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Hie Arm — hie Reich!
Roman
von
Heinrich Riff.
(Fortſetzung.)

Ruhig kamen Carlſen und Konrad näher, ſie hatten
die Männer, welche ſie erwarteten, in der That noch
nicht bemerkt. Plötzlich ſprang Heß hinter einem
Baume hervor und dicht vor ſie hin.

„Da iſt ja der Verräther!“ rief er. „Haha! Von
Renno hat er ſeinen Lohn bereits empfangen, nun ſoll
er ihn auch von uns erhalten, der wird ihm freilich
wohl nicht ſo gut bekommen!“

Heßens Begleiter waren gleichfalls
hervorgeſprungen.

Carlſen war einen Schritt zurück
getreten und das Blut war aus ſeinen
Wangen gewichen. Sollte er auf dieſe
Beleidigung und Beſchuldigung antwor—
ten? Was half es ihm?

„Tretet aus dem Wege zurück!“
entgegnete er. „Weshalb führt Ihr
keinen Beweis für Eure Beſchuldigung
an? Und wenn ich es wäre, Euch
wäre ich dennoch keine Rechenſchaft
ſchuldig! Es kommt Euch nur darauf
an, Händel zu ſuchen, deshalb ſprecht
Ihr die Unwahrheit!“

„Ha! Ich will Dir die Wahrheit
beweiſen!“ rief Heß und erhob den
ſchweren Stock, welchen er in der Hand
trug, um ihn auf Carlſen's Kopf nieder⸗
fallen zu laſſen.

Da ſprang Konrad hinzu und mit
kräftigem Schlage traf er den erhobenen
Arm, fo daß Heß der Stock entfiel.

Der Getroffene und Gelähmte ſchrie
auf vor Wuth.

„Faßt ſie, ſchlagt ſie nieder!“ rief
er ſeinen Begleitern zu, Carlſen und
Konrad ſtanden indeſſen ſo entſchloſſen
und drohend da, daß Jene nicht ihre
Stöcke zu erheben wagten.

„Ihr ſeid Feiglinge!“ fuhr Heß fort
und wollte ſich, obſchon er den rechten
Arm nicht gebrauchen konnte, in blinder
Wuth auf Carlſen ſtürzen — dieſer
ſtieß ihn jedoch zurück.

„Laßt uns in Ruhe, ſonſt werden
wir uns mit Gewalt den Weg bahnen!“
rief Konrad, deſſen Auge leuchtete und
deſſen Geſtalt größer geworden zu ſein
ſchien.

Heß, der ſeine Ohnmacht erkannte
und ſich von ſeinen Begleitern im Stiche
gelaſſen ſah, ſtieß eine wilde Drohung aus.



























„Ihr feht, daß wir euch nicht fürchten, denn wir
wußten, Daß ihr ung hier erwartetet,“ rief Konrad.
„Tretet ung jedoch nicht zum zweiten Male entgegen !“

Raſch ſchritt er mit Carlſen weiter. Heß rief ihnen
Drohungen und Beſchimpfungen nach, ſie hörten nicht
darauf. Carlſen hatte kein Wort weiter geſprochen,
jetzt erfaßte er Konrad's Hand.

„Du biſt für mich eingetreten und haſt vielleicht
ein Unheil von mir abgewendet,“ ſprach er, „ich danke
Dir. Glaube nicht, daß ich mich fürchte; mit Gewalt
habe ich mich beherrſchen müſſen, um der Herausfor—
derung nicht zu folgen, denn ich weiß, daß ich im
Zorne zu weit gegangen ſein würde. Wird ſich Heß
indeſſen nicht an Dir rächen?“

„Ich fürchte ihn nicht,“ gab Konrad ruhig zur Antwort.

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Die Gefahr Hatte Beide zujammengeführt und fie
ſchloſſen ein Freundſchaftsbündniß, ohne daß ſie dies
auͤsſprachen. Die dauerhafteſte Freundſchaft iſt ja die,
welche nicht beim Klingen der Gläſer geſchloſſen wird,
ſondern in ernſter Stunde entſteht und auf eine gleiche
Geſinnung und Empfindung ſich gründet.

Als ſie an dem kleinen Hauſe, in welchem Konrad
wohnte, anlangten, bat dieſer Carlſen, mit einzutreten.

„Erwähnt gegen meine Schweſter nicht, daß wir
mit Heß zuſammengetroffen ſind,“ bat er. „Es würde
ſie ängſtigen und ſie bedarf noch der Ruhe.“

Carlſen verſprach es. Er ſah Barbara zum erſten
Male und er fühlte ſich wohl in dem ärmlichen Hauſe.
Hier traf er einfache und natürliche Anſchauungen,
wie ſie in den Kreiſen, in welchen er verkehrte, ſelten
waren. Armuth und Noth hatten hier
den Sinn für das Recht noch nicht ge-
tödtet.

Als er das Haus wieder verließ,
begab er ſich in die Dorfſchenke, um zu
hören, wie man über ihn urtheile. Eine
Anzahl Männer, welche noch keine Ar—
beit wieder gefunden hatten, ſaßen dort
und blickten finſter auf ihn, als er ein—
trat. Ohne Furcht zu zeigen, ſetzte er
ſich allein an einen Tiſch. Er wollte
den Männern beweiſen, daß er kein
Verräther war, denn wenn er es ge—
weſen wäre, ſo würde er nicht den
Muth gehabt haben, unter ſie zu treten.

Die Männer ließen ihn in Ruhe,
aber kein einziger richtete ein Wort
an ihn.

Es war ſpät, als er endlich heim—
kehrte. Langſam ſchritt er über die
Straße dahin, nur in wenigen Häuſern
ſah er noch Licht. Er war verſtimmt,
denn erſt jetzt ſah er ein, wie viel er
für die Stellung als Aufſeher eingebüßt
hatte. Das Vertrauen, mit welchem
die Arbeiter auf ihn geblickt, hatte er
verloren, ſie hielten ihn für einen Ver—
räther und doch konnte er nichts thun,
um dieſen Verdacht zu entkräften. Was
nützte das Gefühl ſeiner Unſchuld, wenn
Andere nicht daran glaubten!

Langſam, in Gedanken verſunken,
näherte er ſich dem Hauſe, in welchem
ſeine Mutter wohnte. Ein ſchwaches
Licht ſchimmerte ihm aus der Stube
derſelben entgegen. Er wußte, daß ſie
ihn erwartete und vor ſeiner Heimkehr
ſich nicht zur Ruhe legte. Glitt nicht
außen eine Geſtalt an dem Fenſter vor-
über? Er war kaum noch fünfzig
Schritte entfernt und konnte ſich nicht
geirrt haben. Jetzt ſah er die Geſtalt
wieder, ſie war an das Fenſter getreten

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