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er.

Arthur Hobrrcht, preußischer Fiuauzmiuistcr.
Nach einer Photographie gezeichnet von C. Kolb. (S- 510.)

zu: ihn darfst dn nicht entgelten lassen, was sein Vater-
verschuldete, er ist unschuldig, er hat durch die Freude und
das Glück, welches er euch vou Jugend auf bereitet,
nusgcsöhnt, was sein Vater gethau!
Und dann dachte er wieder an Leone. War sie stark
genug, cs je zu überwinden, wenn sie erfuhr, daß Albert
Rode's Sohn war. Er baute auf Christine, er vertraute,
daß sie iu jeder Lage Kraft genug besitzen werde, ihren
Sohn zu verleugnen, um sein Glück zu erhalten, allein
reichte dies aus, wenn Schlobig aus Rache den Zweifel
ist -Leonens und Alberts Gemüth geschleudert hatte?
Mußte dieser Zweifel sich nicht langsam zehrend in ihrer
Brust festsetzen, fand er durch Alberts Aehnlichkeit mit
Rode nicht immer und immer wieder neue Nahrung?
Nur e i n Gedanke gewährte ihm etwas Beruhigung.
Konnte er von Schlobig's Charakter auch das Schlimmste
erwarten, so glaubte er doch, daß derselbe zuvor ver-

suchen werde, das Geheimniß auszubeuten, und er war
entschlosseu, kein Opfer zu scheuen, um Leonens und Al-
berts Glück und Ruhe zu erkaufen.
Langsam und schwer gebeugt kehrte er heim. Als
er durch den Park hinschritt, sah er die Seiuigeu an
dem Lieblingsplatze sitzen und ihr heiteres Lachen klang
in sein Ohr. Wie glücklich und unbefangen sie waren!
Von der düsteren und drohenden Wolke, die über ihnen
stand, hatten sie keine Ahnung. Er zitterte bei dem Ge-
danken, daß ein einziges Wort dies Glück für lange Zeit
vernichten konnte. Alle Kräfte zusammennehmend, um
ruhig zu erscheinen, trat er näher.
Als Albert ihn erblickte, sprang er auf und eilte ihm
entgegen.
„Ich habe Dich vergebens im Walde gesucht," sprach
„Weshalb hast Du mich nicht erwartet?"
Düringer zuckte zusammen, als er den Sohn ansah
— dies waren Rode's Züge! Er mußte
einen Augenblick mit der Antwort zögern,
um Kraft zu gewinnen.
„Hast Du meineu Zettel nicht gefun-
den?" fragte er daun.
„Doch — doch. Ich hatte den Kutscher
zur größten Eile angetriebeu und freute
mich, der Frau eine Erfrischung bringen
zu können."
„Es war nicht nöthig, sie erholte sich
schnell — sie hatte einen falschen Weg
eingeschlagen, ich brachte sie deshalb ans
den richtigen," entgegnete Knrt.
Es mochte doch die innere Erregung
noch aus seinen Worten zittern, denn be-
sorgt blickte Albert ihn an.
„Dich bat die Seene erregt?" fragte
er, den Arm liebevoll nm den Vcüer
schlingend.
„Nein, nein!" rief Kurt.
Es durchzuckte ihn, als der Sohn ihn
berührte, hastig erfaßte er seine Hand
und drückte sie, als ob er ihm still-
schweigend die Versicherung geben wolle,
daß er ihm seine Liebe nicht entziehen
wolle, obschon sein Vater so vielen Kum-
mer ihm bereitet.
„Ich fühle mich nicht ganz Wohl,"
fügte er hinzu, als er wahrnahm, wie
prüfend Leonens Ange auf ihm ruhte.
„Das habe ich Ihnen sofort angesehen,"
sprach Leonard, der neben den Seinigen
faß. „Sie sehen auffallend blaß ans; er-
lauben Sie Ihren Puls."
„Ich bin nicht krank," enigegnete
Düringer abwehrend und mit Mühe sieh
zn einem Lächeln zwingend.
Gegen seinen Willen erfaßte der junge
Arzt seine Hand.
„Ihr Puls geht schnell und hart," fuhr
derselbe fort. „Sie sind sehr erregt, was
ist Ihnen begegnet?"
„Nichts, nichts," antwortete Kurt.
Leonard sah ihm Prüfend in's Auge.

Liebe für Hab.
N o m a n
von
Friedrich Ariedrecs).
to oAsUznng/) (Nachdruck verboten.)
M>hristine versuchte, sich emporznriehteu, nm
M weiter zn gehen.
„Christine," sprach Schlobig. „Auch
Düriuger's Macht reicht uicht aus, um
mir Schweigen aufzuerlegen, Sie selbst
müssen sich gestehen, daß es nichts nützen
wird, auch wenn Sie Ihr Kind verlcug-
nllch

neu — noch haben Sie das Mittel in Händen,
zu versöhnen, »vollen Sie cs anwenden?"
Christine schwieg.
„Wollen Sie die Meinige werden?"
fragte Schlobig, das Schweigen miß-
deutend.
„Nie, nie!" gab die Frau zur Antwort.
„Ha! Dann sollen Sie es bereuen!"
rief Schlobig drohend und eilte fort.
Christine kehrte heim, die Drohung hatte
keine Macht mehr über sie, denn sie wußte,
daß sie durch Düringer Schutz und Bei-
stand finden würde.
Achtzehntes Kapitel.
Ein Stuck Nemesis.
Als Düringer Christine verlassen hatte
und allein war, kam ihm das, was er
erfuhren hatte, erst zum vollen, klaren
Bewußtsein und er drohte unter der
Schwere desselben zusammenzubrechen. Zn
viel stürmte auf ihn ein. Er preßte die
Hand aus die Stirne, allein konnte er
dadurch das, woran er nicht einmal mehr
zweifeln konnte, vernichten?
Er nahm Zuflucht zu seinem Verstände,
er sagte sich, daß es eine Thorheit sei,
dem Sohne zur Last zu legen, was der
Vater verschuldet hatte; sein Gefühl,
welches sich dagegen auflehnte, daß er den
Sohn desjenigen, der seinen Vater erschla-
gen, au Sohnes statt ausgenommen und
ihm seine volle Liebe geschenkt habe, konnte
er nicht vernichten. Das Bild seines Vaters
stieg vor ihm ans, die Liebe, die er zu
ihm gehegt hatte, erwachte mit voller
Macht wieder. Er hatte einst gelobt,
die an seinen: Vater verübte Gewaltthat
zn rächen und zu sühnen, war dies die
gelobte Sühne, daß er den Sohu Rode's
als Kiud angenommeu?
Er fühlte sich schuldlos uud doch trat
eiie leise zehrender Vorwurf an ihn heran.
Es entstand ein Zwiespalt in ihm, für
den er keine Versöhnung fand. Sein Kerz
Heng noch mit derselben Liebe an Albert
und das Gefühl der Gerechtigkeit rief ihm
 
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