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Das Buch f ü r Alle
Heft 2
Burg Forchtensicin, Komttat Oedcuburg.
ihn gänzlich trockenlegen soll, wie dies mit Teilen
Am Ceegesiadc.
doch das Wasser kam
wieder nnd stieg seit
1768 dauernd, bis es
1786 eine größere
Fläche als vorher be¬
deckte. Bis 1801 hieli
dieser Stand an, ver¬
lor sich dann wieder,
und 1811 trocknete der
See fast völlig aus.
Einige Jahre danach
erreichte er die Aus¬
dehnung von 1786, um
in schwankender Höhe
bis 1837 so zu blei¬
ben. Nach abermali¬
gem Wechsel enthielt
er 1865 fast kein Wasser
mehr, und der See¬
boden bedeckte sich mit
Pflanzen. In neuerer
Zeit mit großem Geld¬
aufwand vorgenom¬
mene Neguliernngs-
arbeiten des Raab-
flusses konnten an die¬
ser eigenartigen Na¬
turerscheinung nichts
ändern.Trotzdem kehrt
die Frage immer wie¬
der, ob man dem See
Wasser aus der Leitha
und Naab zuführen oder
des zehnmal größeren Zuidersees geschehen ist. Die landschaftliche Schön-
heit des Neusiedler Sees ist ungewöhnlich. Allein Zweihundertfünfzig Vogel-
arten sind dort festgestellt worden. Der große Reichtum an Wasserge-
flügel sowie anderem Wild im Dickicht der zwei bis drei Kilometer breiten
undurchdringlichen Schilfrohrbestände, wo Füchse, Rehe und Hühnervölker
sich verborgen halten, lockte von jeher Jagdliebhaber an. Das Schilf-
rohr ist ein gesuchter Handelsartikel, aber im Falle der Trockenlegung
könnten zwanzig- bis dreißigtausend Joch fruchtbares Ackerland gewonnen
werden. Freundliche Fluren und blühende Kulturen ringsum, beneidens-
werte Kolonien am Seebett entlang, das wäre das glorreichste Ende des
Neusiedler Sees.
Nordwestlich vom See erstreckt sich das waldgekrönte Leithagebirge, an
dessen Abhängen Obst- und Weingärten angelegt sind. Weithin bekannt
ist der Odenburger und Rüster Wein. Apfel, Kirschen, Erdbeeren, Edel-
kastanien und Spargel werden in großen Mengen ausgeführt. In Höhen
von vier- bis siebenhundert Meter gelangt man zu Ortschaften, die von
magerer, weniger ergiebiger Erde umgeben sind: es ist das hügelreiche Ge-
lände der „Buckligen Welt". Das Leithagebirge, welches in seinen tieferen
Teilen aus verschiedenen kristallinen Felsarten besteht, nnter denen Gneis,
Glimmer und Hornblendeschiefer vorherrschen, trägt als Auflagerung
Schiefer, Kalksteine und andere nutzbare Mineralien und Erze, darunter
Edelserpentin, Asbest, Schwefelkies, Eisen und Antimonmetall. Aber auch
an Kohle und Braunkohle fehlt es nicht. Der Leithakalk gilt als wertvoller
Baustein, der in verschiedenen großen Steinbrüchen gewonnen wird: Form-
sand zu technischen
Zwecken und Ziegel¬
tone sind reichlich vor¬
handen. Das Burgen¬
land besitzt eine statt¬
liche Reihe von Heil¬
bädern und Mineral¬
wässern, denen für die
Zukunft eine günstige
Entwicklung voraus¬
gesagt werden darf.
Ein guter Kenner
des Landes, S. Graf,
bemerkt über die We¬
sensart der Hienzen:
„Von den Franken
haben sie die Beweg¬
lichkeit und Lebendig¬
keit, denn die Franken
sind der beweglichste
aller deutschen Stäm-
me . .. Sie sind auch
bildungsfreundlich, und
viele Ortschaften im
nordwestlichen Teil
des Eisenburger Ko-
mitats haben sieben-
klassige Volksschulen:
ihre Schulen sind
wahre Paläste... Die
Hienzen verlangen,
daß man ihre völkische
und persönliche Frei-
heit achtet. Das kann
auch heute nicht genug
betont werden, denn
das Schicksal dieses
Landes liegt früher
oder später doch in
den Händen der hien-
zischen Bauern . . . .
Für ihre Freiheitsliebe
spricht die beherzte
Tat der hienzischen
Gemeinde Oberschüt¬
zen, die, kaum fünf-
zehnhundert arme
Bauern zählend, als
erste Gemeinde Un-
garns das Joch der
Leibeigenschaft aus
eigener Kraft abschüt-
telte, indem sie sich
anfangs der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts freikaufte. Die
Bauern nahmen eine gewaltige Schuldenlast auf sich, die viele Familien an
den Bettelstab brachte, aber frei wollten sie sein. Und diese freie Gemeinde
wurde dann das geistige Zentrum der Hienzen. Hier fand Kultur und
Wissenschaft eine Stätte, und diese kleine Gemeinde, in der die Freiheit
einen gewissen Wohlstand schuf, erhielt lange Zeit hindurch, und zwar
völlig aus eigener Kraft, die Schöpfungendes großen Pfarrers Wimmer:
drei Mittelschulen, ein Lehrerseminar, ein sechsklassiges Gymnasium und
eine vierklassige Realschule."
Fragt man nun, ob aus dem Lande, das uns allen vor dem Kriege und
bis heute so gut wie unbekannt war und noch ist, bedeutende Männer her-
vorgegangen sind, so könnten Namen genug genannt werden, deren Träger
für ihr Volk zu zeugen vermögen. An reicher Begabung fehlt es sicher nicht,
wenn es ihr nur möglich ist, sich entfalten zu dürfen. Unter berühmten
Musikern und Komponisten des Burgenlandes ist Johann Nepomnk Hum-
mel zu nennen, der seinen ersten Unterricht von Mozart erhielt. Joseph
Haydn ist zwar nicht im Hienzenlande geboren, aber seine Eltern und Vor-
fahren waren Hienzen: und er lebte lange Zeit in Eisenstadt, wo seine sterb-
lichen Reste in der Bergkirche unter dem Musikchor ruhen. Franz Liszt, der
Wagnerdirigent Hans Ritter und der Geigenkünstler Joseph Joachim sind
Söhne des Burgenlandes gewesen. Auch der Schauspieler Joseph Kainz und
der Bildhauer Tilgner sind dort geboren. Ebenso ist der Maler Adam Fried-
rich Oser, der auf Winckelmann und Goethe Einfluß gewann, ein Sohn des
Landes, das auch die Heimat des Anatomen Joseph Hyrtl gewesen ist.
Mit Recht schrieb Alfred Wahlheim: „Unverantwortliche Schuld haben
die Magyaren auf
-———- sich geladen, als sie
einen der begabtesten
deutschen Stämme
in seiner Entwicklung
hemmten und zum
völkischen Tod verur-
teilten. Österreich ist
berufen und hat die
schöne Aufgabe zu er-
füllen, die fast verlo-
renen Brüder aus der
Hienzerei und dem
Heidebodendemdeut-
schen Volke wiederzu-
gewinnen."
Nun wird mit der
deutschen Schicke auch
deutschem Weseu und
Streben die Bahn
wieder frei werden.
Das Buch f ü r Alle
Heft 2
Burg Forchtensicin, Komttat Oedcuburg.
ihn gänzlich trockenlegen soll, wie dies mit Teilen
Am Ceegesiadc.
doch das Wasser kam
wieder nnd stieg seit
1768 dauernd, bis es
1786 eine größere
Fläche als vorher be¬
deckte. Bis 1801 hieli
dieser Stand an, ver¬
lor sich dann wieder,
und 1811 trocknete der
See fast völlig aus.
Einige Jahre danach
erreichte er die Aus¬
dehnung von 1786, um
in schwankender Höhe
bis 1837 so zu blei¬
ben. Nach abermali¬
gem Wechsel enthielt
er 1865 fast kein Wasser
mehr, und der See¬
boden bedeckte sich mit
Pflanzen. In neuerer
Zeit mit großem Geld¬
aufwand vorgenom¬
mene Neguliernngs-
arbeiten des Raab-
flusses konnten an die¬
ser eigenartigen Na¬
turerscheinung nichts
ändern.Trotzdem kehrt
die Frage immer wie¬
der, ob man dem See
Wasser aus der Leitha
und Naab zuführen oder
des zehnmal größeren Zuidersees geschehen ist. Die landschaftliche Schön-
heit des Neusiedler Sees ist ungewöhnlich. Allein Zweihundertfünfzig Vogel-
arten sind dort festgestellt worden. Der große Reichtum an Wasserge-
flügel sowie anderem Wild im Dickicht der zwei bis drei Kilometer breiten
undurchdringlichen Schilfrohrbestände, wo Füchse, Rehe und Hühnervölker
sich verborgen halten, lockte von jeher Jagdliebhaber an. Das Schilf-
rohr ist ein gesuchter Handelsartikel, aber im Falle der Trockenlegung
könnten zwanzig- bis dreißigtausend Joch fruchtbares Ackerland gewonnen
werden. Freundliche Fluren und blühende Kulturen ringsum, beneidens-
werte Kolonien am Seebett entlang, das wäre das glorreichste Ende des
Neusiedler Sees.
Nordwestlich vom See erstreckt sich das waldgekrönte Leithagebirge, an
dessen Abhängen Obst- und Weingärten angelegt sind. Weithin bekannt
ist der Odenburger und Rüster Wein. Apfel, Kirschen, Erdbeeren, Edel-
kastanien und Spargel werden in großen Mengen ausgeführt. In Höhen
von vier- bis siebenhundert Meter gelangt man zu Ortschaften, die von
magerer, weniger ergiebiger Erde umgeben sind: es ist das hügelreiche Ge-
lände der „Buckligen Welt". Das Leithagebirge, welches in seinen tieferen
Teilen aus verschiedenen kristallinen Felsarten besteht, nnter denen Gneis,
Glimmer und Hornblendeschiefer vorherrschen, trägt als Auflagerung
Schiefer, Kalksteine und andere nutzbare Mineralien und Erze, darunter
Edelserpentin, Asbest, Schwefelkies, Eisen und Antimonmetall. Aber auch
an Kohle und Braunkohle fehlt es nicht. Der Leithakalk gilt als wertvoller
Baustein, der in verschiedenen großen Steinbrüchen gewonnen wird: Form-
sand zu technischen
Zwecken und Ziegel¬
tone sind reichlich vor¬
handen. Das Burgen¬
land besitzt eine statt¬
liche Reihe von Heil¬
bädern und Mineral¬
wässern, denen für die
Zukunft eine günstige
Entwicklung voraus¬
gesagt werden darf.
Ein guter Kenner
des Landes, S. Graf,
bemerkt über die We¬
sensart der Hienzen:
„Von den Franken
haben sie die Beweg¬
lichkeit und Lebendig¬
keit, denn die Franken
sind der beweglichste
aller deutschen Stäm-
me . .. Sie sind auch
bildungsfreundlich, und
viele Ortschaften im
nordwestlichen Teil
des Eisenburger Ko-
mitats haben sieben-
klassige Volksschulen:
ihre Schulen sind
wahre Paläste... Die
Hienzen verlangen,
daß man ihre völkische
und persönliche Frei-
heit achtet. Das kann
auch heute nicht genug
betont werden, denn
das Schicksal dieses
Landes liegt früher
oder später doch in
den Händen der hien-
zischen Bauern . . . .
Für ihre Freiheitsliebe
spricht die beherzte
Tat der hienzischen
Gemeinde Oberschüt¬
zen, die, kaum fünf-
zehnhundert arme
Bauern zählend, als
erste Gemeinde Un-
garns das Joch der
Leibeigenschaft aus
eigener Kraft abschüt-
telte, indem sie sich
anfangs der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts freikaufte. Die
Bauern nahmen eine gewaltige Schuldenlast auf sich, die viele Familien an
den Bettelstab brachte, aber frei wollten sie sein. Und diese freie Gemeinde
wurde dann das geistige Zentrum der Hienzen. Hier fand Kultur und
Wissenschaft eine Stätte, und diese kleine Gemeinde, in der die Freiheit
einen gewissen Wohlstand schuf, erhielt lange Zeit hindurch, und zwar
völlig aus eigener Kraft, die Schöpfungendes großen Pfarrers Wimmer:
drei Mittelschulen, ein Lehrerseminar, ein sechsklassiges Gymnasium und
eine vierklassige Realschule."
Fragt man nun, ob aus dem Lande, das uns allen vor dem Kriege und
bis heute so gut wie unbekannt war und noch ist, bedeutende Männer her-
vorgegangen sind, so könnten Namen genug genannt werden, deren Träger
für ihr Volk zu zeugen vermögen. An reicher Begabung fehlt es sicher nicht,
wenn es ihr nur möglich ist, sich entfalten zu dürfen. Unter berühmten
Musikern und Komponisten des Burgenlandes ist Johann Nepomnk Hum-
mel zu nennen, der seinen ersten Unterricht von Mozart erhielt. Joseph
Haydn ist zwar nicht im Hienzenlande geboren, aber seine Eltern und Vor-
fahren waren Hienzen: und er lebte lange Zeit in Eisenstadt, wo seine sterb-
lichen Reste in der Bergkirche unter dem Musikchor ruhen. Franz Liszt, der
Wagnerdirigent Hans Ritter und der Geigenkünstler Joseph Joachim sind
Söhne des Burgenlandes gewesen. Auch der Schauspieler Joseph Kainz und
der Bildhauer Tilgner sind dort geboren. Ebenso ist der Maler Adam Fried-
rich Oser, der auf Winckelmann und Goethe Einfluß gewann, ein Sohn des
Landes, das auch die Heimat des Anatomen Joseph Hyrtl gewesen ist.
Mit Recht schrieb Alfred Wahlheim: „Unverantwortliche Schuld haben
die Magyaren auf
-———- sich geladen, als sie
einen der begabtesten
deutschen Stämme
in seiner Entwicklung
hemmten und zum
völkischen Tod verur-
teilten. Österreich ist
berufen und hat die
schöne Aufgabe zu er-
füllen, die fast verlo-
renen Brüder aus der
Hienzerei und dem
Heidebodendemdeut-
schen Volke wiederzu-
gewinnen."
Nun wird mit der
deutschen Schicke auch
deutschem Weseu und
Streben die Bahn
wieder frei werden.