1874 wurde der Thurm vom Blitz getroffen und dabei der Knauf des
grossen Helmes zerstört; der Schaft erhielt einen Sprung und wurde
durch Eisen armiert, die gleichfalls zerstörte Wetterfahne durch eine neue
aus Eisen, genau der alten entsprechend, ersetzt. Ueber die letzte grosse
Wiederherstellung des Jahres 1885, für welche seitens der Stadt 11160
Gulden bewilligt worden waren, wird weiter unten berichtet werden.
Der Demolitionswuth im Anfänge unseres Jahrhunderts ist der Thurm
Dank der energischen Fürsprache der Nachbarschaft und Dank der warmen
Verwendung des französischen Gesandten Grafen Hedouville beim Fürsten
Primas glücklich entgangen.
Ein wenig erfreulicher, aber nicht zu umgehender Theil der Ge-
schichte dieses ehrwürdigen Bauwerkes, dessen Zerstörung heute als der
Gipfel der Barbarei und des Vandalismus erscheinen würde, sind die Be-
strebungen und Vorschläge zur Entfernung des Thunnes, die allen Ernstes
mehrfach von hochgebildeten, um die Stadt wohl verdienten Männern ge-
macht wurden. 1808 befürwortete der Schöffe von Oienschlager, der in
demselben Berichte warm für die Erhaltung der Warten eintrat, die Be-
seitigung des Eschenheimer Thurmes mit den AVorten: „AVir würden dem
Eschenheimer Thorthurm (wir wissen, dass ihm auf die Fürbitte einiger
Nachbarn, die uns unsere von der ihrigen abweichende Meinung verzeihen
werden, noch Gnade widerfahren) — so zu sagen im Mittelpunkte zwischen
den so modernen und stolzen Zugängen (Avenuen) und andern regel-
mässigen Anlagen auf der einen Seite, oder vor der Stadt und dem eben
so im elegantesten römischen Style erbauten Mülhensischen Palais (wie
man dem Ansehen nach, ohne Satyre zu sagen, wohl es nennen darf) auf der
andern Seite — schon vorlängst unerbittlich den Stab gebrochen haben,
und dieses um so gewisser, als er in einer nach den liberalsten Grundsätzen
regierten Stadt wie die unserige stets das Andenken der mit fast gleichen
Umgebungen versehen gewesenen Bastille und überdies noch durch seine
fast gleiche Form und schmutzige Farbe (die Bastille) dem, der sie ge-
sehen, auf das unschicklichste zurückzurufen sich herausnimmt." Stadt-
baumeister Hess der Jüngere berichtete am 4. Februar 1832 an das Bau-
Amt wegen Ausbesserung der oberen Thurmspitzen und ergriff diese Ge-
legenheit, um sich in einem im Bericht nachträglich allerdings durch-
stochenen, jedoch von ihm unterschriebenen Schlusssatz über den AVerth
des Thurmes auszusprechen. Er glaubte, nicht befürchten zu müssen, als ein
Vandale angesehen zu werden, wenn er sich frei dahin ausspräche: „dass der
Eschenheimer Thurm, welcher ohnehin sich durch keine architektonischen
Schönheiten auszeichnet, sondern als eine plumpe Mauermasse ohne alle A^er-
bindung mit sonstigen Gebäuden also zwecklos dasteht und nur zur A?er-
hnsterung der nahestehenden neueren Gebäude und zur Hemmung der freien
Passage dient, endlich auch dem neuen Frankfurt Platz machen sollte." Als
1864 das AVachtgebäude am Eschenheimer Thore abgebrochen wurde, stellte
Dr. med. Friedleben in der Gesetzgebenden Versammlung den Antrag,
grossen Helmes zerstört; der Schaft erhielt einen Sprung und wurde
durch Eisen armiert, die gleichfalls zerstörte Wetterfahne durch eine neue
aus Eisen, genau der alten entsprechend, ersetzt. Ueber die letzte grosse
Wiederherstellung des Jahres 1885, für welche seitens der Stadt 11160
Gulden bewilligt worden waren, wird weiter unten berichtet werden.
Der Demolitionswuth im Anfänge unseres Jahrhunderts ist der Thurm
Dank der energischen Fürsprache der Nachbarschaft und Dank der warmen
Verwendung des französischen Gesandten Grafen Hedouville beim Fürsten
Primas glücklich entgangen.
Ein wenig erfreulicher, aber nicht zu umgehender Theil der Ge-
schichte dieses ehrwürdigen Bauwerkes, dessen Zerstörung heute als der
Gipfel der Barbarei und des Vandalismus erscheinen würde, sind die Be-
strebungen und Vorschläge zur Entfernung des Thunnes, die allen Ernstes
mehrfach von hochgebildeten, um die Stadt wohl verdienten Männern ge-
macht wurden. 1808 befürwortete der Schöffe von Oienschlager, der in
demselben Berichte warm für die Erhaltung der Warten eintrat, die Be-
seitigung des Eschenheimer Thurmes mit den AVorten: „AVir würden dem
Eschenheimer Thorthurm (wir wissen, dass ihm auf die Fürbitte einiger
Nachbarn, die uns unsere von der ihrigen abweichende Meinung verzeihen
werden, noch Gnade widerfahren) — so zu sagen im Mittelpunkte zwischen
den so modernen und stolzen Zugängen (Avenuen) und andern regel-
mässigen Anlagen auf der einen Seite, oder vor der Stadt und dem eben
so im elegantesten römischen Style erbauten Mülhensischen Palais (wie
man dem Ansehen nach, ohne Satyre zu sagen, wohl es nennen darf) auf der
andern Seite — schon vorlängst unerbittlich den Stab gebrochen haben,
und dieses um so gewisser, als er in einer nach den liberalsten Grundsätzen
regierten Stadt wie die unserige stets das Andenken der mit fast gleichen
Umgebungen versehen gewesenen Bastille und überdies noch durch seine
fast gleiche Form und schmutzige Farbe (die Bastille) dem, der sie ge-
sehen, auf das unschicklichste zurückzurufen sich herausnimmt." Stadt-
baumeister Hess der Jüngere berichtete am 4. Februar 1832 an das Bau-
Amt wegen Ausbesserung der oberen Thurmspitzen und ergriff diese Ge-
legenheit, um sich in einem im Bericht nachträglich allerdings durch-
stochenen, jedoch von ihm unterschriebenen Schlusssatz über den AVerth
des Thurmes auszusprechen. Er glaubte, nicht befürchten zu müssen, als ein
Vandale angesehen zu werden, wenn er sich frei dahin ausspräche: „dass der
Eschenheimer Thurm, welcher ohnehin sich durch keine architektonischen
Schönheiten auszeichnet, sondern als eine plumpe Mauermasse ohne alle A^er-
bindung mit sonstigen Gebäuden also zwecklos dasteht und nur zur A?er-
hnsterung der nahestehenden neueren Gebäude und zur Hemmung der freien
Passage dient, endlich auch dem neuen Frankfurt Platz machen sollte." Als
1864 das AVachtgebäude am Eschenheimer Thore abgebrochen wurde, stellte
Dr. med. Friedleben in der Gesetzgebenden Versammlung den Antrag,