Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 37.1902

DOI Heft:
Heft 6
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44085#0144
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Heft 6 JUustvievte Famriien-Deitung. Iahrg. 1902.


komcin von Seorg kcirttoig (Cmmij tioeppel).
(eortioNung.)

<l>acliilruc!! verboten.)
in Zug mitleidigen Spottes über Eduards
Verblendung huschte über Maximilian Trach-
bergs Gesicht.
Marie Antonie aber trocknete ihre Augen.
„Wenn Betty wieder gesund ist, wollen wir sie desto
lieber haben und ihr alle Schmerzen mit unserer Liebe
vergelten," sagte sie.
Maximilians Lippen umhuschte von neuem ein
Zucken. Die keuchende Bitte der schönen Frau, welche
sie, vor ihm niedergesnuken, mit fieberndem Munde
geflüstert: „So verworfen laß mich nicht werden,
daß ich mir diese Stunde hundertfach bezahlen lasse
mit ihren Thränen," tönte ihm im Ohr wieder.
Und er hatte sie in diese Verworfenheit gestürzt,
wenn nicht gar in den Tod.
„Wir wollen das beste hoffen," sagte er ab-
brechend. —


angeregt
Entschiedenheir
krankung als ein seit langer ,
bereitendes Ereignis anzusehen. Alle Sonden«^...
der jungen Frau, ihr schroffer Launenwechsel, die
Wandelbarkeit ihres Thuns fanden darin einen be-
friedigenden Aufschluß. Zuletzt hätte sich jeder ge-
wundert, wenn die Katastrophe nicht eiugetreten wäre,
welche vorausgesehen zu haben jedermann mit bestem
Gewissen beschwor.
Auch nicht ein Schatten Wahrheit fiel über das
Krankenlager, dessen Verlauf immer mehr dem Lebens-
ausgang zudrängte. Denn die, welche allein sich hätte
verraten können, lag bewußtlos ivie zu jener Stunde,
als sie von ihrer wahnsinnigen Leidenschaft zu Boden
gestreckt worden war.
In den Tagen der bängsten Erwartungen wurde
der Hochzeitstag des Majoratsherru aufs Ungewisse
hin verschoben, sehr znm Leidwesen des Vikomte,
welcher seinen Aufenthalt in der Residenz nur bis
zu diesem Tage ausgedehnt wissen wollte. Er brachte
schon hiermit seiner Vaterliebe ein bedeutendes Opfer.
Einerseits wollte er sich die kurze Verlobuugszeit hin-

durch nicht mehr von seiner Tochter trennen, anderer-
seits aber auch Marie Antonie der Nähe des Geliebten
' * — ivar ein Sieg seines Herzens über
"vlun von seinem
sem^
er dies schon thun.
Vergeblich aber drang Marie Antonie nut Bilien
und Thränen in ihn, seinen Anfenthalt fortan in
ihre Nähe zn verlegen, glücklich in dem Gedanken,
das Alter des Vikomte sorgenfrei gestalten zu können;
vergeblich bot ihm Trachberg in zartester Form seine
verwandtschaftliche Unterstützung an, allerdings nicht
sowohl um des Vikomte, als nm seiner selbst willen.
Debellaircs Stolz und Selbstgefühl lehnte alle „Al-
mosen" mit ruhiger Würde ab, fest entschlossen, durch
keinen Menschen, wessen Namens und Standes er auch
sei, zn irgend welchem Dank verpflichtet zn werden.
Mit Befriedigung empfing er endlich die Nach-
richt, daß nach langem Ringen doch die Jugend der
Gräfin den Bemühungen der Aerzte zu Hilfe zu
kommen versprach, somit also auch kein weiterer Grund
vorhanden war, die Vermählung über den testamen-
tarisch gewünschten Termin zu verschieben.


Ukglillnsn. Nack einem Semäläe von k. v. MacksnUe. (5. 140)
 
Annotationen