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sicK für 'die zukünftigen Träger der 'deutschen
Hochschulberufe eine Fülle von bedeutenden
und wichtigen Zielsetzungen. Die europäischen
Kenntnisse, die wir uns heute als Soldaten von
Volk und Land Europas erwerben, vermitteln
uns einen erheblichen Grundstock an prakti-
schen Erfahrungen über die europäische We-
sensart.

Man hat mit Recht gesagt, daß der Schwer-
punkt alles Englischen in der Wirtschaft liegt
und daß alles andere für den Engländer nur
Mittel zum wirtschaftlichen Zweck bedeutet.'
Genau so unbestreitbar liegt aber der Schwer-
punkt des deutschen Wesens in der Kultur und
im kulturellen Leben. Der Führer hat in seiner
Rede auf der Kulturtagung des ,,Reichspartei-
tages der Arbeit" in Nürnberg diese Zusammen-
hänge dargestellt und dargelegt, daß alle Macht
für uns deutsche Nationalsozialisten ihre Krö-
nung findet durch Werk und Welt der Kultur.
Im Hinblick auf dieses nationalsozialistische
Grundgesetz der politischen Führung eröffnet
sich für uns deutsche Studenten eine unge-
heure Zukunftsmission auch im europäischen
Raum. Uber uns wird später zu einem erheb-
lichen Teil die Wechselwirkung laufen, mit der
die Leistung des deutschen Geistes in einem
erneuerten Europa befruchtende Verbindung
mit dem kulturellen Leben der anderen euro-
päischen Völker aufnimmt. Die Tradition, die
wir hier übernehmen, ist unvergleichlich und
einzigartig. Was deutsche Kunst und deutsche
Wissenschaft den europäischen Völkern ge-
schenkt haben, ist in Substanz und Auswirkung
überragend. Sie haben Grundlagen geschaffen,
die das Gesicht der europäischen Kultur seit
langem führend bestimmen. Es wird heute und
zukünftig eine der wichtigsten europäischen
Aufgaben für uns deutsche Studenten sein, das
Tor zum Verständnis dieser Tatsache mehr und
mehr aufzuschließen. Als Bannerträger der Ein-
heit von Kraft und Geist werden wir Studenten
dabei Europa zu unserem Teil bewußt machen,
daß geistige Leistung und politische Realität
des Reiches im gleichen Existenzgrund wurzeln
und unlöslich zusammengehören.

Es liegt im Wesen des Studententums, sich
für die- Aufgaben von morgen durch die Vor-

Der spanische Studentenführer Valcarcel
in Deutschland

Ah Hunte Beziehet!

Wir bitten die Bezieher der „Bewe-
gung", alle Anträge auf Überweisungen
an Urlaubsorte und alle Adressenände-
rungen ausschließlich dem zuständigen
Postamt bekanntzugeben, da sie von uns
aus kriegsbedingten Gründen keinesfalls
erledigt werden können. Ebenso bitten
wir, nur beim Briefträger oder bei der
Briefträgerin bzw. beim Postamt zu re-
klamieren, wenn die „Bewegung" unregel-
mäßig oder gar nicht zugestellt wird.
Erst wenn wider Erwarten trotz Rekla-
mation beim zuständigen Postamt der
Beschwerde nicht abgeholfen wird, bitten
wir, uns zu verständigen.

Im März 1943 stattete der Reichsstudenten-
führer, Gauleiter und Reichsstatthalter Dr.
Scheel, auf Einladung des damaligen Führers
.der spanischen Studentenschaft, Nationalrat-
G u i t a r t e , dem spanischen Studententum
einen Besuch ab. Bei diesem Anlaß wurden
die Grundlagen der zukünftigen engeren Zu-
sammenarbeit zwischen dem deutschen und
dem spanischen Studententum besprochen. Der
beiderseitige Wunsch, diese Zusammenarbeit
auf möglichst konkreter und sachlicher Grund-
lage aufzubauen, führte zu dem Entschluß, in
regelmäßigen Abständen deutsch-spanische
Arbeitstagungen durchzuführen, auf denen die
beiden Studentenführungen sich gegenseitig
ihre wesentlichen Arbeits- und Aufgaben-
gebiete 60wie die damit verbundenen politi-
schen Probleme näherbringen wollten. Den
Auftakt dieser Zusammenkünfte bildete die in
der Zeit vom 25. bis 29. 7. 1943 in Heidelberg
durchgeführte Deutsch-Spanische Ar-
beitstagung der Reichsstudenten-
führung.

Auf Einladung der Reichsstudentenführung
nahmen von spanischer Seite an der Arbeits-
tagung der inzwischen zum Führer der Studen-
ten Spaniens berufene Nationalrat V a 1 c a r -
c e 1 mit vier seiner engsten Mitarbeiter, näm-
lich dem Leiter de*s AußenamtesN£) s s o r i o ,
dem Leiter des Amtes Politische Erziehung,
Prof. Dr. R u b i o , dem Direktor der Studenten-
zeitschrift „Haz", Crespo, und dem Kom-
mandeur der UniveräHätsmiliz Madrid, Major
T o r r e s, teil. Die spanischen Gäste trafen
am 24. mit dem Flugzeug in Stuttgart ein und
begaben sich nach eintägigem Aufenthalt in
Stuttgart in Begleitung des Leiters des Außen-
amte« der Reichsstudentenführung, Dr. B r a u n e,
nach Heidelberg.

Der Reichsstudentenführer führte in seiner
Eröffnungsansprache im Königssaal des Schlos-
ses aus, daß er mit Absicht diese alte deutsche
Hochschulstadt als Tagungsort gewählt habe,
da Heidelberg nicht nur aus einer alten Tradi-
tion eines der Hauptzentren der deutsch-aus-
ländischen studentischen Arbeit sei, sondern
noch vermehrt in Zukunft im Mittelpunkt sol-
chen kulturellen Wirkens stehen werde.

Aus Anlaß der -Arbeitstagung wurden die
spanischen Gäste darüber hinaus vom badi-
schen Ministerpräsidenten Köhler, vom Rek-
- der Universität Heidelberg, Staatsminister

tdr

Schmitthenner, sowie vom Oberbürger-
meister der Stadt Heidelberg^begrüßt.

Im Anschluß an die Arbeitstagung statteten
die Spanier der alten deutschen Universitäts-
stadt Straßburg einen kurzen Besuch ab, um
sodann in München die Ehren- und Gedenkbau-
ten der nationalsozialistischen Bewegung ken-
nenzulernen. Aus Anlaß ihrer Anwesenheit in
München wurden sie vom Oberbürgermeister
der Hauptstadt der Bewegung, Reichsleiter
F i e h I e r, sowie in Vertretung des Reichs-
leiters Bormann von Staatssekretär Klopfer
begrüßt. Von München aus begaben sich die
Abordnungen nach Salzburg, um hier nochmals
als Gäste des Reichsstudentenführers, Gauleiter
und Reichsstatthalter Dr. Scheel, nicht nur
die Schönheiten der Mozartstadt kennenzuler-
nen, sondern darüber hinaus einen tiefen und
nachhaltigen Eindruck von der deutschen Musik
zu erhalten, die ihnen hier durch auserlesene
Kräfte geboten wurde.

Die in Heidelberg . durchgeführte Arbeits-
tagung stand unter dem Thema: „Studentische
Erziehung und Sozialarbeit." Hierzu wurden
jeweils von deutscher und spanischer Seite
Einzelreferate gehalten, die den Teilnehmern
einen grundlegenden Uberblick über die poli-,
tische Fragestellung sowie über das bisher auf
dem jeweiligen Einzelgebiet Erreichte und die
weiteren Ziele aufzeigte. Mit besonderem In-
teresse und größter Aufmerksamkeit verfolgten
hierbei die spanischen Kameraden die deutsche
Darstellung über die deutsche Studentenarbeit,
von Dr. B ä ß I e r, Dr. Reise, Dr. Rcimann
und Frl. Miedzinski gegeben. Ebenso rege
war ihr Interesse an dem Langemarck-Studium,
in welchem sie sinnfällig die Verwirklichung
der sozialistischen Idee kennenlernten.

Auf einer abschließenden Arbeitsbesprechung
in Salzburg wurde beschlossen, die 2. Arbeits-
tagung im Januar 1944 in Spanien auf Ein-
ladung des SEU. durchzuführen. Dieser neue
Besuch einer Abordnung des deutschen Stu-
dententums in Spanien wird in vermehrtem
Maße der intensiven' Fortsetzung des geistigen
Austausches zwischen den beiden Studenten-
führungen dienen. Zu diesem Zwecke wurde
die Themenstellung für die bevorstehende Ar-
beitstagung unter Auswertung der in Heidel-
berg bei den Aussprachen gewonnenen Ein-
drücke und den ausgetauschten Anregungen
erheblich erweitert. ,

Vom großasiatischen Studententum

u~rlag fru.tx Eher Nachf. GmbH.,

B?tellungen mn.Sen d.- JTJ r-V—--— ,

bereitung im Heute reif zu machen. Es ist
uns sehr wohl klar, daß die Aufgabe der euro-
päischen Erneuerung in ihrer ganzen Größe
erst in Jahren übersehbar und greifbar gewor-
den »ein wird. Aber auch hier gilt für uns
deutsche Studenten das große Losungswort,
das in so vielen Fragen heute unseren Weg
begleitet: In Bereitschaft sein ist
alles.

Aus Tokio wird gemeldet, daß die erste
Gruppe von ausgewählten Studenten der Völ-
ker des großasiatischen Raumes zum Studium
in Japan eingetroffen ist. Es handelt sich um
eine größere Anzahl von Studierenden aus
Burma. Java, Mälaia und Sumatra. Die Studen-
_ ten aus den PhiHTn\i.a*m.. »ffflr-»f»»,p« >>■■>*-•

in« Oroj.rlen I4—--""

neo werervtr,'- .:,rize in t£.K}Q eiwa^r.., —s"
die japanische Presse mitteilt, sollen diese
Nachwuchskräfte zu kommenden Führern im
Aufbau der großasiatischen Wohlstandssphäre
erzogen werden. Im ersten Studienjahr wird
das Hauptgewicht auf die Erlernung der japa-
nischen Sprache gelegt.

In überlegener Großzügigkeit hät Japan den
ausländischen Studierenden seine Hochschulen
geöffnet und sie während ihrer Studienzeit
auf japanischem Boden auch zugleich mit dem

Wissen und der Eigenart des Japanerrums
vertraut gemacht.

Die Studenten^ die sich in diesen Monaten
und Jahren aus den weiten Gebieten und
Räumen Großasiens auf den japanischen
Hochschulen zusammenfinden werden, bleiben
für hnmsr,-;f ■fahft,' * "iä oemeinsameV a'uUS»

_J Vor Beseh»«-^

_U,.JU,WJ wÄ&te 'Studiums cjtfwu.:
'buntäA. Und' eVW Tteiri Zweifel,1 daß aus
dieser Verbundenheit der Zusammenschluß
ihrer Völker und die wachsende Einheit ihres
Lebensraumes wertvollste. Förderung erfährt.
Wenn sie, einst wieder, zurückgekehrt in ihre
Staaten, in ihrer Heimat wichtige Führung«-^
aufgaben wahrriehmen, so wird es sich erst
zeigen, wie wesentlich die gemeinsame Aus-
bildung im Hinblick auf das Verständnis für
die Probleme des gemeinsamen Lebensraumes
gewesen ist. -

<Oa* Aumlmttct meldet t

Studentisches Schrifttum in Frankreich

Uber das Studium und die beruflichen Fragen
'des akademischen Nachwuchses gibt dafi
„Bureau Univeraitaire de Statistique" für
Frankreich künftig laufend Veröffentlichungen
heraus. In einer Ankündigung, die die fran-
zösische Presee bringt, wird mitgeteilt, da«
„Bureau Universitaire -de Statistique'i habe es
sich zur Aufgabe gemacht, Schrifttum über
akademische Fragen, Studiendauer, Studien-
kosten, Berufsordnung usw. zu sammeln und
den Studenten zur Verfügung zu stellen.

Studentische Sportpflicht in Bulgarien

Unterrichtsminister Jocov hat den Beschluß
'des Akademischen Rates der Universität Sofia,
der eine pflichtmäßige Einführung der Körper-
ertüchtigung ■ innerhalb der Universität vor-
sieht, genehmigt. Bei der Universität . wird
eine Abteilung für körperliche Ertüchtigung
eingerichtet, die die Leibesübungen der Stu-
denten leiten wird. Vorläufig werden die
Übungen nur für Medizinstudenten sowie Stu-
denten der philologischen und mathematischen
Fakultät Pflicht «ein. Später wird die ganze
Studentenschaft der Universität erfaßt werden.

Bau eines studentischen Erholungsheime!

in Sofia

Der akademische ^Rat der Universität Sofia
hat den Aufbau eines großen Sommererholungs-
heime« für bulgarische Studenten beschlossen.
Der geplante Bau soll in fünf Jahren fertig,
gestellt «ein.

Feierstunde der Studentengruppe „Jeune
Europe"

Die Studentengruppe „Jeune Europe" veran-
staltete in Pari« im Saal der wissenschaft-
lichen Gesellschaften eine eindrucksvolle Feier-
stunde, die der Erinnerung an Mers-el-Kebir
gewidmet war. \

Ferieneinsatz der Hochschülerinnen in Kroatien

Der Ferieneinsatz der arbeitsdienstpflichtigen
kroatischen Hochschülerinnen hat begonnen.
Eine Gruppe Von Hochschülerinnen wurde in
verschiedenen Ämtern in Agram eingesetzt, wo
die männlichen Kräfte einberufen wurden,
während eine zweite Gruppe einen Sanitäts-
kur« der Hauptdirektion für Gesundheitswesen
besucht, wo sie als Krankenschwestern aus-
gebildet werden. In Warasdin, Mostar und
Karlovac sind ebenfall« Hochschülerinnen in
Ämtern sowie ein Teil in den dortigen Kranken-
häusern eingesetzt. Eine Gruppe von Hoch-
schülerinnen ist nach Makärska gefahren, wo
sie im Heim für Flüchtlingskinder ihrePflieht-
zeit als Kindergärtnerinnen verbringen werden

Ferienkurse der Universität Coimbra
in Portugal

Die Universität Coimbra, Portugal, veran-
staltet wieder Ferienkurse, die in erster Linie
den Ausländern vertiefte Kenntnisse der por-
tuqieiisrhen Sprach?' ,wjd Kultur vermitteln
- i.«AuB«'.^IW»jen' ünd'Xfjffhgen -*e'rde .'
auch'1 Exkursionen der Kursteilnehmer unter
sachkundiger Leitung' stattfinden.

Neuer Rektor der Technischen Hochschule
Zürich

Die Gesamtkonferenz der Professoren der
Technischen Hochschule hat Professor Dr. F.
Tank, Professor für Hochfrequenztechnik und
Physik, für die Amtsdauer von zwei Jahren
zum neuen Rektor der Technischen Hochschule.
Zürich gewählt.

Die Auslandswissenschaft
in Wien

Von Prorewor Dr. Kurf Knolt

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit den
Problemen des benachbarten, aber auch des
ferneren Auslands ist in Wien seit eh'und je
zu Hause. Dies ergab sich einmal aus der na-
türlichen Tatsache, daß die Donaustadt ver-
möge ihrer verkehrsgeographischen Lage not-
wendigerweise zu einem Schnittpunkt wirt-
schaftspolitischer Kraftlinien und schließlich
zu einem Knotenpunkt geistiger Strömungen
und politischer Bestrebungen des Abendlandes
werden mußte. Zum anderen verstanden die je-
weiligen Träger der Macht in Wien, sowohl
in der Zeit, da die Reichsgewalt in ihren Mau-
ern lag, als auch später, da diese Stadt die
Haupt- und Residenzstadt der habsburgischen
Monarchie war die Bedeutung wissenschaft-
licher Untermauerung der Auslandskenntnisse
für die Gestaltung und Steuerung ihrer Be-
ziehungen zu den politischen Kraftzentren
außerhalb der eigenen Grenzen.

Allerdings kann von einer planmäßigen
Pflege der Auslandswissenschaft oder eines
auslandswissenschaftlichen Studiums in Wien
bis in das 19. Jahrhundert ebensowenig ge-
sprochen werden wie andernorts, zumal die
eng begrenzte Zielsetzung des akademischen
Studiums an der Wiener Universität bis z-ur
Studienordnung von Thun — Exner — Sönitz
vom 30. September 1850 einer solchen wissen-
schaftlichen Betätigung in der Forschung wie
namentlich in der Lehre entgegenstand.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
wurde dann das wissenschaftliche Auslands-
studium im'Rahmen der Wiener Universität
rasch und gründlich ausgebaut, und zwar durch
die Berufung geeigneter Fachgelehrter, die zu-
gleich das Nachwuchsproblem an Sachkennern
des Auslandes a.uf den verschiedenen Wissen-
schaftsgebieten anpackten, ferner durch die
Schaffung der notwendigen Studieneinrichtun-
gen, Instituts- und Seminarbüchereien usw. so-
wie durch die Organisierung zahlloser Studien-
und Forschungsreisen ' ins Ausland öder die
Entsendung von Wissenschaftlern zu längerem
Aufenthalt dahin.
Der Zusammenbruch der Donaumonarchie zog

Seite 2 / Die Bewegung / Ende August 1943

zunächst eine erhebliche Störung, \im nicht zu
sagen Unterbrechung dieser Entwicklung nach
sich. Sehr bald jedöch trat eine langsame Um-
kehr ein, indem sich trotz der schwierigen Ver-
hältnisse der Nachkriegszeit das natürliche Ge-
wicht Wiens, seine Lage, seine Jahrhunderte
alte Uberlieferung, die in seinen Mauern an-
gesammelten Schätze an wissenschaftlichem
Quellenmaterial, erneut geltend machten.

Die Rückkehr der Ostmark in das Reich hat
diese Entwicklung trotz der erneuten Schwie-
rigkeiten infolge des zweiten Weltkrieges in
erfolgversprechender Weise vorwärtsgetrieben.

In kurzer Zeit setzte sich bei den zustän-
digen Stellen des Großdeutschen Reiches die
Erkenntnis von der Bedeutung Wiens für die
gesamtdeutschen Interessen durch, brach sich
die Uberzeugung Bahn, daß diese Interessen im
Gesamtrahmen der Reichspolitik, soweit der
Südosten in Betracht kommt, am besten von
Wien aus vertreten werden können.

Die Folge dieser sachlich durchaus begrün-
deten und richtigen Erkenntnis ist die Zuneh-
mende Aktivierung der in Wien vorhandenen
Einsatzquellen auch auf dem Gebiete der wis-
senschaftlichen Auslandsarbeit durch die in
Wien selbst verfügbaren Kräfte mit wirksamer
Unterstützung ideeler und materieller Art durch
das Reich, wodurch sich ständig deutlicher der
Auftrag des Reiches für Wien in der zukünf-
tigen wissenschaftlichen Auslandsarbeit im
Südosten des Reiches heraushebt.

Die Entwicklung verläuft auf den beiden
Linien der Forschung von der Lehre in stän-
diger Wechselwirkung.

Ihre Betreuung und Förderung ist'die Sache
der „Südostgemeinschaft der Wiener Hoch-
schulen", die, 1941 gegründet, die fünf wissen-
schaftlichen 1 und die' drei Kunsthochschulen
Wiens sowie die Akademie der Wissenschaft,
die Nationalbibliothek, das Wiener Reichs-
archiv (Haus-, Hof- und Staatsarchiv), das Ar-
chiv der Stadt Wien sowie Vertreter anderer in
Betracht kommender Körperschaften und Ein-
richtungen zusammenfaßt.

Auch sind von der „Südosteuropa-Gesel'-
schaft" im Einvernehmen mit den zustän-
digen Hochschulen noch das Institut für Süd-
ostrecht unter Führung von Prof. Dr. Hans
Würdinger (Universität) bzw. Prof. Dr. Hell-
mut Isele (Hochschule für Welthandel), das
Südost-Agrarinstitut (Dozent Dr. Hausmann,
Hochschule für Bodenkultur) und das Institut

»

für Holz- und Forstwirtschaft des Südostens
(Prof. Dr. Schimetschek, Hochschule für Bo-
denkultur) ins Leben gerufen worden.

Auf dem Gebiete des Studiums der Fremd-
sprachen hat die Universität im rein sprach-
wissenschaftlichen Sektor eine sehr erfolgver-
sprechende Entwicklung der Slawistik zu ver-
zeichnen. Dazu kommt jetzt auf* Grund des
deutsch-bulgarischen Kulturabkommens eine
Professur für bulgarische Sprache und Lite-
ratur zur «Besetzung. Durch die Berufung des
Prof. Dr. Alexander Dima (Bukarest) hat die
rumänische Sprache an der Universität und an
der Hochschule für Welthandel eine neue Ver-
tretung gefunden. In gleicher Weise entwickelt
sich das Studium der japanischen Sprache und
Kultur an den beiden genannten Hochschulen
und im Rahmen des Instituts für Japankunde
unter Leitung des Prof. T. Murata erfolgreich
weiter. Der Gastprofessor für die magyarische
Sprache und Kultur, Dr. Mi'skolczy, setzt seine
Tätigkeit fort und vergrößert die Studienmög-
lichkeiten auf seinem Gebiete mit Hilfe der in
Wien bestehenden ungarischen Kulturanstal-
ten. Die Zusammenarbeit mit der slowakischen
Gelehrtenwelt konnte verstärkt werden, des-
gleichen die mit den Kroaten. Durch die sehr
ausgebreitete Tätigkeit des italienischen Kul-
turinstitutes in Wien werden den Studierenden
der italienischen Sprache und Kultur immer
wieder reiche Möglichkeiten geboten, ihre an
den Hochschulen, auch durch die Vermittlung
italienischer Gastprofessoren und -lektoren, er-
worbenen Kenntnisse zu vertiefen.

Ein einheitlich 'geschlossenes auslandswis-
senschaftliches Studium, wie es an der^Aus-
landswissenschaftlichen Fakultät der Universi-
tät Berlin besteht, gibt es in Wien nicht. Hier
wird lediglich jedem Studierenden einer belie-
bigen Fachrichtung die Möglichkeit geboten,
sich neben den Fremdsprachen in einem der
oben erwähnten Lehrgänge, auslandskundliche
Kenntnisse zusätzlich zu seinem Hauptstudium
zu erwerben. Zu diesem Behufe bestehen an
sämtlichen Hochschulen bzw. Fakultäten aus-
landskundliche, sogenannte Südostvorlesun-
gen, die im Wege der „Südostgemeinschaft"
aufeinander abgestimmt bzw. in ein System
gebracht werden und die jeder Studierende
einer Wiener Hochschule als Gasthörer bele-
gen kann. Bisher ist lediglich die wirtschafts-
wissenschaftliche Sonderausbildung für den
Südostkaufmann an der Hochschule für Welt-,

handel in ein geschlossenes System gebracht
worden (Südoststiftung).

Um nun dieser zusätzlichen auslandskund-
lichen Sonderausbildung für den Südosten einen
prüfungsmäßigen Abschluß zu geben, ist die
Errichtung eines Prüfungsamtes für Auslands-
kunde des Südostens der Wiener Hochschulen
in Aussicht genommen.

Es ist nicht beabsichtigt, in Wien ein über
den skizzierten Rahmen hinausgehendes ge-
schlossenes auslandswissenschaftliches Studium
nach dem Berliner Vorbild einzurichten. Ab-
gesehen davon, daß Wien aus gegebenen Grün-
den in der Hauptsache auf den Südosten ein-
gestellt ist, wird hier der Standpunkt vertreten,
daß die Studierenden bei uns zunächst das
Schwergewicht auf eine gründliche Ausbildung
in dem von ihnen als Hauptfach gewählten
Wissenschaftsgebiete legen und neben der Er-
lernung der notwendigen Fremdsprachen ledig-
lich zusätzlich ihren wissenschaftlichen Ge-
sichtskreis und ihr politisches Wissen durch
den Besuch der ihnen hier gebotenen Lehr-
veranstaltungen auslandskundlicher Art er-
weitern sollen.

Man knüpft daran die weitere Hoffnung, daß
es nach dem Siege den Studierenden ermög-
licht werden wird, diese Ausbildung durch
längere Auslandsaufenthalte gründlich zu ver-
vollständigen.

Es genügt nach unserer Ansicht vollkommen,
daß an der Auslandswissenschaftlichen Fakul-
tät der Universität Berlin eine Arbeits- und
Lehrstätte am Sitze der Reichsgewalt geschaf-
fen wurde, wo die Gesamtergebnisse auslands-
wissenschaftlichen Forschens zusammengefaßt
und nach allen Seiten abgerundet jenen ge-
lehrt werden, die sich über ein besonderes
Fachgebiet hinaus für besondere Aufgaben
qualifizieren wollen, die ein allseitiges Aus-
landswissen erfordern.

Hauptschriftleiter: Dr. Heinz Wo 1 ff (z. Z. bei der Wehr-
macht). In Abwesenheit des Hauptschriftleiters verantwort-
lich^ Dr. Hans Bahr. Anschrift der Hauptschriftleitung:
München 33, Karlstr. 12, Fernr. 57 98. Flieden Anzeigenteil
verantwortlich: Joh. Bartenschlager. Verlag: Franz
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