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Perlentaucher im Perſiſchen Meerbuſen







Arabische Perlenhändler und Kaufleute in Menama

Zu dem Seebeben und der Wirbelſturmkataſtrophe im Perſiſchen Meerbusen, dem tausend Perlenfiſcher mit ihren Taucherſchiffen zum Opfer fielen

Bei den Perlenſiſchern Arabiens / Bon Alfred Heynicke

Vr! Persſiſchen Meerbuſen kam die Nachricht, daß dort ein Zyklon
gewütet habe, der von einem Seebeben und einer Flutwelle beglei-
tet war und dem tauſend Menſchenleben zum Opfer fielen. Die Flotte der
arabiſchen Perlenfiſcher ging bis auf einen kleinen Reſt unter. Diese ersſchüt-
ternde Kunde weckte in mir die Erinnerung an eine Zeit, die ich inmitten
der Perlenfiſcher verbrachte.

Auf der Reede und am Strand von Menama, dem Haupthafen des
Bahrein-Archipels, ging es lebhaft zu. Die Tauchzeit der Perlenfiſcher
ſollte ihren Anfang nehmen. Eine ſtattliche Anzahl Küſtenfahrer, jene ma-
leriſchen arabiſchen „Bagaras “", deren Bauart ſeit Sindbads Zeiten Jich nicht

geändert hat, bereiteten
ſich vor, in See zu ſtechen.
Duntelbraune, sehnige
Gestalten im weißen Len-
dentuch und roten Fes ho-
ben die Anker aus dem
Grund. Arabiſche Lieder,
tiefe, rauhe Kehltöne, be-
gleitet vom Stampfennack-
ter Füße und dem Klatschen
vieler Hände, ſchallten her-
über zum Strand. In höch-
ſtenFiſteltönensangenhalb-
wüchſige Schiffsjungen je-
de einzelne Strophe dieſer
Arbeitslieder vor.
AmUfer entlang ſtanden
inerregten Gruppendie zu-
rückbleibenden Männer, rei-
che Kaufleute, Baſarhänd-
ler, Fiſcher und Kaffeesie-

Ene

S randbefindlichen Häuser
warendicht mit Frauenund

Mädchen besetzt. Verhilnt.

bis zu den Augen in ihre
grellbunten, weiten Um-
hänge, tönte in kurzen Zwi-
ſchenräumen ihr durchdrin-
gendesFreudengeschreihin-

aus über den Hafen. Es

war jenes ſchrille, langan-
haltende Trillern, das der,
der es einmal im Orient

5. 1926

Die Stadt feierte ein Freudenfeſlt.

gehört hat, so le cht nicht wieder vergessen wird. Durch die engen Gassen
liefen halbnackte, behende Jungen und ſchlugen wie besessen das Tamtam.

Taue knirſchten, Blöcke knarrten, überall wurden die mächtigen Segel
gehißt. Gleich einer Schar Schwäne zogen die rotbewimpelten Boote

hinaus ihrem Ziele zu, nach den zwiſchen El Bahrein und Ras Rekkan

(Kap Rekkan) liegenden Auſternbänken.









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Cin grofes Taucherſchiff auf der Fahrt zu den Perlenbänken im Perſiſchen Golf. Der
größte Teil der Perlentaucherflotte wurde durch Wirbelsturm und Seebeben vernichtet



Von Nachota Ibrahim, einem der reichſten Booteigner, eingeladen,
erhielt ich auf ſeiner Bagara den Ehrensſitz. Im hohen Heck auf einem
farbenprächtigen Teppich unter dem luftigen Sonnenſegel, bei arabiſchem

Kaffee und der ſtändig krei-

ſenden Wasserpfeife wer

unſer Geſsprächſtoff natür-
lich die Perle. Wie aber-
gläubiſch sind doch diese
braunen Söhne der sandi-
gen Wüſte! Nicht ein ein-
ziger von denvierzigtauſend
Tauchern glaubt, daß die
Perle durch das Eindringen
eines Fremdkörpers in die
Muſchel entſteht. O nein,
feſt glauben sie den Über-
lie erungen ihrer arabi chen
Dichter: Jedes Jahr, wenn
heftige Regengüſsse auf die
ſalzigen Fluten der Perlen-
bänke niederprasseln, dann
ſchwimmen die Auſtern an
die Oberfläche, öffnen ihre
Schalen, um einen der s ü-
ßen Tropfen aufzufangen,
und je größer dieser iſt, um
ſo größer, ſchöner und wert-
voller wird die in der Auster

geborene NRerle.

Ungefähr fünf- bis sechs-
tauſend Bagaras ziehen
jährlich aus zum Fang. Der
Durchſchnittsertrag beträgt
ungefähr zwanzig Millio-
nen Markt, aber es gibt auch
Jahre, wo die Ausbeute be-
deutend geringer iſt. Viel


 
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