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aber es wäre doch besser gewesen,

die Salva

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Kräfte noch aus, bis ich Ihnen Alles niilgethcilt habe, dann
will ich gern: sterben, denn der Tod ist sttr mich die größte
Wohlthat. Mehr denn tausendmal habe ich ihn herbei-
gesehnt und doch war ich zu feige, ihn nur selbst zu
geben. Hören Sie eine Sterbende an, ich will meine
That nicht in milderen: Lichte erscheinen lassen, Sie
sollen nur begreifen, wie sie möglich gewesen ist, denn
wer vermag es zu fassen, daß man einen Gatten und
ein Kind aufgibt, die man geliebt, daß man ein Glück
vernichtet, in dem man fich zufrieden gefühlt. Ich lebte
glücklich an der Seite meines Gatten, denn er war gut
und suchte jeden meiner Wünsche zu erfüllen. Er war
stolz ans mich, ich war viel jünger als er, ich galt für
schön und wurde von den Herren gefeiert. Ich will
auf meinen Gatten nicht den leisesten Borwurf werfen,
aber es wäre doch besser gewesen, wenn er aus einem

! seiner Güter mich von aller Welt abgeschlossen und fern
gehalten hätte. Die Hosluft, in der ich lebte, verdarb
mich, denn es herrschte an dem Hose des Fürsten von M
ein freies, leichtsinniges und üppiges Leben. Ich war noch
jung. Was mich früher mit Abscheu erfüllt hatte, lernte
ich in dieser Umgebung allmühlig milder benrtheilen und
leichter anfsassen, gehörte doch ein leichtfertiges Leben
zu den Gewohnheiten und dem guten Tone des Hofes.
Die strenge Sitte bezeichnete man als bürgerliche Eng-
herzigkeit. Dies allein würde mir noch nicht gefährlich
geworden sein, dem: ich hatte ja einen Gatten, der mit
meinen Anschauungen übereinstimmte, aber eine Gefahr
trat an mich heran, die ich damals selbst noch nicht
ahnte: Durch die Schmeicheleien, die mir von Allen ge-
sagt wurden, durch die Aufmerksamkeiten, die mir selbst
der Fürst erzeigte, wurde meine Eitelkeit geweckt. Mein
Mann freute sich über die Auszeich-
nungen, die nur widerfuhren, die Gefahr,
die für mich darin lag, ahnte er nicht.
Da kehrte der Bruder des Fürsten, der
Prinz Heinrich, ein Mann, der schlechter
war, als Sie begreifen können, von Reisen
zurück, die ihn Jahre lang fern gehalten
hatten. Er war nicht hübsch und besaß
wenig äußerlich Einnehmendes, allein er
war klug und berechnend, er verfolgte ein
Ziel, welches er fich gesteckt, nut uner-
schütterlicher Ausdauer und fchreckte vor
keinen: Mittel zurück. Dazu kam, daß
er aus seine:: Reisen viele Erfahrungen
gesammelt hatte und vortrefflich zu er-
zählen wußte. Der Ruf, der seinem
früheren Leben vorausging, war nicht der
beste, allein in den Hofkreisen legte Nie-
mand Gewicht darauf, er war der Bruder
des regierenden Fürsten und die Meisten
hatten die Ueberzeugung, daß er sich
Alles erlauben dürfe. Es fehlte an: Hofe
nicht an Damen, die fich um feine Gunst
bewarben, er schien kalt zu sein, um so
mehr schmeichelte es meiner Eitelkeit, daß
er nur und nur nur allein Aufmerksam-
keiten erwies. Als er ii: seinen Huldi-
gungen dreister wurde, wies ich ihn ent-
schieden zurück; jetzt schlug er einen Weg
ein, dessen Gefahr ich nicht ahnte, er
machte mich zu seiner Bertrauten. Eines
Tages zeigte er mir einen Brief seines
Bruders, in welchen: derselbe ihn: mit-
theilte, daß er, des Regierens müde, in
spätestens einem Jahre von der Regierung
zurücktretcn werde, um ihm, seinen: ein-
zigen Bruder und Nachfolger — der
Fürst besaß keine Kinder — den Thron
zu überlassen. Er nahm mir den Schwur
ab, den Inhalt des Briefes Niemand,
selbst nicht meinen: Manne, mitzutheilen.
Ich zweifelte nicht an der Echtheit des
Briefes, daß derselbe gefälscht war, nur
nm mich zu bethören, habe ich erst nach
Jahren erfahren. Ich kann Ihnen nicht

Ferdinand Gregaradins.
Nach einer Photographie gezeichnet von C. Kolb

.Liebe für haß.
N oman
von
Friedrich Friedrich.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
as unglückliche Weib horte Düringer's Be-
richt schweigend zu; immer mühsamer und
mühsamer rang sie nach Athen:, aber es
schien wie ein Zug der Befriedigung in
ihr bleiches Gesicht gekommen zu sein.
„Geben Sie mir noch ein Glas Wein,"
als sie dasselbe getrunken, fuhr sie fragend

bat sie, und
fort:
„Wissen Sie, welche alte Schuld das war,
an den: Grafen zu rächen hatte?"
„Er hat mir Alles erzählt, auch wie
unsagbar viel er während der langen
Jahre gelitten."
„O, ich glaube es, denn er hatte
ein weiches und edles Herz," fuhr die
Fremde fort. „Und doch war er zu be-
ueidcu gegeu die Schändliche, die ihn
verlassen, denn er hat nicht die Dual und
Scham eines gefolterten Gewissens em-
pfunden, ihn konnte keine Rene treffen,
weil er nichts verschuldet hat. Er hatte
nur ein vernichtetes Glück und die auf
seinen Namen gehäufte Schmach zu er-
tragen. Ich — ich bin die Ehrlose und
Schändliche — ich habe sein ganzes Lebens-
glück zerstört!"
Erschreckt war Düringer einen Schritt
zurückgetreten, die bange Ahnung, die sich
schon vorher seiner bemächtigt, war zur
Wahrheit geworden.
„Sie sind Salva's unglückliche Frau?"
ries er, als könne er den Worten der
Fremden noch keinen Glauben schenken.
„Ich bin es!" wiederholte die Un-
glückliche, starr vor sich hin blickend.
„Ich begreife, daß Sie sich mit Entsetzen
von mir abwenden, für meine That gibt
es keine Entschuldigung, aber Einer ist
noch schuldiger als ich — der, welcher
mich bethört, verführt, betrogen und ver-
lassen hat, welcher weder ein Gefühl des
Mitleids noch der Ehre kannte. Wenn
es eine Vergeltung gibt, dann muß sie
ihn schwer, schwer treffen, denn er ist
schlecht, schlechter als der elendeste Ver-
brecher, der in: Znchthanse sitzt!"
Sie hatte diese Worte mit äußerster
Anstrengung, die ihr Gesicht geröthet,
gesprochen, ihr ganzer Körper zitterte,
die Erinnerung an den Elenden schien
sie gewaltig zu erschüttern.
„Regen Sie sich nicht auf!" suchte
Düringer sie zu beruhigen.
„Weshalb nicht, so lange reichen meine
 
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