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Das Buch für Alle

Deft 8

1ZO

durchiühren rönnen. In Ursberg arbeiten nur wenige Gewerbe für Kun-
den aus Bestellung und nur so weit, daß kein umliegendes Gewerbe dadurch
geschädigt wird.
Wieviel Elend in der Welt ist, beweist die Zahl der Aufnahmegesuche.
Von 1912 bis 1920 liefen 14 818 Gesuche ein, die nur in 2043 Fällen be-
willigt werden konnten. Wegen Platzmangel mutzten 12 775 der Unglück-
lichen abgewiejen werden. Da man seit dem Kriege in Ursberg nicht mehr
bauen konnte, kann nur dann ein neuer Pflegling ausgenommen werden,
wenn zuvor ein anderer gestorben oder ausgetreten ist. Sollen diese segens-
reichen Anstalten sich weiter vergrößern könnm, darf die private Wohltätig-
keit nicht ruhen. Liebeswerke zu tun, adelt die Menschheit. Und was be-
M a nnig
Das neueste Verkehrsriesenslugzeug der Zeppelinwerke in Staaken. —
Es ist allgemein bekannt, welche Erfolge während der Kriegsjahre im Bau
der Riesenflugzeuge zu verzeichnen waren. Ohne Überhebung und Ruhm-
redigkeit darf behauptet werden, datz Technik und Industrie im gesamten

deuten Geldgaben, verglichen mit dem Berus der Schwestern m Ursberg,
der den ganzen Menschen fordert, ständige Entsagung, unendliche Geduld,
Hingabe und hochgestimmten Opfersinn. Mit Recht ionnte man sagen:
Solche Opfer zeitigt nicht das Weltleben und weltlich gestimmter Geist-
Nur Nächstenliebe und Barmhrr'igkeit vermag zu solcher Selbstentäutzerung
zu führen, sich dem Dienst der leidenden Menschheit zu widmen. Das
Lebenswerk Ringeisens, der am 4. Mai 1904 starb, ruht in guten Händen.
Es wird und mutz noch weiter ausgebaut werden in einer Welt, die es
nötiger als je hat, nicht nur soziale Forderungen aufzustellen, sondern auch
sozial Zu handeln. Wie Professor W. Kähler schrieb, ist es „am schwersten
und am nötigsten im sozialen Staat, sozial zu arbeiten".
faltiges
Aussicht bietender Raum für Passagiere vorhanden sein, der Schutz gegen
Belästigungen durch das Motorengeräusch und möglichst gegen Verlegungen
bei etwaigen unglücklichen Landungen oder anderen Unfällen bietet."
Alle diese Bedingungen sind in dem Verkehrsriesenflugzeug erfüllt.

DaS neueste Verkehrsflugzeug, ter io^o ^8-Rle>en.indeckec der A.ppeünwerke in Staaken.


Ausland nicht imstande gewesen sind, unseren Erzeugnissen Gleichwertiges
an die Seite zu stellen. Dann kam das Ende des Völkerringens und die
Zeit, der wir den sogenannten Friedensvertrag verdanken. Die unsere
Luftschiffahrt betreffenden Punkte dieser Bestimmungen sind bekannt und
ebenso die unverhüllte Abllcht, die von uns auf diesem Gebiete erreichten
Leistungen zu unterbinden und niederzuhalten. Nachdem die Luftschiffe
der Zeppelinwerke abgeliefert und die Luftschiffhallen vernichtet werden
mutzten, begann man bei uns damit, neue, dem Verkehr im Frieden die-
nende Luftschiffe zur Personenbeförderung zu bauen. So ist in Staaken
ein 1000-L8-Verkehrsflugzeug geschaffen worden, das nach Konstruktion
und technischer Durchführung auch auf diesem Gebiete als bahnbrechende
Leistung anzusehen ist. Wir entnehmen die Beschreibung dieses Verkehrs-
riesenflugzeuges dem Band 42 des im Verlage Union Deutsche
Verlagsgesellschaft in Stuttgart erschienenen „Univer-
s u m". „Wenn die Riesenflugzeuge als geeignet für die Per onenbeförde-
rung angesehen werden wollen, müssen sie eine Reihe von Bedingungen
erfüllen. Einmal müssen sie betriebsicher sein. Brände, Reitzen von Kabeln,
Brechen von Holmen, Festklemmen von Steuerdrühten und ähnliche Ur-
sachen zum Absturz müssen vollständig ausgeschlossen sein. Für den Antrieb
müssen mehrere Motoren und Luftschrauben vorgesehen und so angeordnet
sein, datz das Flugzeug beim Ausfall eines oder sogar zweier von ihnen
doch noch sein Ziel erreichen kann. Dann mutz ein sicherer, bequemer uud

Unter dem Flügelpaar, das eine Gesamtspannweite von 31 Meter hat,
stehen auf unserer Abbildung hundertfünfzig Personen. „Als Bau'toff ist
fast ausschliesslich Duraluminium, eine Legierung von Aluminium, Kupfer,
Mangan und Magnesium, verwendet, die sich durch große Leichtigkeit,
hohe Bruchfestigkeit und Widerstandsfähigkeit gegenüber atmosphärischen
Einflüssen auszeichnet. Auch die Außenhülle der Flügel besteht aus Dur-
aluminiumblech, nicht aus der sonst dafür verwendeten Leinwand. Das
Fahrzeug kann deshalb beliebig lange im Freien Wind und Wetter aus-
gesetzt werden, ohne daß die Flügel oder andere Teile sich verziehen
oder an Festigkeit verlieren. ... Aus Gründen der Betriebsicherheit
sind die Motoren vollständig von dem die Reisenden aufnehmenden
Mittelrumpf getrennt. Die vier Maybachmotoren von je 260 Pferdestärken
sind am Vorderrande der Flügel eingebaut und treiben jeder seinen Pro-
peller unmittelbar an. Sie sind gegenläufig, das heißt, das eine Paar dreht
sich links, das andere reckrts herum, damit kein Drehmoment auf das Flug-
zeug ausgeübt wird. Du Motoren können während des Fluges von Maschi-
nisten gewartet werden. Damit nicht für jeden von ihnen ein besonderer
Mann nötig wird, ist hinter ihnen innerhalb des Flügels, der die dazu nötige
Stärke hat, ein Betriebsgang angeordnet, in dem die Maschinisten sich vom
Rumpf zu den Motoren begeben können. So können kleinere Reparaturen
während des Fluges vorgenommen werden. ... Der Betriebstoff reicht
für eine Fahrt von fünfeinhalb Stunden. Da das Flugzeug eine Geschwirr-
 
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