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Liebe für Haß.

Jetzt trage den Kopf wieder hoch und gib Dich der
Hoffnung auf eine glückliche Zukunft hin."

Mediciualraths entgegcngesehen, und er war nicht an-
genehm überrascht, als er den jungen Doktor eintreten

Albert richtete sich empor, er schloß die Mutter in
die Arme und aus feinen Augen leuchtete es wieder.
Leone war glücklich, als sie den Sohn wieder heiter
sah. Dieses Glück sollte indessen nicht lange währen,
denn schon zwei Tage später erkrankte Albert, nachdem:
er kaum vorher ein Unwohlsein empfunden hatte, sehr-
heftig. Es war an demselben Tage, an welchem Leonard
von der Wassermühle heimkehrte. Er hatte sich von
dem weiten Ritte noch nicht erholt, als er zu Düringer-
gerufen wnrde. Wohl war der alte Medicinalrath Dü-
ringecks langjähriger Arzt, er hatte auch bisher, wenn
in Düringecks Familie Jemand erkrankt war, denselben
selbst besucht, au diesem Tage fühlte er sich indessen zu
schwach und bat Leonard, ihm auch diesen Gang ab-
zunehmen.
Mit größter Ungeduld hatte Kurt der Ankunft des

Pntn' Angola Tccchi. Nach cinov PhataMPhN gezeichnet von C- Kolb. (2. 4W.)

sah. Er kannte ihn und wußte, daß der Medicinal-
rath ihm das größte Vertrauen schenkte, er hatte über
Leonard's Tüchtigkeit nur Rühmendes gehört, dennoch
hatte er nicht das Vertrauen zu ihm, wie zu dem alten,
erfahrenen und oft bewährten Arzte.
Leonard mochte dies in Kurts Augen lesen, denn
ruhig theilte er ihm mit, daß der Medicinalrath zu
augegriffen sei, um selbst kommen zu können.
Kurt schwieg, er mochte nicht sagen, daß er zu einen:
anderen Arzte geschickt haben würde, wenn er dies Hütte
vermuthen können. Er führte den jungen Arzt zu den:
Kranken, an dessen Bette Leone mit größter Besorg-
nis; saß.
Albert lag in: höchsten Fieber, sein Kopf glühte
und als Leonard seinen Pulsschlag zählte, mochte sich
Wohl ein besorgtes Gefühl auf seinem Gesichte aus-
prägen. Er ordnete sofort kühlende Um-
schläge auf den Kopf an und öffnete das
Fenster, um der frischen Luft Eintritt in
das Zimmer zu gestatten.
Kurt zog ihn in das Nebenzimmer.
„Ist Gefahr vorhanden?" fragte er. „Sa-
gen Sie mir die Wahrheit."
„Noch kann ich Ihnen keine bestimmte
Auskunft geben," erwiederte Leonard. „Die
Heftigkeit des Fiebers läßt mich nicht ohne
Bcsorgniß, sie kann indessen auch eine Folge
des kräftigen und jugendlichen Organismus
sein. In einer Stunde werde ich wiederkeh-
ren, um die Blutwürme genau zu niesten,
erst dann kann ich Ihnen nut Bestimmtheit
sagen, ob Gefahr vorhanden ist oder nicht.
Wir wollen indessen nichts versäumen und
die Umschläge sortfetzen."
„Gibt Ihnen die Messung der Blutwürme
einen so sicheren Anhalt?" fragte Kurt.
„Eiucn ganz sicheren. Ich kann Ihnen
in einer Stunde mit Bestimmtheit sagen,
ob das Fieber ungefährlich und bald vor-
übergehend ist, oder..."
Leonard beendete seine Worte nicht.
„Dder?" siel Kurt besorgt ein.
„Oder ob es ein nervös-typhöses ist,"
bemerkte der junge Arzt.
„Sie vermuthen das Letztere."
„Es sprechen allerdings mehrfache Anzei-
chen dafür, deshalb möchte ich nicht das
Geringste versäumen."
„Bieten Sie Alles — Alles aus, Herr-
Doktor!" fiel Kurt ein.
,-,Sie dürfen versichert sein, daß dies ge-
schehen wird. Tragen Sie Sorge, daß Eis
im Hause ist, wenn ich wiederkomme; be-
darf ich desselben nicht, so ist es um so
besser."
„Es wird Alles, was Sie anordnen, ge-
wissenhaft geschehen."
„Auf Eins möchte ich Sie noch aufmerk-
sam machen, sagen Sie Ihrer Frau Ge-

Roman
von
Anedrich Ariedrich.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
fand durch die von Albert geäußerten

eoue
Zweifel über Theodora's Gefühle für ihn
ihre Veriuuthuug bestätigt und lächelnd
sagte sie: „Du würdest anders denken, wenn
Du das Herz eines Mädchens genauer kenntest.
Gerade der Umstand, daß Theodora Dir aus-
weicht, verräth mir, daß ihr Herz Dir bereits mehr gehört,
als sie sich selbst zu gestehen wagt. Muß sie nicht un-
willkürlich vor dem Gedanken zurückschrecken, daß in
ihrem Herzen, das noch um den Vater trauert, die
Liebe aufkeimt? Sie fühlt dies und deshalb sucht sie
Dir auszuweichen."
„Und das ist Dein Ernst?" siel Albert ein.
„Hältst Dn es für möglich, daß ich Dich
täusche?"
„Nein, nein! Du gibst nur wieder Muth
zum Leben!"
„War derselbe wirklich bereits gesunken?"
fragte Leone lächelnd, indem sie mit der
Rechten über die Stirn des Sohnes hinstrich.
„Nur gönne Theodora Zeit für ihren
Schmerz. Sieh, ich würde sie weniger-
lieben, wenn sie schon jetzt Dir zeigte,
daß Du ihren: Herzen nicht gleichgiltig
bist."
„Ich will ihr Zeit lassen," rief Albert.
„Mit Freuden will ich Jahre lang war-
ten, wenn ich nur die Gewißheit habe, daß
sie einst mein wird."
„Diese Gewißheit glaube ich Dir geben
zu können."
„Hat sie ihr Herz durch irgend ein Wort
verrathen?"
„Nein, aber Du darfst meinem Auge
trauen, lind noch Eins, ich wünsche, daß
sie die Deinige wird, weil ihr Herz gut
und weich ist; ich habe die feste Ueberzeu-
gung gewonnen, daß Dn glücklich mit ihr
werden Inirst."
„Und ich habe nur gelobt, mich nie zu
verheirathen, wenn sie nicht die Meinige
wird!" rief Albert.
„Wie voreilig doch die Jugend mit einen:
Gelübde ist!" warf Leone lächelnd ein.
„Glaubst Du wirklich, daß Dn nicht auch
Theodora vergessen könntest, wenn sie die
Deinige nicht würde?"
„Ich würde sie nie vergessen!" versicherte
Albert.
„Nun, ich wünsche nichts aufrichtiger,
als daß Dir diese Erfahrung erspart blei-
ben möge," fuhr Leone fort. „Das mensch-
liche Herz scheint so schwach zu sein und
vermag doch so unendlich viel zu ertragen.
 
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