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Die Bewegung: Zeitung d. dt. Studenten — 11.1943

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Nr. 10 (Ende Juni 1943)
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OBGAN DEB REICWSSTUPEHTEMFUHRUMG / MÜNCHEN, ENDE JUNI 1943 / 11. JAHRGAN 6 /

FOLGE IQ

Echfe Studenten — Große Deutsche

Friedrich Hölderlin

Als deutsche Studenten haben wir drei
Beweggründe, die gerade uns besonders ver-
anlassen, in diesen Wochen über das all-
gemeine Hölderlin-Gedenken hinaus in Dank-
barkeit den großen Seher zu feiern.

Erstens kommt Hölderlin aus unserer Mitte
und gehörte mehrere Jahre zu den geistig
besten Köpfen der Studentengeneration, die
in dem Jahrzehnt nach dem Tode Friedrichs
des Großen die deutschen Universitäten ge-
suchte.

Und zweitens: Hölderlin hat in seinen Tübin-
ger Studentenjahren die innere Gründhaltung
bes'en deutschen Studententums innerlich vor-
gelebt und in seinem dichterischen Ringen dar-
gestellt.

Der dritte Anlaß hängt eng mit den beiden
ersten zusammen: Es gibt eine eigene studen-
tische Hölderlin-Tradition, die in Zeiten, da die
Erinnerung an den Dichter verschüttet oder
seine Größe überhaupt noch nicht bewußt ge-
worden war, einzige Trägerin der Fortwirkung
seines Lebenswerkes gewesen ist.

Es geht uns hier nicht darum, einen studen-
tischen Hölderlin zurecht zu machen. Studen-
tenzeit ist immer Ubergangszeit, und was Höl-
derlin schuf, das schrieb er nicht 'als der junge
Magister, der im September 1790 unter dem
Vorsitz des Professors Böck in: einer Disputa-
tion eine Dissertation verteidigte, sondern als
begnadeter Dichter aus der Tiefe einer un-
geheuren inneren Schö{.ferki Jit. Wohl aber
zeigt sich auch und gerade bei Hölderlin, wie
große Deutsche in ihrer Studentenzeit auch ■
immer echte Studenten gewesen sind.

Leben die Bücher bald?

Das Unsagbare, was der Student in seiner
eigenen inneren Welt empfindet, hat Hölder-
lin zur Aussage gebracht. Mehr als andere
große Männer deutscher Kunst ist Hölderlin
in seinem ganzen Lebenswerk ein Gestalter der
(Jefühle geblieben, 'die ihn als Studenten be-
wegt haben und ewig Studenten bewegen
werden.

Auf diese Tatsache ist wohl auch zu einem
guten Teil der Widerhall zurückzuführen, den
der Dichter des Hyperion unter der studenti-
schen Jugend des Reiches schon immer gefun-
den hat. Was wir die studentische Hölderlin-
l Tradition genannt haben, beruht auf tausend-
fältigen Zeugnissen.

Eine gewisse Literaturrichtung hat Hölderlin
als einen weltfernen Schwärmer gezeichnet und
dieses Bild einst leider weitgehend verbreitet.
Das deutsche Stüdententum aber hat von je-

her diesen gewaltigen Seher als einen großen
Täter begriffen, der nicht von der Resignation
des Verzichtes beherrscht wurde, sondern als
eine Streiternatur großen Stiles unentwegt im
Kampfe lag.

Oder kommt, wie der Blitz aus dem Ge-
wölke kommt,
Aus Gefallenen die Tat? Leben die Bücher
bald?

Dieser Vers könnte gleichsam die Inschrift
über dem Bild sein, das uns vorschwebt, wenn
wir an Hölderlin denken und das der Wirk-
lichkeit seiner Persönlichkeit gerecht wird.
Hölderlin hat die ganze Härte des Kampfes,
der in aller Lebenswirklichkeit tobt, sehr wohl
gekannt und durchgefochten, wenn auch auf
eigenem Wege und mit eigenen Mitteln. Und
dieses Eigene war, daß er sich in den Stürmen
der Auseinandersetzung das Edle in der Men-
schennatur nicht zertreten ließ, sondern be-
wahrte, bewährte und zum Siege geführt hat.

„Glaubt es. Ihr Freunde, meiner Harfe erster
Laut war Kriegerjeschrei und Schlachten-
getümmel." Es war der Traum Hyperions, mit
Helden und Herrschern und allem Edlen des
Herzens in die Schlacht und auf die Höhe des
Sieges zu ziehen. Dieser echte Hölderlin ist es
gewesen, der so reiche Antwort in der deut-
schen Studentengeschichte fand. Angefangen
von dem Studenten von Diest, der als Soldat
in der Epoche der Freiheitskriege als Erster
die Sammlung des Gesamtwerkes Hölderlins in
Angriff nahm, reicht^ eine fortlaufende Kette
über "die Kne'gsöriefe geiaiieaet Smdunten im "
Weltkrieg, in denen Hölderlin immer wieder
erwähnt wird, bis in die Gegenwart.

Wer da glaubt, daß der große Schwabe aus
Lauffen am Neckar für zart besaitete Träumer
gedichtet und geschaffen habe, muß sich eine
gründliche Belehrung gefallen lassen. Gerade
als Soldaten haben deutsche Studenten immer
wieder einen Hölderlin-Band in ihren Tour-
nister gepackt, weil sie durch Hölderlin den
tiefsten Sinn von Krieg und Kampf gedeutet
fanden und spürten, daß sein Werk dem inner-
sten Sehnen ihres eigenen Kampfes überragen-
den und befreienden Ausdruck gibt. Seine
Schöpfungen' bedürfen nicht der literarischen
Auffrischung, weil sie lebendiges Gut in unser
aller Herzen sind und das deutsche Stüdenten-
tum des nationalsozialistischen Reiches in der
Stunde des Endkampfes um die Selbstbehaup-
tung deutschen Wesens mehr denn je begleiten.

Hölderlin ist den Studenten des Führers, die
heute an allen Fronten das Reich verteidigen,
besonders nahe. Der Kranz, den der Reichs-
studentenführer am Todestag des Dichters auf
das Grab Hölderlins legen ließ, ist der Kranz
von uns allen, die wir als nationalsozialistische
Studenten Hölderlin im Herzen tragen.

Der Reichsstudentenführer Gauleiter Dr. Scheel besichtigt gemeinsam mit Gauleiter
Sprenger die alte Studentenburg Gleiberg bei Gießen anläßlich der Kundgebung zum
20. Jahrestag des Heldentodes des Freiheitskämpfers und Freiburger Studenten Albert
(Aufa. Fröhlich) Leo Schlageten (Unser Bericht Seite 4.)

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Die spanische Studentenpresse diskutiert:

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So greift eine führende Studentenzeitung
Spaniens die Dinge energisch auf und fährt
dann fort: „Woher kommt die Mißachtung der
akademischen Diplome? Vielleicht, weil sie
mehr ein Zeugnis für abgelegte Kurse sind als
eine sichere Garantie für Fähigkeiten. So ist
es wenigstens viele Jahre an den spanischen
Universitäten gewesen, aüs denen jährlich
Tausende von Ärzten, Anwälten usw. hervor-
gingen, zwar mit dem Titel in der Tasche, aber
ohne berufliche Erfahrung".

Zweifellos bucht das spanische Studenten-
blatt damit einen Tatbestand, der sich nicht auf
Spanien beschränkt, sondern überall in.Europa
beobachtet werden konnte.

An anderer Stelle lesen wir im Zusammen-
hang mit dieser Aufklärungsaktion» „Heute hat
sich das Hochschulwesen grundlegend gewan-
delt. Man studiert, man lernt, man übt und
lehrt gewissenhaft, mit Begeisterung und Feuer-
eifer. Aber die Tendenz, die akademischen
Diplome zu mißachten, stört manchmal immer
noch das nationale Leben. Die spanische Stu-
dentenschaft hat sich vorgenommen, diese
Tendenz abzustellen und der Hochschule sowie

Mit mutigem Aktivismus hat die spa-
nische Studentenschaft immer wieder Pro-
bleme aufgegriffen und sich zum Pionier
für die Lösung wesentlicher Aufgaben der
spanischen Gegenwart gemacht. Eine viel ge-
lesene Studentenpresse, ein eigener Rundfunk-
sender sowie zahlreiche andere Aufklärungs-
mittel sind die Instrumente, die sich das, spa-
nische Stüdententum für seine ebenso lebhafte
wie kämpferische Betätigung auf den Schau-
plätzen des geistig-politischen Ringens ge-
schaffen hat.

In den vergangenen Wochen wurde in dieser
Aufklärungstätigkeit ein Schwerpunkt in den
Vordergrund gestellt, der allgemeinstes euro-
päisches Interesse verdient: Spaniens Studen-
ten veranstalten eine Propagandaaktion zu-
gunsten des öffentlichen Ansehens des akade-,
mischen Titels. '

„Die Kernfrage ist verwickelt, sowohl hin-
sichtlich des Universitätsstudiums als der Be-
rufslaufbahn, die einen akademischen Titel oder
ein hohes Diplom erfordern. Aber man kann
nicht leugnen, daß die eingeleitete Aktion auf
einer gebieterischen Gerechtigkeit beruht."

Besuch
beim Reichsstudentenführer

Von Manuel Pombo Angufo, Berliner Vertreter
der spanischen Zeitung „Ya"

Salzburg erhebt sich mit seinem Dom, der
Franziskanerkirche und der entzückenden klei-
nen Sankt-Peters-Kapelle in wunderbarer
Harmonie aus Stein selbstbewußt über den
Wasserspiegel der Salzach. In dem Frühlings-
sonnenschein, der auf den alten Schutzmauern
liegt und hie und da in den Straßen ein Aus-
hängeschild aus vergoldetem Eisen erglänzen
läßt und . sich in. den Fenstern hinter schön-
geschwungenen Gittern spiegelt, scheint Salz-
burg sich seiner großen Vergangenheit zu
erinnern. Die Steine in dem alten Stadtteil
sehen so erwartungsvoll aus, als ob sie immer
noch auf den Schritt Wolfdietrichs, des Fürst-
bischofs, lauschten, der hier so oft mit sei-
nem Gefolge vorbeizog und mit dem genialen
Italiener Vicente Escämoni über architek-
tonische Probleme diskutierte.
' Dem Dom gegenüber, den Rücken zur Kirche
gekehrt, erhebt sich in strengen Linien die
Residenz. Durch ihre gewölbten Gänge, die
an ein Kloster oder eine Festung erinnern,
schritten einst die geistlichen Herren, welche,
die Tiara in der einen und das Schwert der
Gerichtsbarkeit in der anderen Hand, aus
Salzburg ein steinernes Juwel machten. Ver-
wundert schauen die Fürstbischöfe an den
Wänden aus den alten Bilderrahmen auf die
Hitlerjungen herab, die mit erhobenem Arm
grüßen. Denn heute ist die Residenz der Wohn-

sitz des Gauleiters und Reichsstudentenfüh-
rers Dr. Scheel."

Auf Einladung der spanischen Studenten-
schaft hat Dr. Scheel vor kurzem eine Reise
durch Spanien unternommen; in einem mit-
telalterlichen Saal, der mit modernen hellen
Möbeln ausgestattet ist, und durch dessen
Fensterbogen die Schneegipfel der Alpen
hereinschauen, schildert er uns jetzt seine
Eindrücke.

„Spanien war für mich ein unvergeßliches
Erlebnis. Ihr Land hat mich tief beeindruckt.
Nicht nur die Behörden, sondern das Volk
selbst haben uns mit außergewöhnlicher Herz-
lichkeit empfangen.

Die Probleme, die Spanien zu lösen hat,
gleichen in gewisser Hinsicht denen, die
Deutschland gestellt worden sind. Beide Na-
tionen haben ihre Revolutionen siegreich be-
endet und suchen jetzt nach einer neuen Le-
bensform. Beide Länder haben im Innern einen
harten Kampf gegen den Kommunismus füh-
ren müssen. Und bei aller Verschiedenheit,
die natürlich besteht, sind die Probleme der
beiden Völker auch in bezug auf den Wie-
deraufbau oft die gleichen.

Die Schäden des spanischen Bürgerkrieges
werden augenblicklich auf eine bewunderns-
. werte Weise behoben. Das Wirken des Cau-
■ dillo ist erstaunlich. In den Unterredungen
mit Graf Jordana und mit Minister Arrese
konnte ich mich von den ausgezeichneten Fä-
higkeiten seiner Mitarbeiter überzeugen. Ich
sprach mit ihnen über verschiedene Probleme,
die das Verhältnis zwischen Deutschland und
Spanien, der Falange und der NSDAP, be-

treffen. Ich möchte hervorheben, daß das Ver-
hältnis zu den Studentenführern Spaniens außer-
ordentlich kameradschaftlich war. Guitarte, jetzt
Sekretär der Cortez, hat sich als Soldat in der
Blauen Division hervorragend bewährt und ist ein
wahrer Freund Deutschlands. Wir haben offen
über viele Probleme gesprochen, und stets
stimmten unsere Anschauungen überein. Uber
die zukünftige Zusammenarbeit haben wir ver-
schiedene Entscheidungen getroffen. Der stu-
dentische Austausch wird geregelt werden. Ein
Austausch von Zeitungen und Schallplatten'
wurde vereinbart. Den deutschen und spani-
schen Studenten wird Gelegenheit geboten
werden, sich von Zeit zu Zeit in Städten mit
alter studentischer Tradition zu treffen und
kennenzulernen, um das Verständnis für die
Kultur und die Besonderheiten beider Länder
gegenseitig zu vertiefen. Die erste Begegnung
wird Ende Juli in Heidelberg stattfinden, die
zweite im Oktober in Salamanca. •

Im gemeinsamen Gespräch werden sie Be-
, kanntschaften schließen und die engen Bande
zwischen den beiden Nationen noch fester
knüpfen.

,Sein kultureller und künstlerischer Reich-
tum verleiht Spanien , eine einzigartige Stel-
lung in der Welt Der Geist, der heute die
Soldaten der Spanischen Freiwilligendivision
beseelt, kommt auch in den strengen Linien
des Escorial zum Ausdruck und ist in den
Ruinen des Alkazar von Toledo zu spüren. El
Greco zeigt ihn uns in vergeistigter Mystik,
Goya stellt seine volkstümliche Kraft dar."

Die Augen Dr. Scheels haben einen begei-
sterten Glanz bekommen. In seiner kurzen

Tiroler Lederjoppe könnte er in einem der
Teppichentwürfe seinen Platz erhalten, die
Goyas Meisterhand erschaffen hat. Dieser
treue Mitarbeiter Hitlers hat ein kleines Stück-
chen ^seines Herzens in unserem Vaterland
zurückgelassen, und so erzählt er jetzt, ganz
zum Erstaunen der alten Klostermauern der
Residenz von Salzburg, wie schön die sevilla-
nische Landschaft ist.

Erlesenes

Was ist Bildung?

Aufgabe der Bildung: Zu leben und zu wir-
ken in den edelsten Bestrebungen seines
Volkes.

Nicht also nur rezipieren und lernen, son-
dern leben. Zweck der Bildung? Verständnis
und Förderung seiner edelsten Zeitgenossen.

Das Große nachleben, um es vorzuleben:
Wahrhaftig sein und sich wirklich in ein Ver-
hältnis zu allem Großen setzen. Darin beruht
das Bilden.

Das ist der Maßstab, an dem unsere Zeit
gemessen ist.

Der Student hat geahnt, in welchen Tiefen
eine wahre Bildungsinstitution wurzeln muß:
Nämlich in einer innerlichen Erneuerung und
Erregung der reinsten sittlichen Kräfte. Und
dies soll dem Studenten immerdar zu seinem
Rufe nacherzählt werden. Auf den Schlachtfel-
dern mag er gelernt haben, was er am wenig-
sten in der Sphäre der „akademischen Freiheit"
lernen konnte: Daß man große Führer braucht,
und daß alle Bildung mit dem Gehorsam be-
ginnt. , Friedrich' Nietzsche 1872

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