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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 21.1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.48816#0407
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Ufer grasten, hatte er ausgemacht, sich jedoch nicht

Der böse Argwohn hatte uns immer noch nicht



Das Loggbuch -es Kapitains Eisenfinger.
Roman
von
Balduin Möllhauscn.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
a ernste Besorgnisse mich erfüllten," las
der Kapitain Eisenfinger weiter, „und die
Kameraden ebenfalls einen bösen Argwohn
gegen Bartlett gefaßt hatten, kamen wir
überein, dem Goldgraben ein Ende zu
machen und uns so bald wie möglich in
Sicherheit zu bringen. Um nicht reich zu
erscheinen, kauften wir nur fünf Maulthiere, und die
gebrauchten wir, um unseren Schatz fort-
zuschaffen. Wir selbst gedachten beschei-
deutlich zu Fuß zu wandern, wie Leute,
die Wohl etwas erwarben, dagegen nicht
so Viel, um sich leicht zu größeren Aus-
gaben zu verstehen. Was wir an Decken
und Zeug besaßen, das verwendeten wir,
um die Goldsäcke darin einzuhüllen und
Ballen herzustellen, die bequem auf
Packsättel zu verladen gingen, außer-
dem aber sich ausnahmen, als hätten wir
während des Aufenthaltes in den Minen
am Hungertuch genagt. Und so begäben
wir uns eines Morgens in aller Frühe
auf den Weg, so daß, als es in der
Nachbarschaft regsam wurde, wir be-
reits verschwunden waren. Wie Bart-
lett und Townsend es angefangen ha-
ben, sich von unserem Aufbruch Kunde
zu verschaffen, mag Gott wissen. Wahr-
scheinlich hatten sie irgendwo in der
Umgegend die paar Wochen im Ver-
borgenen gelebt und unsere Bewegungen
heimlich überwacht. Doch auch wir waren
mißtrauisch und trafen Anstalten, einen
etwaigen Verfolger irre zu leiten. Wenn
Bartlett uns wirklich nachstellte, konnte
er nur glauben, daß wir auf San Fran-
cisco halten würden. Wir folgten daher
mehrere Tage dieser Richtung, dann aber
wendeten wir südlich mit dem Kurse
quer durch die Wildniß auf das Tulare-
Thäl. Der eine Maat, derselbe, der da
drüben liegt, war nämlich einigermaßen
vertraut mit der Sierra Nevada und
meinte, daß wir trachten müßten, eine
Küstenstadt zu erreichen und von dort
aus auf einem San Francisco-Dampfer
uns einzuschiffen. Nach mühseliger Wan-
derung erreichten wir den oberen Kern-
fluß, dem wir nur zu folgen brauch-
ten, nm in das Tulare-Thal hinab zu
gelangen. Dort wären wir geborgen
gewesen; allein es sollte anders kommen.

verlassen, und so legten wir nie einen Tagesmarsch
zurück, ohne daß Einer von uns den Weg zuvor sorg-
fältig äbgesucht hätte. Unsere Reise wurde dadurch
sehr verzögert, aber es stand nicht allein unser Gold,
sondern auch das Leben auf dem Spiel, da thut der
Mensch gern ein Uebriges. Wir hatten eine Stelle
gefunden, auf der etwas Gras für die ermatteten Thiere
vorhanden war, und gedachten einen Tag zu rasten, als
unser wegekundiger Maat sich noch Abends am Kern-
fluß hinunter auf den Weg begab, um die Schlucht
eine gute Strecke voraus abzuspüren. Die ganze Nacht
blieb er fort und erst bei Tagesanbruch gesellte er sich
wieder zu uns. Wer aber beschreibt unseren Schrecken,
als er berichtete, daß er Bartlett und Townsend in
einem Felsenwinkel entdeckt habe, wo sie vor einem
kleinen Feuer übernachteten. Auch ihre Pferde, die am

Franz Wiillncr.
Nach einer Photographie gezeichnet von C. Kolb. (S. 41L)

näher herangewagt.
Es unterlag also keinem Zweifel, die beiden Schurken,
nachdem sie auf dem nördlichen Wege uns vergeblich
erwartet, hatten sich auf einem Umwege durch das
Tulare-Thal nach einer Stelle hinbegeben, auf welcher
wir nach menschlicher Berechnung vorüber kommen
mußten. Ausgeschlossen war außerdem nicht, daß sie
Genossen angeworben hatten, die unseren Spuren folg-
ten, wodurch wir zwischen zwei Feuer gerathen wären.
Daß wir ihnen bereits so nahe, ahnten sie wohl nicht;
sie möchten sonst vorsichtiger in der Wahl ihres Nacht-
quartiers und deni Anzünden eines Feuers gewesen
sein.
Den Kernfluß mußten wir also verlassen, wollten
wir den Räubern nicht entweder aufwärts oder ab-
wärts gerade in die Arnie laufen, und damit säumten
wir keinen Augenblick. Nördlich wen-
deten wir uns, und zwar folgten wir
einer schmalen Quellader, deren Stein-
einfassung keine Hufspuren annahm. Den
ganzen Tag schleppten wir unS mühsam
auf denr ungebahnten Wege einher. Dann
aber sahen wir ein, daß die Thiere mit
ihren Lasten es nicht schaffen würden.
Auch ging uns im Kopfeherum, daß, wenn
wir den Verfolgern doch noch in die Hände
fielen, wenigstens das Gold für sie ver-
loren sein sollte. Daher beschlossen wir,
unseren Schatz zu vergraben. Wir rasteten
gerade an einer kleinen Moorfläche; von
dort aus trugen wir unseren ganzen
Goldvorralh weit abwärts nach einer
Stelle hin, die uns sicher genug erschien,
und da verscharrten wir ihn sorgfältig.
Ebenso sorgfältig entfernten wir den
ausgegrabenen Schutt und ebneten die
steinige Oberfläche. Wäre in den näch-
sten Tagen Jemand dorthin gekommen,
fo würde er die Stelle freilich erkannt,
auch wohl nachgeforscht haben. Aber
sie lag zu weit abwärts von unseren
Fährten und daher war dergleichen nicht
zu befürchte».
Die ganze Nacht hindurch arbeiteten
wir unermüdlich und die Sonne stand
bereits hoch am Himmel, als wir von
einem besonderen Merkmale aus kreuz
und quer Linien schlugen, die nach dem
Schatz führten, und dieselben genau ver-
maßen. Zum Glück hatten wir unser
Schreibzeug aus denMinen mitgenommen,
und da fertigten wir die beiden jetzt in
Deinem Besitz befindlichen Wegweiser an
für den Fall, daß wir gehindert wür-
den, in nächster Zeit zurück zu kehren,
und die letzten Spuren dann verwischt
sein möchten. Auch bedachten wir, daß
wir in die Lage gerathen könnten, An-
dere, vielleicht Leute vom Gericht dahin
abzuschicken.
 
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