wir darüber besorgt sind und Unser Herz un-
ruhig ist, daß diese Sitte trotzdem vorkommen
könnte, so belehren wir Euch doch hierüber
von neuem besonders. Ihr Soldaten! Denkt an
diese Belehrung nimmer vernachlässigend!"

Wenn man nun diese „Kaiserliche Belehrung"
mit dem vorhin angeführten Inhalt des Bushido
vergleicht, so findet man, daß beide grundsätz-
lich übereinstimmen. So wie der Bushido_.,"as
Sterben im höchsten Sinne bedeutete {^n?^-
klärt die „Kaiser!'tt«. r ' ' ••• \«»»

aus 'TiTießUcn «»...ganz- >-* ~ ^»w,--

zu Herrscher un . a.erlaad, die
Euere Hauptpflicht ist; seid überzeugt, daß die
Rechtlichkeit schwerer wiegt als ein Gebirge,
und der Tod leichter ist als eine Schwanen-
feder!"

Japans unbezwingbarer Kampfgeist

Aul der 5. Deutsch-Japanischen Akade-
mikertagung in St. Christoph hielt Oberst-
leutnant M i s hi ein hochinteressantes Rele-
rat über die einzelnen Phasen des malai-
ischen Krieges. Nachstehend verötlentlichen
■ wir einen kurzen Auszug, der ein packen-
des Bild japanischen Kampfgeistes vermittelt:

Die schnelle Verfolgung des Feindes in der
Richtung auf Singapur war in vollem Gange.

Da erhielt der Oberleutnant S h i m a d a den
Befehl, mit seiner Formation in Stärke von
zehn Panzern der Infanterie voraus in Richtung
Slim vorzustoßen. Der Gegner vertraute dar-
auf, dort durch starke Befestigungen den japa-
nischen Vormarsch aufzuhalten. Die Stellungen
waren tief gestaffelt und nicht zu umgehen, so
daß ein schwerer Kampf gegen eine Ubermacht
bevorstand. Im Moment des Aufbruchs trat der
Kompaniechef der Infanterie an den Panzer des
Oberleutnants Shimada heran und rief ihm zu:
„Stoß mit deinen Panzern nur rücksichtslos und
unbekümmert um mich durch. Ich werde mit
meinen Mannschaften auf Biegen und Brechen
folgen."

Diese jungen Kommandeure, beide gerade
erst 22 Jahre alt, waren Klassenkameraden In
der Kriegsschule gewesen. Neben der soldati-
schen Kameradschaft verband sie eine innige
Freundschaft, die beseelt war von dem
brennenden Ehrgeiz, Seite an Seite, unter Ein-
satz ihres Lebens, sich die höchsten Verdienste
um ihr Vaterland zu erwerben. Ihr Siegeswille
übertrug sich auf ihre Mannschaften, und so
durchbrachen sie, als am 7. Januar 1942 gegen
V25 Uhr Oberleutnant Shimada durch Hoch-
heben der Hand den Befehl zum Angriff gab. im
Sturm die ersten feindlichen Linien. Uber Draht-
hindernisse hinweg rollten die schweren Pan-
zer und näherten sich einer schweren Bunker-
stellung. Starkes Feuer empfing sie, aber in un-
aufhaltsamem Elan brachen sie durch, die In-
fanterie nach sich ziehend, die Bunker um Bun-
ker außer Gefecht setzte. Ihr schneller und
überraschender Vorstoß führte sie zu einer
starken, völlig unbeschädigten Betonbrücke.
Sie wurde noch verteidigt, aber schnell war
der Widerstand gebrochen. Da bemerkte Ober-
leutnant Shimada noch zur rechten Zeit eine
Sprengladung, die an einem Brückenträger an-
gebracht und durch eine Zündschnur mit der
feindlichen Seite verbunden war, Er wußte, daß

Von Oberstleutnant Mishi

er keine Sekunde zögern durfte, sonst war der

wichtige Ubergang für die schweren Panzer und
die nachfolgenden Hauptstreitkräfte verloren,
vielleicht der ganze, auf eiliges Vorgehen ge-
stützte Erfolg des Unternehmens in Frage ge-
stellt. Schnell sprang er aus seinem Panzer, be-
seitigte ein sperrendes Drahthindernis und
stürmte auf die Brücke. Wütend peitschten
ihm Gewehrsalven entgegen. „Vorsicht, Vor-
sicht, Oberleutnant!" rief ihm die Besatzung
seiner Panzer besorgt nach und beobachtet«
mit großer Spannung den Ausgang des Unter-
nehmens. Aber Oberleutnant Shimada sprang
lachend weiter, erreichte die Schnur und durch-
schlug sie mit seinem Degen. Nun rollten die
Panzer über die starke Brücke und überrannten
die flüchtende Verteidigung am anderen Ufer.
Noch zweimal gelang es Oberleutnant Shi-
mada, auf dieselbe Weise wichtige Übergänge
zu nehmen.

Tief waren sie schon in die Stellungen der
feindlichen Division eingedrungen, als sie sich
einem vierten Flußübergang näherten, der zäh
verteidigt wurde. Aus allen Rohren feuernd,
brachen sie durch. Der Spitzenpanzer des
Kommandeurs stand nun vor der Brücke, Ober-
leutnant Shimad'a hob die Hand, um den Nach-
folgenden Halt zu gebieten; in demselben
Moment durchschlug ihm eine feindliche Ku-
gel die Hand. Außerstande nun, das Unter-
nehmen auf dieselbe Weise fortzuführen, die
ihm dreimal vorher Erfolg gebracht hatte, ver-
suchte er selber in blitzschneller Reaktion mit
der linken Hand das Maschinengewehr abzu-
feuern, um die deutlich erkennbare Zündschnur
auf der Brücke zu durchschießen. Und es ge-
lang. Im Augenblick höchster Anspannung gab
der unbeugsame Wille dem Kämpfenden die
Fähigkeit zu höchsten Leistungen.

Vier Uhr nachmittags mochte es gewesen
sein, als starkes Infanteriefeuer in seinem Rük-
ken Oberleutnant Shimada bewies, daß Infan-
terie folgte. Er war unterdessen am Ende von
Slim angelangt und beschloß, zur Erkundung
der vor ihm liegenden Streitkräfte zwei Panzer
vorauszuschicken. Die heldenhafte Besatzung
des einen Panzers waren Oberleutnant Sate
als Panzerführer, Geschützführer Higashit-
s u t s u m i, Gefreiter Iida und Kanonier Has«.

Ihr Weg führte über das Dorf Slim zirka 3 km
weiter in feindliches Gebiet. Plötzlick wurde*

sie von einer schweren feindlichen Batterie be-
schossen. Oberleutnant Sato reagierte darauf
nur mit einem einzigen Gedanken: Angreifen! —
Sein Panzer rollte feuernd auf die Artilleriestel-
lung zu und war schon bis auf 30 m herange-
kommen, als er von mehreren Seiten schweren
Beschuß bekam. Da wurde er getroffen, einmal,
zweimal, aber er hielt den Kurs weiter und
feuerte mit aller Kraft, bis ein dritter Volltref-
fer ihn verstummen ließ. Der Panzer machte
noch einige verlorene Bewegungen, dann stand
er still.

Während das ganze-feindliche Feuer Sich auf
diesen Panzer gerichtet hatte, war die Kompanie
des Oberleutnants Shimada herangerückt und
brachte nun die englische Batterie zum Schwei-
gen. Dann folgte der junge Oberleutnant mit
seiner Infanterie. Die beiden Freunde gaben
einander nur stumm die Hände.

Da fanden sie in dem zerschossenen Panzer
ihre toten Kameraden. Die Besatzung lag bei
ihren Waffen, deren Läufe durch die Gewalt der
feindlichen Geschosse vollkommen verbogen
waren. Sato hielt das Gesicht feindwärts ge-
richtet, den Degengriff umkrampft, Higashitsu-
tsumi war über sein Geschütz gesunken, Iida lag
am Boden des Panzers und Hase lehnte, von vie-
len Kugeln durchbohrt, an seinem Maschinen-
gewehr.

In soldatischer Pflichterfüllung waren sie
einer Übermacht erlegen, aber ihr Kampfgeist,
auch in ihren Kameraden groß und lebendig,
hatte die Unternehmung zu einem stolzen Erfolg
geführt. „300 feindliche Tote, 1500 Gefangene,
68 Geschütze und 50 Panzer erbeutet." Stolz
konnten die beiden jungen Kommandeure ihren
Sieg melden.

Zehn Panzer und eine Infanteriekompanie
hatten im Malaienfeldzug die starke Stellung
einer englischen Division zerschlagen! —

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