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Zwei Söhne.
Kriminal-Novelle
von
Ar. Friedrich.
Dicht am User eines
rings von Wald um-
geb> en Teiches unter den
iU längenden Zweigen
mchesaß ein junges
en. Es war ein
ucher Platz, still und
versteckt. Kein Laut drang
hieher außer dem Singen
der Vögel in den hohen
Baumwipselu und dem
leisen Plätschern eines
kleinen Bergbaches, der
sich in den Teich ergoß.
Wunderbar klar lag der
Teich da; nicht die kleinste
WellebewegteseineFläche.
In ihm spiegelten sich der
blaue Himmel und die
Bäume rings am User,
in einem feuchten Glanze
schimmerten die Wasser-
pflanzen an seinem
Grunde. Schon manche
Hand hatte sich nach ihnen
ausgestreckt, und doch
ließen sie sich mit dem
längsten Ruder nicht er-
reichen.
. Der Volksmund nannte
den Teich grundlos und
knüpfte unheimliche Sa-
gen an ihn; allein er-
halte einen Grund, rind
selbst die unheimlichen
Sagen zerfloßen für den
in ein Nichts, der ihnen
näher uachforschte. Moch-
te auch ein unglückliches
Herz auf seinem Grunde
Ruhe gesucht haben — die
Ruhe hatte cs gefunden


i und das Wasser des Teiches war ebenso durch-! Für einen Jeden aber, der sich hinaus sehnte
sichtig klar wie zuvor. aus dem Treiben des Lebens, der allein sein wollte,
der verlangte ungestört zu
träumen, gab es kaum
einen traulicheren Platz
als an dem Ufer dieses
Teiches. Hier fand er
Alles vereint, was er
suchte. Ruhe und das
Stillleben der Natur, in
dem die Träume sich am
Schönsten erschließen.
Wie die Libellen, welche
über dem Wasser hinhüps-
teu, umtanzten Traum-
gestalten dann die Seele,
der Spiegel des Teiches
weitete sich, die alten
Bäume an seinem Ufer-
schienen Leben zu gewin-
nen, sie neigten die Wipfel,
wenn der Wind durch sie
hinsuhr, und das Rauschen
in ihren Zweigen klang
wie eine ferne Musik.
An dem Ufer des
Teiches war deshalb auch
der Lieblingsplatz des
jungen Mädchens, wel-
ches unter der Buche saß.
Es war eine frische, rei-
zende Erscheinung. Neben
ihr auf dem dunklen
Moose lag der leichte
Strohhut, in dichten
Locken siel ihr Haar bis
auf die Schultern herab.
Ihre großen ölaucn Au-
gen waren träumend auf
den Spiegel des Teiches
gerichtet und doch sah man
cs ihnen an, daß sie heiter
und übermüthig lachen
konnten. Einen schelmi-
schen Ausdruck vermochte
selbst die träumerische
Stimmung nicht von ihren
Friedrich Wilhelm, Kronprinz von Preußen. Noch einer Photogrophic gezeichnet von E. Hort',nonn. (S. 3.) Zügen zn Verwischen.

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