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Bet 91 Allu

Geäachket.

Roman
— von
* rothar Breukendork.
Fortſetzung)
— Nachdruck verboten.)

\ c) erinnerte Sie an Ihre damalige Frage,“
erwiederte Sixtus, „weil die Antwort, die ich


erwarte das Schickſal, dem ich nicht mehr
entgehen werde, wie eine verdiente Strafe.“

Sie zerreißen mir das Herz,“ ſagte Eliſabeth. „Und
weshalb muß es denn ganz unabwendbar ſein, dieſes ent-
ſetzliche Schickſal? Hat man bis heute nichts Ernſtliches
unternommen, um die Urheber jener Plünderung zur
Rechenſchaft zu ziehen, ſo geſchah es doch wohl, weil
ſie in Vergeſſenheit gerathen iſt, oder weil man längſt
die Hoffnung aufgegeben hat, die Schuldigen zu er-
mitteln.“

„Es wäre nicht gerade ein Beweis für den Eifer
und die Tüchtigkeit der preußiſchen Behörden, wenn
es ſich ſo verhielte Aber wir dürften auch dann
nicht darauf rechnen, hier dauernd unbehelligt zu
bleiben. Der König hat die Pflicht, ſein Land von
gefährlichen Elementen zu ſäubern, und wie ich ihn
kenne, wird er nicht lange ſäumen, dieſe Pflicht zu
erfüllen. Wir ſind täglich darauf gefaßt, den Soldaten

zu begegnen, die uns unſchädlich machen ſollen.“

Und Sie würden ihnen offenen Widerſtand ent-

gegenſetzen, würden ſich in einen Kampf einlaſſen mit
Ihren ehemaligen Kameraden?“
Der Major zuckte die Achſeln. „Was ſollen wir
Anderes thun? Ich kann meinen Leuten nicht zumuthen,
ſich zu ergeben, da doch Jeder von ihnen genau weiß,
was nach der Gefangennahme ſeiner wartet. Ein ehr-
licher Soldatentod iſt Alles, was ſie noch für ſich er-
hoffen. Und — offen heraus geſagt — wenn ich doch
ſchön einmal ein Rebell ſein ſoll, ſo will auch ich lieber
mit dem Säbel in der Fauſt auf dem grünen Raſen
mein Leben laſſen, als wie ein Strauchdieb und
Meuchelmörder am Galgen ſterben.“

„Das klingt, als ſehnten Sie insgeheim ſchon
das Ende herbei. O, Herr Major, es iſt nichtchriſtlich,
ſo zu denken.“

„Es iſt menſchlich, Fräulein v. Marſchall, und den
möchte ich ſehen, der in meiner Lage anders empfände.
Aber Sie dürfen darum nicht glauben, daß ich wie
ein Selbſtmörder handeln werde! Wie herzlich müde
ich auch immer dieſes Lebens ſein mag, ich vergeſſe
doͤch nicht, daß die Verantwortung fuͤr meine Leute
auf meinem Haupte ruht, und daß ich ſie nicht frevel-
haft hinopfern darf, ſo lange es noch eine Möglichkeit
gibt, das Aeußerſte hinauszuͤſchieben. Schickt man uns,
wie ich vermuthe, zunächſt eine kleinere Militärabtheilung


Leben ſo theuer wie möglich verkaufen.“. / Ihren künftigen Lebensweg von ganzem Herzen Alles,
„Und jenſeits der Grenze, auf ruſſiſchem Gebiet, was eines Menſchen Daſein ſchmücken und erhellen
wären Sie dort nicht ſicherer als hier?“ kann.“

„Nein. Denn auch dort ſtehen wir auf dem Kriegs-

Es verlangte ihn unverkennbar darnach, der Zu-



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Glück, als ich's noch vor wenig Tagen für mich zu er: | A

ber es koͤnnte ſich nichtsdeſtoweniger ereignen, daß




Nach einer Aufnahme von Hofphotograph Rarl Badofen in Darmſtadt.

Eliſabeth ſchwieg und ſtarrte mit dem leeren Blick
der Verzweiflung in den grauen Regentag hinein.

„Und nun laſſen Sie uns ſcheiden, Fräulein v. Mar-
ſchall! Mich ruft eine unabweisbare Pflicht zu meinen


weil ich irgend eine wichtige Nachricht für Sie habe.
Wo ſoll ich Sie dann finden oder wohin ſoll ich Ihnen
meine Botſchaft ſenden?“

Sixtus dachte einen Augenblick nach, offenbar un-
entſchloſſen, ob er ihrem Verlangen willfahren ſolle.
Dann aber deutete er mit ausgeſtrecktem Arm in die
Ferne: „Sehen Sie jene fünf niedrigen Birken dort,
Fräulein v. Marſchall? Sie ſind als Merkzeichen
nicht zu verfehlen, zumal ſie gewiſſermaßen eine Natur-
merkwürdigkeit darſtellen, Da ſie aus einem einzigen
Stamm entſpringen. Wenn der Bote, den Sie an
mich ſenden, von dort aus auf dieſer Signalflöte einen
fünfnialigen Pfiff ausſtößt, ſo wird ihn einer meiner
Poften gewiß vernehmen. Aber Sie müſſen Ihrem
Boten einſchärfen, daß er nicht über die Birkengruppe
hinausgeht, und daß er geduldig wartet, bis ſich ihm
Jemand nähert. Auch bitte ich Sie dringend, für ſolche
Sendung, wenn ſie überhaupt jemals nothwendig wer-
den ſollte, mur einen durchaus zuperläſſigen Maͤnn zu
wählen. Man wird vielleicht Prämien auf unſere
Köpfe ſetzen, und es finden ſich dann immex genug
wackere Menſchen, die Luſt haben, ſolche Belohnungen
zu verdienen. Kommt auch nach einer Wiederholung
des Signals im Verlauf einer Viertelſtunde Niemand
zum Vorſchein, ſo dürfen Sie das als einen ſicheren
Beweis dafür nehmen, daß wir uns nicht mehr in
dieſer Gegend befinden.“

Er halte ihr die kleine Hornpfeife eingehändigt und
ſie dann in den Sattel gehoben. Zweimal küßte er
ihre Hand, dann trat er einen Schritt vom Pferde
zurück.

„Ich ſage Ihnen nicht Lebewohl,“ rief Eliſabeth,
ſich kapfer behexrſchend, ihm zu, während ſie die Zügel
ergriff. „Es kann nicht unfere letzte Begegnung ge-


„Ja, auf Wiederſehen!“ gab er zurück. „Wenn nicht

f an einem Orte, wo die
 
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