486
— Fr Albe
Heft 20.
„Ei was, wir brauchen keine neue Ziege.“ _
„Und dann — die ſchöne Milch, die Butter und
den Käſe!“
„Wir haben genug Käſe, Milch und Butter.“
„Denkſt du denn nicht daran, daß wir das Ueber-
flüſſige verkaufen könnten?“
„In Savoyen iſt's gottlob nicht Sitte, Gaſtfreund-
ſchaft zu verkaufen!“ —
„Ei, wer ſpricht denn davon! Wer denkt daran!
Laß mich nur machen, Alter! Ich will ſchon mit dem
Jäger fertig werden. Der nimmt ſchon anderwärts
vorlieb! Wir wollen ihn zu deinem Freund Ivo ſchicken,
der hört Jagdſchnurren für ſein Leben gern erzählen.“
„Die höre ich auch gern!“ knurrte der Kaſtellan,
immer noch nicht überzeugt.
„Aber Vater, denke doch an unſeren Philibert!“
fuhr die redſelige Zunge der Verſucherin fort. _ „Was
die neue Ziege einträgt, könnte ihm zu gute kommen!“
Der Alte ſchwieg jetzt. Die Frau ſchien ihn endlich
doch überredet zu haben.
„Laßt gut ſein, Mütterchen!“ ertönte da unerwartet
vom Fenſter her des Jägers Stimme. „Ihr ſollt beide
recht behalten! Du, Alte, ſollſt deine Ziege haben,
und du, mein braver Alter, ſollſt ſo viel Jagdgeſchichten
hören, als du magſt. Einverſtanden?“
Es lag etwas in der Art des jungen Jägers, dem
die beiden Alten nicht zu widerſprechen wagten Mutter
Fanchon trippelte in ihrer Verlegenheit geſchäftig hin
und her, um einen Abendimbiß aufzutragen, während
Martin, der Kaſtellan, ſich zu dem Fremden an den
großen Tiſch geſellte, der mitten in der Halle ſtand.
„Nichts für ungut, junger Freund!“ meinte er be-
gütigend. „Wißt ja, wie die Weiber ſind. Bleibt
nur in Gottes Namen hier, auch wenn es Euch nicht
ernſt ſein ſollte mit der Ziege. Vielleicht, daß die
vornehmen Frauen da droben Euch ſogar für die Nacht
ein Kämmerlein abtreten, wenn Ihr ſie in aller ge-
ziemenden Beſcheidenheit darum bitten wolltet.“
den Jägers hin. „Nein, mein Alter!“ ſprach er. „Ich
pflege nicht gern unnötig zu bitten, wenn ich's bequemer
haben kann. Ein Heulager hier unten thut's auch.“
Der Kaſtellan blickte wohlgefällig auf den Gaſt.
„Ihr gefallt mir!“ ſprach er. „Wie nennt Ihr Euch,
mein junger Freund?“
„Ich heiße Philibert!“
„Philibert!“ rief erfreut Mutter Fanchon, die jetzt
eben eintrat, um die beſcheidene Mahlzeit: herben
Landwein, weißes Brot und harten Ziegenkäſe, aufzu-
tiſchen. „Gerade ſo wie unſer Enkell Der heißt auch
Philibext, wie unſer Herzog! Habt Ihr ihn ſchon ein-
mal geſehen, unſeren gnädigen Herrn? So ein junges
Jägerblut kommt ja doch viel herum im Lande.“
„O, ſchon oft genug!“ verſetzte der Jäger. „Ich
kenne ihn ſo gut, den Herzog, wie mich felber!“
„Ihr ſchneidet auf, Freund!“ ſchmunzelte der Alte.
„Doch dafür ſeid Ihr ein Jäger! Am Ende wollt
Ihr gar auch mit dem Herzog ſchon gejagt haben?“
„Ei freilich! Wir haben ſogar ſchoͤn manchen Bock
zuſammen geſchoſſen!“ rief laut auflachend der Jäger.
Vater Martin ſtieß ſeine Frau an. „Du, Alte!“
ſagte er vergnügt. „Paß auf!
geſchichten los!“
„Da kennt Ihr auch am Ende gar unſeren Enkel
Philibert?“ fragte eifrig Mutter Fanchon. „Er iſt
beim Herzog Bogenſchütze.“ —
„Den kenn' ich allerdings: ein ſchmucker junger
Burſch.“
„Du, Alter, hörſt du's, er kennt unſeren Philibert!“
rief entzückt Fanchon. „Unſeren Enkel, unſeren Augapfel,
die einzige Freude unſeres Alters!“
„Und iſt er brav, der Junge?“ fragte Martin, dem
Fremden vertraulich näherrückend. „Steht er in Gna-
den bei unſerem gnädigen Herrn?“ .
„Glaub's wohl!! entgegnete beſtätigend der Jäger.
„Der Herzog iſt allen braven Leuten gewogen; am
Ende macht er ihn gar, eh' man ſich's verſieht, zum Leib-
hogenſchützen, und vielleicht bekommt ihr auch euren
Enkel bald einmal zu ſehen, wenn der Herzog hier in
der Nähe jagt!“
Die Alte konnte einen Ausruf des Entzückens nicht
unterdrücken, der alte Kaſtellan aber blickte bedenklich
von der Seite ſeinen jungen Gaſtfreund an.
„Flunkert Ihr auch nicht?“ meinte er. „Der Herzog
hat ſeit den vier Jahren, die er nun regiert, noch nicht
ein einziges Mal Schloß Brou betreten. Das müßte
mir, dem Schloßwart, doch wohl zuerſt bekannt ſein,
falls der gnädige Herr hierherkäme.“
„Wer weiß!“ ſprach dex Jäger. „Herzog Philibert
ſoll es zuweilen liehen, raſche Entſchlüffe zu faſſen und
auch gleich auszuführen.“
„Iſt's denn wahr, daß unſer Herzog ein ſo ſchöner
Herr iſt? fragte neugierig die alte Frau. „Man heißt
ihn ja allgemein Philibert den Schönen!“
„Ei, als Fürſt gilt man gar leicht für ſchön!“ ver-
ſetzte der Jäger, „wenn man nur leidlich gewachſen
und kein Fratz iſt. Schaut mich an! Man ſagt, ich
gleiche ihm ein wenig!“
Der alte Kaſtellan ſah kopfſchüttelnd zu dem Jäger
hin. „Seid doch ein echter Jägersmann!“ ſprach er.
„Wie das alles ſo leicht und glatt vom Munde fließt,
als wär's die reine Wahrheit. Ihr ſeid ja freilich ein
ſchmucker Burſch, aber den Herzog denke ich mir doch
anders! So ein hoher Herr hat doch was gaͤnz Beſon-
deres an ſich.“
„Ja, da habt Ihr recht!“ beſtätigte ganz ernſthaft
der Jäger, obgleich der Schalk ihm aus den Augen
blitzte. „Namentlich, wenn er die Krone auf dem Kopfe
hat und den langen Fürſtenmantel trägt. Sonſt aber
iſt er auch nur ein Menſch wie alle anderen!“
„Ihr ſprecht ſehr frei!“ tadelte der Alte. „Man
merkt die unerfahrene Jugend. Doch kann man Euch
nicht gram ſein, ſcheint Ihr das Herz doch auf dem
rechten Fleck zu tragen. Stoßt alſo an: auf unſeres
edlen Schloß- und Landesherrn, auf des Herzogs Wohl!“
„Wohlan, da thu' ich mit!“ rief der Jäger. „Alſo
des Herzogs und Savoyens Wohl!“
Und hell ließ er den Becher an den des Alten
klingen.
„Nun aber, wenn's gefällig iſt, mein Heulager!“
bat er dann. „Ich bin ſehr müde. Bin ſtundenlang
umhergeirrt, bis ich den rechten Weg fand. Morgen
ſollt Ihr die verſprochenen Jagdgeſchichten hörekn; da
will ich wahrheitsgetreu erzählen, wie Herzog Philibert
ſeinen erſten Bäxen erlegt hat. Bin — auf Ehre und
Gewiſſen — ſelber mit dabei geweſen!“
3.
Es war eine großartige Gebirgsanſicht, die, vom
goldenen Morgenſonnenſchein des ſchönen Oſtertages hell
beleuchtet, ſich von Schloß Brou aus enthüllte. Auch
die Dame, welche droben an der Mauerbrüſtung lehnte,
ſchien den mächtigen Eindruck der wilden Laͤndſchaft
zu empfinden. Sie mar ſo in Anſchauen verſunken,
daß ſie die ſich nähernden Schritte des jungen Jägers
gänzlich überhörte, bis ein loſer Stein, der unter feinem
Fuß ins Rollen kam, und das dadurch verurſachte Ge-
räuſch ſie veranlaßte, ſich umzuwenden.
Der Jäger blickte in das — ſo erſchien es ihm —
ſchönſte Frauenantlitz, das er jemals noch geſehen. Das
unverkennbare Erſtaunen, das ſich ſo deuͤtlich auf ſeinen
lebhaften Zügen ausprägte, zwang der Dame unwill-
kürlich ein Lächeln ab, das ihr in ſeinen Augen einen
neuen Reiz verlieh.
„Ah, unſer Freund und Retter in der Not!“ ſprach
ſie, huldvoll ihm zunickend. „Ihr entzieht Euch, ſcheint
* unſerem Danke, Freund, und wollt Euch ſuchen
aſſen!“
„Es iſt nicht mein Geſchmack, edle Frau, den Dank
für eine That, die kaum der Rede wert iſt, wie ein
dreiſter Gläubiger einzutreiben!“ entgegnete der Jäger,
mit ritterlichem Anſtande grüßend. „Wollt Ihr mir
aber durchaus danken, ſo bitte, thut mir den Gefallen,
dieſer Kleinigkeit nicht fürder zu erwähnen.“
Ueber die ſchönen, klugen Züge der Fremden flog
es wie ein leichter Schatten der Befremdung, gemiſcht
mit einem Ausdrucke von Anerkennung.
„Ihr ſeid ſehr ſtolz, mein Freund!“ ſprach ſie, mit
flüchtiger Muſterung ſeine ſchlichte Kleidung ſtreifend.
„Solltet Ihr wirklich ein ſo wunſchloſer Menſch ſein,
daß es gar nichts gäbe, was Margarete von — Habichts-
burg Euch als Gegendienſt gewaͤhren könnte?“
Der Jäger war mit halbem Lächeln dem prüfenden
Blick gefolgt, der ſeiner einfachen Erſcheinung galt.
„In der That, nein, edle Frau!“ ſprach er, ſich ver-
neigend. „Der Jäger Philibert wüßte — wenigſtens
in dieſem Augenblicke — nichts, was ihm zu wünſchen
übrig bliebe!“
Wieder flog es wie eine Miſchung von Zurecht-
weiſung und Wohlwollen über die ſchönen Züße hin.
„So ſeid Ihr wahrlich ein glücklicher, ſehr alüclicher
Menſch, der zu beneiden wäre, ſchaute nicht ekwas wie
allzu große Selbſtgenügſamkeit aus dieſer ſtolzen Wunſch-
loſigkeit heraus. Wohl dem Menſchen, der auf Erden
en, noch etwas zu hoffen hat!“
„O, was das betrifft,“ fiel lebhaft der junge Jäger
cin, „ſo ganz und gar wunſch- und ſelbſtlös, edle
Frau, wie Ihr zu meinen ſcheint, bin ich nicht, und
wollt Ihr mir wirklich eine Gunſt gewähren für den
geringen Dienſt, den der Zufall mich Euch leiſten ließ,
ſo beliebe es Eurer Huld, mir ein Andenken an dieſe
Stunde zu ſpenden. — Nein, kein kaltes, lebloſes Me-
tall!“ wehrte er, als er die Dame nach einer der ſchim-
mernden Schmuckagraffen ihres reichen Anzuges greifen
ſah, „ſondern ein für mich koſtbareres, wertvolleres
Erinnerungspfand, zum Beiſpiel den Handſchuh dort,
den Eure Hand trägt!“
Ein ſtolzer, zürnender Blick ſchien zur Strafe für
ſeine Verwegenheit auf den kühnen Bittſteller hinblitzen
zu wollen, dann aber, in die bittenden Augen des
ſchönen Jägers blickend, die mit feuriger Bewunderung
auf ſie gerichtet waren, ſtreifte die Dame den Hand-
ſchuh von der weißen, zarten Hand und reichte ihm
denſelben hin. Der Jäger nahm ihn, Hand und Hand-
ſchuh zugleich an ſeine Lippen drückend, was ein flüch-
tiges Erröten auf das Geſicht der Fremden rief.
Faſt verwirrt entzog ſie ihm ihre Hand und ſagte:
„Ihr ſeid Savoyer?“
„Von Geburt wie mit Leib und Seele, edle Frau!“
„Und wo ſeid Ihr zu Hauſe?“
„Am Genferſee, zu Thonon!“
„Ah, in der Reſidenz des Herzogs von Savoyen
alſo?“ rief die Dame lebhaft. — „Ihr dürft mit Recht
ſtolz auf Euren Herzog ſein! Rühmt man doch Phili-
bert IL nicht nur Schönheit und Begabung, ſondern
auch Großmut, Liebenswürdigkeit und Tapferkeit in
5* Heimat Oeſterreich wie im ganzen Auslande
nach.“
„Ihr beſchämt mich, edle Frau!“ wehrte der Jäger ab.
Befremdet blickte ihn die Dame an. „Euch?“
„Als guter Savoyer fühle ich mich völlig eins mit
Herzog Philibert!“ berichtigte ſich der Jäger. „Wahr-
lich, ein ſolches Lob aus ſolchem Munde dürfte den
Herzag eitel machen! Doch ſagtet Ihr nicht, edle Frau,
daß Oeſterreich Eure Heimat ſei? — Was iſt der kleine
Herzog von Savoyen gegen den großen, ritterlichen
Kaiſer Max!“
„So kennt Ihr ihn?“ rief erſtaunt Margarete von
Habichtsburg, „kennt Kaiſer Max?“
„Ob ich ihn kenne!“ rief mit Begeiſterung der junge
Mann. „Als vor vier Jahren der deutſche Kaiſer nach
Italien kam, befand ich mich ja unter denen, die zur
Begrüßung ihm entgegenzogen. Fürwahr, mit vollem
Recht heißt man den hohen Herrn ,„den letzten Ritter“,
wie man von ſeiner edlen Tochter Margarete von
Oeſterreich ſagt, ſie ſei die geiſtvollſte und tugendhafteſte
Prinzeſſin unſerer Zeit!“ ;
„O, mir ſcheint, man übertreibt da wohl ein
wenig! lächelte die ſchöne Fremde. „Zwar weiß ich,
daß Margarete von Deſterreich ein warmes Herz und
regen Sinn heſitzt für alles, was ſich in der Welt be-
giebt, doch iſt das ja nicht mehr als Pflicht derjenigen,
die das Leben über andere erhoben, die des Schickfals
Hand auf die Höhe eines Thrones geſtellt hat.“
„Ihr denkt hierin wie ich!“ rief lebhaft der Jägers-
mann „Wie gern vernehme ich aus Eurem Munde
dasſelbe, was mein eigenes Herz bewegt!“
Erſtaunt blickte Margarete von Habichtsburg den
ſchlichten Jäger an. ;
„O, man erfährt und lernt ſo manches, wenn man
in der Umgebung des Hofes ſich befindet!“ meinte er,
ihr Befremden gewahrend, leichthin. „Wie oft habe ich
dieſer Prinzeſſin ſchon gedacht. die trotz ihrer Jugend
bereits durch ſo ſchwere Schickſale gepruͤft ward!“
„Wie, auch das wißt Ihr? Ihr ſeid wohlunter-
richtet, wie es ſcheint!“ ſprach ernſt die ſchöne Fremde.
„Doch ſprecht, was iſt Euch Näheres von Margaretens
ſeltſamem Geſchick bekannt?“
„Ja, in der That, ein ſeltſames Geſchick! Zwei-
mal vermählt und dennoch ledig!“ rief der Jäger.
„Als Tochter von Kaiſer Maximilians erſter Gattin,
Maria von Burgund, und Enkelin Karls des Kühnen
dem Dauphin Karl zur Gemahlin und dereinſtigen
Königin von Frankreich beſtimmt, ward ſie nach dem
frühen Tod der Mutter im zarten Alter von zwei
Jahren ſchon an den Hof Ludwigs XI gebracht und
dort erzogen. Trotz des Vertrags indeſſen vermählte
ſich, um des politiſchen Vorteils willen, Karl VIII. mit
Anng von Bretagne, worauf Kaiſer Maximilian ihm
den Fehdehandſchuh hinwarf; Margarete aber ward in
ihre Heimaͤt nach Oeſterreich zurückgebracht und ein paar
Jahre ſpäter zur Gattin des Infanten Johann von
Aſturien, zur künftigen Königin Spaniens, auserkoren.
Doch wieder verfolgte ſie ein kragiſches Geſchick. Als ſie
in Spanien anlangte, vernahm ſie, daß ihr der in
Vertretung angetraute Gemahl kurz zuvor geſtorben ſei.“
Ah, was für ein ungewöhnliches Weib muß dieſe Prin-
zeſſin ſein, die mit ſo ſtolzem Mute trägt, was fie be-
troffen hat! Kein Wunder, wenn ſie nach ſo traurigen
Erfahrungen zögert, ein drittes Bündnis einzugehen,
das — ſo heißt es — zwiſchen den Häuſern Oeſterreich
und Savoyen geplant iſt.“
„Ihr ſeid ein warmer Anwalt Margaretens und in
der That ſehr wohl bewandert, was ihre Lebensſchick-
ſale betrifft!“ ſprach Margarete von Habichtsburg.
„Doch ſteht mir Rede: iſt's wahr, was man von
Philibert II. ſagt, liebt Euer Herzog wirklich die Jagd
ſo über alles? Faſt möchte man dieſe blutige Leiden-
ſchaft für einen Flecken halten, der das ritterliche Bild
in etwas trübt, das man von ihm entwirft, und ihn
als rauhen Weidmann ſich vorſtellen!“
„Dem man juſt nicht beſondere Rückſicht zarten
Frauen gegenüber zutraut, meint Ihr wohl, nicht wahr?“
fiel lächelnd der Jäger ein. „Nun, ſeht mich an, edle
Frau! Auch ich bin Jäger mit Leib und Seele. Sehe
denn auch ich gar ſo gefährlich wild und rauh aus?“
Die ſchöne Fremde ſah ihn an, und ihre Blicke
hafteten ſekundenlang, wie magnetiſch angezogen, inein-
ander, bis die Dame in leichter Verwirruͤng die Augen
zu Boden ſenkte.
„Nein, Herzog Philibert iſt ein Ritter aller Frauen,
beſonders aber aller Frauentugend und Frauenwürde!“
— Fr Albe
Heft 20.
„Ei was, wir brauchen keine neue Ziege.“ _
„Und dann — die ſchöne Milch, die Butter und
den Käſe!“
„Wir haben genug Käſe, Milch und Butter.“
„Denkſt du denn nicht daran, daß wir das Ueber-
flüſſige verkaufen könnten?“
„In Savoyen iſt's gottlob nicht Sitte, Gaſtfreund-
ſchaft zu verkaufen!“ —
„Ei, wer ſpricht denn davon! Wer denkt daran!
Laß mich nur machen, Alter! Ich will ſchon mit dem
Jäger fertig werden. Der nimmt ſchon anderwärts
vorlieb! Wir wollen ihn zu deinem Freund Ivo ſchicken,
der hört Jagdſchnurren für ſein Leben gern erzählen.“
„Die höre ich auch gern!“ knurrte der Kaſtellan,
immer noch nicht überzeugt.
„Aber Vater, denke doch an unſeren Philibert!“
fuhr die redſelige Zunge der Verſucherin fort. _ „Was
die neue Ziege einträgt, könnte ihm zu gute kommen!“
Der Alte ſchwieg jetzt. Die Frau ſchien ihn endlich
doch überredet zu haben.
„Laßt gut ſein, Mütterchen!“ ertönte da unerwartet
vom Fenſter her des Jägers Stimme. „Ihr ſollt beide
recht behalten! Du, Alte, ſollſt deine Ziege haben,
und du, mein braver Alter, ſollſt ſo viel Jagdgeſchichten
hören, als du magſt. Einverſtanden?“
Es lag etwas in der Art des jungen Jägers, dem
die beiden Alten nicht zu widerſprechen wagten Mutter
Fanchon trippelte in ihrer Verlegenheit geſchäftig hin
und her, um einen Abendimbiß aufzutragen, während
Martin, der Kaſtellan, ſich zu dem Fremden an den
großen Tiſch geſellte, der mitten in der Halle ſtand.
„Nichts für ungut, junger Freund!“ meinte er be-
gütigend. „Wißt ja, wie die Weiber ſind. Bleibt
nur in Gottes Namen hier, auch wenn es Euch nicht
ernſt ſein ſollte mit der Ziege. Vielleicht, daß die
vornehmen Frauen da droben Euch ſogar für die Nacht
ein Kämmerlein abtreten, wenn Ihr ſie in aller ge-
ziemenden Beſcheidenheit darum bitten wolltet.“
den Jägers hin. „Nein, mein Alter!“ ſprach er. „Ich
pflege nicht gern unnötig zu bitten, wenn ich's bequemer
haben kann. Ein Heulager hier unten thut's auch.“
Der Kaſtellan blickte wohlgefällig auf den Gaſt.
„Ihr gefallt mir!“ ſprach er. „Wie nennt Ihr Euch,
mein junger Freund?“
„Ich heiße Philibert!“
„Philibert!“ rief erfreut Mutter Fanchon, die jetzt
eben eintrat, um die beſcheidene Mahlzeit: herben
Landwein, weißes Brot und harten Ziegenkäſe, aufzu-
tiſchen. „Gerade ſo wie unſer Enkell Der heißt auch
Philibext, wie unſer Herzog! Habt Ihr ihn ſchon ein-
mal geſehen, unſeren gnädigen Herrn? So ein junges
Jägerblut kommt ja doch viel herum im Lande.“
„O, ſchon oft genug!“ verſetzte der Jäger. „Ich
kenne ihn ſo gut, den Herzog, wie mich felber!“
„Ihr ſchneidet auf, Freund!“ ſchmunzelte der Alte.
„Doch dafür ſeid Ihr ein Jäger! Am Ende wollt
Ihr gar auch mit dem Herzog ſchon gejagt haben?“
„Ei freilich! Wir haben ſogar ſchoͤn manchen Bock
zuſammen geſchoſſen!“ rief laut auflachend der Jäger.
Vater Martin ſtieß ſeine Frau an. „Du, Alte!“
ſagte er vergnügt. „Paß auf!
geſchichten los!“
„Da kennt Ihr auch am Ende gar unſeren Enkel
Philibert?“ fragte eifrig Mutter Fanchon. „Er iſt
beim Herzog Bogenſchütze.“ —
„Den kenn' ich allerdings: ein ſchmucker junger
Burſch.“
„Du, Alter, hörſt du's, er kennt unſeren Philibert!“
rief entzückt Fanchon. „Unſeren Enkel, unſeren Augapfel,
die einzige Freude unſeres Alters!“
„Und iſt er brav, der Junge?“ fragte Martin, dem
Fremden vertraulich näherrückend. „Steht er in Gna-
den bei unſerem gnädigen Herrn?“ .
„Glaub's wohl!! entgegnete beſtätigend der Jäger.
„Der Herzog iſt allen braven Leuten gewogen; am
Ende macht er ihn gar, eh' man ſich's verſieht, zum Leib-
hogenſchützen, und vielleicht bekommt ihr auch euren
Enkel bald einmal zu ſehen, wenn der Herzog hier in
der Nähe jagt!“
Die Alte konnte einen Ausruf des Entzückens nicht
unterdrücken, der alte Kaſtellan aber blickte bedenklich
von der Seite ſeinen jungen Gaſtfreund an.
„Flunkert Ihr auch nicht?“ meinte er. „Der Herzog
hat ſeit den vier Jahren, die er nun regiert, noch nicht
ein einziges Mal Schloß Brou betreten. Das müßte
mir, dem Schloßwart, doch wohl zuerſt bekannt ſein,
falls der gnädige Herr hierherkäme.“
„Wer weiß!“ ſprach dex Jäger. „Herzog Philibert
ſoll es zuweilen liehen, raſche Entſchlüffe zu faſſen und
auch gleich auszuführen.“
„Iſt's denn wahr, daß unſer Herzog ein ſo ſchöner
Herr iſt? fragte neugierig die alte Frau. „Man heißt
ihn ja allgemein Philibert den Schönen!“
„Ei, als Fürſt gilt man gar leicht für ſchön!“ ver-
ſetzte der Jäger, „wenn man nur leidlich gewachſen
und kein Fratz iſt. Schaut mich an! Man ſagt, ich
gleiche ihm ein wenig!“
Der alte Kaſtellan ſah kopfſchüttelnd zu dem Jäger
hin. „Seid doch ein echter Jägersmann!“ ſprach er.
„Wie das alles ſo leicht und glatt vom Munde fließt,
als wär's die reine Wahrheit. Ihr ſeid ja freilich ein
ſchmucker Burſch, aber den Herzog denke ich mir doch
anders! So ein hoher Herr hat doch was gaͤnz Beſon-
deres an ſich.“
„Ja, da habt Ihr recht!“ beſtätigte ganz ernſthaft
der Jäger, obgleich der Schalk ihm aus den Augen
blitzte. „Namentlich, wenn er die Krone auf dem Kopfe
hat und den langen Fürſtenmantel trägt. Sonſt aber
iſt er auch nur ein Menſch wie alle anderen!“
„Ihr ſprecht ſehr frei!“ tadelte der Alte. „Man
merkt die unerfahrene Jugend. Doch kann man Euch
nicht gram ſein, ſcheint Ihr das Herz doch auf dem
rechten Fleck zu tragen. Stoßt alſo an: auf unſeres
edlen Schloß- und Landesherrn, auf des Herzogs Wohl!“
„Wohlan, da thu' ich mit!“ rief der Jäger. „Alſo
des Herzogs und Savoyens Wohl!“
Und hell ließ er den Becher an den des Alten
klingen.
„Nun aber, wenn's gefällig iſt, mein Heulager!“
bat er dann. „Ich bin ſehr müde. Bin ſtundenlang
umhergeirrt, bis ich den rechten Weg fand. Morgen
ſollt Ihr die verſprochenen Jagdgeſchichten hörekn; da
will ich wahrheitsgetreu erzählen, wie Herzog Philibert
ſeinen erſten Bäxen erlegt hat. Bin — auf Ehre und
Gewiſſen — ſelber mit dabei geweſen!“
3.
Es war eine großartige Gebirgsanſicht, die, vom
goldenen Morgenſonnenſchein des ſchönen Oſtertages hell
beleuchtet, ſich von Schloß Brou aus enthüllte. Auch
die Dame, welche droben an der Mauerbrüſtung lehnte,
ſchien den mächtigen Eindruck der wilden Laͤndſchaft
zu empfinden. Sie mar ſo in Anſchauen verſunken,
daß ſie die ſich nähernden Schritte des jungen Jägers
gänzlich überhörte, bis ein loſer Stein, der unter feinem
Fuß ins Rollen kam, und das dadurch verurſachte Ge-
räuſch ſie veranlaßte, ſich umzuwenden.
Der Jäger blickte in das — ſo erſchien es ihm —
ſchönſte Frauenantlitz, das er jemals noch geſehen. Das
unverkennbare Erſtaunen, das ſich ſo deuͤtlich auf ſeinen
lebhaften Zügen ausprägte, zwang der Dame unwill-
kürlich ein Lächeln ab, das ihr in ſeinen Augen einen
neuen Reiz verlieh.
„Ah, unſer Freund und Retter in der Not!“ ſprach
ſie, huldvoll ihm zunickend. „Ihr entzieht Euch, ſcheint
* unſerem Danke, Freund, und wollt Euch ſuchen
aſſen!“
„Es iſt nicht mein Geſchmack, edle Frau, den Dank
für eine That, die kaum der Rede wert iſt, wie ein
dreiſter Gläubiger einzutreiben!“ entgegnete der Jäger,
mit ritterlichem Anſtande grüßend. „Wollt Ihr mir
aber durchaus danken, ſo bitte, thut mir den Gefallen,
dieſer Kleinigkeit nicht fürder zu erwähnen.“
Ueber die ſchönen, klugen Züge der Fremden flog
es wie ein leichter Schatten der Befremdung, gemiſcht
mit einem Ausdrucke von Anerkennung.
„Ihr ſeid ſehr ſtolz, mein Freund!“ ſprach ſie, mit
flüchtiger Muſterung ſeine ſchlichte Kleidung ſtreifend.
„Solltet Ihr wirklich ein ſo wunſchloſer Menſch ſein,
daß es gar nichts gäbe, was Margarete von — Habichts-
burg Euch als Gegendienſt gewaͤhren könnte?“
Der Jäger war mit halbem Lächeln dem prüfenden
Blick gefolgt, der ſeiner einfachen Erſcheinung galt.
„In der That, nein, edle Frau!“ ſprach er, ſich ver-
neigend. „Der Jäger Philibert wüßte — wenigſtens
in dieſem Augenblicke — nichts, was ihm zu wünſchen
übrig bliebe!“
Wieder flog es wie eine Miſchung von Zurecht-
weiſung und Wohlwollen über die ſchönen Züße hin.
„So ſeid Ihr wahrlich ein glücklicher, ſehr alüclicher
Menſch, der zu beneiden wäre, ſchaute nicht ekwas wie
allzu große Selbſtgenügſamkeit aus dieſer ſtolzen Wunſch-
loſigkeit heraus. Wohl dem Menſchen, der auf Erden
en, noch etwas zu hoffen hat!“
„O, was das betrifft,“ fiel lebhaft der junge Jäger
cin, „ſo ganz und gar wunſch- und ſelbſtlös, edle
Frau, wie Ihr zu meinen ſcheint, bin ich nicht, und
wollt Ihr mir wirklich eine Gunſt gewähren für den
geringen Dienſt, den der Zufall mich Euch leiſten ließ,
ſo beliebe es Eurer Huld, mir ein Andenken an dieſe
Stunde zu ſpenden. — Nein, kein kaltes, lebloſes Me-
tall!“ wehrte er, als er die Dame nach einer der ſchim-
mernden Schmuckagraffen ihres reichen Anzuges greifen
ſah, „ſondern ein für mich koſtbareres, wertvolleres
Erinnerungspfand, zum Beiſpiel den Handſchuh dort,
den Eure Hand trägt!“
Ein ſtolzer, zürnender Blick ſchien zur Strafe für
ſeine Verwegenheit auf den kühnen Bittſteller hinblitzen
zu wollen, dann aber, in die bittenden Augen des
ſchönen Jägers blickend, die mit feuriger Bewunderung
auf ſie gerichtet waren, ſtreifte die Dame den Hand-
ſchuh von der weißen, zarten Hand und reichte ihm
denſelben hin. Der Jäger nahm ihn, Hand und Hand-
ſchuh zugleich an ſeine Lippen drückend, was ein flüch-
tiges Erröten auf das Geſicht der Fremden rief.
Faſt verwirrt entzog ſie ihm ihre Hand und ſagte:
„Ihr ſeid Savoyer?“
„Von Geburt wie mit Leib und Seele, edle Frau!“
„Und wo ſeid Ihr zu Hauſe?“
„Am Genferſee, zu Thonon!“
„Ah, in der Reſidenz des Herzogs von Savoyen
alſo?“ rief die Dame lebhaft. — „Ihr dürft mit Recht
ſtolz auf Euren Herzog ſein! Rühmt man doch Phili-
bert IL nicht nur Schönheit und Begabung, ſondern
auch Großmut, Liebenswürdigkeit und Tapferkeit in
5* Heimat Oeſterreich wie im ganzen Auslande
nach.“
„Ihr beſchämt mich, edle Frau!“ wehrte der Jäger ab.
Befremdet blickte ihn die Dame an. „Euch?“
„Als guter Savoyer fühle ich mich völlig eins mit
Herzog Philibert!“ berichtigte ſich der Jäger. „Wahr-
lich, ein ſolches Lob aus ſolchem Munde dürfte den
Herzag eitel machen! Doch ſagtet Ihr nicht, edle Frau,
daß Oeſterreich Eure Heimat ſei? — Was iſt der kleine
Herzog von Savoyen gegen den großen, ritterlichen
Kaiſer Max!“
„So kennt Ihr ihn?“ rief erſtaunt Margarete von
Habichtsburg, „kennt Kaiſer Max?“
„Ob ich ihn kenne!“ rief mit Begeiſterung der junge
Mann. „Als vor vier Jahren der deutſche Kaiſer nach
Italien kam, befand ich mich ja unter denen, die zur
Begrüßung ihm entgegenzogen. Fürwahr, mit vollem
Recht heißt man den hohen Herrn ,„den letzten Ritter“,
wie man von ſeiner edlen Tochter Margarete von
Oeſterreich ſagt, ſie ſei die geiſtvollſte und tugendhafteſte
Prinzeſſin unſerer Zeit!“ ;
„O, mir ſcheint, man übertreibt da wohl ein
wenig! lächelte die ſchöne Fremde. „Zwar weiß ich,
daß Margarete von Deſterreich ein warmes Herz und
regen Sinn heſitzt für alles, was ſich in der Welt be-
giebt, doch iſt das ja nicht mehr als Pflicht derjenigen,
die das Leben über andere erhoben, die des Schickfals
Hand auf die Höhe eines Thrones geſtellt hat.“
„Ihr denkt hierin wie ich!“ rief lebhaft der Jägers-
mann „Wie gern vernehme ich aus Eurem Munde
dasſelbe, was mein eigenes Herz bewegt!“
Erſtaunt blickte Margarete von Habichtsburg den
ſchlichten Jäger an. ;
„O, man erfährt und lernt ſo manches, wenn man
in der Umgebung des Hofes ſich befindet!“ meinte er,
ihr Befremden gewahrend, leichthin. „Wie oft habe ich
dieſer Prinzeſſin ſchon gedacht. die trotz ihrer Jugend
bereits durch ſo ſchwere Schickſale gepruͤft ward!“
„Wie, auch das wißt Ihr? Ihr ſeid wohlunter-
richtet, wie es ſcheint!“ ſprach ernſt die ſchöne Fremde.
„Doch ſprecht, was iſt Euch Näheres von Margaretens
ſeltſamem Geſchick bekannt?“
„Ja, in der That, ein ſeltſames Geſchick! Zwei-
mal vermählt und dennoch ledig!“ rief der Jäger.
„Als Tochter von Kaiſer Maximilians erſter Gattin,
Maria von Burgund, und Enkelin Karls des Kühnen
dem Dauphin Karl zur Gemahlin und dereinſtigen
Königin von Frankreich beſtimmt, ward ſie nach dem
frühen Tod der Mutter im zarten Alter von zwei
Jahren ſchon an den Hof Ludwigs XI gebracht und
dort erzogen. Trotz des Vertrags indeſſen vermählte
ſich, um des politiſchen Vorteils willen, Karl VIII. mit
Anng von Bretagne, worauf Kaiſer Maximilian ihm
den Fehdehandſchuh hinwarf; Margarete aber ward in
ihre Heimaͤt nach Oeſterreich zurückgebracht und ein paar
Jahre ſpäter zur Gattin des Infanten Johann von
Aſturien, zur künftigen Königin Spaniens, auserkoren.
Doch wieder verfolgte ſie ein kragiſches Geſchick. Als ſie
in Spanien anlangte, vernahm ſie, daß ihr der in
Vertretung angetraute Gemahl kurz zuvor geſtorben ſei.“
Ah, was für ein ungewöhnliches Weib muß dieſe Prin-
zeſſin ſein, die mit ſo ſtolzem Mute trägt, was fie be-
troffen hat! Kein Wunder, wenn ſie nach ſo traurigen
Erfahrungen zögert, ein drittes Bündnis einzugehen,
das — ſo heißt es — zwiſchen den Häuſern Oeſterreich
und Savoyen geplant iſt.“
„Ihr ſeid ein warmer Anwalt Margaretens und in
der That ſehr wohl bewandert, was ihre Lebensſchick-
ſale betrifft!“ ſprach Margarete von Habichtsburg.
„Doch ſteht mir Rede: iſt's wahr, was man von
Philibert II. ſagt, liebt Euer Herzog wirklich die Jagd
ſo über alles? Faſt möchte man dieſe blutige Leiden-
ſchaft für einen Flecken halten, der das ritterliche Bild
in etwas trübt, das man von ihm entwirft, und ihn
als rauhen Weidmann ſich vorſtellen!“
„Dem man juſt nicht beſondere Rückſicht zarten
Frauen gegenüber zutraut, meint Ihr wohl, nicht wahr?“
fiel lächelnd der Jäger ein. „Nun, ſeht mich an, edle
Frau! Auch ich bin Jäger mit Leib und Seele. Sehe
denn auch ich gar ſo gefährlich wild und rauh aus?“
Die ſchöne Fremde ſah ihn an, und ihre Blicke
hafteten ſekundenlang, wie magnetiſch angezogen, inein-
ander, bis die Dame in leichter Verwirruͤng die Augen
zu Boden ſenkte.
„Nein, Herzog Philibert iſt ein Ritter aller Frauen,
beſonders aber aller Frauentugend und Frauenwürde!“