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Architekten- und Ingenieur-Verein <Frankfurt, Main> [Editor]; Wolff, Carl [Oth.]
Die Baudenkmäler in Frankfurt am Main (Band 3): Privatbauten — Frankfurt a. M., 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.25633#0133
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. 94


thüre zu demselben ist rundbogig überdeckt und hat ein Renaissanceprofil,
welches nahe über dem Boden durch eine seitliche Doppelschnecke abge-
fangen wird. Bis zum dritten Obergeschosse ist die Wendeltreppe mit
frei gewundener, meisterhaft konstruierter Spindel massiv aus rothem
Sandsteine. Die sehr ausgetretenen Stufen sind seit kurzem bis zum ersten
Obergeschosse mit Brettern überdeckt. Der Spindelanfänger ist in Form
eines gothischen Dienstsockels gehalten und mit reicher Facettierung ver-
sehen; eine ebensolche sinnvolle Durchbildung ist der Stelle zu Theil
geworden, wo im dritten Obergeschosse, in welchem die Treppe aus Holz
besteht, die hölzerne Spindel auf der Steinspindel anfängt: seitlich hervor-
gezogen sitzt neben dem steinernen Spindelprofile ein glattes, walzen-
förmiges, kurzes, schwebendes Steinstück, dessen Unterseite mit einer
Blattrosette verziert ist, darauf entspringt die reich und tief profilierte
Holzspindel, so dass also ihr Anfangspunkt von der Endigung des Profiles
der Steinspindel verschoben ist. Die tiefgekehlte steinerne Handleiste ist
in der Thurmwand noch erhalten. Der Treppenthurm war schon von Alters
her zwischen dem West- und dem Südhügel eingebaut, seine sechseckige
Grundform kam erst in dem mit Schiefer gedeckten Aufbau zur Erschei-
nung, denn darunter war in der Ecke des Hofes nur seine vordere Seite
sichtbar. Im Jahre 1863 wurde er um zwei massive Stockwerke erhöht und
besitzt seitdem ohne jeden architektonischen Abschluss ein seine Grund-
rissbildung verleugnendes Walmdach. Die Treppenfenster hatten, nach
einer Abbildung Reiffensteins, früher eine parallel zum Laufe aufsteigende
schräge Bank und ebensolchen Sturz. Der Schluss des früheren Thurm-
helmes, ein Knauf mit einer Wetterfahne, „die ein Wappenschild zeigt,
dessen wahrscheinlich bemalte Seite" von Reiffenstein, welcher dieselbe
zeichnete (in seiner Sammlung), nicht mehr erkannt werden konnte, ist
bei dem Umbaue verschwunden. Im Erdgeschosse befindet sich in der
nach Osten gerichteten Thurmwand ein Eingang, welcher unter der Treppe
durch in den südlichen Theil des Erdgeschosses des Westbaues führt; hier
waren früher Pferdeställe, die nach der Rosen-Gasse hin Fensteröffnungen
hatten. Diese Eingangsthüre hat noch die gothische rundbogige Proül-
umrahmung mit überschneidenden Rundstäben.
Dass die innere Ausstattung des Hauptbaues eine sehr reiche gewesen
sein muss, beweist die noch erhaltene Fenstertheilung in dem saalartigen
nördlichen Raume seines Erdgeschosses, welche einen Ausblick in das
Gärtchen gewährt; wir geben dieselbe nach der trefflichen Zeichnung von
Otto Lindheimer wieder (Fig. 80). Die in der mehrfach schon oben be-
schriebenen Art umrahmten Doppelfenster in der Nordwand sind von
Stichbogen überdeckt, welche von schön gezeichneten korinthischen Zwerg-
säulen, in den beiden Zimmerecken von entsprechenden facettierten Pfeilern
getragen werden. Vor dem mittelsten Fensterpfosten steht ein weiteres
Säulchen, um einen glatten Tragstein abzustützen, der sich unter dem
Scheitel des Bogens einschiebt und dem mächtigen Unterzugsbalken als
 
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