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Das Mädchen von Ärauco.
Erzählung aus den Pampas Südamerika's.
Von Zulius Uliczny-
(Fortsetzung.)
Lange sprach Gailhac noch in diesem Tone
und brach erst ab, als er bemerkte, daß Wallberg
immer verdrießlicher wurde.
Der Mond war indeß her-
anfgcstiegen, und der Huf-
schlag einer an dem Häus-
chen vorüberspreugenden Rei¬
terbande verkündigte die
Rückkehr des Generals. Wall-
berg laugte nach seinem
Säbel.
„Ich eile," sprach er
nicht ohne Besorgniß, „dem
Generale über meinen heu-
tigen Streifzug Bericht ab-
zustaltcrr, und hoffe. Sie
einiger unangenehmen Mo-
mente zu entheben. Aris-
mendi ist ein Todfeind der
Spanier, und bei seiner-
rauhen Gemüthsart würden
auch Sie als Franzose sich
keines sehr höflichen Em-
pfangs zu versehen haben."
„Glauben Sie, daß ich
einen guten erwarte?" er-
wiederte Gailhac mit allem
Leichtsinn eines Franzosen.
„Wo sollte Ihr Arismendi
Kriegssitte gelernt haben?
Ist er nicht ein columbischer
Llanero, oder täusche ich
mich, wenn ich annehme,
daß . .
„Sie haben nicht Un-
recht," fiel der Graf ein.
„Er und sein Bruder
dienten beide von der Pike
auf und erwarben sich durch
Tapferkeit den Generalsrang.
Von Jugend an in den un-
ermeßlichen Ebenen herum¬
schweifend, in fortwährendem

Kampfe mit den Indianern begriffen, wild wie
die Natur der Anden, wie sollten sanfte, edlere
Gefühle in der Seele dieser Söhne der Wüste
Platz gefunden haben! Nicht ganz mit Unrecht
steht der General im Rufe der Grausamkeit, und
ich habe ihn Thaten ansüben sehen, deren Erinne-

selbst nicht ohne Großmuth. — Freilich ist bei ihm,
wie bei dem Wilden, der augenblickliche Eindruck
Alles, der Grundsatz nichts."
Mit bangen Gefühlen schritt Wallberg durch
die vom Monde-Hell beleuchteten Baumreihen dem
Hügel zu, auf welchem schön und stattlich das
Hauptgebäude der Hacienda lag. Er kannte den
unbeugsamen-Sinn seines Generals, sowie dessen
glühenden Haß gegen alle
Franzosen und zitterte für
den Freund. Mit klopfen-
dem Herzen trat er in Fran-
cesca's Wohnzimmer, aus
dem ihm die kräftige Stimme
seines Chefs entgegentönte.
Kalt erwiederte die Dame
des Hauses seine Verbeugung
und wandte sich dann zu der
jungen Indianerin, welche,
vor einem niedrigen Tischchen
sitzend, an einer aus buntem
Stroh gefertigten zierlichen
Matte flocht.
General Arismendi ging
mit großen Schritten im Zim-
mer auf und ab. Er war
ein Mann von ungefähr fünf-
zig Jahren, aber weder diese
noch das Klima Amerika's
hatten die riesige Gestalt zu
beugen, noch das struppige
rabenschwarze Haupthaar zu
bleichen vermocht. Die starken
von Wind und Wetter roth-
braun gefärbten Züge be-
saßen einen Ausdruck von
Kühnheit, der durch den Blick
des düsteren Auges und einen
mächtigen Knebelbart erhöht
wurde. Uniform und Epau-
letten, sowie der mächtige
Säbel strotzten von Gold und
Silber, doch vermißte man
in seiner ganzen Erscheinung
jene militärische Nettigkeit,
welche die europäischen Krie-
ger aller Armeen auszeichnet
und deren Mangel durch das
buntseidene, leicht überge-
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rung mich schaudern macht. Dessen ungeachtet ist
er nicht ohne Gefühl für Recht und Unrecht, ja

Äice-Anmral Zachunnul. (S t.8«.)
 
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