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Heft 4

Das B u ch f u r Alle

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Fertige Lehmschindel; die innere Lehin-
schicht macht das Dach feuersicher, die
Strohschicht schützt es vor den
Regenwirkungen.
Welchen Einfluß die Kohlennot auf
unsere gesamte Volkswirtschaft ausübt, hat
wohl jeder Deutsche am eigenen Leibe er-
fahren. Dieser Mangel wird sobald nicht
behoben werden können. Selbst wenn wir
mit den Naturbarlstoffen bezüglich der Ge-

Herstellung von Lehmschindcln, nm
denen das Dachgerüst eingedeckt wird.
Der Lehm wird sorgfältig mit dem
Stroh verbunden.
der Bauzeit die im Innern notwendigen
Trennungswände, Schornsteine und Gie-
belteile schlecht vor Regen zu schützen sind,
führt man diese Bauteile erst dann aus,
nachdem das Haus unter Dach ist. Ist dies
getan, dann kann der genügend ausge-

DaS Dach wird mit Lehmschindeln gedeckt. An den
Wänden Vorrichtungen gegen Regenschlag.

trocknete Barl innen und außen verputzt werdeir. Die anfänglich so
umstrittene Putzfrage für die Außenseite ist heute gelöst. Sind alle übrigen
Arbeiten fertig, dann darf der Siedler seine primitive Unterkunftstelle
oder seine Erdlöcher verlassen, nird er genießt das Glück, unter Dach und Fach '
leben zu dürfen, fern von der Großstadt und ihren Mietkasernen. Ein Glück,
das wir Millionen unserer Volksgenossen gönnen würden. Noch einmal
seien Worte Fauths über den Wert der Naturbauweisen angeführt: „Unsere
Wohnungsnot ist so bitterernst und Abhilfe so dringend notwendig, daß
wir unter Beachtung äußerster Sparsamkeit uns alle Vorteile nutzbar
machen müssen, die eine rasche Wiederaufnahme der Bautätigkeit in
großem Umfang ermöglichen.

samtkosten keinerlei Ersparnisse erzielten, müßte dennoch im allgemeinen
nationalen Interesse ihre Verwendung mit allen verfügbaren Mitteln ge-
fördert werden; denn sie ermöglichtes, die für den Wiederaufbau unseres
Wirtschaftslebens so notwendigen Kohlen für andere Zwecke frei zu machen
und ohne Abhängigkeit von Auslandsrohstoffen in großem Umfang Arbeits-
gelegenheit zu schaffen."
Der Gedanke und die Überzeugung muß und wird sich durchsetzen,
daß die Naturbauwrisen, richtig angewendet, vollwertig geeignet sind, zur
Hebung der Wohnungsnot beizutragen. Wohnhäuser, wie sie in Sorau
errichtet wurden, sind Erzeugnisse eines Bauhandwerks, das seinen Wert
in sich hat. Daran wird keine Verrufstaktik etwas zu ändern vermögen.

* Mannig
Eine 100000-Volt-Leitung in der Großstadt. — Vor kurzem wuroe
von den Berliner Elektrowerken eine Anlage in Betrieb genommen, die
ihresgleichen in der Welt nicht hat, nämlich eine Freileitung von 100 000
Volt mitten durch stark belebte Straßen des Nordens von Berlin. So
hochgespannte Ströme erfordern natürlich ganz besondere Vorsichts-
maßregeln, da jede Abweichung des Stromes vom vorgeschriebenen Wege
die schwersten Unglücksfälle zeitigen würde. Wir sehen denn auch auf
der Abbildung, daß die Leitungsdrähte an sechsfach übereinander ange-
ordneten Jsolationsglocken hängen, die wieder aus sorgfältig geprüftem
Spezialporzellan bestehen. Man könnte sich nun fragen, warum man

faltiges
solche hochgespannte Ströme bei ihrer Gefährlichkeit für die Umgebung
überhaupt verwendet. Der Grund liegt in der Wirtschaftlichkeit. Es ist für
den Techniker gleichgültig, ob er aus der Zentrale Strom von 1000
Ampere Stärke und 10 Volt Spannung oder 1 Ampere Stärke und
10 000 Volt Spannung empfängt, denn in beiden Fällen erhält er 10 000
Voltampere (Watt), die er dann nach Belieben durch Transforma-
toren für seine Zwecke wieder umformen kann. Nun ist die Höhe der
Spannung (Volt) für den Leitungsdraht ziemlich ohne Bedeutung;
aber während für Strom von 1 Ampere Stärke ein dünner Draht genügt,
würde man für 1000 Ampere armdicke Kupferkabel benötigen. Man

Fertige Lehmbauten in Sorau, Vorder- und Seitenansicht.


Fertige Siedlungsbauten mit anstoßendem Wirtschaftsgebäude.
 
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