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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 37.1902

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Heft 13
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https://doi.org/10.11588/diglit.44085#0314
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Hch l-i. Illustrierte Familien-Deitung. Zatts imZ.


Venn 6u mick lisbit,
Ilomcin von Ssorg kartioig (Cmmij lioeppel).
(fortlstiung.)
illackäruck verboten.)
Geisler hatte mit eindringlicher Wärme
I gesprochen, ohne das jeweilige Znsammen-
zucken der Hand zu beachten, welche er fest
MM in der seinen hielt.
Tas Halbdunkel des Gemaches ließ Marie An-
toniens Züge noch deutlich genug erkennen, so daß
Geisler die Thränen sah, welche bei seinen letzten
Worten über ihre Wangen rollten.
„Wenn er so dächte flüsterte sie.
Ter Jnstizrat trat einen Schritt zurück. Er fand
an Moment kein Wort der Erwiderung. Das Zart-
gefühl Marie Antoniens trug ihn über dieses pein-
liche Schweigen hinweg.

„Jeder erfaßt das Leben von einem anderen Stütz-
j punkt aus," fuhr sie leise, aber mit fester Stimme
fort. „Jeder bewertet es auf andere Weise. Wir
thun alle, was wir glauben thun zu müssen, —
ich auch. Aber ich wollte nicht von meinem Platze
gehen, ohne Ihnen, der mir vom ersten Augenblick
unserer Bekanntschaft an Sympathie entgegentrug,
lebewohl zu sagen. Sie sollen mich nicht mißver-
stehen, darum gebe ich Ihnen Wahrheil."
„Ich werde Ihr Führer sein, Ihr Ratgeber, Ihr
Freund," versetzte er, die Unbezwinglichkeit ihres Ent-
schlusses einsehend und nur noch bemüht, ihr den
einzuschlagenden Weg zu bahnen.
„Nein," sagte sie, die letzte Thräne von den Wim-
pern trocknend, „das werden Sie nicht. Ich muß
ganz allein mit mir sein. Nichts darf hinüberklingcn
von dem, was war. Meine Sachen sind bereits auf
der Bahn. Luise begleitet mich bis dorthin. Leben
Sie wohl, mein Freund!"
Er hielt sie mit kräftigem Händedruck fest.
„In welcher Weise, oder vielmehr welche Ver¬

pflichtungen — ich meine, wie hoch ist das Kapital
oder die Leibrente bemessen worden, womit Ihr
Gemahl sich — womit er also über Betty Trachbergs
Anschlag triumphiert?" fragte Geisler mit verdam-
mender Schärfe.
„Ich habe Marimiliau nicht wiedergesehen seit
dem Augenblick, da ich ihm meinen unwiderruflichen
Entschluß mittcilte. Als ich nach unserem letzten
Gespräch ans langer Ohnmacht erwachte, war er
eines schweren Unglücksfalles halber nach Nendorf
gefahren. Ich besitze das Kapital meines Vaters,
es ist mein-Eigentum - "
„Das Kapital? - Hm, für den ersten Moment
mag cs genügen, aber ich bitte Euer Erlaucht, mir
Vollmacht zu geben, diese wichtige Angelegenheit in
Ihren: Interesse regeln zu dürfen. Tas wenigstens
lassen Sie mich für Tie thnn."
Er war zum Schreibtisch geeilt, entzündete eine
Kerze, legte einen Bogen Papier zurecht und nahm
in seinem Sessel Platz.
„Euer Erlaucht verzeihen —"

Lrrlierrog itainer von Oeüeneick unä leine Senialnin. klack pnotograpnisn von kritz Knorer, kokpbotograpti In Men. (8. 314)
 
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