! 434 :
Relief stattündet. Eine grosse barocke Kartusche trägt, vom Fürstenhute
bekrönt und von der Kette des Ordens vom goldenen Vliesse umschlungen,
das Wappen des fürstlichen Hauses. Links davon sitzt ein helmbedeckter,
mit einem langen, faltenreichen Gewände bekleideter, weiblicher Genius,
welcher einem von rechts heranschreitenden Löwen eine Maske in der
nach unten gestreckten Linken entgegenhält. Beide Figuren sind in
Form und Meisseiarbeit von grosser technischer Vollendung. Hüsgen
nennt als ihren Urheber, wohl mit Recht, den „alten Egel" von Mann-
heim (vgl. 8. 405). Wahrscheinlich wurde letzterer von Hauberat dem
Fürsten empfohlen. *) Diese Gruppe tritt nicht als selbständiges Kunst-
werk auf und bietet daher ein gutes Beispiel, wie damals der Bildhauer
sich den vom Architekten gegebenen Bedingungen in vollendeter Weise
anzupassen vermochte. Das prachtvolle geschnitzte Thor, welches wie
in der Baugesclrichte schon erwähnt, herausgenommen wurde und in
Fig. 386 nach der vorzüglichen Abbildung bei Luthmer (Tafel 1) wieder-
gegeben ist, muss, sowohl in Bezug auf seine plastische AVirkung als
auf die Flächenvertheilung, ein wahres Meisterwerk des Barock-Rokoko
genannt werden. Eine kräftige Oberschwelle trennt in Kämpferhöhe die
beiden Thorflügel von dem oberen halbkreisförmigen Theile. Dieser ist
mit einer grossen Kartusche dekoriert, welche das verschlungene Mono-
gramm AF des fürstlichen Erbauers trägt, und an deren schmälerem
unteren Theile zwei nach den Seiten ragende Füllhörner befestigt sind.
Jeder Flügel wird durch ein breites, segmentförmiges Querholz in zwei
Felder zerlegt. Der obere Theil enthält Embleme aus Köchern, Pfeilen,
Fackeln und Ruthenbündeln in zierlicher Umrahmung, während der untere,
auf einem hohen einfachen Sockel, in der Mitte freibleibt, und die Um-
rahmung durch eine kleine Löwenmaske oben und durch einen Biumen-
strauss unten belebt ist. ^)
Die viertelkreisförmigen Wände zu beiden Seiten des Thores sind je
von einem Fenster durchbrochen und von Lisenen eingefasst. Die Balustrade
ist nach Massgabe der letzteren eingetheilt. Die Docken sind von qua-
dratischem Querschnitte und im unteren Theile stark ausgebaucht (Fig. 394).
Der Astragal der linken gebogenen Wand, die Docken auf der Hofseite
und einige Theile des Thorgesimses sind von Zink; wahrscheinlich wurden
diese Theile bei einer Reparatur, welche in den sechziger Jahren statt-
fand , ausgewechselt.
Im linken Pavillon, in dessen Erdgeschoss die durch Längstonnen
mit Stichkappen überwölbten Küchenräume untergebracht waren, beßndet
sich der Eingang zum Küchenhofe. Die Doppelthüre ist in je drei einfache
*) Heber Egel vgl. Mathy, Studien zur Geschichte der Bildenden Künste in
Mannheim etc. (Mannheim 1894) S. 81, 82.
b Neuerdings liess Freiherr von Bethmann durch den Holzbildhauer Karl Mohr
in Frankfurt dieses Thor für den „Basler Hof" in der Schüppengasse kopieren.
Einige Aenderungen wurden von dem Architekten Franz von Hoven angegeben.
Relief stattündet. Eine grosse barocke Kartusche trägt, vom Fürstenhute
bekrönt und von der Kette des Ordens vom goldenen Vliesse umschlungen,
das Wappen des fürstlichen Hauses. Links davon sitzt ein helmbedeckter,
mit einem langen, faltenreichen Gewände bekleideter, weiblicher Genius,
welcher einem von rechts heranschreitenden Löwen eine Maske in der
nach unten gestreckten Linken entgegenhält. Beide Figuren sind in
Form und Meisseiarbeit von grosser technischer Vollendung. Hüsgen
nennt als ihren Urheber, wohl mit Recht, den „alten Egel" von Mann-
heim (vgl. 8. 405). Wahrscheinlich wurde letzterer von Hauberat dem
Fürsten empfohlen. *) Diese Gruppe tritt nicht als selbständiges Kunst-
werk auf und bietet daher ein gutes Beispiel, wie damals der Bildhauer
sich den vom Architekten gegebenen Bedingungen in vollendeter Weise
anzupassen vermochte. Das prachtvolle geschnitzte Thor, welches wie
in der Baugesclrichte schon erwähnt, herausgenommen wurde und in
Fig. 386 nach der vorzüglichen Abbildung bei Luthmer (Tafel 1) wieder-
gegeben ist, muss, sowohl in Bezug auf seine plastische AVirkung als
auf die Flächenvertheilung, ein wahres Meisterwerk des Barock-Rokoko
genannt werden. Eine kräftige Oberschwelle trennt in Kämpferhöhe die
beiden Thorflügel von dem oberen halbkreisförmigen Theile. Dieser ist
mit einer grossen Kartusche dekoriert, welche das verschlungene Mono-
gramm AF des fürstlichen Erbauers trägt, und an deren schmälerem
unteren Theile zwei nach den Seiten ragende Füllhörner befestigt sind.
Jeder Flügel wird durch ein breites, segmentförmiges Querholz in zwei
Felder zerlegt. Der obere Theil enthält Embleme aus Köchern, Pfeilen,
Fackeln und Ruthenbündeln in zierlicher Umrahmung, während der untere,
auf einem hohen einfachen Sockel, in der Mitte freibleibt, und die Um-
rahmung durch eine kleine Löwenmaske oben und durch einen Biumen-
strauss unten belebt ist. ^)
Die viertelkreisförmigen Wände zu beiden Seiten des Thores sind je
von einem Fenster durchbrochen und von Lisenen eingefasst. Die Balustrade
ist nach Massgabe der letzteren eingetheilt. Die Docken sind von qua-
dratischem Querschnitte und im unteren Theile stark ausgebaucht (Fig. 394).
Der Astragal der linken gebogenen Wand, die Docken auf der Hofseite
und einige Theile des Thorgesimses sind von Zink; wahrscheinlich wurden
diese Theile bei einer Reparatur, welche in den sechziger Jahren statt-
fand , ausgewechselt.
Im linken Pavillon, in dessen Erdgeschoss die durch Längstonnen
mit Stichkappen überwölbten Küchenräume untergebracht waren, beßndet
sich der Eingang zum Küchenhofe. Die Doppelthüre ist in je drei einfache
*) Heber Egel vgl. Mathy, Studien zur Geschichte der Bildenden Künste in
Mannheim etc. (Mannheim 1894) S. 81, 82.
b Neuerdings liess Freiherr von Bethmann durch den Holzbildhauer Karl Mohr
in Frankfurt dieses Thor für den „Basler Hof" in der Schüppengasse kopieren.
Einige Aenderungen wurden von dem Architekten Franz von Hoven angegeben.