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Julius Robert v. Mayer. (L> 479.)

Der Husar 1WN SlraDura. Straße der Länge nach durchströmt, wird eine
Cinxsk, . .. . ., andere Richtung erhalten und die alte Angermühle
i )>chtc aus der Franzosen zeit sechshundertjähriges Klappern einstellen und
r irgend einem Neubau Platz machen. Schon wei-
10 -ckoler. chen hier und dort die kleinen gemüthlichen Bür¬
ks, . , . 1- gerhäuser, mit ihren weinumrankten Fenstern und
u Rückzug der französischen Armee Steinbänken vor den Thüren, durch Reichthum
brück- b ^^b^Mißvolle Sprengung der Elster- und Spekulation aufgeführten Palästen, und selbst
i« M?ber I8IS

. ..-..,^^1. ^-kl-ulM^en ge-
„Ranstädter Steinweg" in
^Upzig bildete noch vor dreißig
'^hren ein durch Bevölkerung
Sitten von jeder anderen
7°rstadt Leipzigs wesentlich
verschiedenes Quartier. Ge-
tunt von der Stadt durch
Pleißenfluß ließ sich die
Asvohnerschast des Ranstädter
^nwegs mit einer Dorf-
Feinde vergleichen, wo Alles
einander bekannt, ver-
übt und befreundet ist. Hier,
v vor mehr als einem Jahr-
usend Leipzigs erste Ansiedler
^inarchaiischer Einfachheit
E Fischerhandwerk getrieben
L - nachdem sie aus blinden
z bn Me Christen geworden,
em ,^chlein zu Sanct Jakob
h.^baut hatten, war Etwas
leb-, °dnr ursprünglichen Volks-
übrig geblieben.
nun anders ge-
Die Entstehung neuer
se^heile hat die abgeschlos-
Bevölkerung des Ranstädter
von eingekeilt in drang-
st? ^^^biche Enge und das
lch. patriarchalische Gcmeinde-
kem zerstört. Es gibt
Fakobskirchlein und keinen
rer "Magister", wiederPsar-
"gemein genannt wurde,
originellen Fischermeister
erbliche Gevatterschaften
Uvb ' überall neue Firmen
neue Gesichter. Wie lange
und der Flnß, welcher die

die weltberühmte Elsterbrücke jenes fürchterlichen
19. Oktobers hat aus Verschönerungsrücksichten
sich eine bedauerliche Verschiebung gefallen lassen
müssen. Es wird eben hier das originellste und
älteste Stück Leipzig zu Grabe gebracht.
Unter diesen alten Häusern des Ranstädter
Steinwegs, deren Erbauung wohl größtenteils
im 17. Jahrhundert zu suchen ist, zeichnet sich
noch jetzt besonders eines durch
stattliche Breite und ebenso durch
die mit allerhand Schnörkelwerk
verzierte Eingangspforte aus,
über welcher in Stein gehauen
ein Karpfen und ein Aal prangen,
als Andeutung, daß hier einst
ebenfalls Fischer gewohnt hatten.
Im Laufe der Zeit war
dieses Haus in den Besitz des
Schlofsermeisters Thalheim über-
gegangen, und am Abend, da
unsere Erzählung beginnt, wurde
dort ein Familienfest eigener Art
gefeiert. Der Sohn des Schlos-
sermeisters, Benjamin Thalheim,
sollte, wie einst sein Vater, den
Wanderstab ergreifen und sich
draußen im fremden Lande um-
sehen, wie es für einen ehr-
baren Gesellen „von wegen des
ehrsamen Handwerks" Pflicht
und zunstmäßiges Herkommen
sei. Damit war der junge Gesell
auch wohl einverstanden. Der
Vater breitete eine Landkarte
vor ihm aus und wies mit dem
Zeigefinger auf alle großen und
kleinen Städte, wo er in Ar-
beit gestanden und mancherlei
Merkwürdiges gesehen und er-
lebt hatte. Von der Wander-
schaft mit Benützung von Eisen-
bahnen, die das Alte verdräng-
ten, wollte der Meister nichts
wissen. Ein wackerer Gesell,
meinte er, müsse mit dem stocke
in der Hand und dem Felleisen
>.. auf dem Rücken durch die Welt
' wanderu und Gutes wie Schlim¬
mes hinnehmen, denn nur da-
 
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