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1888.


Um

Ehre

den

(2.SVU


vrnst p. WUdenbruch,
Nnch nucr Photographie gezeichnet pon N. Kolb.

") Die bcrühnite Afrikorcisenpc, welche loagvou den sic begleitcn-
TnoregS cnnordet wnrdc.

läßt sich nicht streiten. Aber e-ie sind auch unvorsichtig,
Elelia; Ivollen Sie eine zweite Alexandrine Tinne*>
lverden?"
„Nach solchem Nnhm, und vor Allem nach, so tra-
gischem Ende gelüstet's mich nicht," lächelte sie. „Ich
wollte nach Zaghnan, um Sie - zu warnen."
Er fuhr auf, so daß sein scheues Pferd wiehernd
den Kopf emporwarf.
„So fuhrt uns also nicht nur derZufall zusammen?"
rief er, „so kannten Sie meinen Aufenthalt?"
Elelia nickte.
„Ich kannte ihn. lassen Sie uns ein wenig Prv-
meniren, Erich, ich habe Ihnen Mancherlei zu erzählen."
Ohne die Antwort abzuwarten, öffnete sie dcnWagen-

lllld Namen.
Roman
vo»
st. v. Zobeltiff.
(Fortsetnmq.)
(Nachdruck verboten.)
setzten auch die der Equipage Clelia's
entgegenkommenden Reiter zu leichten! Trabe
an. Dicht vor dein Wagen scheute indessen
das Pferd des Einen, stieg hoch empor und
sprang dann mit wildem Satze zur Seite.
Im selben Augenblick ertönte ein doppelter Schrei.
„Halt an!" rief Elelia und packte den erschreckten
Kutscher am Arme. Sie war aufgesprungen, und wäh-
rend sie sich mit zitternden Händen an der
rückwärtigen Eisenlehne des Bocksitzes fest-
hielt, starrte sie mit weit offenen Augen
den längst wieder seines Pferdes Herr
gewordenen Reiter au.
Der Alaun Ivar leichenblaß geworden.
„Sind Sic es wirklich, Elelia?" fragte
er leise und stockend.
Nun flog ein Lächeln, das alte bezau-
bernde Lächeln, das ihrem Antlitz einen
so entzückenden Reiz verlieh, um die Lippen
der jungen Frau.
„Ich glaube Wohl, daß es Ihnen
schwer fällt, mich wiederzuerkennen," ent-
gegnete sie. „Seit jenem Sommerabend
in Genf, da Sie von mir Abschied nah¬
men, ist lange Zeit verflossen. L>ie mögen
meiner kaum noch gedacht haben, und nun
tauche ich plötzlich wie ein Mittagsgespenst
vor Ihnen auf da erschrickt mau, ich
begreife es!"
Er hatte sein Pferd dicht an den Wa-
geuschlag gelenkt und reichte ihr die Hand
herüber.
„Ihrer nicht mehr gedacht? Sie thnn
mir Unrecht, Elelia! O wie oft und wie
gern! Ich werde nie vergessen, daß Sie
es waren, die mich von meinen dunklen
Pfaden zurückhaltcn wollte... Daß ich
erschrak, als ich Sie unerwartet Vor mir
sah, gerade hier, im noch halb barba-
rischen Lande, ist das so erstaunlich?
Und ging es Ihnen nicht ebenso wie mir?
Wo kommen Sie her, Elelia?"
„Direkt ans Neapel."
„Allein?"
„Ganz allein."
Erich schüttelte den Kopf; er wußte
zwar, daß die junge Frau von jeher das
Extravagante geliebt hatte, den llebermuth,
ohne männlichen Schutz eine Reise nach
Afrika zu unternehmen, aber begriff er
nicht.
„Sie sind muthiq," sagte er, „dagegen

schlag, stieg aus und ließ dem Kutscher durch den Dol-
metsch sagen, er solle am Wege warten.
Erich sprang vom Pferde und, rief seinen Begleiter,
den jnngen Araber, heran, dem er die Zügel zuwarf.
„Halte den Osman, Ahmed-Hadi, bis ich zurück-
kehre !"
Mit einer Verneigung, ganz so, als stehe er auf
dein Parguet ihres Salons, reichte er Elelia den Arm
und schritt mit ihr rechtsab vom Wege in die Felsen-
schlucht hinein. Elelia zitterte so stark, daß er es fühlen
mußte, aber er schrieb dieses krankhafte Beben der
unausbleiblichen Reaktion, die den Anstrengungen der
Reise gefolgt war, zu.
„Zunächst eine Frage, die mich momentan am
meisten beunruhigt," begann Erich; „durch wen oder
infolge welcher Umstände haben Sie meinen Aufent-
haltsort erfahren?"
„Durch meinen Agenten, den Doktor
Nocera."
„Wer ist das?"
„Nun jener selbe Mann, der Sie
vor einigen Tagen in Zaghuan aufgesucht
uud der die Adresse des Mr. Jackson durch
Ihren Diener, den stummen Araber, er-
fahren hat."
Auf der Stirn Erich's schwollen lang-
sam die Adern an.
„Ich begreife das nicht," erwiederte
er, „ein Doktor Nocera - oder wie Sie
diesen Menschen nennen - ist nie bei mir
gewesen, auch hat mir Ahmed-Hadi nichts
von seiner Bekanntschaft mit ihm gesagt.
Indessen das Mißverständnis; wird sich ja
anfklären. Ahmed!"
Der junge Araber horchte auf, übergab
die Zügel der beiden Reitpferde einem der
Bewaffneten und eilte schnellen Schrittes
herbei.
„Hast Dn in Marsa oder Tunis einen
italienischen Herrn Namens Nocera kennen
gelernt?" fragte Erich.
Der Stumme schante seinen Herrn
einen Augenblick groß an, nickte dann
lebhaft uud schrieb einige abgebrochene
Sätze auf das Pergamenttäfelchen, das er
stets bei sich führte, nieder. Mit Auf-
merksamkeit las Erich die Worte durch
uud dabei verfinsterte sich seine Stirn
immer mehr.
„Unseliges Zusammentreffen!" sagte
er halblaut, während er heftig den Kolben
seiner Büchse auf die Erde stieß. „Der
italienische Halunke, den Sie mir auf
den Hals gehetzt haben, Elelia, mnß ans
unerklärliche Weise hinter den Namen
gekommen sein, den ich hier führe. Eine
derartige Entdeckung hielt ich für un-
möglich, sonst würde ich andere Vorsichts-
maßregeln getroffen haben! Nocera hat
die Villa in Marsa besucht, die ich im
vorigen Winter bewohnte, ist dort auf
 
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