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Der Fund am Strande.
Roman

von

B. Rofenthal-⸗Bonin.

Fortſetzung)

Nachdruck verboten.)
laus Gehren befand ſich, als er Miß Johny
verließ, in einer ſehr niedergedrückten
SX Stimmung. Das Schickfal, welches er durch
S ſeine Unredlichkeit heraufbeſchworen, begann
immer ſchwerer auf ihm zu laſten. Wie
in einer Art Rauſch hatte er dies Wagniß
unternommen und ſich tollkühn in den
Ozean der großen Welt geſtürzt, in dem
Slauben, nun mit Hilfe des Geldes von einer großen
Welle des Glückes zu einem ſchönen Leben getragen zu
werden. Was hatte er jetzt erreicht? Er aß gut, wohnte
in einem hubſchen Zimmer, trug feine Kleider, jedoch
Alles das wog in ſeinen Augen nichts, ſchien ihm höchſt
nebenſächlich. In Wahrheit war ſein Leben jetzt noch
elender, wie auf der Iyſel. Er konnte Niemaͤnd recht
in das Geſicht ſehen, ſchwebte in ſteter Angſt, daß Je-
mand eine bedenkliche Frage an ihn ſtelle, mußte lügen
und betrügen, was ihm in der Seele verhaßt war, uͤnd
kam ſeinem Ziele um keinen Schritt näher. Denn in
ganz Amerika konnten die Malerſchulen, davon hatte er
ſich ſchon unterrichtet, ihm nicht weiterhelfen; ſie hatten
eine Richtung, auf den Effekt zu arbeiten, zu blenden
und zu verblüffen, die er haßte. Es ſtand heute noch
ſo mit ihm, wie am Tage ſeiner Ankunft, und es konnte
noch lange ſo fortgehen, er war angewieſen auf einen
glücklichen Zufall, und verbrauchte inzwiſchen das Geld,
welches ihm nicht gehörte, von dem er jeden Pfennig
ſchonen wollte.

Soehen hatte er bei ſeiner Unterhaltung mit Miß
Johny ſich wieder in ein neues Lügengewebé verſtricken
müſſen und in ſeinem Schreck der klugen Perſon ſicher
ſchon zu viel verrathen. Fort mußte er von New-Hork
nach San Francisco, dorte lebte eine Bevölkerung, wie
er das aus den Geſprächen bei Tiſch und Reiſeſchilde-
rungen erfahren, die ſolche Elemente in Fülle bot, von
denen er erlangen konnte, was ihm die Rückkehr nach
Europa und einen ſicheren Aufenthalt in München oder
Paris, wo ja auch eine große Malerſchule war, ermög-
lichte. Der Boden brannte Klaus unter den Füßen,
und er war entſchloſſen, ſo bald wie möglich abzureiſen.

Während er nun in ſeinem Zimmer ſaß und der-
gleichen ſchweren Gedanken und düſteren Vorſtellungen
nachhing, hatte Miß Johny ihre Zeichnungen beendigt,
amg an ihr Schreibtiſchchen, zog eine Briefniappe herauͤs,
nahm einige Bogen Briefpapier und fing an, Folgendes
zu ſchreiben:

„Liebe Maria!

Es iſt unverzeihlich von mir, daß ich auf Dein in-
haltsreiches Schreiben Dir ſo lange nicht geantwortet
habe es iſt das doppelt tadelnswerth von mir, da ich
einſt Deine Lehrerin und Freundin war, und Deinem
Onkel ſo viel verdanke. Aber ſo geht es im Leben,


Heilig iſt ſeine Rub,


Trug ihm ſein Engel ſie zu
Da, wo die Wiege geſtaͤnden,
Der ſeine Seele entſchwebt,
Wird noch mit roſigen Banden
An ſeiner Zukunft gewebt.

Halb nur gehört es der Erde,
Halb noch dem Himmel an,

Noch krat des Lebens Beſchwerde
Hindernd nichk auf ſeine Babn.
In ſeinen ſchlummernden Träumen
Liegt noch das himmliſche Glüch.
D, aus den ſeligen Räumen

Ruf es nicht ſtörend zurüch!

tung. Zahrg. *
 
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