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ORfiäN DER REICHSSTUDENTENFÜHRUHG / MÜNCHEN, ENDE NOVEMBER 1943 / 11.JAHRGANG / FOLGE 15

Der Weg der Studenten

Kaum eine geistige Bewegung hat es in der
deutschen Geschichte gegeben, die nicht Stu-
denten zu ihren leidenschaftlichsten Vorkämp-
fern und Bannerträgern gezählt hat.

Kämpferischer Mut und freiwilliger Einsatz,
Pionier zu sein und Vortrupp zu bilden — das
hat in allen Epochen den Studenten ausge-
zeichnet.

Das sagen wir nicht, um uns zu rühmen
oder um unsere Leistungen höher zu bewer-
ten als die der anderen: aber die geschichtliche
Gerechtigkeit verlangt, daß, wo immer der um-
wälzenden Ereignisse und geistigen Revolution
gedacht wird, dieser Beitrag des Studenten-
tums nicht in Vergessenheit gerät. So wie die
Gründung der Deutschen Burschenschaft dem
Drang des ganzen Volkes zur Reichsbildung
tätigen Auftrieb gab, so wie Langemarck zum
Symbol einer neuen umfassenden Verfassung
der deutschen Studentenschaft nach dem Welt-
krieg die Hoffnung auf einen völkischen Wie-
deraufstieg stärkte — so hat jede Epoche
mit ihren politischen Forderungen
das Studententum auf den Plan ge-
rufen und bereitgefunden.

Immer vorne sein

Zugegeben, das Studententum war nicht im-
mer geschlossen und nicht immer einheitlich
zur Stelle. Wie ein Spiegel des gesamten Vol-
kes zeigte es in so manchem Abschnitt unserer
Geschichte auch die innere Zerrissenheit. Den
Studenten, die leidenschaftlich und unbeirrbar
für das völkische Ziel eintraten, stand immer
auch eine Gruppe von Studenten gegenüber,
die div.^cn Zie'sn entfielen wirkten und die_
sich zu Exponenten einer gegnerischen Gruppe
herabwürdigen ließen. Und zwischen diesen
beiden Gruppen gab es in mancher Epoche
auch jene Mittelschicht von unentschlossenen
und lauen Elementen, die warteten, bis die
Entscheidung gefallen war. Aber es hat ja im-
mer nur die Minderheit der aktiven Kämpfer
Geschichte gemacht. Ihr gelang es dann, die
Lauen mitzureißen und die Gegner zu besiegen.

Es ist der Stolz der studentischen Ge-
schichte, daß fast jeder große völkische Er-
neuerungsprozeß im Studententum zuerst durch-
gefochten und zuerst gewonnen wurde und
daß dann das Studententum in überwältigen-
der Mehrheit und in kämpferischem Einsatz
erfolgreich und bestimmend eingreifen konnte
in die letzte Phase des allgemeinen Durch-
bruches.

So war es in den Freiheitskriegen, so war
es in den Tagen eines Metternich, und so
war es in der Kampfzeit der Bewegung, als
die deutsche Studentenschaft als staatliche
Organisation im Jahre 1931 unter national-
sozialistische Führung trat und dann in den
letzten beiden Jahren vor der Machtübernahme
der Bewegung so wichtige Dienste leisten
durfte.

Kraft und Ideenfülle

Studenten waren freilich nicht immer ange-
nehme und bequeme Gefolgsmänner. Revolu-
tionär, über das Ziel hinausschießend, immer
voll neuer Ideen, oft genug unruhig und gä-
rend stellten sie ihre eigene Führung und die
Gesamtführung vor manche Überraschung und
vor manche Schwierigkeit. Das sagen wir ehr-
lich und offen und wollen dabei nichts be-
schönigen und nichts verschweigen. Aber es
gehört offensichtlich zum Wesen
des Studententums, diese Kraft
des revolutionären Schwunges und
der ständigen Ideenfülle nie zu
verlieren. Dabei wollen wir lie-
ber in Kauf nehmen, daß wir
manchmal zu weit gegangen sind,
niemals aber, daß wir in einer Zeit
der Auseinandersetzung nicht ak-
tiv mit dabei gewesen wären. Lieber
immer vorne sein und dabei Gefahr laufen,
abgeschnitten oder zurückgepfiffen zu werden,
als unentschlossen auf die Entscheidung war-
ten — das, meinen wir, gehört nun einmal zu
einem Studenten, und dabei denken wir auch
an den alten soldatischen Grundsatz, daß es
besser ist, einen falschen Entschluß zu fassen
als gar keinen.

Der Reichsstudentenführer Dr. Scheel, der
das geschichtliche Verdienst der Einigung und
des Wiederaufstieges des deutschen Studenten-
tums für sich beanspruchen darf, hat immer
wieder darauf hingewiesen, daß wir als natio-
nalsozialistische Führung des Studententunis

stolz darauf sind, unseren Platz täglich neu er-
kämpfen zu müssen. Mag dieser Grund-
satzin den Köpfen mancher Volks-
genossenbefre m,d lieh wirken, mag
die Lage in anderen Ländern an-
ders sein, wir wollen nicht mehr
gelten, als wir durch unsere Lei-
stung in dieser Zeit erkämpfen
und erarbeiten. So stehen wir als Stu-
denten- und Akademikertum in einem großen
Aufbruch zu neuen und endgültigen Formen.

Glaubensträger der Bewegung

Dieser Weg aber ist ein Weg der politischen
Erziehung. So blicken wir in all unseren
Lebens- und Aufgabengebieten immer auf
den Auftrag des Führers, um seinen Befehl
und seine Idee durchzuführen. Wer will da
noch bezweifeln, daß auch die Organisation
des Studententums dieser politischen Zielset-
zung entsprechen muß und daß eine unpoli-
tische, allein den eigenen Spezialaufgaben
überlassene Arbeit das Ende der Hochschule
und Wissenschaft im nationalsozialistischen
Reich bedeuten müßte? Unsere Kameradschaf-
ten sind die Wurzeln der Volksgemeinschaft
in die deutsche Hochschule hinein, sind die
Klammern, mit denen wir mit dem Gesamtauf-
trag der Bewegung unauflöslith verbunden
sind. Ihnen kommt nicht nur für den Studen-
ten, sondern für die gesamte Hochschule eine
entscheidende Bedeutung zu.

Und wir möchten einen Schritt weitergehen:
so wie Forschung und Lehre unzertrennbar
verbunden sind mit Persönlichkettserziehung
und Gemeinschaftsbildung, so ruht die Hoch-
schule gleichermaßen auf der Wissenschaft
und ihren Trägern wie auf der politischen Ge-
meinschaft des Studententums und seinen
Mannschaften.

Beide Pfeiler tragen die Hochschule, beide sind
• die Voraussetzung einer vollgültigen und wir-
kungsvollen menschlichen und beruflichen
Lebenserfüllung. Wer sie trennt, gefährdet bei-
des, wer einen Pfeiler abschlagen will, bringt
das ganze Gebäude zum Einsturz.

Die Selbsterziehung

Die studentische Erziehung steht unter dem
Gesetz der Selbsterziehung. Erziehung und
Selbsterziehung wirken zusammen, wo sich Ju-
gend und Mannesalter die Hand reichen. Die
Reife zu einer charaktervollen und leistungs-
tüchtigen Persönlichkeit und die Reife zum
politischen Vorbild in der Volksgemeinschaft
ist dabei jedem Studenten als Ziel aufgegeben.
Und weil dieses Ziel der Gemeinschaft und
Persönlichkeit den Weg des Studenten bestim-
men muß, um ihn zur Erfüllung seiner völki-
schen und fachlichen Berufung zu bringen, so
müssen die Kameradschaften dieser Persön-
lichkeitsbildung und Gemeinschaftserziehung
Raum geben und damit Einheit und Vielheit,
Lenkung und Freiheit Bindung und Ungebun-
denheit in ihren Lebensformen umspannen.

Politik ist nichts anderes als das Leben der
Nation. Entweder bekennen wir uns zu den
politisch handelnden und gestaltenden Men-
schen, dann müssen wir diesen Weg konse-
quent bis zum Ende marschieren, oder wir
stecken den Kopf in den Sand und lassen die
Weltqeschichte ihren Gang gehen. Als Studen-
ten aber wollen wir das nicht. Wir wollen im-
mer zu den Aktivisten zählen und unser
Schicksal in die eigenen Hände nehmen.

Studententum ist darum politisch oder es ist
kein Studententum. Wenn es aber politisch ist,
so muß es sich eine politische Form geben, die
ihren Aufgaben und Zielsetzungen entspricht
und ihm im Dienst des Volkes den höchst-
möglichen Grad der Wirkung sichert.

Dabei geht es darum, daß das Wertvolle der
Vergangenheit verbunden wird mit dem, was
unsere Zeit aus ihren Voraussetzungen und
aus ihrem Kampf heraus gefunden hat. Das ist
die Tradition des nationalsozialistischen Stu-
dentenbundes, die für unseren Weg die wich-
tigste ist und aus deren Geist heraus die Fun-
damente gelegt und die Pfeiler aufgetürmt wor-
den sind. So gesehen, bedeutet unsere Kame-
radschaftserziehung zweierlei: Da sie über Ge-
nerationen hinweg Tradition und Gegenwart
verbindet und in neuer Einheit Wirklichkeit
werden läßt, sichert sie dem Studententum die
Kraft seiner Geschichte und damit die Kraft

Der Führer an den Reichsstudentenführer

Am 22. November 1943 erhielt der Reichsstudenteniührer, Gauleiter Dr. Scheel, vom Führer
zu seinem 36. Geburtstage ein in herzlichen Worten gehaltenes Glückwunschtelegramm

seines gegenwärtigen Wirkens. Das zweite
Moment ist nicht weniger bedeutsam.

Indem die studentische Gemeinschaft im
Rahmen der Partei wurzelt, schlägt sie eine
Brücke von der echten Tradition der Hoch-
schule zu dem politischen Gesetz unserer Zeit.
Niemand wird bezweifeln können, daß diese
Aufgabe nur von den Studenten selbst ange-
packt und gelöst werden kann.

Entweder wir besitzen wie unsere Väter die
Kraft zur eigenen Gestaltung oder wir sind
nicht würdig, ihr Erbe zu verwalten. Das Recht
der Selbstführung und Selbsterziehung, das vom
Führer bestätigt wurde, bedeutet Anerkennung
und Verantwortung zugleich. Und wenn jemand
sagt, warum brauchen die Studenten ihre
eigene Parteiorganisation, dann wollen wir
antworten: weil es die Aufgabe und das Ziel
verlangt. So wie ein künftiger Offizier die
Waffenschule braucht, um für seine besondere
Aufgabe vorgebildet zu werden, so braucht der
Student seine besondere politische Erziehungs-
gemeinschaft um erfüllen zu können, was man
von ihm verlangt. Nichts liegt uns dabei
ferner als eine falsche Exklusivität. Wir sind
nicht exklusiv, und wir sondern uns nicht ab.
Wir sind vor allem keine Standesorganisation.
Studenten sind kein Stand, sondern sie reprä-
sentieren in ihrer Herkunft und Zusammen-
setzung das ganze Volk in allen seinen Beru-
fen. Das Studententum selbst hat dafür gesorgt,
daß alle fähigen Söhne unseres Volkes auch
ohne vornehme Herkunft und finanzielle Lei-
stungskraft über das Langemarckstudium zur
Hochschule gelangen können. Das Studenten-
tum selbst hat sich im Reichsstudentenwerk
eine Förderungsorganisation aufgebaut, die
jedem Studenten die Durchführung seines Stu-
diums ermöglicht, und es hat vor allem dafür
gesorgt, daß die Frontstudenten nach ihrer
Heimkehr einschließlich ihrer Familie in Ruhe
und ohne wirtschaftliche Sorgen studieren
können.

So stehen wir mit unserer studentischen Er-
ziehung im Leben des Volkes und im Leben
der Hochschule.

Die Hochschule

Diese Hochschule hat ihre eigene Tradition.
Sie hat im Laufe der Geschichte dem deutschen
Volk unendlich viele Impulse nicht nur wis-
senschaftlichen Fortschrittes, sondern auch
völkischer Erneuerung gegeben. Zweierlei
scheint uns in diesem Zusammenhang wichtig:

1. Niemandem ist gedient, wenn die Hoch-
schule ihre Anforderungen senkt. Die Wissen-
schaft und die Forschung wird nicht vor leich-
tere, sondern vor immer schwerere Probleme
gestellt. Audi im Kriege .gilt daher die Lei-
stungsforderung, ja sie gilt in erhöhtem Maße.
Es wäre keine Vergünstigung,
wollte man von den Kriegsstuden-
ten geringere Leistungen verlan-
gen. Gerade ein Soldat hat An-
spruch darauf, daß er trotz oder
wegen seines langen Einsatzes bei
der Wehrmacht das beste Rüst-
zeug von der Hochschule mitbe-
kommt. Was würde es ihm nützen wenn er
aus falschen Erwägungen heraus weniger ge-
lernt hätte und dann doch später an allen
Ecken und Enden feststellen müßte, was ihm
fehlt. Daher heißt unsere Forderung:, den
besten Soldaten auch die beste wissenschaft-
liche Ausbildung.

2. Die Aufgabe der Hochschule ist nicht die
einer Schnellpresse; ihr Wesen wird weder
durch den Nürnberger Trichter noch durch das
Kommando gekennzeichnet.

Die Hochschule will anregen, arbeiten muß
der Student selbst. Entscheidend ist das eigene
Urteil, das Denkenlernen, die Erziehung zu
selbstschöpferischem und selbstgestalterischem
Handeln, die gesunde und aufbauende Kritik.

Die Hochschule und das Studententum kön-
nen ihrer Aufgabe nur gerecht werden, wenn
 
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