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Zwei Söhne.
Kriminal-Novelle
von
Ar. Friedrich.
(Fortsetzung.)
Hugo erzählte nun, daß Heino Gertrud geliebt
habe. In der Laube neben der Gärtnerwohnung
habe er sie eines Abends belauscht. Aber auch
Benko liebe Gertrud; er habe ihr heftige Vor-
würse gemacht, weil sie seine Liebe nicht erwiedere,
sondern ihr Herz Heino geschenkt habe, er habe
geschworen,
daß sie sein
werdensolle.
In grö߬
ter Aufre¬
gung hatte
Möttau ihm
zugehört.
„Nein,
das kann
nicht sein!"
rief er, den
Verdacht,
den Hugo in
ihm erregt
hatte, mit
Gewalt von
sich fern hal¬
tend. „Ich
habe Benko
Wohlthaten
erwiesen und
es stets gut
mit ihm ge¬
meint, Hei¬
no hat ihn
wie seinen
Freund be¬
handelt —
er kann es
nicht gethan
haben — er
.nicht!"
„Es ist
auch nur ein

Verdacht, der in mir ausgestiegen," entgegnete
Hugo; „ich habe keinen Beweis, daß er die That
begangen, allein er hat einen heftigen, leidenschaft-
lichen Sinn. Wer kann fagen, wie weit die Lei-
denschaft den Menschen hinzureißen vermag."
„Er wußte, daß Gertrud nie Heino's Frau
werden konnte!" warf Mottau ein.
„Er hatte gehört, daß Heino Gertrud zuschwor,
alle Hindernisse überwinden zu wollen, daß er ihr
sagte, in wenigen Jahren sei er mündig, dann
könne Niemand seinem Entschlüsse mehr entgegen-
treten und er wolle lieber Allem entsagen, als ihr.
Wann hat die leidenschaftliche Eifersucht je ruhig

überlegt und dem Einwurfe, den der Verstand
machen konnte, Gehör geschenkt."
„Hugo, Hugo, ich kann den Gedanken auch
jetzt noch nicht sassen!" ries Mottau. „Benko hat
einen heftigen Sinn, es stießt ein leidenschaftliches
Blut in feinen Adern, allein er ist nicht schlecht.
Ich habe ihn seitdem gesehen, er hat mir offen
in's Auge geblickt, würde er dies können, wenn
ein solches Verbrechen auf ihm lastete? Er kann
es nicht gethan haben!"
„Onkel, ich klage ihn ja nicht an," warf Hugo
ein. „Nur den Verdacht, der in mir aufgestiegen,
theile ich Dir mit. Noch habe ich gegen Niemand
darüber ge-
sprochen, ich
würde auch
gegen Dich
darüber ge-
schwiegen
haben, wenn
meine Ge-
danken nicht
immer und
immer wie-
der darauf
zurückge-
kommenwä-
ren. Eine
sichere Hand
war es, die
Heino er-
schossen,
denn sie traf
das Herz
nur zu gut.
Wer wußte,
daß Heino
auf den An-
stand gegan-
gen war?
Wer kommt
mit einer
Büchse in
den Wald?
Benko ist an
dem Abende
im Walde
gewesen."




St. Johannes, nach einem Fresko-Gemälde von Correggio.

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