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8

D a s B u ch f ü r A l l e

Heft Z


An dec Stadtmauer.

Straße beherrschen. Das ganze
Städtchen ist aufgelöst in Zweck-
mäßigkeitsabsichten der Verteidi¬
gung, die harmonisch zusammen-
klingen in einen großen Schutz¬
gedanken und so eine betrübliche
Notwendigkeit zum Kunstwerk
adeln."
Wer sich beim Anblick alter
woblerhaltener Städte und beim
Durchwandern ihrer Straßen nur
dem Eindruck ihrer Schönheit
hingeben kann und will, wem alle
andern Betrachtungen fremd sind,
der empfindet doch den Reiz der
architektonischen Bilder und den
malerischen Zauberdervon Schritt
zu Schritt wechselnden Eindrücke.
Der verstockteste Asphalttreter
wird einmal wenigstens anfatmen,
wenn er die alten Straßen am
Tage durchstreift und in einer
stillen Mondnacht im silbernen
Licht die Gassen solch eines alterlümlichen Städtchens durchwandert.
Wer für kurze Zeit das Ausleben eines vergangenen Jahrhunderts

ui unvergeßlicher Leibhaftigkeit
erleben will, der besuche Rothen-
burg ob der Tauber, wennmandas
historische Festspiel aufführt. Aber
in ruhigen Zeiten ist es noch weit
schöner dort, sei es im Lenz, wenn
die altersgrauen Mauern sich mit
irischem Grün umkleiden, an blauen
Sommertagen oder im frühen
Herbst, wenn die Natur in farbiger
Schönheit prangt, im Werden und
Vergehen alles an den Wechsel
irdischer Dinge gemahnt. Wer in
solchen Stunden sich von der Ver-
gangenheit Rechenschaft zu geben
vermag, dem offenbart sich die
tröstliche Gewißheit, daß es im
Leben der Stämme und Völker
wie in dem des einzelnen wohl
schwere und trübe Stunden gibt,
daß aber die Hoffnung auf bessere
Zeiten nicht grundlos ist; solange
ein Volk sich nicht selbst anfgibt,
kann es nicht zugrunde gehen. Die Erniedrigung währt nicht ewig, denn
das einzig Dauernde in der Welt ist der Wechsel.

M a n n i g fa l t i g e s


Lin fliegender Radfahrer. — Man hat zuzeiten geglaubt, den Vogel-
flug getreu nachahmen zu können, und Flugapparate mit beweglichen
Tragflächen gebaut, die äußerlich der Gestalt eines großen Vogels glichen.
Durch die Muskelkraft der Beine oder
Arme glaubte man die Flüge! auf- und
abwärts bewegen und so durch die Lüfte
segeln zu können, eine Täuschung, die
vielen Wagelustigen den Hals brach.
Daher ist die Beweglichkeit der Trag-
flächen bei dem motorlosen Flugzeug,
über das im „Buch für Alle", Jahrgang
1922, Heft 2, ausführlicher berichtet
wurde, aufgegeben worden. In neuerer
Zeit hat man die menschliche Muskel-
kraft für eiue ganz andere Art von Luft-
fahrzeugen dienstbar zu machen versucht
und ein gewöbnliches Fahrrad mit Trag-
flächen versehen. Der Anblick der neben-
stehenden Abbildung mit dem fliegenden
Radfahrer berührt für den ersten Augen-
blick befremdend. Selbstverständlich ist es
damit noch nicht so weit, daß nun jeder
Besitzer eines Rades seine Maschine nur
noch schnell mit Tragflächen versehen zu
lassen brauchte, um flott drauflos über
Stock und Stein und durch die Lust zu
strampeln. Und doch handelt es sich dabei
um einen Fahrradflug, den ein französischer Berufsfahrer kürzlich ausgeführt
hat. Er erhielt dafür einen Preis von zehntausend Franken, den dec Direktor
der französischen Automobilwerke Robert Peugeot für den ersten Flieger

ausgesetzt hatte, dem es gelinge, mit eigener Muskelkraft eine abgesteckte
Strecke von zehn Meter in gerader Linie zu durchfliegen. Der Gewinner dieser
Summe nennt sich Poulain. An dem Zweirad, das er dazu benützte, sind zwei
verschieden bemessene Tragflächen ange-
bracht, von denen die obere 6 :1,20 Me-
ter, die untere 4 :1,22 Meter groß ist.
Die Flächen stehen zueinander in einen,
Abstand von 70 Zentimeter. Poulains
eigenes Gewicht samt dem des Rades
und der Tragflächen betragen einund-
neunzig Kilogramm. Bei seinen Probe-
flügen gelang es ihm, zuerst eine Strecke
von 10,54 Meter und dann eine Strecke
von 11,46 Meter zurückzulegen. Dabei
erreichte er Höhen von ein bis andert-
halb Meter über dem Boden. Nc ch diesem
gelungenen Flugversuch setzte man einen
Preis von 20000 Franken für die Zurück-
legung einer Strecke von 20 Meter. Man
ist in Fachkreisen der Ansicht, daß sie nur
dann erreicht werden kann, wenn für
diesen Fall auch noch ein Propeller an-
gebracht wird, der durch menschliche
Muskelkraft in Tätigkeit gesetzt wird. Man
darf aus den Ausgang dieses Preisfliegens
gespannt sein Ganz neu ist auch diese neu-
artig anmutende Erfindung nicht. Denn
schon vor etwa dreißig Jahren hat es der Graf Puiseur in Quistreham, De-
partement Calvados, versucht, die'e Aufgabe zu Ich en. Es gelang ihm, sich mit
seinem Apparat ein'ge Meter in der Luft schwebend zu erhalten. Ni. Kor.

Cin eigenartiger Fl.eger: Flug unter Anwendung
eigener Muskelkraft.




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