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_ ihm peinlich war, seine Tochter von ihrem

î acelterliches Haus erſchwingen konnte? Jedes der

— Herr und Frau Rauſcher wußten nicht recht,
_ was ſie mit dem vornehmen Gaſte anfangen

Chemann wie der Froſch in der Botaniſier-

















[k

rirte Familien-Zeitung. ..







Roman aus dem Wiener Leben.
: ] Von ;

cGußf.kav Iohannexes Krauß.

: (Fortſezung.)





: § . .. éRachdraucit verboten:)
< bin einverſtanden mit der baldigen Hoch-

ein wenig unbedacht, „der Eva ihre Aus-
ſtattung is ja beinah fertig...“ >

Sie bemerkte zu spät, welchen Verſtoß
ſie begangen hatte, verſtummte plötlich
und wurde blutrot. Der Schwiegerſohn

half ihr über die Verlegenheit weg, indem er that, |

als ob er ihre lezten Worte überhört hätte.
„Da ich durch dieſe Haſt die Damen mit der Fertig-
tellung des Trouſſeaus ins Gedränge bringe,“ sagte
er, „werde ich mir erlauben, das zu beſorgen. Die
Wäſche und so weiter laſſen wir einfach von einem
tu getunt! weuuerteler xo
eit ſchon. “
ß .lt wurde natürlich angenommen. Rau-
ſcher konnte freilich kaum verbergen, daß es

künftigen Gatten ausstatten zu laſſen. Aber
_ was hätte die Frau des vielfachen Millionärs
mit der Ausſtattung anfangen ollen, die ihr

Stubenmädchen, die sie ſich halten würde,
beſaß mindestens ebenſo feine Sachen. Seine
Frau dagegen, in der der zweifache Egois-
mus der ſparſamen Hausfrau und der für-
îorglichen Mutter lebendig war, begrüßte das
Anerbieten Hohenbergers mit innerer Befrie-
digung. Auf diese Weise blieben die vorberei-
teten Dinge für Fanny, die ja nun mit Gottes
Hilfe auch bald an die Reihe kam. .
_ Das Geſpräch geriet nun ins Stocken. Die
Hauplſsachen waren erledigt, und für ein harm-
loſes Plaudern lag zu viel Peinliches in de
Luft. Auch waren die Leutchen alleſamt in
ihrer neuen Lage noch nicht recht zu Hauſe.

ollten, und Hohenberger fühlte ſich in ſeine
_ neuen Rolle als Bräutigam und baldiger

trommel, obwohl er seine innere Unsicherheit
durch ſehr viel äußere Gewandtheit zu ver
_ decken verſtand.

; Er brach bald auf. Das war zwar nicht
tt Suu rer Hr cut. Hohen
_ HHebrachte Einladung, zum Mittagessen zu
_ bleiben und fürlieb zu nehmen, wie ein ein-

Fin

meinte Frau Rauſcher erfreut.

„Ich kenn' die deutſche Hausfrau.

faches Bürgerhaus ihn bewirten konnte, in sehr ver-
bindlicher Weiſe ab. : .
„Ein andermal, verehrte Frau! Heute ſind wir alle

ein wenig aufgeregt. Es würde nicht ſo gemütlich sein,
A i wir es uns wünſchen. Heute abend ginge es ſchon

Da hat ſich jeder ſchon ein wenig beruhigt . . .“
„Na, dann kommen S halt zum Nachtmahl,“
„Um keinen Preis!“ rief Hohenberger pathetiſch.
Sie würden ſich

die unglaublichſte Arbeit machen, Frau Mama. Da

* zeit, Herr Hohenberger, “ antwortete Rau.
) scher und ſah dann seine Frau an. „Du?“
„Aber freilich!“ antwortete die Mutter



PRlag davon.

hätt ich einen anderen Vorſchlag. Wir feiern unſer

kleines Verlobungsfest einfach bei Sacher. Dort sind

wir in einem Extrazimmer genau so gemütlich unter
uns wie zu Hauſe, und Sie haben keine Müh. und

schaften kennen zu lernen.“ ]

Frau Rauſcher ſah unſicher nach ihrem Manne:
„Was meinſt du, Chriſtitant?“n.

„Ich ſag' ja,“ antwortete der Vater ruhig. ,„Wir
nehmen von unserem zukünftigen Schwiegerſohn ſo viel
an, daß es kindiſch wär', wollten wir uns darauf ver-
ſteifen, daß das Verlobungsmahl bei uns ist.“

„Bravo, Herr Papa!“ sagte Hohenberger kordial.

„Das heiktk das Bravo gilt nur Ihrer Zuſag',



Oberſt Edouard Müller,
der ſchweizeriſche Bundespräsident für 1899. (S. 402)

Sie bringen Ihre anderen Kinder na-
türlich mit, denn ich brenne darauf, die jungen Herr-





nicht dem säuerlichen Anhängſel. sta :- heut’ abend

werden S' ſchon luſtiger sein. Uebrigens muß ich
Ihnen was beichten. Sie hätten mich schön in die
Tinten gesetzt mit einer Abſag . Ich hab' nämlich das
Zimmer beim Sacher schon bestell. Und auch einen
Gaſt eing laden, einen einzigen. Raten S,, wen?“.
Er hatte absichtlich recht wieneriſch geſprochen, um
auf das Gemüt des grauen Trotkkopfs zu wirken, der
ſich noch immer nicht damit abfinden konnte, daß seine
Tochter ein so unverſchämtes Glück mache.
„Wie kann ich das erraten?“ fragte Rauſcher.
„Sie kennen ihn ganz gut . . . Ihr Direktor iſt's. "
Er ſah beluſtigt in die verblüfften Gesichter des
Ehepaars. Komiſches Volk, dieſe Beamten. Die Leute

hatten ihre Tochter soeben mit einem Verwaltungsrat
der Anstalt, an der der Mann diente, verlobt, und

fürchteten sich dabei beinahe davor, mit dem Herrn
Direktor an einem Tiſch zu siten.

„Es hat ſich ſo getroffen, daß ich ihn hab!’ einladen
müssen,“ sagte er erläuternd. „Also auf Wiedersehen
hz;t §beyv. Um acht Uhr komm ich die Herrſchaſten
abholen. “ |
TDVierzebntes Kapitel.
Als Hohenberger fort war, ſtürzte Frau Rauſcher
sofort in die Küche und holte Fanny herein. ;

„Schau' dir nur den Schmuck an, Fan-
. nerl, den er der Eva bracht hat. + Und ein
ſo viel lieber Herr is er. Und alles ſchafft
er ihr an, versteht ſich, in die erſten At!liehs.
~ Und heut abend essen wir alle mitein-
and’ beim Sacher, du und der Karl müßt's
auch mitkommen und die Katherl auch. ~
Fanny hatte troy ihres Vorſatßes, Evas

_ omme, zu ignorieren, das prachtvolle Perlen.
halsband mit großen Augen angeſtaunt und
dazwiſchen manchen schrägen Blick nach Evas
linker Hand gesandt, an der der Brillant-
ring seine feurigen Lichter warf. Jettt aber
fuhr sie auf.

„Gch geh' nicht !“

„Du mußt, Fannerl!“ sagte die Mutter

eindringlich. „Er hat ausdrücklich g sagt, daß
î wurir alle kommen müssen. Und dann . . . dem
Vater sein Herr Direktor wird auch da ſein. “

Die wunderliche Erſcheinung, die Hohen-

berger zuvor an den Eltern erheitert hatte,
zeigte ſich jekt auch an der Tochter. Fanny
wagte kein Wort des Widerſpruchs mehr, als

. lie hörte, daß sogar der Herr Direktor da ſein
würde.

Karl, der bald darauf nach Hauſe kam,
war ſchon ſchwerer zur Nachgiebigkeit zu be-
wegen. Die wertvollen Geſchenke des „Alten“,
wie er im protzizgen Bewußtsein der eigenen
zwanzig Jahre hartnäckig sagte, nannte er
einen „Schmarren“, der höchſtens einem
„ſpatzenköpfigen Frauenzimmer" den Kopf
verdrehen könne, so daß es dafür die größten
Schlechtigkeiten begehe. Von ſeiner Beteiligung
an dem Feſte könne gar nicht die Rede ſein,
und wenn zehnmal der Direktor da wäre.

neuen Zukünftigen ſamt allem, was von i nm
 
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