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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 3.1868

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Heft 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.44083#0099
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Vas Pantheon zu llom.

uige Neigung zu der Frau, die er ohne Eigen-
nutz gewählt hatte.
Bestürzt blieb sie auf der schwelle stehen.
Der duftige «aal war leer . . . Otto, den sie
hier vermuthete, liest sich nirgends entdecken.
— Ich must ihm nachgehen! flüsterte sie
traurig vor sich hin. Schon diesen Morgen
innsttc ich ihn aufsnchen. Er hätte mich hier
wohl erwarten können. Wenn Sabine Recht
hätte. . .
Sie mnstte die Thränen trocknen, die sich
ihr gewaltsam in die Augen drängten.
Rn den Saal grenzte ein Kabinet, das die
jungen Gatten einigemal zu traulicher Unter-
haltung benutzt batten. Hier glaubte Gabriele
den Träumer, so nannte sie ihn noch, zu finden.
Nicht ohne Zagen öffnete sie die Flügelthür.

— Mein Golt! mein Gott! flüsterte Ga-
briele vor sich hin. Die Gemüthsstimmnng
Otto's, die das geheimnistvolle Ereignis; hervor-
gebracht, macht mir schwere Sorgen! Die Um-
wandlung, die mit ihm vorgegangcn, ist so jäh,
so unerwartet . . . Nein, ich schreibe ihr eine
andere Ursache nicht zu . . . Otto liebt mich lei-
denschaftlich, er glaubt an böse Vorbedeutungen
und fürchtet ein Unglück . . . Wer wenn ich
bedenke, wie er sonst über den Vorfall gespro-
chen, wie er ihm gar keine Bedeutung beigelegt,
ihn selbst für lächerlich befunden bat. . . Nein,
ich will nicht grübeln,
will der Vorsehung und
nuferer Liebe vertrauen,
die den Ehebund ge¬
schlossen hat. Sabine
setzt in ihrer Gereizt¬
heit Dinge voraus, die
nicht cxistiren.
Sie ging langsam
durch den Garten in
den Saal. Nach der
Scene in dem Pavillon
glaubte sie sich zu der
Annahme berechtigt, die
übergroße Liebe des
Gemahls habe eine
traurige Idee in ihm
erzeugt, vou der sic ihn
nur durch fortgesetzte
Zärtlichkeit befreien
könne. War sie auch
selbst von Besorgnis; be¬
fangen, so empfand sie
doch eine Art Genng-
thnung . . . Otto ma-
nifestirtc ja seine in-

Das Kreui im Walde.
Novelle von Uugnll Schrader
(Fortsetzung.)

— Wer ist da? fragte eine Stimme.
Der Graf, der anp Fenster stand, hatte diese
Frage ausgesprochen, ohne sich zu wenden.
Gabriele verbarg ihren Schmerz.
— Wer anders als Deine Frau sollte wohl
unangemeldet bei Dir cintreten?
Er ging zn ihr und reichte ihr die Hand.
Du bist's, Gabriele! Fch war so lebhaft
im Geiste nut Dir beschäftigt, daß ich meine
Umgebung vergaß. Wie, Tu hast geweint?
— Es ist nichts, Otto, nichts!
— Wer erpreßt Dir Thränen?
Sei ruhig, Otto! bat sic schmeichelnd.
- Wie thöricht, daß ich frage. . . Sabine
Ivar ja bicr, meine Feindin. Diese Sabine sorgt
schon, das; wir unseres Glückes nicht froh werden.
Tn verkennst sie, wahrlich, Du verkennst

wahrlich, Du verkennst
sie. An unserem Hoch-
zeitstage reichtest Du
ihr versöhnt die Hand,
schlossest mit ihr Frie-
den nach einem einge-
bildeten Kriege . . .
Und sie meint es so
gut mit mir . . .
— Das eben möchte
ich verhindern! unter-
brach der Graf sie
hastig. Mache Dich frei
von dem Einflüsse die-
ser Tante, die es we-
der mit Dir noch mit
mir gut meint.
— Otto, hat sie
Dich beleidigt?
— Tn argloses
Kind! Folgemir, Dei-
nem Manne . . .
— Es muß doch
etwas geschehen sein.
— Ich beuge vor,
Gabriele; sobald etwas
geschehen, ist es zu spät.
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