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Heft 16. Illuſtrirte Familien-JZeitung. Jahrg. 1898.

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Der Mut zum Glück.

Roman . |
(? von j au
ea Hedwig Srchmerkebier-Erlin.
» Ü (Fortſezung und Schluß.)



r (Nachdruck verboten.)

, (n einem grauen, naßkalten Novembervor-
mittag war Elsa wieder heimgekehrt.
- Körperlich müde, . zerschlagen von der
* langen Fahrt, hatte ſich's auch auf ihr Em-
pfinden wie eine ſchwere Hand gelegt, die
jede Regung der Erwartung, der Wieder-
ſehensfreude daniederhiell. Nur ein Ge-
fühl atemraubender Beklemmung ſchnürte ihr
die Kehle zuſammen, als sie ihrer Mutter
Haus betrat, und mit Bangen wurde ihr's klar, wie
ehr ſie ſich verändert hatte in dem Jahr der Trennung,
wie ſtumpf ihr ehemals ſo warmes Fühlen, wie flügel-
lahm ihre feeliſche Kraft geworden war.
' Das hatte ein Jahr ſchwerer Alltäglichkeit vermocht!
Was aber ein Jahr der Einſamkeit vollbracht hatte, ſah,
fühlte sys in dem Augenblick, wo sie ihrer Mutter
egenübertrat.
G t leeres, faltenreiches, erſtorbenes Antlitz ſtarrte
ie an wie einen fremden Eindringling, und um einen
verbittert zuſammengepreßten Mund zuckte die ſtumme
_ Jrage: „Warum kamſt du wieder? Gehörsſt du mir noch
_ an?" Und die Hand, die ſich in die entgegengeſtreckte
der Tochter legte, war ſo eiſigkalt, ſo bewegungslos,
wie die einer Toten. :

Elsa hatte eine Empfindung, als schnüre sich ihr die
Kehle zuſammen, als müsse sie aufschreien, weil sie nichts
fand, was sie hätte ſagen können.

Dann hörte ſie ſich plötzlich doch sprechen. Irgend
etwas, eine Begrüßung war's, die ſie mühſam hervorbrachte.
Wie von weither klang ihr die eigene Stimme, und auch
die antwortende der Mutter ſchien ihr aus einer feenn
Welt zu kommen.

Kaum noch im ſtande, sich vor Ermattung aufrecht
zu halten, ließ sie ſich nach den ersten miteinander ge-
wechſelten Worten in einen der Thür zunächst ſtehenden
Sessel gleiten. Jede Bequemlichkeit, jede Erfriſchung

lehnte sie ab und nur erfüllt von dem drängenden Ver-

. langen, das Gefühl des Fremdgewordenseins daheim

sobald als möglich zu verwiſchen, begann sie freund-

lichen, wenn auch ein wenig unfreien Tones: „Wir

haben uns nun wieder, Mutter! Meine Stellung ſollte
nur von kurzer Dauer ſein.“

Frau Arens, die im Zimmer auf und nieder ging,
blieb vor ihrer Tochter stehen, ſie mit einem kühl prü-
fenden Blicke meſſend. | ;

; „Wenigstens ſehe ich, daß dir endlich ein Begreifen |
dafür gekommen ist, was es heißt, sich ſein Brod bei | JJIIII . f MMD:
anderen Leuten zu verdienen.“ | | Ö

„Ich stand immer vor der traurigen Wahl, mich ent-
Am Geburtskagsmorgen. Originalzeichnung von A. Hering. (S. 379)

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ter als überflüſſig bei den Verwandten herumzudrücken |

Eine Handbewegung der Mutter schnitt ihr das


 
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