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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 61.1929

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Heft 8
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https://doi.org/10.11588/diglit.52835#0215
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Heft 8 Das Buck
Menschenklima" schaffen, in denen der Tagesdurchschnitt unter das Er-
trägliche sinkt.
Diese Antwort ist nicht allein interessant, sondern auch bedeutsam in
einer anderen Hinsicht. Von jeher wurde das Denken von der Streitfrage
aefesselt, wo die eigentliche Urheimat des Menschengeschlechtes zu suchen
sei und man hat gerade in neuerer Zeit mit großer Bestimmtheit behauptet,
daß der Mensch nur ein Geschöpf des Nordens sein könne.
Dem widerspricht der obige Gedankengang und das ihm zugrunde
liegende Erleben vollständig. Der Mensch könnte unmöglich ein so hohes
Wärmebedürfnis besitzen, wenn er wirklich zwischen Spitzbergen und
Schweden entstanden wäre, wie die Anhänger seiner polaren Urheimat
behaupten; er hätte dann die Anpassungen und das Naturell eines Eis-

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baren oder einer Nobbe, nicht aber die zarte, leicht schaudernde Haut seines
Geschlechts und die stete natürliche Sehnsucht nach Süden, Sonne und
einer ihm verloren gegangenen Heimat, die als Paradies in der Erinne-
rung aller Völker hängt. Wer weiß, ob einmal diese Sehnsucht nicht so
übermächtig wird, daß sie gleichsam wie eine „große Vernunft des Leibes"
den dagegen protestierenden kleinen bewußten Verstand überredet und die
Menschheit Europas neuerdings den Weg nach Süden zurückfindet. In
den fruchtbaren, bewässerten und gesunden Teilen der subtropischen Länder
hätten reichlich tausend Millionen Menschen Lebensraum, während heute
auf ihnen noch keine hundert Millionen Glücklicher leben, die auf die
Frage, warum wir Heizen müssen, nur die verwunderte Antwort haben:
Wir haben niemals Heizen müssen, denn unser Winter ist wie euer Mai.

r.



Oer neue Stern.
Nach einer Lithographie von Karl Bertsch.
fBavariaverlag, München-Gauting.)
Mit feiner Satire behandelt der Künstler die
Sucht der Menschen, alles zu entdecken und zn
ergründen, mag es ein Bazillus oder ein fernes
kleines Nebelgebilde im Weltenall sein. Die
Mißgunst feiert hierbei dieselben Triumphe
wie der Forschungsdrang, denn bei den Ent-
deckungen will feder der erste sein, ohne Rück-
sicht auf den Nebenmenschen. Und doch wird
trotz allen Mühens und Forschens niemals die
letzte Hülle aller Dinge fallen.

Von Dn.


MM

Aeit und Raum sind zwei Dinge, die
Dunser Dasein beherrschen und die für
die Entwicklung unserer Kultur maß-
gebend sind: Dem Bestreben, ihre Fes-
seln zu überwinden, verdanken die Ver-
kehrsmittel, die uns mit immer größerer
Geschwindigkeit, Regelmäßigkeit und Zu-
verlässigkeit von einem Ort zum anderen
tragen, ihr Entstehen und ihre ständige
Vervollkommnung. Die Telegraphie trägt
Nachrichten mit Blitzeseile von einem
Ende der Welt zum anderen, der Fern-
sprecher gestattet über beliebige Strecken
klare mündliche Verständigung, und
neuerdings werden auch bildliche Dar-
stellungen, Handschriften und so weiter
auf ähnliche Weise in die Ferne gesendet.
Der Rundfunk aber macht musikalische
und rednerische Darbietungen zum Ge-
meingut der Menschheit und verbindet
in früher ungeahntem Umfange Land
mit Land und Volk mit Volk.
Auf der letzten Berliner Funkausstel-
lung sind ferner die ersten, schon recht
beachtlichen Anfänge des elektrischen
Fernsehens vorgeführt worden, das dem
Auge dasselbe bieten soll, was Fern-
sprecher und Rundfunk für das Ohr be-
deuten, nämlich eine räumlich unbe-
schränkte Übermittlung bewegter Bilder
und lebender Szenen.
In erster Reihe erscheint nun die volks-
tümlichste Form schauspielerischer Dar-
stellung, das Kino, dazu berufen, aus der
jüngsten Entwicklung des Nachrichten-
wesens Nutzen zu ziehen. Wie es aber
möglich wird, auch Filmvorführungen
unmittelbar in die Ferne zu tragen und
 
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