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französische „Kulturträger". — In der Pfalz, aiu Rhein und nicht zuletzt in
den Ruinen des Heidelberger Schlosses haben wir Erinnerungszeichen genug, die
uns die rohe Zerstörüngslust der Franzosen ins Gedächtnis rufen. In Aachen er-
brachen sie die Grüfte, in denen die sterblichen Reste der alten deutschen Kaiser
ruhten, und warfen die Leichen auf einen Haufen zusammen. Kaum in zehn
Fällen von hundert waren solche Zerstörungen durch militärische Gründe gerecht-
fertigt; die wahren Ursachen finden sich allein in der Freude an gewaltsamer Ver-
nichtung.
Am 5. November 1757 wurde Charles v. Rohan, Fürst von Soubise, samt der
Reichsarmee bei Roßbach von Friedrich dem Großen geschlagen. Als später die
Russen in Preußen eindrangen, rückten auch die Franzosen in Deutschland ein,
um Westfalen, Sachsen und Hessen zu besetzen. Soubise führte eine französische
Abteilung und ließ sich's in Kassel und auf dem nahen Schloß Wilhelmshöhe bei
Festen und Gastmählern wohl sein. Er suchte diesmal keine Lorbeeren als Mar-
schall von Frankreich.
Zu jener Zeit war die gärtnerische Kunst bemüht, Pomeranzenbäume in den
Gärten zu züchten. Mit großer Sorgfalt hatte man auch auf Schloß Wilhelms-
Höhe solche südliche Gewächse zum Gedeihen gebracht. Als Soubise zum ersten-
mal den Garten betrat, sah er die schönen Bäume, die ebenso prächtig gewachsen
waren, als ihre Früchte schön und üppig erschienen. Überrascht blieb Soubise stehen
und rief empört aus: „Wie? Dieses jämmerliche Deutschland erdreistet sich, solche
Bäume zu besitzen? Nicht einmal in Versailles, in den Gärten des Königs von
Frankreich, sind sie so groß und schön zu finden." Er ließ Soldaten mit Arten her-
rufen, und nach wenigen Minuten lagen die Bäume vernichtet am Boden. H. B.
Rollenverteilung in -er Apotheke. — Der Schauspieldirektor einer kleinen Stadt
schrieb für jedes neue Stück kleine Zettel, auf denen untereinander die Namen der
Schauspieler und die jeweiligen Rollen, die sie zu spielen hatten, aufgeführt waren.
Gewöhnlich konnte niemand die furchtbaren Krähenfüße, die der alte Direktor schrieb,
entziffern, und meist gelang es nur mit vereinten Kräften, nach dem Titel des Stückes
die gewünschte Besetzung zu enträtseln.
Ein Schauspieler, der zum erstenmal dieses Verzeichnis erhielt, wollte nicht
merken lassen, daß er es nicht lesen könne, und schickte einen Jungen damit zu einem
Apotheker mit der Bitte, man möge die rätselhaften Hieroglyphen für ihn ent-
ziffern. Nicht umsonst stehen die Apotheker im Ruf, die meist unglaublich wild ge-
schriebenen Buchstabenungeheuer der Arzte lesen zu können.
Der Schauspieler war nicht wenig überrascht, als der Bote mit einer Flasche
und dem Bescheid zurückkam, der Apotheker schicke ihm das beste Mittel gegen —
Husten. G. A.
Lehrergehalt im siebzehnten Jahrhundert. Eine alte Quittung lautet . „Endes
Vnder Zogener Bekenndt, daß er von dem Verordneten Bürgermeister, Mattheis
Kessen, eine Viertel Jahrs Besoldung zu recht empfangen. Nämlich: Ein Gulden
fünfzehn Kreuzer, -lotum Egloßhaimb den 10. Novembris anno 1682 Theobald
Zeyhr." H. L.
wie Rutschte Frankreich 187V austeilen wollte. Die Entente hat uns
schon so oft „aufgeteilt", daß es nicht schaden kann, an eine alte Geschichte aus dem
Kriegsjahr 1870 zu erinnern. Ein Füsilier Kutschke, der das schöne Lied erdachte:
„Was kraucht da in dem Busch herum? Ich glaub', 's ist der Napolium," saß nach
der Schlacht von Pont-ä-Mousson mit seinem Unteroffizier im Biwak. Beide machten
„hohe Politik". Der Unteroffizier fragte: „Kutschke, wat jloben Sie, welche Re-
jierungsform wir den Franzosen jeden sollten, damit die verdammten Ekels mal
Ruhe jeben." Kutschke besann sich nicht lange, er zog ein Stück Kreide aus dem
Hosensack, machte ein großes Kreuz auf den Tornister und malte bedächtig vier
Namen hinein: R-pubM-r Lleaniler

Bonbons Napoliums
Dann sagte er: „So machen wa det; det is det richtje. Da haben Sie den janzen
Rebus, Herr Unteroffizier. Wenn unser oller König Willem mit Moltke den Deibels
jenommen hat, wat uns vor Jott und Menschen jebührt, denn macht Bismarcken
zwee dicke Striche über die Landkarte, wat richtig jestrichen vier Viertel abjibt. Denn
könn' se man in die eene Ecke mank republikanisch sind, in die andere hin setzen wa

die Familie von Louis Philippen (Orleans), det dritte Viertel jeben wir an die
Bonbons (Bourbonen) und in det letzte bleibt der Napolium. Ick sage Ihnen, denn
wird det erst richtig; die Franzosen fressen sich untereinander janz alleene us, und
wir haben endlich Ruhe von det Zeug. Macht Bismarcken det nich, denn haben
wa det Jeschäft noch mal uffn Halse." R. D.
Leder aus Menschenhaut. — Ab und zu taucht bei Bücherversteigerungen ein
altes Werk auf, das in Leder aus Menschenhaut gebunden ist. Ein unglücklich Lieben-
der bestimmte seine Haut zu einem Einband, der seine Gedichte enthielt, und ließ sie
nach seinem letzten Willen der Dame seines Herzens zustellen. Mehr hört man in
unseren Tagen nicht mehr von gegerbter Haut menschlicher Herkunft.
Daß wilde Völkerstämme die Haut gefallener Feinde als Leder zurichten und
zu verschiedenen Zwecken verarbeiten, ist so bekannt wie der Brauch der Ureinwohner
Amerikas, die Schädelhaut getöteter Feinde samt den Haaren als Skalp zu tragen.
Die ältere europäische Geschichte überlieferte einen anderen Fall von Verwendung
menschlicher Haut.
Der Perserkönig Kambyses ließ den bestechlichen, ungerechten Richter Sisamnes
töten, seine Haut gerben und den Richterstuhl damit überziehen. Ottanes, der Sohn
des Sisamnes, war der nächste Nachfolger des Vaters; er mußte, in diesem Stuhl
sitzend, Recht sprechen und sollte sich gleich allen Nachfolgern im Amt erinnern, wie
furchtbare Ahndung auch ihn und andere treffen konnte, wenn sie die Macht des
Amtes mißbrauchten.
Weniger bekannt ist es, daß auch in späteren Jahrhunderten die den Henkern
zugesprochene Haut von Verbrechern zu Leder verarbeitet wurde. Die Gerber
waren sogar verpflichtet, sich der Zubereitung zu unterziehen. Schon im sechzehnten
Jahrhundert aber wurden einzelne Gerber von den Zunftgenossen scheel angesehen
und fühlten sich an ihrer Handwerkerehre geschmälert, wenn man ihnen vorwarf,
daß sie Menschenhaut gerbten. Die Mißachtung des Verbrechers, von dem sie stammte,
war es vielleicht mehr als die Menschenhaut selbst, die ihnen die Verarbeitung als
unehrlich erscheinen ließ.
Im ersten Drittel des siebzehnten Jahrhunderts klagten einige Menschenhaut-
gerber gegen die Zunft wegen Beschimpfung und Beeinträchtigung ihres Hand-
werks. Der berühmte Kriminalist Larpzov gab im Jahre 1631 folgenden Entscheid:
„Da das Gemeinwohl die Zurichtung der Menschenhäute, als welche zu vielen nütz '
lichen Sachen gebraucht werden mögen, erfordere, auch die Handwerker nach voll-
zogener Anatomiesierung einer Leiche die Menschenhäute zu gerben schuldig seien,
deshalb sollen sie an ihren Ehren von niemand angegriffen, noch aus den Zünften
gestoßen werden. Bei fernerer Verweigerung sollten sie von der Obrigkeit durch
gebührliche Zwangsmittel angehalten werden."
Kein Mensch denkt heute mehr daran, welche furchtbare Verwünschung im Sinne
unserer Vorfahren ausgesprochen wird, wenn man sagen hört: „Dir werden sie auch
noch das Fell gerben." E. F.
Lin englischer Gemütsmensch. — Zu Ende der sechziger Jahre des vorigen Jahr-
hunderts erdachte ein englischer Arzt eine bis dahin völlig unbekannte Mordwaffe.
In einem Vortrag, den er vor Offizieren hielt, entwickelte er den Gedanken, man
solle alle Krankheitsstoffe ansteckender Art bei Lholeraepidemien und Typhusfällen
in Indien auf kunstvolle Weise sammeln, in Baumwolle leicht verpacken, mit diesen
Krankheitskeimen besonders konstruierte Granaten füllen und den Feind damit be-
schießen. Jedes platzende Geschoß würde weit umher die gefährlichen Stoffe aus-
streuen und Seuchen Hervorrufen, die den Feind vernichten.
Es fehlte nur, daß er zur Gewinnung der Seuchenerreger in großen Mengen
empfohlen hätte, Indien künstlich zu verseuchen. M. S.
Um zwölf Uhr wird — angezapft. — Vor der Schlacht bei Weißenburg war's,
im Jahr 1870. Damals lernten die Franzosen die „blauen Teufel" kennen, wie
sie noch nach mehr als einem Jahrzehnt die Bayern nannten und mit denen sie
ungezogene Kinder schreckten. Der Major hielt mit der Uhr in der Hand vor seinen
Soldaten. Er hob die Rechte, alles hielt sich mausestill; jetzt mußte der Befehl
kommen. Der Major sagte: „Kinder, neune hat's g'schlagen. Um zwölfe woll'n
mer in Weißenburg frische Fass'ln anzapfen." Ein kurzes Kommando, ein furcht-
bares „Hurra", und vorwärts ging's. Die blauen Teufel rannten Turkos, Infanterie,
Kavallerie und Artillerie über den Haufen und waren richtig um zwölf Uhr in
Weißenburg. A. H.

Scharade.
Das Erste gibt uns Ruh und Schutz
Und, wohlbestellt, Veut's Feinden Trutz.
Das Zweite Festigkeit verleiht,
Gewährt dem Schwachen Sicherheit.
Tas Ganze, fest und gutgeleitet,
Verschafft Behagen und bereitet
Die Stätte, wo nach Müh und Last
Des Tages froh uns winkt die Rast.
Renata Greverus.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Silbenrätsel.
Aus den Silben bu, car, ce, cho, da, deut, drc,
e, el, el, el, frank, gr, gel, get, Hal, Haus, hu, i,
krit, li, lit, ma, me, men, inud, mus, na, na,
nacht, ne, neu, ok, pe, rah, rau, reich, rin, row,
saft, schiff, se, sicht, ster, tal, tu, u, ur, weih, zi
sind 23 Wörter zu bilden, deren Anfangsbuch-
staben, von oben nach unten, und deren Endbuch-
staben, von unten nach oben gelesen, einen Aus-
spruch Bismarcks ergeben.
Die Wörter bedeuten: 1. Fest, 2. Säugetier,
3. Insekt, 4. Ort in Mecklenburg, 6. Vogel,
6. Gefäß, 7. jüdisches Buch, 8. Fahrzeug, 9. Tier,
10. Brettspiel, 11. vielumstrittenes Grenzland,
12. Gestein, 13. europäischen Staat, 14. Berg in
Bosnien, 15. weiblichen Personennamen, 16.Ein-
sassung, 17. Erz, 18. Erdart, 19 Stadt in Over-
italien, 20. Schallwirkung, 21. Stadt an der Elbe,
22. Körperteil, 23. Abendland. Käthe Grosse.
Auslösung folgt im nächsten Hest.

Steigerung.
Gesteigert gibt dir eine Stadt im Bayernland
'nen Freiheitskämpfer aus Tirol bekannt.
, C. Schrecke.
Auflösung folgt rin irischsten Heft.

Rätsel.
Es ist ein Wort, das hat acht Leitern,
Nun gib wohl acht und such sie dir.
Wo Deutschlands Siegs drommeten schmettern,
Da stehen 1, 2, 3 und 4.
Und wo im Glauben des Propheten,
Dem Rus des heil'gen Krieges treu,
Zu Mohammed die Kämpfer beten,
Ist wieder 4, 5, 6 dabei.
Die beiden letzten aber schweben
In Ostreichs Äar zum Feindesstrand,
Und diese selben Zeichen leben
Im Ungar- und Bulgarenland.
Es ist ein Wort, das hat acht Lettern,
Und wenn auf seinen Rücken wir
Verbündete bei Suez klettern,
Dann heißt es: England, wehe dir!
Korn Lowska.
Auflösung folgt im nächsten Heft.

Auflösungen vom 44. Hest:
des Bilderrätsels: Was herb zu Anfang ist,
wird lieblich am Ende,-
des geographischen Silbenrätsels:
1. ülageniurt, 2. Rußland, 3. Odessa, 4. Nogent,
5. Syrakus, 6. Turin, 7. Asien, 8. Drina, 9. Tuk-
kum, 10. Ursahr, 11. Neuenburger See, 12. Dettel-
bach — Kronstadt und Hermannstadt,-
des Scherzrätsels: Bau-er;

Silbenvorsetzrätsel.
i
Land, Le, Bau, Te, Fall, Mann, Fer.
II
Eis, Berg, Ob, Deutsch, Ei, Uh, Hoch, Ein,
Um, Nie, Tor, En, Op. Tref, Ei, Rhein, Schnee,
Ein, Tei, So, Chi.
Vor je eine Silbe unter l sind nacheinander
drei Silben aus Gruppe ll zu setzen, so daß
immer je drei Wörter mit gleichlautender End-
silbe entstehen. Die Anfangsbuchstaben der ein-
undzwanzig Wörter nennen dann den Schrecken
Fr : Carl Deubel.
Auslösung folgt im nächsten Hest.

Unberechtigter Nachdruck an» dem Inhalt dieser Zeitschrift untersagt, übersetzungsrecht Vorbehalten. Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Karl TVeodor Seng er in Stuttgart.
Verantwortlich für den Inseratenteil: Georg Springer in Berlin. In Österreich-Ungarn für die Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in Wien.
Druck und Verlag der Union Deutsche Verlagsgesellschaft m Stuttgart. — Amerikan Copyright 19l7 by Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart.

Kapselrätsel.
Einer Wasserfläche, riesengroß.
Wirf geschickt zivei Zeichen in den Schoß,
Was geschieht dann wohl nach deiner Meinung?
Du siehst plötzlich eine Lichterscheinung. „ .
Lony Moritz. > unserer Feinde.
Auflösung folgt im nächsten Heft. "
 
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