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zu

sich dunkle

Nudochh Delbrück, Claatsminister und Präsident

des Bundeskanzleramts. lS. 679.)



„Ich nehme es an, weil Du Deiner Sache so
sicher scheinst. —"
Während dieses leisen Gesprächs hatte Julius
das Visir seines Stutzens gerichtet, legte sich in
Anschlag und trat hervor. Einen Augenblick spä-
ter blitzte das Pulver auf und mit dem Krach
brach oben das Thier getroffen zusammen und
stürzte todt den jähen Abhang des Hügels her-
unter, bis es in einem Gesträuche, etwa fünfzig
Schritte entfernt, fast senkrecht über ihren Köpfen
hängen blieb.
„Ich habe noch keinen schöneren Schuß ge-

sehen," sagte Enrico staunend, „und hätte es für
eine Unmöglichkeit gehalten. Das verdient er-
zählt .zu werden, und wenn wir Heimkommen,
trinken wir auf Dein Jägerglück. Aber jetzt laß
uns eilen, um dem Wolkenbruch zu entgehen, der
uns droht."
„Glaubst Du, ich werde meine Beute so im
Stich lassen, den Beleg für die Wahrheit unserer
Erzählung? Nicht um die Welt ließ ich das Wild-
pret liegen, das übrigens auch bei Euch hier ein
gar seltenes ist. Es liegt nicht hoch und ich ge-
lange leicht hinauf. Mache Dich inzwischen auf
den Heimweg, ich komme gleich
nach und hole Dich bald ein."
„Nein, darein willige ich
nicht!" antwortete der Graf, und
da ein Bauer eben in der Nähe
vorüberkam, forderte er seinen
Vetter auf, das Wild von diesem
holen und in's Schloß tragen zu
lassen, während sie selbst ohne
Zeitverlust vor dem Gewitter
flüchten wollten. Julius, um dem
Grafen zu Willen zu sein, zog
seine Börse und bot dem Bauern
ein Goldstück, wenn er das An-
gedeutete thäte. Aber dieser wei-
gerte sich mit der Entschuldigung,
daß er erst kürzlich ein Bein ge-
brochen, was es ihm unmöglich
mache, eine so schroffe Felsen-
wand zu erklettern, welche selbst
für den gewandtesten Jäger ge-
fährlich sei. Auch Enrico drang
in den Bauern, aber erfolglos,
da wandte sich Julius lachend zu
ihm uud sprach: „Ich habe Dich
einmal überrascht, ich will es
nun zum zweiten Male thun.
Geh', lieber Vetter, und eile dem
Schlöffe zu; ich aber wette noch-
mals mein Pferd gegen Deine
Flinte, daß ich trotz des Vor-
sprungs, den ich Dir einräume,
dennoch zuerst daheim anlange,
das Thier auf meinem Rücken.
Also spute Dich, damit ich Dich
nicht für langsamer als eine
Schnecke halte."
F

Der DerurtheUte.
Eine dunkle Geschichte
von
Arä'xler-Wanfred.
(Fortsetzung.)
Der Graf gab Guiseppe ein Zeichen, ihm
folgen, und bald darauf stieg er, fern vom Schlöffe,
mit seinem Vetter den Gebirgspfad hinan, auf
welchem ihnen von Zeit zu Zeit zahlreiche Land-
leute begegneten. Am Himmel zogen
Wolken zusammen.
„Du weißt es nicht," sprach
Enrico zu Julius, nachdem sie
eine geraume Zeit im Gebirge
hingeschritten waren, „wie rasch
und wie heftig die Gewitter hier
zu Lande losbrechen, sonst würdest
Du eilen, ein schützendes Ob-
dach zn suchen, denn in Zeit von
einer halben Stunde wird der
Sturm über unsere Häupter da-
hinsausen."
„Wie?" meinte Julius, „un-
sere Jagd aufgeben, ohne ein
Zeichen unserer Geschictlichkeit,
ohne eine Beute Heimzubringen?
Dem Sturme zum Trotz will ich
im Schlosse den Beweis ablegen,
daß ich nicht so unverrichteter
Dinge heimkehre."
In diesem Augenblicke bogen
sie aus einer Schlucht und er-
blickten einen spitz aufstrebenden
Hügel, dessen Gipfel sich scharf
im Abendrolh abzeichuete.
„Weiß Gott," fuhr Julius fort,
„siehst Du dort oben die Gemse?"
„Allerdings," antwortete En¬
rico, „aber ich sehe auch, daß sie
vor uns sicher ist; Höhe und
Entfernung ist zu bedeutend."
„Für mich nicht!" erwiederte
Julius und zog den Grafen vor-
sichtig hinter den Umbug zurück.
„Ich wette mein Reitpferd gegen
Deine Doppelflinte, daß ich sie
erreiche. Gilt's?"



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