Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
dl

M



7*



8—


—1— *




ffffffi

Die junge Witwe.

Kriminalroman von Auguſte Sroner.
EFortſehung.)

7 Machdruck verboten.)

5 genierte Breuner nicht, daß Weidmann
ihn offenbar ſpöttiſch betrachtete. Es
genierte ihn auch nicht, als jener ironiſch
fragte: „Sie ſind, wie man mir geſagt
hat, einer der geſuchteſten Geheimpoli-


taſie auch ein guter Romanſchreiber geworden.“

Der Detektiv zuckte die Schultern und entgegnete
ruhig: „Wenn einer immer nachſchreiben würde,
was in Wirklichkeit geſchieht, und was der Zufall
geſchehen läßt — man würde ihm oft nachfagen,
daß er ſeiner Phantaſie gar zu viel Zugeſtändniſſe
gemacht habe.“

„Meinen Sie wirklich?“ fragte ungläubig der
Fabrikant.

Breuner nickte. „Ich übe meinen Beruf ſeit
faſt dreißig Jahren aus, und habe mein Lebtag meine


jeher gewundert, was für eine große Rolle der Zu-
fall und das Unwaͤhrſcheinliche im Leben ſpielt. —
Ah — die Romanſchreiber haben ja gar nicht ſo
viel Phantaſie, als das Leben ſelber. Und ich — ich
kombiniere bloß. Ich betrachte mir alle Möglich-
keiten; im Verlaufe der Nachforſchungen werden
ihrer dann immer weniger und ſchließlich laufen alle
Fäden bei einer einzigen zuſammen, und das iſt
dann nimmer eine Möglichkeit, das iſt dann die
Wirklichkeit.“

„Die Wirklichkeit! Ob Sie dieſes Mal auch bei
ihr anlangen werden?“ fragte Weidmann, gedanken-
voll auf den kleinen hageren Menſchen ſchauend,

L

4 d


IIT. 1904,

(S. 60)
 
Annotationen