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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 61.1929

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Heft 7
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https://doi.org/10.11588/diglit.52835#0188
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Vei den Menschen der Urzeit
Von Heinz l^arl Heiland


Bärenjchädel, zur Änderung von den Ainos auf Pfähle ausgesteckt.

ewige schöpferische Allmutter Natur scheint die Weiterentwicklung
einer Menschengruppe versäumt zu haben, die scheinbar einer früheren
Schöpfungsperiode angehört, es sind dies die Ainos — die Haarigen. Dies
Volt, das heute nur noch etwa achtzehntausend Köpfe zählt, stammt seiner
Überlieferung nach aus einer Kreuzung zwischen Mensch und Tier, daher
auch der Name Aino-to, was dasselbe bedeutet. Diese Ai,ros oder Ainu sind
die Ureinwohner der Insel-
gruppe, die wir unter dem Na-
men Japan kennen, und eins
der seltsamsten Glieder des weit-
verzweigten Menschengeschlechts,
ein Glied, das der grauen Vor-
zeit, der Zeit des vorgeschicht-
lichen, des Neandertalmenschen,
anzugehören scheint. Viele der
reinblütigen Ainos, deren Blut
noch nicht mit dem ihrer Nach-
barn, der Japaner, vermischt ist,
sind heutigenTags noch von einem
Haarwald bedeckt. Von einem
Haarwald, der so dicht ist, daß
der Aino auf der Jagd vollkom-
men ohne Kleidung zu gehen
pflegt. Die durch diesen Haar-
wuchs hervorgerufene Ähnlichkeit
mit Tieren ist oft unglaublich,
am meisten bei alt m Männern,
die ein abschreckendes, tierähn-
liches Aussehen haben. Die Wis-
senschaftler finden noch andere
seltsame Eigentümlichkeiten, so
zum Beispiel die, das; gewisse
Knochen der Beine und Arme
abgeplattet sind, eine Eigenart,
die sich nur an den Überbleibseln
der Höhlenmenschen Europas
findet.
Die Ainos sind ein harmloses,
gutmütiges Volk, das trotz seiner
großen Tapferkeit in fast tausend-

jährigen Kämpfen von den aus dem Südwesten vordringenden Japanern
ebenso planmäßig ausgerottet wurde, wie die Indianer Nordamerikas durch
die emdrmgenden Europäer. Wieviel Blutvergiehen und wieviel Emu-
samrelten mnschliebt wvhl die Geschichte jener tausend Jahre! Noch heick
Nnden nch in Nordjapan ungezählte gewaltige Grabhügel, unter denen sich
m Haufen bunt übereinander geworfene Skelette der unglücklichen Urein-
wohner befinden, die von den
Japanern in blutigen Kämpfen
niedergemacht wurden.
Jene endlosen Kämpfe sind
ein Beweis dafür, daß der Geist,
der Verstand über die rohe Kör-
perkraft siegt. Ebenso rviesichder
Mensch in altersgrauen Zeiten
zum Herrn des Mammutsund
des Höhlenbären und später der
Büffels und des Elefanten
machte, so unterwarfen die Völ-
ker, deren Gehirn besser entwickelt
war, ihre weniger glücklichen Art-
genossen. Zwar hat der Aino
einen ziemlich großen Schädel,
folglich auch eine zum mindesten
normal große Gehirnmasse, aber
sein Gehirn, das sich in der Ju-
gend ganz regelrecht und schnell
ausbildet, macht plötzlich in der
Entwicklung Halt, derAino bleibt
auch im Alter mehr oder weniger
ein Kind. Diese kindliche Gut-
mütigkeit bewirkt es, daß er jeden
Fremden, besonders einen Frem-
den mit starkem Schnurr- oder
gar Vollbart, außerordentlich
freundlich aufnimmt und beM
ist, ihm jeden Dienst zu erweisen-
Eine andere Eigentümlichkeit des
Ainoblutes ist die, daß die Nach-
kommen von Ainos undIapaner^
in der zweiten oder dritten Ge-


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