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Hesi^i.JUustvirtte Familren-Zeitung. I-hrg. 1393.




Roman

(Fortsetzung.)

Moderne Freibeuter.

Kaiser Withekm II., Kronprinz Friedrich Wikhetm und Aürst Mismarck öei der Parade in Ariedrichsruß. (S 503)
Nach einer Photographie von Strnnipcr L bo. in Hanibrirg.

mit meinem Ver-
gethnn habe, Herr
wendete der Buch-
„so muß ich

mir zuwider, und ich habe nicht Zeit genug, diese Unter-
haltung bis in's Unendliche fortzusetzen."

sich vor dem Vormundschastsgericht über den Verbleib
dieser Summen auszuweisen."
„Mit anderen Worten: Herr Werkenlhin verdäch-
tigte mich, sie unterschlagen zu haben?"
„Es ließ sich nicht anders verstehen. Zeh war furcht-
bar erschrocken, wie Sie sich wohl denken können, und
ich hatte eigentlich die Absicht, sogleich zu Ihnen zu
gehen. Aber es fehlte mir der rechte Muth, und ich
kehrte auf halbem Wege wieder um."
„Daran thaten Sie sehr unrecht, mein werther Herr
Helmbrecht! Aber Ihre freundliche Mittheilung kommt
immerhin auch heute noch nicht zu spät. Ich werde so-
fort meinen Rechtsanwalt beauftragen, gegen Ihren
Chef auf Grund Ihres Zeugnisses die Verleumdungs-
klage anzustrengen."
Der Buchhalter wurde leichenfahl in jähem Entsetzen.
„Allbarmherziger Gott, Herr Löwengaard, das kann
doch Ihr Ernst nicht sein! Ter Vertrauensbruch, dessen
Sie mich damit bezichtigen würden, brächte mich ja
nicht nur um meine gegenwärtige Stellung, ich würde
nach einen: solchen Vorkommnis; auch in keinen: anderen
Hause mehr Beschäftigung finden."

spannt, diese Aeußerungen zu vernehmen."
„Da <^ie es so wünschen — Herr Werkenthin sagte,
es würde Ihnen bei der Rechnungslegung schwer fallen,

lossagen — ich
will ja nur-—"
Löwengaard
schnitt ihm mit
einer kurzen
Handbewe-
gung die Wei-
terrede ab.
„Sie brauchen
mir nicht das
ganze Lied zu
wiederholen,
die Melodie ist
mir ja nun
hinlänglich be-
kannt. Und
damit wir zu
Ende kommen,
null ich Ihnen
jetzt einen letz-
ten Vorschlag
machen. Ich
werde auf die
Klage gegen
Ihren Chef
wie auf die
Rückzahlung
der sechstau-
send Mark ver-
zichten, wenn
Sie das Do-
kument in
meinen Hän-
den lassen und
wenn sonst
Alles zwischen
uns beim Al-
ten bleibt. Ue-
berlegen Sie
„Wohl möglich!" bestätigte Löwengaard kalt. „Es Ihre Antwort wohl; denn das viele Hin und Her ist
thut mir Ihretwegen leid; aber es läßt sich nun einmal
nicht ändern. Ich darf meine Ehre nicht auf so un¬

erhörte Weise antasten lassen, und die Rücksicht auf Sie
darf mich nicht abhalten, den Beleidiger zur Rechen-
schaft zu ziehen."
„Aber wenn nun dabei auch das — das Andere
zur Sprache käme! Gütiger Himmel, ich mag es gar
nicht ausdenken, was bei einer solchen Verhandlung
Alles an's Licht gezogen werden könnte."
„Nichts, das mich in Verlegenheit setzen wird, mein
bester Herr Helmbrecht! Ich kann die Verantwortung
für meine Handlungen jederzeit auch vor Gericht auf
mich nehmen. Freilich, was Sie anbetrifft —">
Er endete mit einem vielsagenden Achselzucken. Mit
flehend erhobenen Händen trat Helmbrecht dicht vor ihn hin.
„Ich beschwöre Sie bei Allem, was Ihnen heilig
ist, Herr Löwengaard, geben Sie diese Absicht auf!
Denken Sie daran, daß ich ein armer, abgearbeiteter
Mann bin und daß ich zwei hilflose kranke Kinder habe."
„Tie Zukunft dieser Kinder scheint Ihnen nicht all-
zusehr am Herzen zu liegen, da Sie noch soeben auf
recht leichtsinnige Art mit Ihrem Gelde umgehen wollten,
nur um sich von mir lossagen zu können.
„Aber ich will mich ja gar nicht

enn ich Ihnen
dacht Unrecht
Löwengaard,"
Halter schüchtern ein,
wohl um Entschuldigung bitten. Ich
halte es indessen für meine Pflicht,
Ihnen gleichzeitig zu sagen, daß
ich nicht mehr der Einzige bin, dein
solche Zweifel gekommen sind."
Julius Löwengaard's Despotenantlitz schien in stei-
nerner Härte
zu erstarren.
„Nicht mehr
der Einzige?
Was soll das
heißen?"
„Ich war
vor Kurzen:
Ohreilzeuge
eines Gesprä¬
ches, das zwi¬
schen einen:
meiner Chefs
und dem erste!:
Prokuristen
stattfand.Jhre
Vermögens¬
verhältnisse
wurden da sehr
ungünstig be-
urtheilt, und
in Bezug auf
die Summen,
die Sie wah¬
rend der letz¬
ten beiden
Jahre von den:
Depot Ihres
Neffen erho¬
ben hatten, fie¬
len sogar Aeu¬
ßerungen —"
„Nun?
Wollen Sie
in Ihren: Be¬
richt nicht fort¬
fahren? Ich
bin sehr ge-

Lothar Brenkrndorf.
 
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