Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

wilde Prinzeß.
Roma n
von
.Kart Kartmarrn-H-llön.
(Forschung.) (Nachdruck verdaten.)
f^^^U osePh war nicht im Stande, ein Wort heraus-
io fest war ihm die Kehle zuge-
schnürt. Erst als sein Gesicht blau wurde
und er anfing, die Augen im Kops zu ver-
drehen, ließ Andreas ihn los nnd sagte:
„Sprich, sage daß Du gelogen, oder ich zerschmet-
tere Dir Deinen Hirnkasten!"
Joseph konnte auch jetzt noch kaum
antworten, so konsternirt war er noch
von dem plötzlichen Ueberfall, so sehr
schmerzte ihm noch der Hals. Mit
Mühe brachte er die Worte hervor:
„Ich habe Euer Gnaden nur wieder-
holt, was Heinrich mir berichtet hat."
„So erzähle mtr noch einmal Wort
für Wort, was er Dir gesagt hat."
Der Diener folgte dem Befehl, und
als er geendet, faßte Andreas nut bei-
den Händen seinen Kopf, rannte eine
Zeit lang im Zimmer auf und ab und
sagte darauf kurz:
„Geh' hinaus!"
Joseph eilte schleunigst aus dem Be-
reich des Wüthenden.
Andreas warf sich der Länge nach
auf die Chaiselongue uud sah mit stieren
Augen an die Decke des Zimmers. Alle
Muskeln seines Gesichtes, seiner Arme
und Beine zuckten konvulsivisch aus und
nieder, daß es anzusehen war, als
wenn ein epileptischer Anfall ihn nieder-
geworfen hätte. Nach einiger Zeit wurden
seine Glieder ruhiger, langsam erhob er
sich uud mit grauenhaft verzerrtem Ge-
sicht sprach er mit einer Stimme, die
keinen menschlichen Klang mehr hatte:
„Das ist Dein Tod!"
Gleich darauf kam Hantelmann und
bat ihn im Namen Ihrer Hoheit, in
den Salon zu kommen, Herr v. Lettow
sei da.
„Ha, das ist gut!" ries er aus, „ich
komme," und leise fügte er hinzu: „Das
ist der Rechte!"
Er verließ sofort sein Zimmer.
Drinnen im Salon hatte zwischen
der Prinzessin und Herrn v. Lettow
eine längere Unterredung stattgesunden.
Letztere schien zu Beider Befriedigung
ausgefallen zu sein, denn als Andreas
über die Schwelle trat, reichten sie sich
die Hände und der frühere Vertraute
des Hauses sprach die Worte:
„Hunderttausend Thaler, aber so-

gleich, damit ich nachher durch uichts verhindert werde,
sofort die Stadt zu verlassen."
„Noch heute schreibe ich an den Bankier v. Boll-
heim," war die Antwort.
Aber Beider Gesicht war bleich, erregt, erschreckt,
als wenn sie einen Entschluß gefaßt hätten, vor dem
sie sich selbst entsetzten.
Die Prinzessin gewann sofort ihre Fassung wieder,
als ihr Sohn sich nahte.
„Andreas," sagte sie, „Du brauchst Dich nm Deine
Zukunft nicht zu beunruhigen, unser Freund ist versöhnt
und bereit, alle schweren Wolken, die sich am Himmel
Deiner Existenz ausgethürmt, zu verscheuchen, wozu er

im Stande zu sein behauptet, nur sollen wir ihn nicht
nach seinen Mitteln fragen."
„Herr v. Lettow," sagte Andreas mit hohler Stimme,
„folgen Sie mir gefälligst einen Augenblick ans mein
Zimmer, ich möchte Sie noch nm einen kleinen Privat-
dienst bitten."
„Darf ich es wissen, mein Sohn?" fragte die Mutter.
„Es betrifft nur eine Bagatelle im Grunde, die für
mich aber doch wichtig ist. Bitte, kommen Sie."
Herr v. Lettow und Andreas verließen den Salon
und sprachen auf des Letzteren Zimmer sehr lange und
angelegentlich mit einander.
Als Ersterer sich entfernte, sagte Andreas: „Also
Sie treffen alle Vorbereitungen, die
Hauptsache führe ich selbst aus. Er
oder ich!"
Ein entsetzliches, wahnsinniges Lachen
folgte diesen Worten.
Herr v. Lettow entfernte sich.
18.
Willibald Bernau war erst nur neun
Uhr Morgens von seiner Reise zurück-
gekehrt. Üm Zeit zu gewinnen und so
rasch wie möglich seine Ziele zu erreichen,
war er die Nächte durch gefahren. Kör-
perlich zwar etwas ermüdet, aber durch
die freudige Aufregung geistig frisch er-
halten , eilte er nach der Schwaneninsel
hinaus, um Mutter und Schwester die
Resultate seiner Exkursion zu berichten.
Nachdem er sich ein wenig restanrirt,
ließ es ihm keine Ruhe mehr, er mußte
die ersten Schritte zur Anerkennung sei-
nes Rechtes und Herstellung des Rnfes
seiner Mutter thun. Dieser erste Schritt
sollte der früher besprochene Besuch bei
der Prinzessin Elfride sein. Hatte er
diese schwere Aufgabe erfüllt, erst dann
wollte er zu Bollheim's hinaus, um
seine geliebte Klara wieder zu sehen und
wenn möglich Konrad, seinen besten
Freund, endlich einmal ungestört sprechen
zu können, denn in den letzten Tagen
vor seiner Reise hatte er ihn kann: zu
sehen bekommen.
Der Besuch war über alle Erwartung
günstig ausgefallen, dieser Stein war
vom Herzen herunter und mit glücklichen
Gefühlen wanderte er zum Fischerthore
hinaus. Wie gern hätte er sofort an
Klara's Zimmer geklopft, aber das ging
nicht, das war gegen die Sitte; er wußte
auch nicht, wo in dem neuen Hause
dieses sich befand, er Hütte die Dienerschaft
befragen müssen und das wäre zu aus-
fällig gewesen. Also wollte er zuerst
zu Konrad und falls der wieder nicht
zu Hause, zu Taute Beate geheu.
Zu seiner Freude veruahm er, daß
der Freund daheim, und gleich daraus
klopfte er au dessen Zimmerthüre.


Infantin Maria de las Mercedes, Tochter des Herzogs von Montpensicr, Braut des Königs
Alphons XII. von Spanien. (S. 270.)

D i e
 
Annotationen