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Das Buch für Alle.
Hrst 2(i
mehr abziehen. Sie wird stark begehrt werden. Wenn
der Bauer wegen der Police zurückkommt, so wissen
Sie ja, was Sie zu thun haben. Ich gehe jetzt fort.
Adieu, Kohler!"
Mit diesen Worten zog sich der vielseitige Chef des
„Postboten" in sein Schlafzimmer zurück, um Toilette
für den Ausgang zu machen. Er wollte Mautner auf-
suchen rind einen Blick auf den Markt thun. ob er
etwas Neues erführe.
Um den wenig imponirenden Eindruck seines äußeren
Menschen zu erhöhen, setzte er einen hohen Cplinderhut
auf seine schon schwindenden Haare Lind verließ, so an-
gethan, durch einen Seitenausgang seine Wohnung.
Es traf sich gerade, daß ihm der inseratenscheue
Seifensieder Oehler in den Weg kam. Das war eine
gute Gelegenheit, sich für das zurückgewiesene Geschäft
an dem Manne zu rächen. Er schwenkte seinen Hut
zu würdevollem Gruße und rief in bedauerndem Tone:
„Guten Morgen, Herr Oehler, was höre ich? Sie wollen
Burgheim für immer verlassen?"
Der Angeredete blieb stehen und sah Hechler mit
Humoristisches.
Unsere Dienstboten oder: Wie es noch kommen wird.
(Im Herrschaftmengagementsbureau.) Köchin: „Können
Sie mir ein gutes Zeugniß von Ihrem früheren Mädchen auf-
weisen?"
„Sie gefallen mir sonst ganz gut, Madamken, aber ich
kann den Dienst bei Ihnen nicht antreten, da ich fürchte, daß
mir Ihre Kleider nicht passen!"
Kutscher: „Mein Herr, ich bin bei Ihnen als herrschaft-
licher Kutscher engagirt, ich bitte also, bei Ausfahrten Ihre
Toilette dementsprechend zu wählen."
„Gnädige Frau, darf ich Ihnen meine.Bekannten vor-
stellen! Ich habe mir erlaubt, heute einen kleinen Gesellschafts-
abend zu arrangiren."
Frau: „Aber Auguste, welche Unordnung auf dem Küchentisch !"
Köchin : „Unordnung? Das ist ein Stillleben das ich mir
zum Malen komponirt habe!"
Diener: „Bevor ich den Dienst bei Ihnen annehme, bitte
ich, mir ein paar von Ihren bigarren vorzulegen, damit ich
weiß, welche Sorte Sie rauchen."
ich immer meine Klavierstunde!"
Freund: „Wer war denn die Dame, die soeben vorbei-
fuhr, und die Du so devot grüßtest?"
Familienvater: „Das? Das war meine Köchin!"
Kammerjungfer: „Ich komme, die Stelle bei Ihnen zu
kündigen, da ich erfahren habe, daß Sie diesen Sommer nicht
an die See gehen. Mein Arzt hat mir Seeluft strengstens
verordnet."
einem Blicke an, der deutlich den Zweifel an der
momentanen Geistesklarheit des Fragers ausdrückte.
„Natürlich," fuhr dieser fort, „die Konkurrenz wird
zu stark. . . . Nein, nein!" wehrte er dann ab, als
Oehler ihm in die Rede fallen wollte, „ich begreife ja,
daß Sie nicht gerne darüber sprechen."
„Herr, sind Sie denn ganz verrückt?" schnaubte jetzt
der Seifensieder.
„Verrückt? Gewiß wäre es verrückt, gegen den
Strom zu schwimmen. Aber wenn Sie nicht einmal
mehr recht die Mittel aufbringen, ein Inserat in den
.Postboten' so oder so bezahlen zu können, muß es
schlimm um Sie stehen. Kein Wunder auch: erst heute
habe ich von einer großen Wiener Fabrik den Auftrag
bekommen, in mein Blatt periodisch eine Ankündigung
aufzunehmen, die ihre Produkte bestens empfiehlt und
bekannt gibt, daß sie ihre Erzeugnisse nach der Provinz
trotz Frachtspesen u. s. w. billiger abzugeben in der Lage
ist, als die dortigen kleinen Seifensiedereien. Ja, ja,
Herr Oehler, es ist ein Zeichen der Zeit: die Kleinen
werden heute im Geschüftslebeu erbarmungslos von den
Großen aufgefressen! Und nun leben Sie wohl, Herr
Nachbar, wir werden Ihnen einen warmen Nachruf
spenden!"
„Aber das ist ja Heller Wahnsinn!" schrie jetzt
Oehler zitternd vor Zorn und machte eine Bewegung,
als wolle er dem Sprecher an die Gurgel fahren.
Das Buch für Alle.
Hrst 2(i
mehr abziehen. Sie wird stark begehrt werden. Wenn
der Bauer wegen der Police zurückkommt, so wissen
Sie ja, was Sie zu thun haben. Ich gehe jetzt fort.
Adieu, Kohler!"
Mit diesen Worten zog sich der vielseitige Chef des
„Postboten" in sein Schlafzimmer zurück, um Toilette
für den Ausgang zu machen. Er wollte Mautner auf-
suchen rind einen Blick auf den Markt thun. ob er
etwas Neues erführe.
Um den wenig imponirenden Eindruck seines äußeren
Menschen zu erhöhen, setzte er einen hohen Cplinderhut
auf seine schon schwindenden Haare Lind verließ, so an-
gethan, durch einen Seitenausgang seine Wohnung.
Es traf sich gerade, daß ihm der inseratenscheue
Seifensieder Oehler in den Weg kam. Das war eine
gute Gelegenheit, sich für das zurückgewiesene Geschäft
an dem Manne zu rächen. Er schwenkte seinen Hut
zu würdevollem Gruße und rief in bedauerndem Tone:
„Guten Morgen, Herr Oehler, was höre ich? Sie wollen
Burgheim für immer verlassen?"
Der Angeredete blieb stehen und sah Hechler mit
Humoristisches.
Unsere Dienstboten oder: Wie es noch kommen wird.
(Im Herrschaftmengagementsbureau.) Köchin: „Können
Sie mir ein gutes Zeugniß von Ihrem früheren Mädchen auf-
weisen?"
„Sie gefallen mir sonst ganz gut, Madamken, aber ich
kann den Dienst bei Ihnen nicht antreten, da ich fürchte, daß
mir Ihre Kleider nicht passen!"
Kutscher: „Mein Herr, ich bin bei Ihnen als herrschaft-
licher Kutscher engagirt, ich bitte also, bei Ausfahrten Ihre
Toilette dementsprechend zu wählen."
„Gnädige Frau, darf ich Ihnen meine.Bekannten vor-
stellen! Ich habe mir erlaubt, heute einen kleinen Gesellschafts-
abend zu arrangiren."
Frau: „Aber Auguste, welche Unordnung auf dem Küchentisch !"
Köchin : „Unordnung? Das ist ein Stillleben das ich mir
zum Malen komponirt habe!"
Diener: „Bevor ich den Dienst bei Ihnen annehme, bitte
ich, mir ein paar von Ihren bigarren vorzulegen, damit ich
weiß, welche Sorte Sie rauchen."
ich immer meine Klavierstunde!"
Freund: „Wer war denn die Dame, die soeben vorbei-
fuhr, und die Du so devot grüßtest?"
Familienvater: „Das? Das war meine Köchin!"
Kammerjungfer: „Ich komme, die Stelle bei Ihnen zu
kündigen, da ich erfahren habe, daß Sie diesen Sommer nicht
an die See gehen. Mein Arzt hat mir Seeluft strengstens
verordnet."
einem Blicke an, der deutlich den Zweifel an der
momentanen Geistesklarheit des Fragers ausdrückte.
„Natürlich," fuhr dieser fort, „die Konkurrenz wird
zu stark. . . . Nein, nein!" wehrte er dann ab, als
Oehler ihm in die Rede fallen wollte, „ich begreife ja,
daß Sie nicht gerne darüber sprechen."
„Herr, sind Sie denn ganz verrückt?" schnaubte jetzt
der Seifensieder.
„Verrückt? Gewiß wäre es verrückt, gegen den
Strom zu schwimmen. Aber wenn Sie nicht einmal
mehr recht die Mittel aufbringen, ein Inserat in den
.Postboten' so oder so bezahlen zu können, muß es
schlimm um Sie stehen. Kein Wunder auch: erst heute
habe ich von einer großen Wiener Fabrik den Auftrag
bekommen, in mein Blatt periodisch eine Ankündigung
aufzunehmen, die ihre Produkte bestens empfiehlt und
bekannt gibt, daß sie ihre Erzeugnisse nach der Provinz
trotz Frachtspesen u. s. w. billiger abzugeben in der Lage
ist, als die dortigen kleinen Seifensiedereien. Ja, ja,
Herr Oehler, es ist ein Zeichen der Zeit: die Kleinen
werden heute im Geschüftslebeu erbarmungslos von den
Großen aufgefressen! Und nun leben Sie wohl, Herr
Nachbar, wir werden Ihnen einen warmen Nachruf
spenden!"
„Aber das ist ja Heller Wahnsinn!" schrie jetzt
Oehler zitternd vor Zorn und machte eine Bewegung,
als wolle er dem Sprecher an die Gurgel fahren.