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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 61.1929

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Heft 13
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https://doi.org/10.11588/diglit.52835#0343
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rpiten bei schwerer Arbeit, innerer Erregung erhöht sich die Bluttemperatur
um 2 bis 3 Grad; auch am Abend ist sie im allgemeinen höher als in den
trüben Morgenstunden nach vorangegangenem längerem Schlaf.
' ^um Schluß wollen wir nun noch die Körperlänge und das Körper-
gewicht des Menschen betrachten. Der militärische Mann der Vorkriegs-
zeit wog durchschnittlich etwa 65 Kilogramm und hatte eine Körperlänge
von 166 Zentimeter. Die gleichen Zahlen für eine gesunde Frau lauten
51 Kilogramm und 155 Zentimeter. Betrachten wir uns einmal diese
Wahlen näher, ohne dabei jedoch die Bezeichnungen Kilogramm oder Zenti-
meter zu berücksichtigen, dann wird uns eine gewisse Ähnlichkeit nicht
entaehen: 166 — 65; 155 — 51. Und das ist in der Tat kein Zufall, denn
nach der Theorie eines Wissenschaftlers erhält man das ungefähre Kilo-
grammaewicht eines Menschen, wenn man von seiner Körperlänge in
Zentimetern 100 abzieht. Bei unsern Beispielen also: 166 —100 -- 66 Kilo-
gramm; 155 —100 -- 55 Kilogramm. Genau stimmt das, wie wir sehen,
nicht aber in einiger Annäherung läßt sich das Gewicht für gesunde,

für Alle 19
normal gebaute Menschen doch auf diese Art ermitteln. Wenn wir daher
im folgenden die Körpergrößen einiger berühmter Männer*aufführen,
dann kann der Leser durch Abziehen von 100, das heißt in der Mehrzahl
der Fälle durch Fortlassen der ersten Ziffer (also der „1"), sofort auch das
ungefähre Kilogrammgewicht dieser Geistesheroen herausfinden: Moltke
und Mirabeau 202 Zentimeter, Bismarck 188 Zentimeter, Humboldt und
Lessing 186 Zentimeter, Schopenhauer und Darwin 183 Zentimeter,
Chopin und Dante 175 Zentimeter, Goethe 174 Zentimeter, Luther,
Heine, Voltaire und Spinoza 170 Zentimeter, Beethoven 163 Zentimeter,
Mozart und Napoleon der Erste 157 Zentimeter, Kant 153 Zentimeter,
Menzel und Mendelssohn 140 Zentimeter.
So ließe sich nun noch vieles über den menschlichen Organismus sagen,
denn vieles hat die Wissenschaft schon berechnet, gemessen und erforscht.
So manche Rätsel sind aber noch geblieben; vielleicht werden auch sie
eines Tages gelöst sein, vielleicht aber wird sich die Natur nicht des letzten
Schleiers berauben lassen! ... Wer weiß es?


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Illustriert von Werner Chomton

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/-^as ist das Gesetz der Südsee.
A/Es heißt Tabu. Von ihm will ich erzählen.
Svensson, der Schwede, ist ein sehr reicher Mann. Er besitzt,
wenn man es genau besieht, eigentlich die ganze Insel, die er
vor acht Jahren betrat. Diese Insel liegt freilich außer aller
Zivilisation, zwischen den Salomoninseln und den Neuen
Hebriden. Zwei andere hat er für Rinderzucht gemietet. Eine
vierte, ein Vogelriff, liefert ihm Guano. Svensson ist ein kluger
Mann. Er weiß, daß man als einziger Weißer den kürzeren
zieht, wenn man sich feindlich gegen die Kanaken stellt. Die sind
ein wildes Volk, und wenn er sie noch bei keiner Kannibalen-
mahlzeit ertappt hat, so liegt das nur daran, daß er sich grund-
sätzlich um solche Dinge nicht kümmert. Mögen sie unterein-
ander tun, was sie wollen, wenn sie nur ihn in Ruhe lassen.
Und dann, er braucht Arbeitskräfte. Verfeindet er sich mit den
Farbigen, so laufen ihm als erstes seine Pflanzungsarbeiter da-
von. Er hat Kaffee gepflanzt, Kokos, Kakao. Er braucht Hände.
Also hat er mit Geschick aus den zwei Häuptlingen, die mit
ihren Stämmen außer ihm die Insel bewohnen und mit denen
er eine durch Schnaps und Tabak unterstützte Freundschaft
hält, die Grenzen und Tabus ihrer Ländereien herausgefragt.
Er hat sich eine Karte angelegt und hütet sich, einen der „hei-
ligen Orte" zu berühren. Das verschafft ihm Vertrauen und
Sicherheit. Die Kanaken arbeiten so lächerlich billig für ihn.
Soll er sich das verderben?
Acht Jahre sitzt Svensson auf seiner Insel. Er ist sehr einsam.
Ein paarmal hat er Weiße gesehen, die Malefizgesichter jener
Händler, die ihm seine Erzeugnisse abkaufen. Das Fieber hat
ihn ein halbdutzendmal fast ums Leben gebracht. Giftige Fische
hat er gegessen. Die Glut der feuchtheißen Tropentage hat ihm
das Hirn zu Brei gekocht. Einmal hat er Maniok schlecht ausge-
preßt, so daß er noch voll Blausäure war; dadurch ist er sehr
krank davon geworden. Die schlimmste Krankheit ist und bleibt
das Alleinsein.
Sonst hat er gelernt, wie man hier leben muß. Er schaut
seit Jahren nicht mehr in den Spiegel. Er hat einen langen
Bart. Der ist grau über lederfahlem Antlitz. Zählte er seine
Jahre nach, so käme heraus, daß er kaum fünfunddreißig ist.
Svensson hat einen Bruder. Ganz sicher ist er weder so be-
gabt noch so tüchtig noch überhaupt so liebenswert, wie es
dem einsamen Mann in der Südsee vorkommt, denn dann wäre
er kein Mensch, sondern ein Engel. Aber er mag schon allerlei
gute Eigenschaften haben und ein braver Bursche sein. Sicher
ist, daß jedes der seltenen Schiffe Briefe von ihm mitbringt
und daß auch der Händler selten ohne einen kommt, der schmutzig
und schmierig ist von den ölfeuchten und schweißigen Fingern
selten gewaschener Hände.
Heute erwartet der Farmer wieder einen.
Als das kleine, erbärmliche Dampferchen in seiner Bucht
anlegt — die Hoffnungsbucht hat sie Svensson genannt —, ist
die erste Frage nach dem Brief. Der Händler kramt ihn aus.
Evensson, hungrig nach der Zuneigung und Treue des einzigen
 
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