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98

Das Buch für Alle

Heft 6

Plätze zum Laichen. Immer mehr ver-
schwanden auch die Wasserpflanzen und
die Kleintierwelt, die den jungen Fischen
zum Versteck und zur Nahrung dienten.
Der einstige Fischreichtum des Rheins ist
dahin, und alle Bemühungen, ihn wieder
heranzuzüchten, krönte kein nennenswer-
ter Erfolg. In Holland fängt man die aus
dem Meer in das Mündungsgebiet des
Rheins wandernden Salme, und was von
diesen edlen Fischen noch als „Rheinsalm"
auf den Markt kommt, stammt meist aus
anderen ergiebigen Strömen und Flüssen.
Die holländische Regierung stellte in neue-
ster Zeit an Deutschland das Verlangen,
den Rhein zu reinigen und die Schwemm-
kanalisation der Städte zu beseitigen.
So großartig aber ist die landschaft-
liche Schönheit des Rheins, daß sie nie
ganz vernichtet werden kann, soviel man
daran auch in früherer Zeit gesündigt hat.
Einst herrschte Rom über die deutschen
Völker und am Rhein. Dreihundert
Jahre standen sie unter fremder Herr-
schaft, aber sie bewahrten, im Gegensatz
zu den gleichfalls unterjochten benach-
barten Galliern, die deutsche Sprache.
Als die Römer in blutigen Kümpfen wei-
chen mußten, blieb der Rhein ein heiß
umstrittenes Ziel des Besitzes für die
Völker, je mehr hier Bildung und Kultur
emporblühten, der Segen seiner sonnen-


G. Franz: Alte Schifferkneipe bei Niederwalluf.

durchglühten Berge, seiner fruchtbaren
Gelände erstarkte. Der Wunsch, den Rhein
zu besitzen, die Verbindung zwischen Fest-
land und Meer zu erlangen, stachelte im
Laufe der Jahrhunderte immer wieder
zu Kämpfen an. Nie ist um den Besitz
eines Stromes so viel Blut geflossen, hat
die Kriegsfurie Städte und blühendes
Land Zerstört und zerstampft wie am
Rhein. Alles Heilige und Hohe tönt aus
den Liedern wieder, die vom Rhein ge-
sungenwerden. Die Ehre unserer Nation,
der Stolz unseres Volkes, der Wohlstand
unseres Vaterlandes sind eng mit ihm ver-
knüpft. Im Herzen jedes Deutschen wohnt
das Verlangen, den grünen Strom wenig-
stens einmal zu schauen, um dessen Be-
sitz die Vorfahren ihr Blut vergossen, an
allem sich zu freuen, was Natur und
Kunst hier schufen, was Mythe und Sage,
Lied und Gesang an Eoldglanz um seine
Ufer webten. Wenn am Abend die Sonne
hinter den Bergen versinkt, Gesang vom
Wasser hallt, der Mond die dunklen Höhen
beglänzt und auf den Fluten silbern schim-
mert, dann ist auch heute noch der alte
Zauber wieder da wie ehedem, der sich nur
tagsüber vor der lärmenden unsteten Hast
und dem Jagen unserer Zeit verborgen
hielt. Dann tönt wohl auch einmal wie-
der der wehmüüge Sang von der Lurlei
aus deutschen Herzen am heiligen Rhein.


Mannigfaltiges


Berechtigung zum Studium. Die Söhne

immer noch verhältnismäßig hoch

D>c Studentenwohnbaracke ün Kafernenhof.

Wohnungsnot der Studenten. — Nach den letzten Erhebungen an
unseren Universitäten ergab sich, daß der Zudrang zum Studium aus den
Kreisen des verarmten Mittelstände!
ist. Es kam aber auch zutage, daß
über ein Drittel der Studierenden
über weniger Mittel verfügt, als
zum allerbescheidensten Dasein un¬
umgänglich notwendig sind. So er¬
wies sich in Tübingen von den
studierenden Söhnen, deren Väter
Angestellte aus Handelund Industrie
sind, ein hoher Prozentsatz als unter¬
stützungsbedürftig. Unter den Söh¬
nen, deren Väter Beamte ohne aka-
demische Bildung sind, können vier¬
zehn Prozent ohne Unterstützung
nicht leben. Bei Volksschullehrern
und Handwerkern sind es zehn und
acht Prozent der Söhne, die nicht
einmal das Mindestmaß zur Eristenz von den Eltern erhalten können. Wir
stehen vor zwei großen Gefahren. Entweder wird ein Bettelstudententum
herangezogen, wie dies leider in Österreich der Fall ist, oder der Reichtum

allein gewährt in Zukunft die
aus Kleinbürgerkreisen, die unter den Nachwirkungen der Kriegsverhältnisse
am meisten gelitten haben, finden in ihrer Not keine Möglichkeit mehr, um
an ein Studium denken zu können.
Dieser Zustand ist aus vielen Grün-
den im höchsten Grade bedenklich.
Unter dem schwer auf dem einzelnen
lastenden Druck dieser beklagenswer-
ten Verhältnisse griff man an vielen
Orten zur Selbsthilfe. So hat man
in Berlin der Wohnungsnot durch
die Errichtung von Wohnbaracken
abzuhelfen gesucht, wie unsere Ab-
bildungen zeigen. Welches Maß von
Entsagung gehört dazu, in solchen
Buden die Jahre des Studiums zu
verbringen! Und doch ist es begrü-
ßenswert, daß solche Opfer gebracht
werden, denn in einem modernen
Staatswesen muß Raum sein für die Entfaltung aller Kräfte, zu seinem
Aufbau sind Menschen aus allen Schichten nötig und nicht zu entbehren.
Wenn heute in studentischen Kreisen das Wort fällt, man wolle jemand


Qsgsn Wuncissin
VVuncüieAen, Lnt^unäunAen unä kotunAen äen blsut bei Kinäenn unä 88uAiinAen sebützt ruvenisssiA äie neoseimuiÜAe ^nvvenäung
äes Vssenoi-VVunci- unä Ninäenpuäens. in ^susencien von snrtbcben YmenkennunAen winci cien
Vssenol-^LPuclsr
sis bestes kZinstneumittet dereiebnet, äss seinen siebenen VVinkunA VVLALN stsncÜA in rsbineieben
Nngnkenbsusenn, Kliniken unä 3su§iinAsbeimen run Z<nwenäunA kommt.
psZNcbes ^bpuäenn aen tMve tbbnpubenn in ctie 8inümpte), cien /Xebssibobien so^vie siien unten
äen 3cbvve>v-Lin^inkunA setiuyt ^e§en JVunä-
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VVunäwenäen, bsb aen llui) Aesunci unct rnoeken unä siebent §eAen LnksitunAen, wie sie bsutiA ciuneb
vei tlsnci-, - k»II^-»I- eintsebstss un6 diiii§stes
unct ^ebseiscbvveib ist "vl III ^ULZ^Sl ivbttel von unennembten Wm-
kunZ unct sbsoiuten Unscbsciiiebkeit unentdebniieb.
In OntAinsi-Lineuciosen in -Vpotbeken unb DnoAsnien enbsltliek.
 
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