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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 61.1929

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Heft 25
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2o Das Buch für Alle Heft 2Z

Wie erhalten wir unsere Gesundheit?

^luch die füße verlangen ihr riecht!
Ein Vertrag zur richtigen Vehandlung und Pflege der füfle
Von Alwin vrefller
ie Unrast des Erwerbslebens läßt so manchen, der an seinem Körper
Anzeichen eines beginnenden Leidens bemerkt, nicht zu dem Ent-
schlüsse kommen, beizeiten für Abhilfe zu sorgen. Da tröstet man sich damit,
daß das Übel noch nicht so weit vorgeschritten sei und sich wahrscheinlich
von selbst beheben werde. Auch läßt man sich wohl durch die Furcht, es
könnte die Behandlung eine Unterbrechung der Berufstätigkeit oder einen
Verzicht auf die liebgewordenen Gewohnheiten erfordern, davon abhalten,
sich über die Natur des Leidens zu unterrichten.
Der Fuß spielt in unserm Leben eine überaus wichtige Rolle, und doch
behandeln wir ihn so schlecht, daß wir uns nicht darüber wundern dür-
fen, wenn er sich schließlich rächt und seine Dienste versagt. Die Ursache für
die landesübliche Mißhandlung des Fußes ist zum Teil in den verfehlten
Schönheitsbegriffen zu suchen: in Schönheitsbegriffen und Modetorheiten,
die es nicht mehr zulassen, daß der Schuh den Füßen angepaßt werde,
sondern verlangen, daß sich der Fuß in irgend ein als Schuh bezeichnetes
Phantasiegebilde gewaltsam hineinzwängen lasse. Wie der Fuß unter der
ihn umgebenden Hülle aussieht, ob wohlgestaltet oder verkrüppelt, gepflegt
oder ungepflegt, entzieht sich dem Blick der Mitmenschen,- daher wohl auch
die weitverbreitete Vernachlässigung des Fußes im Vergleich zu andern
Körperteilen, die unverhüllt sichtbar sind, wie zum Beispiel die Hände.
Für die Fußbekleidung muß als oberster Grundsatz gelten: Der Schuh für
den Fuß, nicht der Fuß für den Schuh!
Unter hundert Personen der größeren Städte gibt es mindestens achtzig
bis neunzig, an deren Füßen etwas nicht in Ordnung ist. Wir finden da
alle Grade der Mißbildung, Verunstaltung und Erkrankung, von der leich-
testen bis zur schwersten Gattung. Von all diesen Leiden sind vielleicht
drei Viertel auf den eigenen Unverstand oder auf den der Eltern und Er-
zieher zurückzuführen. Schwere, später nicht mehr gutzumachende Fehler
werden oft schon im frühesten Alter an den Kindern begangen, deren
Knochen noch nicht widerstandsfähig sind. Dannt eine Senkung des Fuß-
gewölbes verhütet wird, ist es unbedingt zu verhüten, daß sich die Kinder
zu früh auf die Beine stellen.
Die meisten Fußerkrankungen stellen sich jedoch bei Erwachsenen und
bei Personen vorgerückten Alters ein. Da klagen die Leute oft über Schmer-
zen an den Füßen, obwohl ihre Füße ganz normal sind. Oft strahlen die
Schmerzen bis an die Hüften aus, und man denkt zunächst an Rheumatis-
mus, Ischias oder Gicht, ohne die Ursachen dieser Beschwerden zu erkennen.
Meist sind es aber die Füße, die solche Schmerzen Hervorrufen, denn durch
die Überlastung beim Gehen und Stehen oder durch das Tragen von
Schuhen mit zu hohen Absätzen drückt das Knochengewölbe des Fußes
nach unten, Muskeln und Bänder werden geschwächt, die Füße verlieren
ihre Tragkraft und brechen allmählich zusammen, wenn nicht frühzeitig
etwas dagegen geschieht.
Der Fuß ist ein Wunderwerk der Natur. Seine Konstruktion, sein Mecha-
nismus ist unter geringstem Materialaufwand zu einem elastisch-federnden,
bogenförmigen Fundament geformt, auf welchem die schwere Last des
Körpers ruht. Unter dem dauernden Druck ist indes der Fuß der Gefahr
ausgesetzt, allmählich zusammenzubrechen.

Die Ermüdung des Fußes ist die erste Mahnung vor drohender Gefahr.
Der Fuß ist überlastet und verlangt Ruhe und Schonung zur Wieder-
erlangung seiner Kräfte. Wird ihm hierzu keine Zeit gelassen, wird er in der
Ausübung seines schweren Dienstes mißhandelt, so stellen sich Schmerzen
ein, und mit diesen beginnt das Stadium der Fußbelastungsbeschwerden,
die allmählich in recht langwierige Knick- und Senkfußleiden ausarten.
Wie kann man diesen Übeln begegnen?
Zunächst ist es erforderlich, daß man bei eintretenden Fußbeschwerden
oder bei rascher Ermüdung seine Füße auf ihre schmerzhaften Stellen
hin genau prüfen läßt. Die neuzeitige Fußbehandlungsmethode bedient sich
hierbei eines Fußreflerspiegels, der eine genaue Ermittlung der über-
lasteten und geschwächten Stellen der Füße ermöglicht und mit plastischer
Deutlichkeit die Ursachen der Fußbeschwerden zu erkennen gibt. Alsdann
ist die Anwendung einer nach Möglichkeit elastischen, den Füßen anschmieg-
samen Fußstütze oder Einlage von Wichtigkeit. Eine starre Einlage aus
Metall kann einen heilwirkenden Zweck nicht so erfüllen, denn sie erzeugt
nicht nur Druckschmerzen, sondern hemmt auch die Tätigkeit der Muskulatur.
An eine wirklich zweckdienliche Einlage müssen im wesentlichen folgende
Anforderungen gestellt werden: Sie muß den Fuß da unterstützen, wo er
am stärksten belastet ist,- sie muß bis zu einem gewissen Grade federn und
je nach der Beschaffenheit des Fußes auf eine mehr oder minder starke
Wölbung eingestellt werden können,- sie muß schließlich die Möglichkeit
bieten, die Wölbung allmählich herabsetzen zu können, um den Fuß wieder
auf seine eigene Muskeltätigkeit anzuweisen. Nur dann ist mit einem nach-
haltigen Erfolg zu rechnen.
Im Vollgefühl körperlichen Wohlbehagens und ungeschmälerter Arbeits-
tüchtigkeit befindet sich nur der, dessen Leibesorgane ihre natürlichen Dienste
erfüllen. Dafür verlangen sie aber auch eine angemessene Pflege, die man
ihnen auf die Dauer nicht ungestraft verweigern kann. Auch die Füße ver-
langen ihr Recht, und dies umso mehr, als sie sich während ihres schwersten
Arbeitsdienstes in einer enggeschnürten Hülle befinden, die eine richtige
Blutzirkulation und eine genügende Hautausdünstung nicht zuläßt. Es ist
daher unerläßlich, den Füßen die Pflege angedeihen zu lassen, die sie
dringend benötigen. Hierzu gehört in erster Linie eine regelmäßige, ver-
nunftgemäße Fußmassage, die nach fachmännischer Beratung in Verbin-
dung mit einem giftfreien Kräuterbad, dem Verlauf der Muskeln ent-
sprechend, also immer von der Fußspitze zum Knie, vorgenommen werden
muß. Eine solche Massage beseitigt rasch die Wirkung der Ermüdung, übt
einen starken Einfluß auf die Absonderung aus, ist wirksam bei Stockungen
im Blutumlauf, bei Hautblässe und Blutarmut der Füße, bei rheumatischen
Beschwerden, bei Verhärtung, Knoten, Hühneraugen und Hornhaut und
fördert die Hautatmung. Sie steigert das Wohlbefinden des ganzen Kör-
pers, verschafft den Füßen mehr Beweglichkeit und trägt infolge besserer
Ausarbeitung des Körpers dazu bei, die Schlankheit zu fördern.
Ein weiteres Mittel zur Erhaltung und Wiedererlangung der Leistungs-
fähigkeit der Füße sind die gymnastischen Übungen. Zweck der Fußgym-
nastik iit, die Fußmuskulatur so zu betätigen, daß sie straffer, kräftiger
und widerstandsfähiger wird. Eine zielbewußte Gymnastik ist für den
menschlichen Fuß eine geradezu unentbehrliche Forderung, denn sie
bewirkt eine stärkere Durchblutung der geschwächten Muskeln und trägt
dazu bei, ein gesundes Verhältnis im Zusammenwirken aller körperlichen
Kräfte herzustellen.
Der Fuß ist das Fundament des gesamten menschlichen Organismus,
daher lege man größten Wert darauf, ihn gesund und standhaft zu erhalten.



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