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es

Das Mädchen von Arauco.
Erzählung aus den Pampas Südamerikas.
Von Jukius Miczuy.
(Fortsetzung.)
Der Indianer wurde fortgeführt, und
Zollte Wallberg bedünkeu, als ob die junge Wilde,
welche nebst Francesca nur we-
nige Schritte von der Gruppe der
Offiziere entfernt gestanden hatte,
Ilch befleißige, etwas Blitzendes
Unter ihrer Umhüllung zu ver-
bergen ; auch trat sie still auf ihren
Platz, von dem sie, wie es schien,
die Neugier bis dicht an die Spre-
chenden getrieben, zurück.
„Jetzt beginnt Ihr Werk, Sen-
fior!" sagte nach einer Pause, —
ln der er Gailhac vom Kopfe bis
Fuße betrachtete, Arismendi
dem am Tische sitzenden Adju-
^nten. „Protokolliren Sie Fra-
9m und Antworten von Wort zu
Äort. — Ihr Name, Alter,
^Pug?" setzte er, gegen den
Marquis gewendet, hinzu.
, „Ich heiße Armand Marquis
b Gailhac, bin achtundvierzig
^ahre alt, geboren auf dem
Glosse Gailhac, Departement
Hunte Garonne."
c "Haben Sie sonst schon,"
ugte der General, indem er,
ob er Jemand suchte, im
jwsio der Offiziere umherblickte,
l' Mben Sie sonst schon gegen un-
Truppen gefochten?"
ass General! Hier sowohl,
Ehili hatte ich Gelegen¬
KP' mich mit Ihren Pamperos
»p^utummeln, und, koi äa
u,.. "momme! ich habe sie über
'^Erwartung gesunden!"
Nass e. wurden gestern mit den
der Hand gefangen
weilten?" fragte Arismendi
"Parbleu, General eine

Stimme, indem er gebieterisch den Arm gegen
Gailhac ausstreäte. „Das Verhör ist geendet,
und Sie werden in diesem Leben blos noch die
Fragen des Beichtvaters zu beantworten haben.
— Schreiben Sie!" setzte er zu dem Adjutanten
gewendet hinzu: „Nachdem der Gefangene Namen
und Rang, wie gemeldet, angegeben, auch einge-
standen, daß er mit den Waffen in der Hand er-
griffen worden, ist er zu Folge
der Instruktion Sr. Excellenz des
Präsidenten zum Tode verurtheilt
worden. Ein Detachement des
vierten Jägerregiments wird die
Exekution ausführen. — Pater
Vincente!" rief er dem in der Nähe
harrenden Priester zu, „überneh-
men Sie hier Ihren Beichtsohn!"
Die Mehrzahl der Offiziere
schien den Ausspruch des Gene-
rals erwartet oder doch geahnt
zu haben; auf ihren wilden sonn-
verbrannten Gesichtern zeigte sich
das Lächeln boshafter Schaden-
freude. Desto furchtbarer aber
wirkte die Ueberraschuug auf
Wallberg. — Harte Begegnung
von Seiten des Generals, strenge
Bewachung, vielleicht gar ein
Transport durch die endlosen
Ebenen bis Buenos-Ayres war
das Schlimmste, was er für den
Freund gefürchtet, und jetzt —
er traute kaum feinen Sinnen —
jetzt hörte er sein Todesurtheil!
Sprachlos und ohne Bewe-
gung stand Wallberg mehrere
Augenblicke. Er wollte reden,
fragen, den Freund vertheidigen:
die Stimme versagte ihm.
„Es ist nicht möglich, Herr
General!" stammelte er endlich,
„es ist nicht möglich!"
„Was ist nicht möglich, Sen-
nor?" rief der General mit wil-
dem Blicke und in befehlshaberi-
schem Tone. „Solche weichliche
Gefühle ziemen nicht unseren
Offizieren; Sie hätten sie jenseits
des Weltmeers lasten sollen!"

komische Frage!" rief der muntere Franzose. „Ich
will nicht hoffen, daß Sie annehmen, ich sei spio-
niren geritten. — Uebrigens wird Ihr Rittmeister
Ihnen sagen können, daß wir wie brave Männer
uns gewehrt, und hätte ich statt der amerikanischen
Mähre einen andalusischen Hengst unter mir ge-
habt — "
„Genug, Sennor!" rief Arismendi mit rauher

Leon Gamvetta. (S. 199.)






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