zierliche Häuschen der Angestellten, dahinter die prosaischen Ateliergebäude.
Ateliers, die dem Auge des europäischen Filmmannes fremd erscheinen
müssen, sind sie doch aus ganz leichtem Balkenwerk gefügt.
Das Innere ist eine hartgestampfte Tenne, die als Straße und als
Untergrund für die senkrechten kurzen Balken dient, auf denen sich nach
malaiischer Art das japanische Haus aufbaut. Für Innenaufnahmen wird
in wenigen Minuten eine hölzerne Plattform geschaffen, eine winzige
Plattform; nimmt doch kein japanisches Zimmer einen großen Raum ein.
Auf diese Plattform werden Strohmatten gebreitet, einige Papierfenster
aufgestellt, dann noch einige papierbespannte Schiebetüren, einige Meter
imitierter Stuckwand, und das traditionelle japanische Zimmer ist fertig.
Fremdartig ist auch die Garderobe. In einer niederen Halle ein weiter
Raum, durch eine Bretterwand in einen inneren und äußeren Teil ge-
gliedert. Innen die Männer, außen die Frauen. Jeder für sich an einem
kaum zwanzig Zentimeter hohen Schminktisch. Kein Startum, keine
Ertragarderobe gibt es für die Hauptdarsteller, überall Kameradschaft.
für Alle <!.<!!,Hefr iZ
Unglaublich ist die Abhärtung des japanischen „Pakusha", des Schau-
spielers. Fertig geschminkt, wandern sie alle zum Ankleideraum übet
den weiten Hof, auch mitten im Winter in leichtester Unterkleidung,
wo Rüstungen angelegt, die schweren, auf einer getriebenen Kupferplatte
befestigten Perücken aufgesetzt und die breiten Gürtel geschlungen werden.
Äußerst mäßig ist die Bezahlung der Pakushastars, gemessen an ameri-
kanischen oder europäischen Verhältnissen. Trotzdem herrscht bei dem ganzen
Filmvölkchen großer Arbeitseifer und stetige Arbeitswilligkeit. Gar nicht
selten beginnt die Arbeit morgens um neun Uhr und dauert bis drei Uhr
nachts mit zwei je einstündigen Pausen.
Die geschaffenen Werke, künstlerisch hochstehend, wundervoll gespielt,
sind leider für unfern Geschmack unverständlich und allzu fremdartig. Des-
halb sind bislang alle Versuche, rein japanische Filme in Deutschland auf-
zuführen, fehlgeschlagen, erst eine Zusammenarbeit von europäischen und
japanischen Schauspielern, von einem europäischen und japanischen Regis-
seur, vermochte eine solche Aufführung in der letzten Zeit zu ermöglichen.
Dem Dichter ru 8oin6iri künkriAgterl Ooi)uiT8lsA /Von IXors von Lrockäorkk
Ou den vielen schöpferischen Köpfen, mit denen uns der Norden be-
«^schenkte, zählt der Schriftsteller Manfred Kyber, der am 1. März 1880
in Riga in dem damals russischen Livland geboren wurde. Er ist in Krieg
und Revolution traurige Leidenswege gegangen, aber aus diesem Ringen
hat sich eine künstlerische Persönlichkeit von tiefer innerlicher Glut und
Weisheit entwickelt. Das Kleinste
die Seele derer verliehen, die da Schmerz tragen. Über die Welt des Ver-
borgenen, Geheimwissenschaften und Magie unterrichtet er sachlich und ver-
ständlich in seinem Buch: „Einführung in das Gesamtgebiet des Okkultis-
mus" (Union Deutsche Verlagsgesellschaft). Unter den Gedichtbänden seien
vor allen Dingen „Genius Astri" und „Stilles Land" erwähnt. Sie gehören
zum Stärksten, was der Dichter
und Einfachste hat es ihm ange-
tan, bei ihm wird es groß und be-
deutungsvoll. Zartheit und Stille,
die Erlebnisse tausendfältiger, win-
ziger Begebenheiten, zeichnet er
mit sicherer, ehrfürchtiger Hand,
ohne sich um literarische Moden zu
kümmern. Auf Grund seiner Le-
benserfahrung und feinen Be-
obachtungsgabe kennt er die inner-
lichsten Vorgänge in den Geschöp-
fen und ist dem Herzen seines
Nächsten so nahe wie der hilflosen
ärmstenKreatur.Tragische, traum-
hafte und heitere Motive, schmerz-
liche Erkenntnisse wechseln ab mit
Komik und Satire. Zeitlos sind
seine Stoffe und von jeder Sen-
sation weit entfernt. Besonders
das Märchen hat in ihm einen un-
vergleichlichen Erzähler, und sein
reizend illustriertes Buch „Der
Mausball" (Union Deutsche Ver-
lagsgesellschaft) dürfte jedermann
entzücken. Die drei Fabeln führen
kn eine anmutige und zierliche Welt
und sind voll possierlicher Ereig-
nisse und drolliger Zufälle. Durch
alles Heitere aber dringt schon die
feine Reife Kyberschen Empfin-
dens und die gütige Weisung an
das Kind: „Man muß schon selber
richtig die Augen aufmachen in
Gottes großer Schöpfung und die
Tiere und Blumen lieben, dann
wird man schauen, wo alle die
heimlichen Kronen sind, und wird
bald selbst eine tragen."
Auch die Märchen für Große,
das edle „Puppenspiel", zeigen
hohes literarisches Niveau, vollen-
dete Sprache und Ausdrucksmög-
lichkeit. Für den Schaffenden und
Schenkenden gibt es keine Armut
und kein armes, gleichgültiges
Schicksal. Ihm ist brüderliches,
inniger Sehen und Versenken in
Ausschnitt aus einem siebenfarbigen Bild zu dem Märchen-Bilder-
buch von Manfred Kyber „Oer Mausball und andere Tiermärchen".
an Lyrik geleistet. Doch um vollen
Einblick in die edle Kultur Kyber-
scher Kunst zu gewinnen, müßte
man seine gesamte Lyrik und Prosa
kennenlernen und bis zu seinem
letzten Werk verfolgen. Nichts ist
von ihm unverstanden. Mit lie-
bender Seele führt er Verlorenes
zur Heimat hin. Und wer die Büh-
nenstücke des Dichters gesehen hat,
wird deren Eindruck nie vergessen.
„Unter Tieren" war bis jetzt
sein größter Erfolg. In diesen.
Buch überbietet er sich in geist-
reichen Einfällen und Gedanken.
„Um ein Geschöpf zu verstehen,
muß man in ihm den Bruder
sehn!" Aus diesem Motto sind
diese meisterlichen Geschichten ent-
standen. Den Gipfel seines Schaf-
fens bildet sein letztes Werk „Die
drei Lichter der kleinen Veronika",
eine Gestaltung desübersinnlichen.
In die werdenden Zeiten schickt er
die Schönheit,dieArbeit seinesGei»
stes und die Kraft seines Herzens.
Als Verkünder neuer, besserer Ge-
schehnisse führt uns der Dichter
hinauf zu einem verklärten Leben.
Mächtig, zerstörend oder auf-
bauend, wandelt sich aus diesem
Sein ein anderes. Der Roman ge-
hört zu dem Stärksten, was von
ihm gestaltet wurde. Erschütternd
klingt er aus — aber sein Ende ist
wie neues Beginnen.
Aber nicht nur der Dichter wird
heute gefeiert, sondern auch der
Helfer und Beschützer armer Men-
schen und Tiere. Er ist der geistige
Führer des internationalen Tier-
schutzes, und sein Buch „Tierschutz
und Kultur" dürfte vielen bekannt
sein. Zum Erntetag wird das fünf-
zigste Jahr Manfred Kybers. Auf
neue Frucht warten Freunde und
Schüler des Dichters.
Ateliers, die dem Auge des europäischen Filmmannes fremd erscheinen
müssen, sind sie doch aus ganz leichtem Balkenwerk gefügt.
Das Innere ist eine hartgestampfte Tenne, die als Straße und als
Untergrund für die senkrechten kurzen Balken dient, auf denen sich nach
malaiischer Art das japanische Haus aufbaut. Für Innenaufnahmen wird
in wenigen Minuten eine hölzerne Plattform geschaffen, eine winzige
Plattform; nimmt doch kein japanisches Zimmer einen großen Raum ein.
Auf diese Plattform werden Strohmatten gebreitet, einige Papierfenster
aufgestellt, dann noch einige papierbespannte Schiebetüren, einige Meter
imitierter Stuckwand, und das traditionelle japanische Zimmer ist fertig.
Fremdartig ist auch die Garderobe. In einer niederen Halle ein weiter
Raum, durch eine Bretterwand in einen inneren und äußeren Teil ge-
gliedert. Innen die Männer, außen die Frauen. Jeder für sich an einem
kaum zwanzig Zentimeter hohen Schminktisch. Kein Startum, keine
Ertragarderobe gibt es für die Hauptdarsteller, überall Kameradschaft.
für Alle <!.<!!,Hefr iZ
Unglaublich ist die Abhärtung des japanischen „Pakusha", des Schau-
spielers. Fertig geschminkt, wandern sie alle zum Ankleideraum übet
den weiten Hof, auch mitten im Winter in leichtester Unterkleidung,
wo Rüstungen angelegt, die schweren, auf einer getriebenen Kupferplatte
befestigten Perücken aufgesetzt und die breiten Gürtel geschlungen werden.
Äußerst mäßig ist die Bezahlung der Pakushastars, gemessen an ameri-
kanischen oder europäischen Verhältnissen. Trotzdem herrscht bei dem ganzen
Filmvölkchen großer Arbeitseifer und stetige Arbeitswilligkeit. Gar nicht
selten beginnt die Arbeit morgens um neun Uhr und dauert bis drei Uhr
nachts mit zwei je einstündigen Pausen.
Die geschaffenen Werke, künstlerisch hochstehend, wundervoll gespielt,
sind leider für unfern Geschmack unverständlich und allzu fremdartig. Des-
halb sind bislang alle Versuche, rein japanische Filme in Deutschland auf-
zuführen, fehlgeschlagen, erst eine Zusammenarbeit von europäischen und
japanischen Schauspielern, von einem europäischen und japanischen Regis-
seur, vermochte eine solche Aufführung in der letzten Zeit zu ermöglichen.
Dem Dichter ru 8oin6iri künkriAgterl Ooi)uiT8lsA /Von IXors von Lrockäorkk
Ou den vielen schöpferischen Köpfen, mit denen uns der Norden be-
«^schenkte, zählt der Schriftsteller Manfred Kyber, der am 1. März 1880
in Riga in dem damals russischen Livland geboren wurde. Er ist in Krieg
und Revolution traurige Leidenswege gegangen, aber aus diesem Ringen
hat sich eine künstlerische Persönlichkeit von tiefer innerlicher Glut und
Weisheit entwickelt. Das Kleinste
die Seele derer verliehen, die da Schmerz tragen. Über die Welt des Ver-
borgenen, Geheimwissenschaften und Magie unterrichtet er sachlich und ver-
ständlich in seinem Buch: „Einführung in das Gesamtgebiet des Okkultis-
mus" (Union Deutsche Verlagsgesellschaft). Unter den Gedichtbänden seien
vor allen Dingen „Genius Astri" und „Stilles Land" erwähnt. Sie gehören
zum Stärksten, was der Dichter
und Einfachste hat es ihm ange-
tan, bei ihm wird es groß und be-
deutungsvoll. Zartheit und Stille,
die Erlebnisse tausendfältiger, win-
ziger Begebenheiten, zeichnet er
mit sicherer, ehrfürchtiger Hand,
ohne sich um literarische Moden zu
kümmern. Auf Grund seiner Le-
benserfahrung und feinen Be-
obachtungsgabe kennt er die inner-
lichsten Vorgänge in den Geschöp-
fen und ist dem Herzen seines
Nächsten so nahe wie der hilflosen
ärmstenKreatur.Tragische, traum-
hafte und heitere Motive, schmerz-
liche Erkenntnisse wechseln ab mit
Komik und Satire. Zeitlos sind
seine Stoffe und von jeder Sen-
sation weit entfernt. Besonders
das Märchen hat in ihm einen un-
vergleichlichen Erzähler, und sein
reizend illustriertes Buch „Der
Mausball" (Union Deutsche Ver-
lagsgesellschaft) dürfte jedermann
entzücken. Die drei Fabeln führen
kn eine anmutige und zierliche Welt
und sind voll possierlicher Ereig-
nisse und drolliger Zufälle. Durch
alles Heitere aber dringt schon die
feine Reife Kyberschen Empfin-
dens und die gütige Weisung an
das Kind: „Man muß schon selber
richtig die Augen aufmachen in
Gottes großer Schöpfung und die
Tiere und Blumen lieben, dann
wird man schauen, wo alle die
heimlichen Kronen sind, und wird
bald selbst eine tragen."
Auch die Märchen für Große,
das edle „Puppenspiel", zeigen
hohes literarisches Niveau, vollen-
dete Sprache und Ausdrucksmög-
lichkeit. Für den Schaffenden und
Schenkenden gibt es keine Armut
und kein armes, gleichgültiges
Schicksal. Ihm ist brüderliches,
inniger Sehen und Versenken in
Ausschnitt aus einem siebenfarbigen Bild zu dem Märchen-Bilder-
buch von Manfred Kyber „Oer Mausball und andere Tiermärchen".
an Lyrik geleistet. Doch um vollen
Einblick in die edle Kultur Kyber-
scher Kunst zu gewinnen, müßte
man seine gesamte Lyrik und Prosa
kennenlernen und bis zu seinem
letzten Werk verfolgen. Nichts ist
von ihm unverstanden. Mit lie-
bender Seele führt er Verlorenes
zur Heimat hin. Und wer die Büh-
nenstücke des Dichters gesehen hat,
wird deren Eindruck nie vergessen.
„Unter Tieren" war bis jetzt
sein größter Erfolg. In diesen.
Buch überbietet er sich in geist-
reichen Einfällen und Gedanken.
„Um ein Geschöpf zu verstehen,
muß man in ihm den Bruder
sehn!" Aus diesem Motto sind
diese meisterlichen Geschichten ent-
standen. Den Gipfel seines Schaf-
fens bildet sein letztes Werk „Die
drei Lichter der kleinen Veronika",
eine Gestaltung desübersinnlichen.
In die werdenden Zeiten schickt er
die Schönheit,dieArbeit seinesGei»
stes und die Kraft seines Herzens.
Als Verkünder neuer, besserer Ge-
schehnisse führt uns der Dichter
hinauf zu einem verklärten Leben.
Mächtig, zerstörend oder auf-
bauend, wandelt sich aus diesem
Sein ein anderes. Der Roman ge-
hört zu dem Stärksten, was von
ihm gestaltet wurde. Erschütternd
klingt er aus — aber sein Ende ist
wie neues Beginnen.
Aber nicht nur der Dichter wird
heute gefeiert, sondern auch der
Helfer und Beschützer armer Men-
schen und Tiere. Er ist der geistige
Führer des internationalen Tier-
schutzes, und sein Buch „Tierschutz
und Kultur" dürfte vielen bekannt
sein. Zum Erntetag wird das fünf-
zigste Jahr Manfred Kybers. Auf
neue Frucht warten Freunde und
Schüler des Dichters.