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Heft 3. Illustrierte Familien-Zeitung. Iahrg. im.


Der Nukerstrchungsrichtor.
Vomair ootr H. u. Heldrungen-
(FvrtsLhnng.)
ls die Schwestern Morosi in der Woh-
nung der Donna Carolina ankamen,
wurden sie von einein Dienstmädchen
empfangen und in einen kleinen Salon
geführt.
„Ich möchte mit Signora Mattucci
sprechen," sagte Elena zu dein Mädchen in ihrer be-
scheiden-freundlicben Art.
„Wen darf ich melden?" fragte das Mädchen.
„Elena Morosi und ihre Schwester, bitte."
Das Dienstmädchen ging nach dem Nebenzimmer
und ließ die Thür hinter sich halb offen. Ohne es
zu wollen, sah Elena durch diese Thür Frau Mattucci
am Fenster fitzen, den
Rücken ihr zugewandt,
wie sie in einer Zei-
tung las.
„Fräulein Elena
Morosi und ihre Schwe-
ster wünschen Sie zu
sprechen, Signora,"
hörte Elena das Mäd-
chen drinnen ganz deut-
lich sagen.
„Was?" fuhr Frau
Mattucci ärgerlich auf.
„Weiter fehlte nichts.
Sagen Sie nur den
Damen, ich fei nicht zu
Hause, und Sie wüß-
ten nicht, wann ich
wiederkommen würde.
So eine Frechheit!"
Elena war es, als
ob ihr ein Stich durchs
Herz ginge. Ein leiser,
halb unterdrückter
Schrei entfuhr ihr, ihre
Wangen wurden schre-
ckensbleich, und ihre
Augen nahmen jäh-
lings einen starren,
unheimlichen Ausdruck
an. Dann sank sie
langsam in die Kniee
und fiel ohnmächtig auf
den Teppich nieder.
Dieser Empfang war
für das junge Mäd-
chen, das in feiner Her-
zensnot nicht mehr aus
noch ein wußte, zu viel.
„Elena, ums Him-
mels willen!" rief ihre

Schwester und suchte sie in ihren Armen aufzufangen;
aber sie war ihr zu schwer. „Was ist dir? Komm, wir
können hier nicht bleiben. Allmächtiger Gott, sie stirbt
— sie stirbt!"
Das Dienstmädchen trat wieder ins Zimmer, sah,
was geschehen war, und fing an zu schreien, ohne aber
den geringsten Beistand zu leisten. Dann floh sie wie-
der zurück in das Zimmer der Frau Mattucci, die ihr
auf das Geschrei hin schon entgegenkam. Aber auch
sie rührte keine Hand, um den Schwestern in ihrer
Not zu Hilfe zu kommen.
„Die Komödie kennen wir schon," rief sie mit
eigentümlich harter, scharfer Stimme, die ihr sonst gar
nicht eigen war und die ihr nur jetzt zur Verfügung
stand, weil sie sich vielleicht vor sich selber rechtfertigen
wollte. „Sie haben mit Cesare so lange Zeit Komödie
gespielt und fangen nun auch bei mir an. Aber bei
nur hilft so was nicht. Stehen Sie nur ruhig auf
und gehen Sie nach Hause. Was wollen Sie bei
mir?"
Das Blut schoß Maddalena ins Gesicht. Sie hätte
vor Scham und Zorn in die Erde finken mögen. „Steh

doch auf, Elena," flüsterte sie in ihrer Angst und Not
ihrer noch immer ohnmächtigen Schwester zu. „Steh
doch auf. Wir müssen fort."
Dann, als sie sah, daß dieser leise Anruf keinen
Erfolg hatte, antwortete sie laut: „Wir sind hierher
gekommen, Signora, um zu fragen, wie es Leutnant
Torelli geht."
„Ei was —"
„Elena hat seit langer Zeit keine Nachricht mehr
von ihm erhalten, während er früher regelmäßig an
sie schrieb. Nun war sie in Angst und Sorge um ihn
und wollte sich an Sie wenden, um zu erfahren, ob
er vielleicht krank sei."
„Was kümmert Sie das?" fuhr sie Frau Mattucci
an. „Was geht Sie Leutnant Torelli an? Kümmern
Sie sich doch um sich. Das wird viel besser fein. Daß
mein Neffe nicht mehr an Sie oder Ihre Schwester
geschrieben hat, zeigt nur, daß er vernünftig geworden
ist und auf seine alte Tante hört, die ihm reinen Wein
eingeschenkt hat."
Maddalena wollte offenbar darauf etwas erwidern,
aber in diesem Augenblick schlug Elena die Augen auf,


Mitglieder der Hschnngkingmissionen suchen in Kooten auf dem Santtekiang Schuh vor den Aorern. (S. 73)
 
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