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— —

geſt 17. Alluſtrirte amilien Zeitung. Lahrg. 1896.

Geachket.

Roman
2 von
— Lothar Brenkendork.

&
7 5 Fortſehung.)
— Nachdruck verboten.)
Söcknitz richtete ſich auf und ſuchte mit ſtarrem
Blicke in dem Geſicht ſeiner jungen Ver-
wandten zu leſen. „Was willſt Du thun,
Eliſabeth? — Gehſt Du jetzt hin, mich zu
verrathen?“

Verächtlich ſtreiften ihre ſchönen Augen
A über jeine armſelige, gebrochene Geſtalt da-
hin Weshalb haſt Du Dich mir entdeckt, wenn Du
nicht einmal Vertrauen ſetzeſt in die Wahrhaftigkeit meiner
Worte? Wann haſt Du jemals eine Lüge aus meinem
Munde vernommen?“

„Vergib mir,“ bat er, „vergib! Ja, ich vertraue Dir,
und ich will geduldig über mich ergehen laſſen, was Du
für das Rechte hältſt. Aber ich beſchwöre Dich, Eliſabeth,,
laß mich nicht zu lange auf die Erlöſung warten. In“
der nächſten Minute ſchon können die Schergen auch
hierher kommen, mich zu ſuchen.“ ;

„So lange ich Dich in dieſem Gemache verberge, biſt
Du ſicher. Niemand wird Dich in meinem Zimmer ver-
muthen. Auch magſt Du hinter mir den Schlüſſel ab-
drehen und die Thür erſt dann wieder öffnen, wenn Du
meine Stimme erkennſt.“

Er nickte ſtumm zum Zeichen des Einverſtändniſſes,
und Eliſabeth ließ ihn allein.

— Drittes Kapitel.

Der Lieutenant v. Plothow mar es, auf den die
Tochter des Generals in der Unerfahrenheit ihrer ſiebzehn
Jahre ſo verwegene Hoffnungen geſetzt hatte. Sie gedachte
ihn durch eine der in beſtändigem Kommen und Gehen be-
findlichen Ordonnanzen herausrufen zu laſſen, falls er ſich
noch im Kabinett ihres Vaters befand, denn eine Angelegen-
heit wie die ihrige mußte ſelbſt König Friedrich's Kriegs-
plänen gegenüber den Vorrang haben. Aber der Zufall
erwies ſich ihr günſtiger, als ſie zu hoffen gewagt hatte.
In dem Augenblick, da ſie den Gang betrat, der zu
den Gemächern des Hausherrn führte, ſah ſie ſich der
hohen Geſtalt des jungen Offiziers ſo unvermuthet gegen-
über, daß ſie nahe daran war, in der erſten Ueber-
raſchung all ihren mühſam erkämpften Muth wieder zu
verlieren.

Sixtus v. Plothow trat reſpektvoll grüßend bei Seite,
um ihr den ſchmaͤlen Weg freizugeben; Eliſabeth aber blieb
dicht vor ihm ſtehen, und unwillkürlich hoben ſich ihre ge-
faͤlteten Haͤnde zur Bruſt empor, während ſie beklommen
zu ihm aufſah: „Ich war eben Willens, Sie aufzuſuchen,
Herr Lieutenant, denn ich muß mit Ihnen ſprechen, muß
Sie um etwas bitten, das Sie mir nicht abſchlagen
dürfen.“

Er war unverkennbar in der glücklichſten Laune.
Die Neuigkeiten, die er drinnen im Kabinett des Generals Der AMinnefänger auf dem Lande. Originalzeichnung von A. Brunner. (S, 407)
 
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