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Jahrg. Uyo.


Die Erbſchaft des Volkes.
Komau aus dem dentſchefranzöſiſchen Kriege.
— Heidrungen.

* } Fortſetzung.)

— (Nachdruck verboten.)
A ar ſah lange nachdenklich über das Schreiben
6 Leonorens hin, las es wieder und wieder, als

lejen, wie er es ſich im Herzen wünſchte. Das war
die ewige Unſicherheit, der ewige Zweifel. Das Glück,


Leonore einſt zu beſitzen, erſchien ihm ſo groß und
glänzend, daß er nicht ohne Zweifel daran denken konnte.
Nun hätte er gewünſcht, aus ihren Zeilen die Gedanken
der Schreiberin zu errathen. Liebte ſie ihn, wie er ſie
liebte? Wäre dieſe Liebe ſtark genug, die Bedenken,
die früher obgewaltet und auch jetzt wenigſtens zum
Theil obwalteten, zu überwinden? Oder ſtand Dahlitz,
den jetzt der Glorienſchein eines Märtyrers für's Vaͤter-
land umleuchtete, noch immer zwiſchen ihnen?

Nun war er ja wohl Aſſiſtenzarzt. Aber wenn
wieder Frieden war, was war er da? Dann war
wieder die alte Noth und Sorge da, immer wieder das
Ungleiche in der Situation zwiſchen ihm und Leonore.


beſſer glücken?
Es mußte glücken! Das war die erſte Bedingung.

Niemals hätte er ſeine Exiſtenz einer Frau danken
mögen, niemals eine Frau heirathen mögen, um ſelbſt

zu leben, oder auch nur von ſich ſagen zu laſſen, er

habe ſie aus matexiellen Gründen geheirathet; niemals
hätte er den Muth gehabt, bei ſeinem Onkel um Leo-
nore anzuhalten, wenn er ihr nicht eine ſtandesgemaͤße
Eriſtenz zu bieten haben würde. Alſo dieſe mwBte
kommen. Woher? das ſtand freilich noch im verſchloſ-
ſenen Buchẽ des Schickſals, und das veranlaßte ihn auch
jetzt, lange Zeit ſinnend vor ſich hinzuſehen, als ob er
aus den Rebengeländen, die ihn unigaben, eine Ant-
wort auf dieſe Frage herauslefen könne. 2
Der Brief Leonbrens brachte ihm wieder in's Ge-
dächtniß zuxück, daß er doch in der Vergangenheit mit
einem ſträflichen, ſündhaften Leichtſinn an fich und an
denen gehandelt, die ihn liebten, daß er Gefahr gelaufen
 
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