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Das Buch für Alle
Heft 27
Ein landwirtschaftliches Erziehungsheim
Von Anton Mack / Mit zwei Bildern
^ört man von Jugendlichen, die in einer Anstalt untergebracht werden,
^)so ist man geneigt, von der Zukunft solcher Menschen nichts Gntes zu
erwarten.Allerdings
siud solche Einrich¬
tungen nicht immer
so beschaffen ge¬
wesen, daß man von
den Zöglingen Be¬
sonderes erwarten
durfte. Es lag also
weniger an der „Ver¬
derbtheit" der zur
Fürsorgeerziehung
bestimmten hingen
Leute, als an der
Einrichtung und dem
Geist, in dem solche
Institute geleitet
wurden. Hier muß-
ten erst Erfahrungen
gesammelt werden,
wenn bessere Ergeb¬
nisse gezeitigt wer-
den sollten. Die Jugendlichen bedürfen zu ihrer körperlichen und moralischen
Entwicklung einer Stätte, in der sie sich wohl fühlen, den Wert ernster
Arbeit und verständiger Lebensführung kennen lernen. Ein solches Heim
hat die Stadt Berlin in den Kriegsjahren 1914 bis 1917 erbant: die land-
wirtschaftliche Erziehungsanstalt Struveshof bei Großbeeren, die von Direk-
tor Nake geleitet wird. Hundertzwanzig Zöglinge im Alter von vierzehn bis
achtzehn Jahren, die meist zu einem Handwerk weder Befähigung noch Nei-
strebt, die Zöglinge dauernd für das Landleben zu gewinnen, sie auf städti-
schen Gütern als Gutsarbeiter zu beschäftigen oder durch die Stadt Berlin
in Landsiedlungen mit kleiner Land-und Viehwirtschaft seschaft zu machen.
Eine Hauptgruppe wohnt in zwei freundlichen Häusern „am Pappelweg",
ein anderer Teil in drei im „Fichtenhain" gelegenen Landhäusern. Die
Sorgenkinder von Struveshof sind abseits vom Dorfgetriebe in einem Haus,
dem „Birkenhof",
untergebracht, den
sie allein bewohnen.
Alle wachsen in
freundlicher Umge-
bung in angemesse-
ner Tätigkeit auf,
es fehlt ihnen aber
auch nicht an Ab-
wechslung. So hat
sich ein „Sportklub
Struveshof" gebil-
det; Turnen, Leicht-
athletik, Schwimmen
und Fußball wird
unter Leitung eines
Sportlehrers betrie-
ben. Hier ist nicht die
Stelle, die erzieheri-
schen Methoden klar-
zulegen, die in ihren
Erundzügen auf Vertrauen beruht. Zwang und Strafen werden vermieden
und an das Ehrgefühl der Zöglinge appelliert. Die Eltern der Zöglinge kön-
nen ihre Kinder besuchen und sind zu allen kleinen Festlichkeiten der Anstalt
willkommene Gäste. Die Erzieher sind Männer aus bürgerlicher! Berufen,
meist Landwirte, die zuvor praktisch und theoretisch ausgebildet worden sind.
In der Regel wird ein Zögling nach einjährigem Aufenthalt in eine aus-
wärtige Stelle zu einem Landwirt gegeben. Er bleibt bis zum einundzwan-
Bei der Feldarbeit. Rechts eines der drei zur Anstalt gehörenden Häuser. -
gung zeigen, erhalten gründliche
Ausbildung in der Land- und Vieh-
wirtschaft. Die Bewirtschaftung
der vierhundertzwanzig Morgen
großen Ackerfläche wird nur von
den jungen Leuten besorgt. Sie
führen ihre Pferde- nnd Ochsen-
gespanne und lernen alle land-
wirtschaftlichen Maschinen hand-
haben, die zum Säen und Ernten
nötig sind. Ein Teil der jungen
Leute wird im Stall bei den Kühen
als Schweizer beschäftigt. Andere
erlernen in einer kleinen Molkerei
die Zubereitung von Butter und
Käse, wieder andere werden in
der Pflege von Hühnern, Enten
und Gänsen unterwiesen. Um eine
gründliche Ausbildung in allen
Teilen der Land- und Viehwirt-
schaft zu erzielen, werden die Zög-
linge der einzelnen Betriebe nach
bestimmter Zeit ausgewechselt. Als
Ziel dieser Tätigkeit wird ange-
Mchothek.
Erholung nach getaner Arbeit.
zigsten Jahre unter Aufsicht der
Anstalt, kann jedoch bei weiterer
günstiger Entwicklung vor dieser
Zeit zu den Eltern zurückkehren.
Die allgemeine Ansicht, daß an
jungen Menschen, die in Fürsorge-
erziehung gegeben werden müssen,
„Hopfen und Malz verloren sei",
wird durch die Erfahrungen in
Struveshof nicht bestätigt. Alle
Gefährdeten zu retten, dürfte der
besten Jugendpflege nicht möglich
sein, so wenig ein Arzt alle Kranken
heilen kann. Es genügt, wenn be-
hauptet werden darf, daß bisher
etwa siebzig von hundert aller der
Fürsorgeerziehung zugewiesenen
Zöglinge tüchtige Menschen gewor-
den sind. Die Einrichtung der Ber-
liner Anstalt sollte überall dort
Nachahmung finden, wo die Not
es erfordert, auf Abwege geratene
Jugendliche in vernünftiger Weise
dem Leben wieder zuzuführen.
Legen ksuekts küsse
bietet cüs rexsinUiLixs /tnwenäunrr -iss V-rs6noi-8rrnitLt8-?u-isrs (Linxnnlsrn in äis 8trüinpks) siu sioksr ^virksn-iss Uii- 0
Vsssns! rsnttsts pucisi'
lUUt -iiö U-rut trooksn.vsioii nn-i gesell IN sitiix;, dsssitiAt LlIöUUüNAensInnsnUrintLUS-innstnllASn nnä vsr-
binäsrt ^uvsrlLsgiF XVnnässin, zVnnäIo,uksn. Ourok tLAlickes ^bpuciern dsr kkiüs un-I Linpuäsrn in -lis
8triiinpt's ^veräsn knü unä 8truini>t' trocken Asks-Itsn unä 80 äis llrs-rckeu visier kkkältnnASN beseitigt.
UsiUauL-^uü-unä "Et- LurLiu-isr-
.^clisslsckivsiü ist V88811O1OIO1 III u UH 8 I bsliriick. unä 8-rNH-
linxspüsFS siniüslilsn lausende von T/2» Ld »A Iunci O
^.errdsn Lis bestes LinstrsuinittsI M « N TA II UH I Xinrior- » UH TZ I »
Vsssnol-Wsrtc« Xijpp, I-siprig-l-i.
Das Buch für Alle
Heft 27
Ein landwirtschaftliches Erziehungsheim
Von Anton Mack / Mit zwei Bildern
^ört man von Jugendlichen, die in einer Anstalt untergebracht werden,
^)so ist man geneigt, von der Zukunft solcher Menschen nichts Gntes zu
erwarten.Allerdings
siud solche Einrich¬
tungen nicht immer
so beschaffen ge¬
wesen, daß man von
den Zöglingen Be¬
sonderes erwarten
durfte. Es lag also
weniger an der „Ver¬
derbtheit" der zur
Fürsorgeerziehung
bestimmten hingen
Leute, als an der
Einrichtung und dem
Geist, in dem solche
Institute geleitet
wurden. Hier muß-
ten erst Erfahrungen
gesammelt werden,
wenn bessere Ergeb¬
nisse gezeitigt wer-
den sollten. Die Jugendlichen bedürfen zu ihrer körperlichen und moralischen
Entwicklung einer Stätte, in der sie sich wohl fühlen, den Wert ernster
Arbeit und verständiger Lebensführung kennen lernen. Ein solches Heim
hat die Stadt Berlin in den Kriegsjahren 1914 bis 1917 erbant: die land-
wirtschaftliche Erziehungsanstalt Struveshof bei Großbeeren, die von Direk-
tor Nake geleitet wird. Hundertzwanzig Zöglinge im Alter von vierzehn bis
achtzehn Jahren, die meist zu einem Handwerk weder Befähigung noch Nei-
strebt, die Zöglinge dauernd für das Landleben zu gewinnen, sie auf städti-
schen Gütern als Gutsarbeiter zu beschäftigen oder durch die Stadt Berlin
in Landsiedlungen mit kleiner Land-und Viehwirtschaft seschaft zu machen.
Eine Hauptgruppe wohnt in zwei freundlichen Häusern „am Pappelweg",
ein anderer Teil in drei im „Fichtenhain" gelegenen Landhäusern. Die
Sorgenkinder von Struveshof sind abseits vom Dorfgetriebe in einem Haus,
dem „Birkenhof",
untergebracht, den
sie allein bewohnen.
Alle wachsen in
freundlicher Umge-
bung in angemesse-
ner Tätigkeit auf,
es fehlt ihnen aber
auch nicht an Ab-
wechslung. So hat
sich ein „Sportklub
Struveshof" gebil-
det; Turnen, Leicht-
athletik, Schwimmen
und Fußball wird
unter Leitung eines
Sportlehrers betrie-
ben. Hier ist nicht die
Stelle, die erzieheri-
schen Methoden klar-
zulegen, die in ihren
Erundzügen auf Vertrauen beruht. Zwang und Strafen werden vermieden
und an das Ehrgefühl der Zöglinge appelliert. Die Eltern der Zöglinge kön-
nen ihre Kinder besuchen und sind zu allen kleinen Festlichkeiten der Anstalt
willkommene Gäste. Die Erzieher sind Männer aus bürgerlicher! Berufen,
meist Landwirte, die zuvor praktisch und theoretisch ausgebildet worden sind.
In der Regel wird ein Zögling nach einjährigem Aufenthalt in eine aus-
wärtige Stelle zu einem Landwirt gegeben. Er bleibt bis zum einundzwan-
Bei der Feldarbeit. Rechts eines der drei zur Anstalt gehörenden Häuser. -
gung zeigen, erhalten gründliche
Ausbildung in der Land- und Vieh-
wirtschaft. Die Bewirtschaftung
der vierhundertzwanzig Morgen
großen Ackerfläche wird nur von
den jungen Leuten besorgt. Sie
führen ihre Pferde- nnd Ochsen-
gespanne und lernen alle land-
wirtschaftlichen Maschinen hand-
haben, die zum Säen und Ernten
nötig sind. Ein Teil der jungen
Leute wird im Stall bei den Kühen
als Schweizer beschäftigt. Andere
erlernen in einer kleinen Molkerei
die Zubereitung von Butter und
Käse, wieder andere werden in
der Pflege von Hühnern, Enten
und Gänsen unterwiesen. Um eine
gründliche Ausbildung in allen
Teilen der Land- und Viehwirt-
schaft zu erzielen, werden die Zög-
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Ziel dieser Tätigkeit wird ange-
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Die allgemeine Ansicht, daß an
jungen Menschen, die in Fürsorge-
erziehung gegeben werden müssen,
„Hopfen und Malz verloren sei",
wird durch die Erfahrungen in
Struveshof nicht bestätigt. Alle
Gefährdeten zu retten, dürfte der
besten Jugendpflege nicht möglich
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heilen kann. Es genügt, wenn be-
hauptet werden darf, daß bisher
etwa siebzig von hundert aller der
Fürsorgeerziehung zugewiesenen
Zöglinge tüchtige Menschen gewor-
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Nachahmung finden, wo die Not
es erfordert, auf Abwege geratene
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dem Leben wieder zuzuführen.
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